Was ist eine Herzkatheteruntersuchung?

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Was ist eine Herzkatheteruntersuchung?

Fotocredit: Boris Zerwann | AdobeStock

Die Herzkatheteruntersuchung ist ein minimalinvasives und in der Regel schmerzfreies Verfahren zur Beurteilung und Behandlung von Herzkrankheiten.


Der Begriff “Herzkatheteruntersuchung” dient als Oberbegriff für verschiedene kardiologische Untersuchungsverfahren, bei denen ein Katheter, ein dünnwandiger Schlauch, in die Blutgefäße eingeführt wird, um das Herz zu diagnostizieren oder zu behandeln.

Herzkatheteruntersuchung – Artikelübersicht:

Diese Untersuchung ist eine wichtige Methode zur Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann dazu beitragen, die Lebensqualität von Patienten entscheidend zu verbessern.

In diesem Artikel werden die verschiedenen Aspekte der Herzkatheteruntersuchung, einschließlich der Vorbereitung, der Durchführung und der möglichen Komplikationen, detailliert erörtert.

Was ist eine Herzkatheteruntersuchung?

Ein Herzkatheter ist ein dünner, flexibler Schlauch, der in der Regel aus Kunststoff oder Metall besteht und zur Untersuchung oder Behandlung des Herzens eingesetzt wird.

Der Einsatz erfolgt durch Einführen des Katheters über Blutgefäße, in der Regel durch die Leiste oder das Handgelenk, bis er in das Herz vorgeschoben wird um verschiedene diagnostische und therapeutische Maßnahmen durchzuführen.

Der Katheter kann entweder mittels Gefäßpunktion über eine Vene in der Leiste oder Armbeuge bis in die rechte Herzkammer (Rechtsherzkatheter) oder über eine Schlagader in der Leiste, Armbeuge oder im Handgelenk bis in die linke Herzkammer (Linksherzkatheter) vorgeschoben werden.

Der Herzkatheter ermöglicht sowohl diagnostische als auch therapeutische Maßnahmen. Bei diagnostischen Herzkatheteruntersuchungen wird in der Regel Kontrastmittel verwendet, um die Herzkranzgefäße und andere Herzstrukturen auf Röntgenbildern sichtbar zu machen.

Dieser Prozess wird als Koronarangiografie bezeichnet und ermöglicht Ärzten, Verengungen oder Blockaden in den Blutgefäßen des Herzens zu identifizieren.

Zusätzlich zur Diagnostik kann der Herzkatheter auch für therapeutische Eingriffe verwendet werden, wie beispielsweise die Ballondilatation und Stentimplantation.

Bei der Ballondilatation wird ein aufgeblasener Ballon verwendet, um verengte Blutgefäße zu weiten, und anschließend kann ein Metallstent platziert werden, um die Gefäße offen zu halten.

Wann kommt sie zum Einsatz?

Die Herzkatheteruntersuchung wird vor allem bei Verdacht auf Koronarerkrankungen, also Verengungen oder Verschlüssen der Herzkranzgefäße, eingesetzt.

Sie dient auch zur Abklärung von Herzrhythmusstörungen und angeborenen Herzfehlern.

Die Herzkatheteruntersuchung ermöglicht zudem Aufschlüsse über die Pumpfunktion des Herzens, die Druckverhältnisse in der rechten Herzkammer und der Lungenschlagader, was wichtige Informationen für die Diagnose von verschiedenen Herzerkrankungen liefert.

Die häufigsten Gründe für eine Herzkatheteruntersuchung sind:

Herzinfarkt
– Angeborene Herzfehler
– Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien)
– Erkrankungen der Herzklappen (vor allem vor einer Operation)
– Herzmuskelentzündung
– Nach einer Herztransplantation

Zudem kann die Untersuchung bei folgenden Krankheiten sinnvoll sein:

– Arteriosklerose
– Angina pectoris
– Endokarditis

Außerdem können die Ärzte während der Untersuchung beispielsweise Engstellen in den Herzkranzgefäßen erkennen und gegebenenfalls direkt behandeln.

Gängige Herzkatheteruntersuchungen

Herzkatheteruntersuchung mit Stent

Ablauf einer Herzkatheteruntersuchung mit Stent – Fotocredit: phonlamaiphoto | stock.adobe.com

Es wird grundsätzlich zwischen Linksherzkatheter (arterieller Katheter) und Rechtsherzkatheter (venöser Katheter) unterschieden.

Zu den Linksherzkatheteruntersuchungen zählen Koronarangiografie, Laevokardiografie/Ventrikulografie und Perkutane transluminale Koronarangioplastie (PTCA).

