Atemtherapie: richtig atmen will gelernt sein

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Atemtherapie: richtig atmen will gelernt sein

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Wir Menschen atmen unbewusst und automatisch aber nicht zwangsläufig richtig, denn oftmals atmen wir verkrampft oder unvollständig.


Falsches Atmen kann auf Dauer negative Folgen für den Körper haben, richtiges Atmen kann widerum nicht nur körperlichen Beschwerden vorbeugen, sondern auch bei psychischen Beeinträchtigungen helfen. Der Überbegriff Atemtherapie beschreibt genau diese beiden Einsatzbereiche spezieller Atemübungen. Nachfolgend alle Infos und die besten Übungen auf einen Blick.

Atemtherapie: richtig atmen will gelernt sein – Artikelübersicht:

Die Atmung – also die Zuführung von Sauerstoff in den menschlichen Organismus – ist ein unbewusster Vorgang, der vollautomatisch abläuft. Es ist aber auch die einzige Vitalfunktion, die willentlich beeinflusst werden kann.

Unterschieden werden grundsätzlich zwei Formen der Luftaufnahme: die Nasenatmung und die Mundatmung. Erstere ist die die gesündere Variante, denn die Luft wird beim Fluss durch die Nasengänge gleichzeitig erwärmt, befeuchtet (durch Schleimhäute) und gereinigt.

Unsere Atmung

Unser Organismus wird durch den Blutkreislauf mit all dem, was wir zum Leben brauchen versorgt. Das wichtigste Element dabei: Sauerstoff. Da Sauerstoff, im Gegensatz zu anderen Stoffen, nicht im Körper gespeichert werden kann, muss die Atemtätigkeit ununterbrochen erfolgen.

Dieser gelangt durch die Atmung ins Blut und wird dort zu den Zellen befördert, gleichzeitig wird Kohlendioxid abgeführt (Gastausch). Beim Atmungsvorgang wird also der Sauerstoff aus der Luft aufgenommen und das Kohlendioxid aus dem Blut abgegeben und wieder ausgeatmet.

Bei verstärkter körperlicher Aktivität muss die Atemfrequenz steigen, weil die Zellen mehr Sauerstoff benötigen und damit auch eine gestiegene Kohlendioxidbelastung abzuatmen ist.

Die durchschnittliche Atemfrequenz im Ruhezustand liegt bei Erwachsene bei 12 bis 16 Atemzügen pro Minute, bei einem normalen Atemzug nehmen wir rund 0,5 Liter Luft auf. Im Vergleich: Babys atmen im Wachzustand üblicherweise etwa 40-mal pro Minute ein und aus.

Die eingeatmete Luft setzt sich aus ca. 78 Prozent Stickstoff, 21 Prozent Sauerstoff, 1 Prozent Edelgase und 0,03 Prozent Kohlendioxid zusammen. Die ausgeatmete Luft enthält noch 17 Prozent Sauerstoff und 4 Prozent Kohlendioxid.

Nach ca. vier Minuten ohne Sauerstoff beginnen die Gehirnzellen abzusterben, was zu Hirnschäden und schließlich zum Tod führen kann.

Bei Stress oder Angst wird die Luft manchmal knapp, dies kann zu einer hohen Atemfrequenz führen, was von der Natur her als Fluchtreflex angelegt ist. Man atmet nur dann richtig, wenn die Luft ohne Anstrengungen in den Bauch und das Becken hineinströmen kann.

Wenn man schneller atmet oder hechelt, versorgt man den Körper mit weniger Sauerstoff und somit kann man dadurch weniger Kohlenstoffdioxid abgeben. Dies führt zu erhöhter Muskelspannung wobei der Körper weniger schmerzempfindlich wird. Dieser Effekt kann gewünscht sein (Flachatmung der werdenden Mutter beim Geburtsvorgang um die Schmerzen gering zu halten), sollte aber kein Dauerzustand werden.

Atmen Sie ruhig, denn so werden Blockaden verhindert, die durch starke Emotionen oder Anspannungen entstanden sind. Bei Stresseinfluss atmet der Mensch automatisch schneller, wodurch nur etwa 10 Liter Luft über den Blutkreislauf in die Organe gelangen. Durch eine gezielte Atmung (Bauchatmung) kann man bis zu 75 Liter Luft aufnehmen und durch eine bewusste Steuerung der Atmung Einfluss auf Psyche und Körper erreichen.

Atmen als therapeutischer Ansatz?

Wie bereits erwähnt ist die Atmung unbewusst und trotzdem steuerbar. In einer Atemtherapie lernt man, den eigentlich unbewussten Atemvorgang besser wahrzunehmen und zu steuern.

Der Begriff Atemtherapie ist eigentlich ein Überbegriff, denn er bezeichnet zwei grundverschiedene Vorgänge: Zum einen die Therapie der Atmung zur Prophylaxe und Behandlung von Krankheiten und Funktionsstörungen an Lunge und Stimmapparat (also die klinische Atemtherapie, welche vom Arzt verordnet und zumeist von einem Physiotherapeuten durchgeführt wird) und zum anderen die Therapie mit dem Atem (= dabei handelt es sich um ein psychotherapeutisches Verfahren).

