Was ist Angiologie?

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (27 Bewertungen, Durchschnitt: 3,89 Sterne von 5)
Was ist Angiologie?

Fotocredit: 7activestudio | stock.adobe.com

Angiologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Funktion und den Erkrankungen der Blutgefäße und Lymphgefäße befasst.


Der Begriff “Angiologie” leitet sich von den griechischen Wörtern “angeion” (Gefäß) und “logos” (Lehre) ab. Ein Facharzt für Angiologie befasst sich schwerpunktmäßig mit der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Erkrankungen der Venen, Arterien und Lymphgefäße.

Angiologie – Artikelübersicht:

Die Angiologie ist ein wichtiges Teilgebiet der Inneren Medizin und hat eine große Bedeutung für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems.

Innere Medizin: Facharztausbildung Angiologie

Um als Internist in Österreich die Zusatzbezeichnung Angiologie zu erlangen, muss man eine spezielle Weiterbildung in diesem Fachgebiet absolvieren. Diese umfasst in der angiologischen Spezialisierung Prävention, Indikation, Diagnostik und nicht-chirurgische Behandlung von Erkrankungen der Venen, Arterien und Lymphgefäße.

Die Angiologie umfasst daher nicht die Gefäßchirurgie, Gefäßchirurgen sind Spezialisten für Gefäßoperationen.

Die Schwerpunktprüfung Angiologie prüft die Inhalte der Sonderfach-Schwerpunktausbildung gemäß Ärzte-Ausbildungsordnung (ÄAO 2015). Die genauen Anforderungen und Voraussetzungen für die Weiterbildung in Angiologie können je nach Bundesland und Krankenhaus unterschiedlich sein.

In der Regel dauert die Weiterbildung mehrere Jahre und umfasst sowohl theoretische als auch praktische Ausbildungsinhalte. Nach Abschluss der Weiterbildung kann man die Zusatzbezeichnung Angiologie führen und als Facharzt für Innere Medizin und Angiologie tätig sein.

Das Aufgabengebiet der Angiologie

Die Aufgaben der Angiologie umfassen die Untersuchung und Behandlung von Durchblutungsstörungen, Venenerkrankungen, arteriellen Erkrankungen, Lymphödemen, Thrombosen und Embolien.

Angiologen beschäftigen sich mit einer Vielzahl von Gefäßerkrankungen, einschließlich Arteriosklerose, Thrombosen, Krampfadern, Lymphödemen und anderen Durchblutungsstörungen. Sie verwenden verschiedene diagnostische Verfahren wie Ultraschall, Angiographie und Blutuntersuchungen, um Gefäßerkrankungen zu identifizieren und die bestmögliche Behandlung zu planen.

Es gibt auch Krebserkrankungen, bei denen Angiologen in die Behandlung einbezogen werden können, beispielsweise bei Tumoren des Gefäßsystems, wie zum Beispiel Angiome oder Hämangiome.

Angiologen können auch bei der Behandlung von Komplikationen als Folge von Krebstherapien, wie z. B. Chemotherapie oder Strahlentherapie – etwa Thrombosen (Blutgerinnselbildung) oder Gefäßschäden, wie zum Beispiel Strahlennekrosen – helfen.

Eine der häufigsten Erkrankungen, die die Konsultation eines Angiologen erfordert ist jedoch zweifellos die Varikose, auch bekannt als Krampfadern. Bei dieser Erkrankung sind die Venen erweitert, geschlängelt und sichtbar unter der Haut hervortreten.

Die Entwicklung von Krampfadern wird durch eine Schwächung der Venenklappen verursacht. Venenklappen sind kleine Klappen in den Venen, die normalerweise verhindern, dass das Blut entgegen der Schwerkraft zurückfließt. Funktionieren diese Klappen jedoch nicht richtig, kommt es zu einem Blutrückstau in den Venen. Dies führt zu einem erhöhten Druck in den Venen, was wiederum zur Ausdehnung und Verformung der Venen führt.

In diesem Fall stehen dem Angiologen einige Therapiemöglichkeiten zur Verfügung: etwa das Tragen von Kompressionsstrümpfen, regelmäßige körperliche Bewegung, Gewichtsreduktion, das Hochlagern der Beine, Vermeidung langes Stehen oder Sitzen, Sklerotherapie (Verödung der betroffenen Venen), endovenöse thermische Ablation (Behandlung mit Laser oder Radiofrequenzenergie) und in einigen Fällen auch chirurgische Eingriffe.