  • Koronarangiografie: Diese diagnostische Untersuchung nutzt Kontrastmittel und Röntgenstrahlen, um die Herzkranzgefäße sichtbar zu machen und Verengungen oder Blockaden zu identifizieren.
  • Ballondilatation: Bei dieser therapeutischen Maßnahme wird ein aufgeblasener Ballon in verengte Blutgefäße eingeführt, um sie zu erweitern und den Blutfluss zu verbessern.
  • Stentimplantation: Nach einer Ballondilatation kann ein Stent, ein feines Metallgitter, platziert werden, um das Gefäß offen zu halten und eine erneute Verengung zu verhindern.
  • Herzklappenuntersuchung: Durch Einführen eines Katheters kann der Zustand der Herzklappen beurteilt werden, und in einigen Fällen können auch therapeutische Maßnahmen durchgeführt werden.
  • Elektrophysiologische Untersuchung (EPU): Hierbei werden Elektroden durch einen Katheter platziert, um die elektrische Aktivität des Herzens zu prüfen und Herzrhythmusstörungen zu diagnostizieren.
  • All diese verschiedenen Verfahren, die dazu dienen, präzise Informationen über die Herzgesundheit zu erhalten und gegebenenfalls Interventionen zur Behandlung von Herzkrankheiten durchzuführen, werden unter dem Sammelbegriff “Herzkatheteruntersuchung” zusammengefasst.

    Stent oder Bypass?

    Eine Bypass-Operation gilt als alternative Methode zur Stent-Behandlung von Engstellen.

    Ein Bypass ist eine chirurgische Operation, bei der verengte Blutgefäße überbrückt werden, indem man körpereigene Venen oder Arterien quasi als “Umleitung” verwendet. Dieses Verfahren wird in der Regel bei Patienten mit komplexen Gefäßverengungen oder multiplen Gefäßläsionen angewendet, die für eine Stentimplantation weniger geeignet sind.

    Ein Bypass bietet hohe Chancen, dass die Beschwerden der Patienten dauerhaft gelindert werden, und kann bei einigen Patienten bis zu 20 Jahre lang nach der Operation beschwerdefrei leben.

    Stents werden dagegen in der Regel bei Patienten mit einzelnen oder wenigen Gefäßverengungen eingesetzt, die effektiv mit einem Stent behandelt werden können. Dabei gibt es übrigens keine feste Regel für die maximale Anzahl an Stentimplantationen pro Patient. Die Entscheidung hängt von individuellen Faktoren und der Art der Herzerkrankung ab.

    Die Entscheidung zwischen Bypass und Stent hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Anzahl und Schwere der Gefäßverengungen, die allgemeine Gesundheit des Patienten und seine individuellen Risikofaktoren.

    Ablauf einer Herzkatheteruntersuchung und Nachsorge

    Die Herzkatheteruntersuchung erfolgt in der Regel ambulant im Herzkatheterlabor und dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Eine örtliche Betäubung wird an der Einstichstelle vorgenommen, während der Patient wach ist. Eine Vollnarkose kommt nur in Ausnahmefällen zum Einsatz.

    Es wird während der Untersuchung durchgängig ein EKG aufgezeichnet, der Blutdruck und der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen.

    Bei der Nachsorge ist darauf zu achten, dass die Einstichstelle sauber und trocken gehalten wird, um Infektionen zu vermeiden. In der Regel ist keine stationäre Aufnahme im Krankenhaus erforderlich, es sei denn, es treten Komplikationen auf.

    Wenn allerdings bei der Herzkatheteruntersuchung eine Gefäßstütze, also ein Stent, implantiert wurde, bleiben Patienten üblicherweiße zur Beobachtung im Krankenhaus.

    Nach einer Stentimplantation kann auch eine Herz-Reha empfohlen werden, um die körperliche Belastbarkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Dies wird individuell entschieden und durch den behandelnden Arzt begleitet.

    Nach der Herzkatheteruntersuchung sollten Patienten Ruhe wahren, keine schweren Gewichte tragen und sich allgemein schonen. Medikamentöse Therapien und Verhaltensmaßnahmen werden vom behandelnden Arzt empfohlen.

    Risiken

    Obwohl die Herzkatheteruntersuchung relativ sicher ist, können Komplikationen wie Blutungen, Infektionen, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle, Herzinfarkte oder allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel auftreten. Diese Komplikationen sind jedoch selten und treten vor allem bei Notfall-Patienten auf.

    Ein erhöhtes Risiko gilt etwa für Patientinnen und Patienten mit

    – unkontrolliertem Bluthochdruck
    – Nierenfunktionsstörung
    – Fieber/Infektion
    – Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
    – Kontrastmittelallergie
    – unkontrollierter Gerinnungsstörung
    – dekompensierter Herzinsuffizienz
    – akuter Magen-Darm-Blutung
    – und während der Schwangerschaft

    Das Risiko für Komplikationen kann durch eine sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der Untersuchung minimiert werden und Komplikationen sind in der Regel auch gut beherrschbar.

    Insgesamt sind die Risiken für mögliche Komplikationen bei einer Punktion in der Leiste größer als bei einer Punktion am Handgelenk.

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    Quellen:

    ¹ Das geschieht bei einer Herzkatheter-Untersuchung
    ² S1-Leitlinie Hygieneanforderungen bei invasiven Untersuchungen Behandlungen im Herzkatheterlabor

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    Linktipps

    – Medizinlexikon: das Herz Aufbau & Funktion des Organs
    – Vorhofflimmern: wenn das Herz rast
    – Arteriosklerose | Krankheitslexikon
    – Sonographie | Medizinlexikon
    – Vorsorge-Corner: Gesundenuntersuchung
    – Ärzte & Therapeuten in Österreich Suche

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