Krampfadern: Optimale Behandlung mittels Schaumverödung
Krampfadern zählen zu den häufigen Zivilisationserkrankungen unserer Zeit. Werden therapeutische Maßnahmen zu spät oder gar nicht getroffen, können die Folgen irreparabel sein. Mit der Schaumverödung hat sich eine für den Patienten schonende Methode etabliert. Der Wiener Arzt und Krampfadern-Spezialist Gerhard Kögler erklärt die Hintergründe.
gesund.co.at: Was ist die Ursache für das Entstehen von Krampfadern?
Kögler: Krampfadern entstehen meist aus der Kombination zweier Ursachen: genetische Veranlagung und persönlicher Lifestyle. Hinzu kommen spezielle Faktoren wie etwa eine Schwangerschaft. Aber grundsätzlich lässt sich sagen: Wenn jemand eine genetische Disposition für Krampfadern hat, werden diese irgendwann einmal auftreten. Die Frage ist nur, wann.
gesund.co.at: Was kann man tun, um diesen Zeitpunkt möglichst lange hinauszuzögern?
Kögler: Das Betreiben von Sport etwa kann das Auftreten der Krampfadern sehr, sehr lange aufschieben. Ein zweiter wesentlicher Punkt ist die Ernährung: Hoher Fleischkonsum schwächt die Venenwände, pflanzliche Nahrung hingegen wirkt kräftigend. Verantwortlich dafür sind verschiedene Inhaltsstoffe, zum Beispiel die in den Zitrusfrüchten enthaltenen Flavonoide. Viel Obst und Gemüse sind auf jeden Fall ein guter Schutz.
gesund.co.at: Was sind die ersten Anzeichen von Krampfadern?
Kögler: Krampfadern können so tief liegen, dass man diese von außen überhaupt nicht bemerkt, doch in der Regel wird irgendwann eine kleine blaue Stelle sichtbar, die im Moment noch nicht als störend empfunden wird. Ab diesem Zeitpunkt ist mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass sich diese Stelle mit der Zeit vergrößert. Nach und nach beginnt sich eine Ader abzuzeichnen, die keinen geraden, sondern einen geschlungenen Verlauf nimmt. Das Wort Krampfadern kommt übrigens von „krümmen“.
gesund.co.at: Wie bemerkt man Krampfadern, die zunächst unsichtbar bleiben?
Kögler: Liegt das Problem tiefer, so dass man es nicht sehen kann, sind schwere Beine am Abend und Schwellungen die ersten Symptome. Man bemerkt dies etwa daran, dass Socken deutliche Abdrücke hinterlassen. Wenn diese immer länger anhaltenden Schwellungen über Jahre anhalten, wehrt sich das Bindegewebe gegen die Schwellungen und verhärtet sich. Im Endstadium entstehen sogenannte Indurationen, das Bindegewebe wird hart wie Holz. In diesem Stadium lässt sich kaum mehr eingreifen.
gesund.co.at: Wie lassen sich Krampfadern zuverlässig diagnostizieren?
Kögler: Bei der derzeit besten Methode wird ein Duplex-Ultraschall-Farbscanner eingesetzt, wodurch sich die Blutbewegung in der Vene farblich darstellen lässt. Während des Vorgangs sperrt der Arzt die Vene mit der Hand ab, lässt wieder los und kann am Scanner farblich erkennen, ob das Blut erneut absinkt oder weiter transportiert wird.
gesund.co.at: Welche Folgen ergeben sich aus unbehandelten Krampfadern?
Kögler: Nach der von den Krampfadern verursachten Blaufärbung kann sich die Haut in weiterer Folge bräunlich verfärben, schließlich sogar eine weiße Färbung annehmen. Die Haut ist zu diesem Zeitpunkt bereits dünn wie Papier, was besonders gefährlich ist: Kleinste Wunden verheilen nicht mehr, das erste Stadium des „offenen Beins“ – medizinisch Ulcus cruris – ist erreicht. Einen „Manschettenulkus“, einen rundherum offenen Unterschenkel, sieht man heutzutage allerdings nur mehr selten.
gesund.co.at: Besteht in der Bevölkerung und bei Ärzten ausreichendes Bewusstsein in Bezug auf diese Zivilisationserkrankung?
