Schlafstörungen bei Kindern: wenn Kinder nachts nicht zur Ruhe kommen
Schlaf ist essentiell für die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern. Doch nicht alle Kinder finden in der Nacht die erholsame Ruhe, die sie benötigen.
Schlafstörungen bei Kindern sind ein häufiges Problem, das Eltern vor Herausforderungen stellt und oft auch Sorgen bereitet.
Schlafstörungen bei Kindern – Artikelübersicht:
- Was sind Schlafstörungen bei Kindern?
- Alterstypische Schlafprobleme
- Bedeutung des Chronotypus auf das individuelle Schlafbedürfnis
- Coronapandemie und Schlafprobleme bei Kindern
- 10 Tipps, wie Eltern die Schlafprobleme ihrer Kinder in den Griff bekommen
- Therapieformen der Schlafmedizin
- Linktipps
Wir beleuchten verschiedene Aspekte von Schlafstörungen bei Kindern, von den Ursachen über die Behandlungsmöglichkeiten bis hin zu potenziellen Einflussfaktoren aus der modernen Gesellschaft.
Was sind Schlafstörungen bei Kindern?
Schlafstörungen bei Kindern umfassen eine Vielzahl von Problemen, die den gesunden Schlaf beeinträchtigen können. Meist handelt es sich um vorübergehende Störungen ohne Krankheitswert.
Diese Störungen können vor allem vor dem Hintergrund der normalen Entwicklung des kindlichen Schlafs auftreten und beinhalten Probleme wie Ein- oder Durchschlafstörungen, nächtliche Atemstörungen, Schlafwandeln, Albträume, Schnarchen, Bewegungsstörungen im Schlaf, Tagesschläfrigkeit und Einschlafneigung am Tag, sowie nächtliches Bettnässen.
All diese Störungen können zu einer unzureichenden Schlafqualität führen, was sich negativ auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit des Kindes am nächsten Tag auswirken kann.
Es ist wichtig, bei hartnäckigen Schlafproblemen professionelle Hilfe zu suchen, da diese in der Regel erfolgreich behandelt werden können.
Schlafstörungen sind häufige Verhaltensauffälligkeiten im Kindesalter.
Es ist wichtig zu betonen, dass Schlafstörungen im Kindesalter keine Seltenheit sind.
Laut Experten sind 15 bis 30% aller Kinder im Vorschulalter von Ein- oder Durchschlafstörungen betroffen, wobei es sich zumeist aber bloß um vorübergehende Störungen ohne Krankheitswert handelt.
Studien zeigen, dass bis zu 30% der Kinder im Vorschulalter und etwa 10-20% der Kinder im Schulalter unter Schlafstörungen leiden können.
Diese Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf können verschiedene Ursachen haben und sind oft altersabhängig.
Alterstypische Schlafprobleme
Im Säuglingsalter und bei Kleinkindern sind häufige Probleme das nächtliche Aufwachen aufgrund von Hunger, vollen Windeln oder Blähungen.
Mit zunehmendem Alter können Alpträume, Nachtschreck, Nachtangst und Schlafwandeln auftreten. Kinder bis etwa 10 Jahre können auch Schwierigkeiten haben, alleine einzuschlafen oder sich an einen festen Schlaf-Wach-Rhythmus zu halten.
Nachtschreck, auch bekannt als pavor nocturnus oder Schlafterror, ist eine Schlafstörung, die hauptsächlich bei Kindern auftritt. Es ist gekennzeichnet durch plötzliches Erwachen in der Nacht, begleitet von intensiver Angst, Panik und Verwirrung.
Kinder können während eines Nachtschrecks schreien, weinen, sich unruhig bewegen oder sogar um sich schlagen, ohne dabei vollständig wach zu sein.
Nachtschreck tritt normalerweise während der Non-REM-Schlafphasen auf und kann für Eltern beunruhigend sein, obwohl die meisten Kinder sich nicht an die Ereignisse erinnern und keine langfristigen Auswirkungen haben.
