Apitherapie: die Heilkraft der Bienen

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Apitherapie: die Heilkraft der Bienen

Grünes brasilianisches Propolis ist erprobt in der Krebsmedizin, Honig hilft beim Abnehmen, kontrolliert angewandte Bienenstiche wirken wie Bio-Akupunktur: Apitherapie – also das Heilen mit Bienenprodukten – gilt als eines der ältesten Therapieverfahren.


Archäologische Funde belegen, dass Menschen seit über 6.000 Jahren Bienenprodukte nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Heilmethode anwenden. Während Apitherapie in Südamerika, in den ehemaligen Ostblockstaaten aber auch in China eine lange Tradition hat und dort in Kliniken vielfach eingesetzt wird, ist die Heilkraft von Honig, Gelee Royale, Pollen, Propolis und Bienengift in Österreich nahezu in Vergessenheit geraten.

Erstaunlich ist vor allem das breite Anwendungsspektrum: Bei winterlichen Verkühlungen helfen Propolistropfen, in der Gynäkologie ist der antimykotische Effekt bekannt.

Aber auch bei schwerwiegenden Leiden wie Diabetes, Rheuma und Hepatitis sollen Bienenprodukte wirksam sein.

Der dem ersten österreichischen Apitherapiekongress werden über diese verblüffenden und zum Teil spektakulären Heilerfolge auch hierzulande informieren.

Im Februar 2009 kamen Ärzte und Wissenschaftler aus Brasilien, der Schweiz und Deutschland zusammen, um gemeinsam mit österreichischen Medizinern die Heilkunst mit Bienen vorzustellen.

Gelee Royale gegen Bluthochdruck, Pollen gegen Heuschnupfen

Dr.Stefan Stangaciu aus Rumänien, Sachbuchautor und Begründer des deutschen Apitherapiebundes, referiert u.a. über “Propolis als natürliches Antibiotikum”. Lebensmittelchemiker Dr.Andreas Daugsch (Brasilien, Hongkong, Deutschland) spricht über grünes Propolis, das exklusiv in Brasilien gewonnen wird. Es kann bei Schwermetallentgiftungen ebenso erfolgreich eingesetzt werden wie bei der Krebsbehandlung: der Wirkstoff “Artepillin C” aus grünem Propolis wurde in Japan für die Krebsbehandlung sogar patentiert.

Der Schweizer Arzt Dr.Matthias Holeiter wird Wundbehandlung mit Honig erläutern, der deutsche Heilpraktiker Joachim Polik demonstriert die “Honig Entgiftungsmassage”, ein altes russisches Heilmittel. Dr.Peter Daryai berichtet über die Anwendung von Bienengift bei Erkrankungen wie Fibromyalgie. Bienengiftallergie kann mithilfe von Bienengift-Injektionen in steigender Dosierung gut behandelt werden, wie Prof.Ulrich Müller, kürzlich emeritierter Chefarzt-Immunologe am Zieglerspital Bern berichten wird. “Apitherapie in ärztlicher Hand ist wirksam und zukunftsträchtig”, so der Imker Dr.Roland Berger, Organisator dieser ersten Apitherapie-Tagung: “Unser Kongress ist ein wichtiger Impuls, um die Heilkraft der Biene hierzulande bekannter zu machen.”

Was ist Apitherapie?

Apis mellifera heißt die bei uns bekannte Honigbiene, und von ihr hat die Api-Therapie auch ihren Namen. Honig, Pollen und andere Bienenprodukte werden zur Therapie verwendet. Wissenschaftlich erwiesen sind keimhemmende und keimabtötende Eigenschaften der Bienenprodukte. Das wohl bekannteste Produkt der Bienen ist der Honig. Er enthält neben den bloßen Kohlehydraten noch einige sehr wirksame Stoffe, nämlich:

  • Enzyme
  • Acetylcholin (für Reizleitung im Nervensystem)
  • Inhibine (antimikrobiell wirksame Wirkstoffe, also Hemmstoffe für Krankheitserreger)
  • Wuchshormon (für Hämoglobin im Blut)
  • Honig wird vor allem zur Stärkung bei Schwächezuständen, in der Rekonvaleszenz, nach Krankheiten und Operationen, sowie bei vielen inneren Leiden und schlecht heilenden Wunden eingesetzt.

Bis vor ca. 50 Jahren gab es nur wenig wissenschaftliche Studien über die Apitherapie. Erst nach dem 2. Weltkrieg haben viele Länder die große Bedeutung der Bienenprodukte als hochqualifizierte Nahrungs- und Arzneimittel erkannt. Inzwischen haben zahlreiche Wissenschafter unterschiedlicher Herkunft die Zusammensetzungen, Eigenschaften, Anwendungen, Gegenanzeigen und Dosierungsanleitungen der Bienenprodukte studiert.

Der Arzt Karsten Münstedt (Universitätsklinikum Gießen) referierte beim Apikongress über das mit Spannung erwartete Thema “Apitherapie aus der Sicht eines Schulmediziners”. Er befasste sich eingangs mit der Frage, wie sich diese beiden Begriffe sachgerecht definieren lassen. Unter Schulmedizin verstehe man die an Hochschulen Gelehrte und nach wissenschaftlichen Grundsätzen entwickelte Medizin. Apitherapie falle in die Kategorie der sogenannten komplementären und alternativen Methoden, die außerhalb der Schulmedizin stehen. Unter “komplementär” verstehe man eine Behandlung zusammen mit konventioneller, unter “alternativ” eine Behandlung anstatt konventioneller Therapie. Im politisch angestrebten Bemühen um Annäherung von konventioneller und komplementärer Medizin erzielte man im Jahre 2004 eine Einigung auf ein gemeinsames Mindestprinzip:

“Der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit muss gegeben sein.” Münstedt schlägt vor, zwecks besserer Akzeptanz seitens der Schulmedizin den Begriff “Api- Pharmakotherapie” zu verwenden. Münstedt anerkennt durchaus, dass Bienenprodukte in etlichen Fällen den wissenschaftlichen Beweis der Wirksamkeit erbracht haben, und zitiert dabei einwandfreie Studien über Honig in der Wundheilung, Propolis bei Herpesinfektionen, Bienengift bei Arthritis. Außerdem könnten Bienenprodukte die schulmedizinischen Behandlungen oft sinnvoll ergänzen. Es bestünden berechtigte Hoffnungen, dass Bienenprodukte sinnvoll in die Schulmedizin integriert werden können.

Vorsicht, Bienenprodukte

Bienenprodukte (insbesondere Bienengift) können im Einzelfall allergische Reaktionen verursachen. Bienengift kann Asthma und/oder lebensgefährliche allergische Reaktionen auslösen.

Die Österreichische Gesellschaft für Apitherapie wurde im April 2008 gegründet. Sie zählt an die 60 ExpertInnen aus der Ärzte- und Imkerschaft. Ihre Ziele sind, die Apitherapie auf eine fundierte wissenschaftliche Basis zu stellen und als anerkannte Methode der Komplementärmedizin in Österreich zu etablieren, sowie verbindliche Qualitätsstandards für Bienenerzeugnisse zu entwickeln. Angestrebt wird eine enge Zusammenarbeit zwischen ÄrztInnen und ImkerInnen.

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Linktipps

– Honig als Heilmittel
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– Insektengiftallergie – Aufklärungskampagne
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– TEM – Traditionelle Europäische Medizin erlebt eine Renaissance
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