Kögler: Das Bewusstsein beginnt mit dem Lifestyle, mit der Einstellung zu Fragen der Bewegung und Ernährung. Das Problem der heutigen Medizin insgesamt besteht darin, dass weniger an der Ursachenforschung und mehr an der Behandlung gearbeitet – und auch verdient – wird. Man sollte sich die Frage stellen, warum es vor 2000 Jahren keine Krampfadern gab und heute so viele. Mein therapeutischer Ansatz schließt daher die Bewusstseinsbildung mit ein: gesündere Ernährung, mehr Bewegung.
gesund.co.at: Nun zu den Therapiemöglichkeiten: Welche grundlegenden Behandlungsmethoden sind zu unterscheiden?
Kögler: In historischer Zeit wurden Blutegel angesetzt, die nach Absaugung des Blutes eine gerinnungsfördernde Substanz hinterlassen haben, was bisweilen therapeutischen Erfolg hatte. Die moderne Medizin kannte lange Zeit nur das „Stripping“: Dabei wird zu Anfang und Ende einer Krampfader ein Schnitt gesetzt und die Ader herausgezogen. Diese Operationsmethode ist allerdings für den Patienten mit hoher Belastung und eventuell längerem Spitalsaufenthalt verbunden. Immer mehr werden daher minimal-invasive Methoden angewandt: Schaumverödung, Radiowellen- und Laserbehandlung.
Bei der Radiowellen- und Lasermethode wird versucht, die Enden der Vene mittels Temperatur quasi zu „verschmelzen“. Beide Anwendungsmethoden hinterlassen in der Regel keine Narben, müssen allerdings unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Benötigt wird lediglich ein kleiner Schnitt, um eine Sonde einführen zu können. Nach Verschließen der Enden stockt das im Innneren der Vene verbleibende Blut und wird nach und nach vom Körper abgebaut. Zurück bleiben minimale Bindegewebsreste.
Bei der Schaumverödung handelt es sich um die für mich einfachste und schonendste Methode: Mit einer oder zwei extrem dünnen Nadeln wird die Vene mit Schaum ausgefüllt. Danach geschieht dasselbe wie bei der Laserbehandlung: Der Körper erkennt die entstehenden Blutgerinnsel als Bluterguss und saugt das Ganze im Laufe der Zeit auf.
gesund.co.at: Wie zuverlässig ist diese Methode Ihrer Erfahrung nach?
Kögler: Wir haben in unserem Institut im Laufe der letzten 10 Jahre an die 30.000 Schaumverödungen durchgeführt. Bei weit über 99 % war die Behandlung erfolgreich und die Krampfader blieb verschlossen. Wir wenden daher praktisch nur noch diese Methode an. In ganz seltenen Fällen – falls das oberste Ventil extrem weit offen ist – wird zusätzlich unter lokaler Betäubung eine Verknotung angebracht.
gesund.co.at: Handelt es sich bei Besenreisern auch um Krampfadern?
Kögler: Besenreiser – kleine netzförmige Venen – können, müssen aber nicht mit Krampfadern in Zusammenhang stehen. Es gibt Menschen, die auch ohne ausgeprägter Venenschwäche eine Neigung dazu haben und bei denen sich keine Krampfadern entwickeln. Bei anderen Patienten werden die Besenreiser von darunter liegenden Krampfadern verursacht.
Besenreiser lassen sich mit einer minimalen Einspritzung leicht zum Verschwinden bringen, die Rückfallsrate ist allerdings groß, die Behandlung kann in diesem Falle wiederholt werden. Viele Patienten, vor allem Frauen, fühlen sich aufgrund der Besenreiser an ihren Beinen regelrecht stigmatisiert und lassen sich daher regelmäßig behandeln.
Der Mediziner Gerhard Kögler, 55, ist Spezialist für die Behandlung von Krampfadern.
Er leitet das Institut Dr. Kögler in Wien, das sich neben der Krampfadern-Therapie auf Anti-Aging-Behandlungen und ästhetische Medizin spezialisiert hat.
Kögler ist Vortragender auf internationalen Kongressen, unter anderem zum Thema Krampfadern.
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Linktipps
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