Weitere Ursachen und Auslöser
Neben den altersspezifischen Schlafproblemen können auch organische Ursachen wie obstruktive Schlafapnoe, Restless-Legs-Syndrom oder gastroösophageale Refluxkrankheit Schlafstörungen verursachen.
Auch Symptome im HNO-Bereich (z.B. Polypen oder vergrößerte Rachenmandeln), Anfallereignisse (Epilepsie), Atemstörungen oder Herzrhythmusstörungen können Ursachen sein.
Darüber hinaus können Stress, Ängste, familiäre Probleme oder Veränderungen im Tagesablauf Auslöser für Schlafprobleme sein.
Bedeutung des Chronotypus auf das individuelle Schlafbedürfnis
Der Begriff Chronotypus bezieht sich auf die natürliche Veranlagung einer Person, zu bestimmten Zeiten des Tages wach oder schläfrig zu sein. Er basiert auf genetischen Faktoren und wird auch als zirkadianer Rhythmus oder Tagesperiodik bezeichnet.
Es gibt verschiedene Chronotypen, darunter den “Frühaufsteher”, die “Nachteule” und Zwischenformen.
Zum Beispiel neigen Frühaufsteher dazu, morgens am aktivsten und wachsamsten zu sein, während Nachteulen abends aktiver und wacher sind. Chronotypen können sich im Laufe des Lebens verändern, werden jedoch hauptsächlich durch genetische und altersbedingte Faktoren beeinflusst
Der Chronotypus, also die individuelle Veranlagung bezüglich der inneren Uhr, beeinflusst das Schlafverhalten, die Aktivitätsniveaus und die körperlichen Prozesse von Kindern im Laufe des Tages maßgeblich.
Einige Kinder sind von Natur aus Frühaufsteher, während andere eher zu den Nachteulen neigen.
Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse des Kindes zu berücksichtigen und einen Schlaf-Wach-Rhythmus zu etablieren, der zum Chronotypus passt.
Coronapandemie und Schlafprobleme bei Kindern
Schlafprobleme bei Kindern haben seit der Coronapandemie zugenommen. Laut einer Langzeituntersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf fühlten sich im Frühjahr 2020 bereits mehr als zwei von drei Kindern und Jugendlichen durch die Pandemie belastet, und dieser Anteil stieg um den Jahreswechsel 2020/21 auf 83 Prozent.
Die bevölkerungsbezogene COPSY-Längsschnittstudie ergab, dass der Anteil von Kindern und Jugendlichen, die über eine geminderte gesundheitsbezogene Lebensqualität berichteten, von 15 % (präpandemisch) auf 48 % im ersten Jahr der Pandemie anstieg und sich 2022 auf 27 % reduzierte.
Zudem haben sich psychosomatische Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen sowie Niedergeschlagenheit bei Kindern und Jugendlichen erhöht.
Die Studie zeigt, dass Kinder und Jugendliche insbesondere im ersten Jahr der Pandemie und zu Zeiten des Lockdowns psychisch belastet waren.
10 Tipps, wie Eltern die Schlafprobleme ihrer Kinder in den Griff bekommen können
1. Schaffen Sie eine entspannte Schlafumgebung: Ein ruhiges, dunkles und angenehm temperiertes Schlafzimmer ist wichtig, um ein optimales Schlafumfeld für Ihr Kind zu schaffen. Vermeiden Sie laute Geräusche und grelles Licht, und sorgen Sie dafür, dass das Bett bequem und gemütlich ist.
2. Festlegen fester Schlafenszeiten: Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus hilft Ihrem Kind, einen gesunden Schlaf zu entwickeln. Legen Sie feste Schlafenszeiten fest und halten Sie sich konsequent daran, auch an Wochenenden und Feiertagen.
3. Einführen von Einschlafritualen: Einschlafrituale geben Ihrem Kind Sicherheit und helfen ihm, sich auf das Zubettgehen vorzubereiten. Dies kann zum Beispiel ein beruhigendes Bad, das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte oder das Hören sanfter Musik sein.