Im Bereich der arteriellen Erkrankungen wird die kardiale arterielle Verschlusskrankheit (KAVK) und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) unterschieden.

Beide sind auf eine Verengung oder einen Verschluss von Blutgefäßen zurückzuführen, aber es gibt es einige wichtige Unterschiede zwischen ihnen.

Die kardiale arterielle Verschlusskrankheit (KAVK) bezieht sich auf Verengungen oder Blockaden der Blutgefäße, die das Herz selbst versorgen. Diese Erkrankung wird auch als koronare Herzkrankheit (KHK) oder koronare Arterienerkrankung (KAE) bezeichnet. Die Hauptursache für die KAVK ist in der Regel Atherosklerose, bei der sich Plaques aus Cholesterin, Fett und anderen Substanzen in den Koronararterien bilden.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) betrifft hingegen die Blutgefäße außerhalb des Herzens, insbesondere die Arterien, die zu den Beinen führen. Bei der pAVK kommt es zu einer Verengung oder einem Verschluss der peripheren Arterien, häufig aufgrund von Atherosklerose. Die Hauptsymptome der pAVK sind Beinschmerzen, insbesondere beim Gehen oder bei körperlicher Aktivität (Claudicatio intermittens).

Aufgrund des breiten Spektrums arbeitet die Angiologie daher eng mit anderen medizinischen Fachgebieten zusammen, wie z.B. Kardiologie (Herzerkrankungen) und Phlebologie (Venenkrankheiten). In einigen Ländern gibt es spezialisierte angiologische Zentren, in denen Experten verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten, um eine umfassende Versorgung von Patienten mit Gefäßerkrankungen zu gewährleisten.

Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Erkrankungen der Venen, Arterien und Lymphgefäße

Je nachdem ob es sich um akute Venenerkrankungen wie Venenentzündung (Phlebitis) oder Thrombose handelt, oder um chronische Venenerkrankungen, etwa Varikose (Krampfaderleiden), sind die Maßnahmen von Vorbeugung, Diagnose und Therapie natürlich unterschiedlich.

Genauso wie bei der jeweiligen Erkrankung der Arterien und Lymphgefäße, aber es gibt allgemeine Ansätze, die dem Laien einen guten Überblick über die Zusammenhänge in diesem medizinischen Fachgebiet geben:

Vorbeugung:

  • Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Ernährung, ausreichende körperliche Bewegung und Vermeidung von Rauchen können das Risiko von Gefäßerkrankungen verringern.
  • Gewichtskontrolle: Ein gesundes Körpergewicht reduziert die Belastung der Gefäße und das Risiko von Fettleibigkeit, Diabetes und anderen Erkrankungen, die die Gefäße beeinflussen können.
  • Vermeidung von längerem Sitzen oder Stehen: Bei berufsbedingtem Sitzen oder Stehen ist es wichtig, regelmäßige Bewegungspausen einzulegen, um die Durchblutung anzuregen.
  • Vermeidung von übermäßigem Druck auf die Gefäße: Eng anliegende Kleidung oder das Tragen von schweren Gegenständen über längere Zeiträume kann den Blutfluss beeinträchtigen.
  • Kompressionsstrümpfe: Bei bestimmten Risikogruppen oder bei ersten Anzeichen von Venenerkrankungen können Kompressionsstrümpfe empfohlen werden, um den Blutrückfluss zu verbessern und das Risiko von Komplikationen zu verringern.

Diagnose:

  • Klinische Untersuchung: Ein erfahrener Mediziner kann durch Befragung des Patienten und körperliche Untersuchung erste Hinweise auf mögliche Gefäßerkrankungen erhalten.
  • Bildgebende Verfahren: Doppler-Ultraschall, Angiographie, CT- oder MRT-Scans können verwendet werden, um den Zustand der Blutgefäße zu beurteilen und Verengungen, Blockaden oder andere Anomalien zu identifizieren.
  • Blutuntersuchungen: Bestimmte Bluttests können Hinweise auf Entzündungen, Gerinnungsstörungen oder andere Faktoren liefern, die die Gefäßgesundheit beeinflussen können.

