Grapefruit beeinflusst Wirkung von Medikamenten
Die Kombination von Grapefruit und Arzneien kann gefährlich sein, denn Medikamente reagieren nicht nur untereinander – auch Nahrungsmittel können als Gegenspieler Arzneien hemmen oder deren Effekt erhöhen.
Die schon mehrfach geäußerte Warnung, dass die Kombination von Grapefruits bzw Grapefruitsaft und Arzneien gefährlich sein kann, wurde nunmehr vom Pharmakologen Thomas Eschenhagen vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf erneuert, da viele Menschen dieses Faktum noch immer ignorierten:
Die Frucht beeinflusst die Wirkung zahlreicher Arzneimittel – darunter Antidepressiva, Immunsuppressiva, Blutdrucksenkern, Antibiotika, Schmerz- und Potenzmittel, sowie Anti-Baby-Pillen – nachweislich.
Besonders gefährlich sei die Kombination mit Cholesterinsenkern und Antiallergika, die schon mehrere Todesfälle verursacht haben soll.
Wie Nahrungsmittel auf Medikamente wirken können – Beispiel Grapefruit
Die Grapefruit (Pampelmuse) versetzte Pharmaforscher bereits in den 90er-Jahren in Aufruhr: Testpersonen einer Studie nahmen Arzneien mit dem Saft der Grapefruit ein. Das Fruchtaroma sollte den unangenehmen Geschmack des Medikaments überdecken. Das überraschende Ergebnis: Der Grapefruitsaft erhöhte die Konzentration der aufgenommenen Substanzen im Körper.
Nach den Aussagen des Parmakologen Eschenhagen, werden Grapefruits in Dünndarm und Leber von dem gleichen Enzymsystem verstoffwechselt, das beim Abbau von mehr als 50 Prozent aller Arzneien eine Rolle spielt.
Diese Cytochrom-P450-Enzyme werden durch einen noch unbekannten Inhaltsstoff der Frucht blockiert, sodass die Medikamente nicht abgebaut werden und sich im Blut zu mitunter bedrohlichen Konzentrationen anreichern.
In Verbindung mit Arzneien gegen Heuschnupfen kann der Saft der Grapefruit aber auch zu Herzrhythmusstörungen, in Kombination mit Schmerztabletten zu Herzrasen und mit Schlafmitteln eingenommen zu vollrausch-ähnlichen Symptomen führen.
Beispiele
Grapefruit oder Grapefruitsaft verursachen gefährliche Nebenwirkungen, wenn man gleichzeitig bestimmte Medikamente einnimmt, die die Blutfettwerte senken. Dazu gehören die “CSE-Hemmer”: Atorvastatin (Sortis©), Fluvastatin (Cranoc©, Locol©), Lovastatin (Mevinacor©), Pravastatin (Liprevil©, Mevalotin©, Pravasin©) und Simvastatin (Denan©, Zocor©).
Wechselwirkungen treten außerdem auf bei gleichzeitiger Einnahme von Grapefruit(saft) mit “Calciumantagonisten”, die z.B. gegen hohen Blutdruck eingesetzt werden. Hierzu gehören z.B. Amoldipin (Norvasc©), Felodipin (Modip©, Munobal©), Nifedipin (Adalat©), Nisoldipin (Baymycard©) oder Nitrendipin (Bayotensin©, Nitregamma©).
Das Antiallergikum Terfenadin (Teldane©) wurde wegen dieser Wechselwirkung bereits aus dem Handel genommen. Es gibt aber noch einige Generika auf dem Markt.
Über unerwünschte Wirkungen …
können Sie zwar den Beipackzettel lesen, Hinweise auf Wechselwirkungen werden Sie dort allerdings nicht finden. Die Arzneimittelhersteller sind zwar gesetzlich dazu verpflichtet, alles anzugeben, was sie über Interaktionen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten wissen.
Doch: “Zu diesem Thema ist noch verhältnismäßig wenig bekannt. Es müssten Untersuchungen über Wechselwirkungen mit weiteren Lebensmitteln durchgeführt werden,” sagt Dr. Ulrich Hagemann vom Deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Hinweise, Tipps & Tricks
Der Grapefruitsaft verstärkt – wie oben bereits angeführt – besonders blutdrucksenkende und blutfettsenkende Medikamente – wer also morgens Arzneien nehmen muss, sollte erst mittags Grapefruitsaft trinken. Wer Retard-Medikamente nehmen muss, sollte überhaupt auf den Konsum von Grapefruits verzichten.
Weitere bekannte Nahrungsmittel mit Wechselwirkungen:
Antibiotika sollte man grundsätzlich nicht mit Mineralwasser zu sich nehmen. Auch Milch in Kombination mit gewissen Antibiotika ist problematisch, da diese Antibiotika mit dem Calcium der Milch oder anderen Mineralstoffen große unlösliche chemische Komplexe bilden, die gar nicht ins Blut aufgenommen werden können und somit wirkungslos sind.
Auch Tomatensaft, Wein, Koffein und ballastreiche Kost sowie Lakritze sind kritisch zu betrachten. Lakritzprodukte regelmäßig in großen Mengen (>50g/Tag) genossen bringen etwa unseren Mineralhaushalt erheblich durcheinander. Ein kortisonähnlicher Stoff des Süßholzes (Rohstoff des Lakritz) ist dafür verantwortlich und sorgt in Kombination mit entwässernden Medikamenten für einen verstärkten Kaliumverlust.
Fragen Sie im Zweifelsfall immer Ihren Arzt oder Apotheker über mögliche bekannte Wechselwirkungen zwischen Medikament und Nahrungsmitteln!
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