4. Förderung gesunder Schlafgewohnheiten: Regelmäßige körperliche Aktivität tagsüber und eine ausgewogene Ernährung können dazu beitragen, dass Ihr Kind besser schläft. Vermeiden Sie jedoch übermäßige körperliche Aktivität kurz vor dem Zubettgehen und achten Sie darauf, dass Mahlzeiten nicht zu schwer oder zu spät eingenommen werden.
5. Begrenzen Sie die Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen: Bildschirme wie Smartphones, Tablets und Fernseher können das Einschlafen erschweren, da das blaue Licht die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. Begrenzen Sie die Bildschirmzeit Ihres Kindes mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen und fördern Sie stattdessen ruhige Aktivitäten wie Lesen oder Entspannen.
6. Festlegen einer ruhigen Schlafenszeit: Vermeiden Sie übermäßige Stimulation kurz vor dem Zubettgehen. Reduzieren Sie laute Geräusche und aufregende Aktivitäten und schaffen Sie eine ruhige Atmosphäre, die Ihrem Kind hilft, zur Ruhe zu kommen.
7. Beruhigende Techniken anwenden: Wenn Ihr Kind Schwierigkeiten hat, einzuschlafen oder nachts aufzuwachen, können beruhigende Techniken wie sanftes Streicheln, leises Summen oder das Spielen beruhigender Musik helfen, es wieder in den Schlaf zu bringen.
8. Kommunikation und Unterstützung bieten: Nehmen Sie die Ängste und Sorgen Ihres Kindes ernst und bieten Sie ihm Unterstützung und Trost, wenn es nachts aufwacht oder von Albträumen geplagt wird. Hören Sie aktiv zu und ermutigen Sie Ihr Kind, offen über seine Gefühle zu sprechen.
9. Konsultieren Sie einen Fachmann: Wenn die Schlafprobleme Ihres Kindes schwerwiegend sind oder längerfristig bestehen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Kinderarzt oder Schlafexperte kann mögliche Ursachen identifizieren und geeignete Behandlungsmöglichkeiten empfehlen.
10. Haben Sie Geduld und Ausdauer: Schlafprobleme lassen sich oft nicht über Nacht lösen. Haben Sie Geduld und Ausdauer, wenn Sie versuchen, die Schlafgewohnheiten Ihres Kindes zu verbessern, und seien Sie bereit, verschiedene Ansätze auszuprobieren, um herauszufinden, was am besten funktioniert.
Therapieformen der Schlafmedizin
Bei anhaltenden Schlafstörungen bei Kindern wenden Schlafmediziner verschiedene Behandlungsmethoden an, darunter:
Verhaltenstherapeutische Interventionen: Diese können helfen, das Schlafverhalten des Kindes zu verbessern, z. B. durch die Einführung einer festen Schlafenszeit und -routine.
Medikamentöse Therapie: In seltenen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden, sollte jedoch immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Homöopathische Ansätze: Einige Kinderheilpraktiker verwenden auch homöopathische Methoden zur Behandlung von Schlafstörungen bei Kindern.
Es ist wichtig, die Ursachen der Schlafstörungen zu identifizieren, bevor mit der Behandlung begonnen wird. Dazu gehören beispielsweise körperliche Erkrankungen, unruhige Schlafumgebungen oder Verhaltensgewohnheiten des Kindes.
Professionelle Hilfe sollte in Anspruch genommen werden, um die am besten geeignete Behandlungsmethode zu ermitteln.
Weitere schlaftherapeutische Möglichkeiten finden Sie auf: www.schlafmedizin.at
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Quellen:
¹ Hilfe bei hartnäckigen Schlafproblemen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
² Die COVID-19-Pandemie – Wie hat sie die Kinderpsyche beeinflusst? (Ravens-Sieberer U., Kaman A., Devine J., Reiß F. in Monatsschr. Kinderheilkd. 2023 Jun 6:1-7.) DOI: 10.1007/s00112-023-01775-x
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
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