Therapie: die Eckpfeiler der angiologischen Rehabilitation

Auch hier gilt: die genauen Maßnahmen zur Therapie von Gefäßerkrankungen hängen natürlich von der individuellen Situation und der Art der Erkrankung ab, dennoch gibt es einige Eckpfeiler, die in der angiologischen Rehabilitation eine wichtige Rolle spielen. Hier ein kurzer Überblick:

  • Bewegungstherapie: Bewegungstherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation bei Durchblutungsstörungen und Venenerkrankungen. Ziel ist es, die Durchblutung zu verbessern und die Muskulatur zu stärken. Die Medizinische Trainingstherapie hat in der kardiologischen und angiologischen Rehabilitation einen hohen Stellenwert. Dieses Bewegungstherapie kann sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining umfassen. Eine Besonderheit in diesem Zusammenhang stellt das strukturierte medizinische Training für Patienten (SMT) dar. Es ist ein Ansatz, bei dem Patienten mit chronischen Erkrankungen geschult werden, um ihre Gesundheit besser zu managen und ihre Lebensqualität zu verbessern. SMT kann bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt werden, einschließlich der kardialen arteriellen Verschlusskrankheit (KAVK) und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Adbei gibt es ein muskuläres Aufbautraining mit und ohne Geräten zur Schulung und Verbesserung der Kraftfähigkeit, aber auch ein aerobes Ausdauertraining, das die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und die symptomfreie Belastbarkeit im Alltag verbessern soll.
  • Ernährung: Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko für Gefäßerkrankungen zu senken und den Heilungsprozess zu unterstützen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie wenig Fett und Zucker ist empfehlenswert.
  • Medikamente: Je nach Art der Gefäßerkrankung können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, z. B. blutverdünnende Medikamente, entzündungshemmende Medikamente oder Medikamente zur Senkung des Blutdrucks. Welche Medikamente eingesetzt werden, hängt von der Art und Schwere der Erkrankung ab.
  • Minimalinvasive Verfahren: In einigen Fällen können minimalinvasive Techniken wie Angioplastie (Aufdehnung verengter Gefäße), Stenting (Einführen eines Metallgitters, um ein Gefäß offen zu halten) oder Sklerotherapie (Injektion eines Verödungsmittels in erkrankte Venen) verwendet werden.
  • Chirurgie: Bei fortgeschrittenen oder schweren Fällen können chirurgische Eingriffe erforderlich sein, wie z. B. Bypass-Operationen, Gefäßrekonstruktionen oder Lymphknotenentfernung.
  • Kompressionstherapie: Die Kompressionstherapie ist eine wichtige Maßnahme bei Venenerkrankungen wie Krampfadern oder Thrombosen. Dabei werden die betroffenen Körperregionen mit Kompressionsstrümpfen oder -verbänden behandelt, um den Blutfluss zu verbessern.
  • Schulung und Beratung: Eine umfassende Schulung und Beratung der Patienten ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation. Dabei geht es darum, den Patienten Wissen über ihre Erkrankung zu vermitteln und sie zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren.

Zusätzliche Maßnahmen bei der Gefäßrehabilitation, die darauf abzielen, die Durchblutung zu verbessern, Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen sind:

  • Physikalische Therapie: Verschiedene physikalische Therapien können eingesetzt werden, um die Durchblutung zu verbessern und die Funktion der Gefäße zu unterstützen. Dazu gehören beispielsweise Massagen, Thermotherapie (Wärme- und Kältetherapie), Elektrotherapie und Kompressionstherapie.
  • Raucherentwöhnung: Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für Gefäßerkrankungen. Die Raucherentwöhnung ist daher ein entscheidender Bestandteil der Gefäßrehabilitation. Unterstützende Maßnahmen wie Nikotinersatztherapie, Verhaltensänderungstechniken und Beratung können bei der Raucherentwöhnung helfen.
  • Psychosoziale Unterstützung: Gefäßerkrankungen können sich auch auf die psychische und soziale Gesundheit auswirken. Eine psychosoziale Unterstützung, wie z. B. Beratung, Selbsthilfegruppen oder Psychotherapie, kann den Patienten helfen, mit den emotionalen Auswirkungen der Erkrankung umzugehen und Unterstützung im Umgang mit dem Lebensstilwandel zu erhalten.

——————-

Quellen:

¹ Internisten im Netz: Angiologie
² Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 (Ärztekammer)
³ Kardiovaskuläre Rehabilitation (Gielen, S., Rauch, B., Schwaab, B. in: Marx, N., Erdmann, E. (eds) Klinische Kardiologie. Springer Reference Medizin. 2022) DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-62939-0_39-1

--------------------------


Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Was ist eine Herzkatheteruntersuchung?
– Ärzte & Therapeuten in Österreich Suche
– Krampfadern | Krankheitslexikon
– Arteriosklerose | Krankheitslexikon
– Sonographie | Medizinlexikon
– Ginko gegen Durchblutungsstörungen

Das könnte Sie auch interessieren …