Phytopharmazie: von der Heilkraft der Pflanzen

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Krokus als Heilpflanze in der Phytopharmazie

Ob als Nahrungslieferant oder Genussmittel, zur Herstellung von Kleidern oder als Baumaterial – Pflanzen hatten schon immer eine spezielle Bedeutung für den Menschen. Seit Jahrtausenden werden Pflanzen außerdem als Heilmittel bei verschiedenen Beschwerden und Krankheiten verwendet.


Phytopharmazie beschäftigt sich mit Pflanzen und pflanzlichen Wirkstoffen als Arzneimittel, sowie der Verwendung von Heilpflanzen als Phytotherapeutika.

Die moderne Phytotherapie verbindet das Wissen über Heilpflanzen mit naturwissenschaftlichen Grundlagen und ist ein wichtiger Bestandteil der Medizin. Bis zur heutigen Zeit werden Pflanzen auf heilende Wirkung hin erforscht. Dabei macht man sich das Wissen aus längst vergangenen Tagen zunutze und verfeinert bereits bekannte Methoden zur Herstellung von Heilmitteln.

Geschichtliches

Alle Hochkulturen wie zum Beispiel die Sumerer, Ägypter, Maya und Azteken beschäftigten sich mit der Wirkung der Pflanzen auf den menschlichen Organismus. Es gab Priester, Schamanen und Heiler die sich darauf spezialisierten pflanzliche Heilmittel herzustellen und diese mit Ritualen und Zaubersprüchen an den Mann zu bringen.

Eines der ältesten Bücher das sich mit Heilkräutern und Heilkunde befasst, ist das Shen Nong Ben Cao Jing. Es wurde während der Han Dynastie (206 v. Chr. – 220 v. Chr.) verfasst und gilt noch heute als eines der Grundlagenwerke für die traditionelle chinesische Medizin.

In der späteren Zeit wurden medizinische Lehren vor allem in Klöstern verbreitet. Ein dunkles Kapitel der Heilkunst waren die Hexenverfolgungen im Altertum, Mittelalter und in der frühen Neuzeit.

Paracelsus (1493-1541) erkannte als erster, dass die Wirkstoffmenge darüber entscheidet, ob eine Pflanze als Arznei oder als Gift wirkt. “Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist”

Phytotherapie – was ist das eigentlich?

Die Phytotherapie (griech. phyton = die Pflanze, therapeia = die Pflege) beschäftigt sich mit der Behandlung von Krankheiten mit pflanzlichen Arzneimitteln und gehört zu den frühesten Therapieverfahren. Es handelt sich dabei um getrocknete Pflanzenteile die weiterverarbeitet werden zu Tees, Salben, Tabletten, Kapseln, Säften etc. Diese Arzneimittel können zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Erkrankungen eingesetzt (zum Beispiel des Magendarmtraktes, der Atemwege?), oder als Zusatztherapie verwendet werden um diverse Symptome zu lindern.¹

Die Wirksamkeit beruht auf bestimmten Pflanzeninhaltsstoffen und ist von der Dosis abhängig. Eine zu geringe Menge kann zu keiner Wirkung führen, bei einer Überdosierung können negative Nebenwirkungen auftreten.

Die Phytopharmazie erlebt im Moment eine Hochphase, da es für viele Menschen wichtig ist, “zurück zur Natur” zu kommen, ob bei Lebensmitteln, beim Hausbau oder bei der Medizin. Pflanzliche Heilmethoden werden auch als ungefährlich und rein weil natürlich angesehen – chemische hingegen als gefährlich. Diese Meinung ist eigentlich nicht tragbar da es wie bei allem eben auf die Dosis ankommt und pflanzliche Heilkräuter in ihrer Wirkungsweise schwanken können. Die Bodenbeschaffenheit, Pflege und Zeit der Ernte sind ausschlaggebend für die Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe.

Wirkungsweise

Verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe sind für ihre positiven Eigenschaften bekannt. Hier ein paar Beispiele und ihre Wirkung.

Flavonoide

Es gibt ca. 6500 verschiedene Flavonoide, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören. Ihre positiven Effekte auf die menschliche Gesundheit sind vielfältig. Sie wirken entzündungshemmend, antibakteriell und haben krampflösende Eigenschaften. Außerdem sind sie natürliche Antioxidantien die vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

Ätherische Öle

Sie sind verantwortlich für den charakteristischen Duft von Pflanzen. Sie wirken sich positiv aus auf Durchblutung und helfen bei Krämpfen im Magen-Darm Bereich. Vor allem bekannt sein dürfte aber die Schleim lösende Wirkung.

Bitterstoffe

Sie wirken appetitanregend und fördern die Verdauung. Außerdem können sie das Abwehrsystem des Körpers stärken und pathogene Keime bekämpfen.

Schleimstoffe

Wirken vor allem bei entzündeten Schleimhäuten, sie legen sich wie eine schützende Schicht darüber. Eine zweite Wirkung ist im Magendarmtrakt gegeben – sie regulieren den Stuhlgang und werden auch als Abführmittel verwendet.

Gerbstoffe

Gerbstoffe wirken zusammenziehend, dadurch wird es Giftstoffen und Bakterien erschwert, tiefer in das Gewebe einzudringen. Durch ihre entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung sind sie vielfältig einsetzbar.

Einige Beispiele wirksamer Pflanzen

Vielen von Ihnen wird die Wirkung bestimmter Pflanzen bereits bekannt sein da fast jeder Haushalt davon Gebrauch macht. Hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung einiger bekannter Pflanzen.

– Krampflösend, blähungstreibend: Kamille, Fenchel, Pfefferminze
– bei Verstopfung: Flohsamen, Leinsamen, Rhabarber
– Auswurffördernde Hustenmittel: Thymian, Anis, Eukalyptus, Latschenkiefer
– bei Harnwegs- und Blasenentzündungen: Birke, Schachtelhalm, Wacholder
– bei Krampfadern: Rosskastanie
– Durchblutungsstörungen: Ginkgo
– Schlafstörungen: Baldrian, Melisse, Hopfen, Lavendel
– Hauterkrankungen: Ringelblume, Arnika

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Quellen:

¹ Österreichische Gesellschaft für Phytotherapie

[andreber]

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