Mit bestimmten Atemübungen soll dabei der Mensch ganzheitlich erreicht werdendas Atemtraining soll als Unterstützung bei psychosomatischen Problemen wie Antriebslosigkeit, Depression, Burnout und Schlafstörungen genutzt werden.

Eine bewusste ruhige Atmung wirkt jedenfalls nachweislich entspannend auf alle vegetativen Funktionen.

Ziel einer Atemtherapie

Die Therapie hat zahlreiche und vielfältige Atemübungen und verfolgt mehrere Ziele:

• die Aktivierung und Stärkung der Zwerchfellatmung
• die Erleichterung der Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronischen Bronchitis
• ein falsches oder flaches Atmen zu korrigieren und die Aufnahme vom Sauerstoff in der Lunge zu fördern
• Einübung der richtigen Atmung während der Wehen in der Geburtsvorbereitung
• Rehabilitation nach einer Operation im Brustbereich zu unterstützen

Zudem ist die Atemtherapie für jeden geeignet, der seine Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden verbessern möchte.

Vorteile einer Atemtherapie

Bei der Atemtherapie kann man erlernen, wie man richtig atmet. Dies bringt auch außerhalb stressiger Situationen sehr viele Vorteile:

• die Lösung von Muskelverspannungen
• das Wohlbefinden steigern
• die Leistungsfähigkeit verbessern
• Rückgang von Müdigkeit und Gefühlen der Erschöpfung
• viel mehr Vitalität
• die Stärkung der Konzentration
• Verbesserung der Durchblutung des Körpers und der Organe
• Harmonisierung des vegetativen Nervensystems

Die Atemtherapie bei Krankheiten

Die Atemtherapie gewinnt in der Medizin immer mehr an Bedeutung. Es ist erwiesen, dass eine richtige Atmung die Durchblutung verbessern kann und somit die Sauerstoffversorgung des Organismus optimiert wird. Vor allem Asthmatiker trainieren in dem sogenannten Kutschersitz Ihren Atem. In diesem Sitz sind die Beine leicht gespreizt, die Füße stehen auf dem Boden, der Oberkörper ist leicht gebeugt und die Unterarme sind auf den Oberschenkeln abgestützt.

Dadurch ist der Brustkorb vom Gewicht des Schultergürtels befreit und man kann tiefer einatmen. Für Patienten mit chronischen Bronchialerkrankungen oder nach Operationen im Bereich des Brustkorbes ist eine Therapie des Atmens sehr wichtig.

Über eine spezielle Atemtechnik – die Lippenbremse (siehe unten), werden die Bronchien entkrampft. Es wird normal durch die Nase eingeatmet und durch den Mund ausgeatmet. Beim Ausatmen sind Ihre Lippen leicht zusammengepresst.

Übungen für zu Hause

Die Lippenbremse

  1. Spitzen Sie beim Ausatmen gezielt Ihre Lippen.
  2. Atmen Sie gegen diesen Widerstand aus. Pressen Sie dabei allerdings nicht die Luft heraus. Ihre Ausatmung verläuft passiv gegen den Widerstand Ihrer Lippen. So bekommenSie ein gutes Gefühl dafür, wie sich Ihre Lunge langsam leert.
  3. Atmen Sie durch die Nase ruhig wieder ein.
  4. Atmen Sie erneut über die Lippenbremse aus. Wiederholen Sie dies einige Male, bis Sie wieder „frei“ atmen können.

Die Zwerchfellatmung

  1. Stellen Sie sich aufrecht hin. Ihre Füße sind geschlossen. Ihre Arme hängen locker herab.
  2. Atmen Sie langsam durch die Nase ein. Blähen Sie Ihren Blasebalg richtig auf. Ihr Bauch wird sich nach vorne wölben.
  3. Atmen Sie ruhig und langsam durch die Nase aus. Ihr Blasebalg „drückt“ die Luft aus Ihren Lungen heraus. Ihr Bauch wird flach und flacher.
  4. Legen Sie zusätzlich Ihre Hände auf Ihren Bauch. So spüren Sie das Heben und Senken Ihres Atems.
  5. Wiederholen Sie diesen Vorgang einige Minuten, bis Sie eine tiefe Entspannung spüren. Ihr Körper ist nun wieder mit Sauerstoff aufgetankt.

Die Kostenerstattung durch Ihre Krankenkasse

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur dann, wenn der Arzt eine Atemtherapie oder eine Rehabilitation verordnet. Wenn Sie jedoch ihre Atemtechnik nur zur Entspannung und Erholung und zum Stressabbau verbessern möchten, müssen Sie die Kosten selbst übernehmen.

Oft bieten Krankenkassen Kurse zusammen mit der Volkshochschulen an, gelegentlich werden diese auch von den Krankenkassen bezuschusst. Diese Regelung gilt auch für die Therapie mit dem Atmen und die des Atems. Am besten besprechen Sie im Vorfeld die Erstattung der Kosten mit Ihrer Krankenkasse.

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Quellen:

¹ Berufsvereinigung österreichischer Atemlehrer
² ATEM – Berufsverband für Atempädagogik und Atemtherapie Deutschlands

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Linktipps

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– Lunge – das menschliche Atmungsorgan | Medizinlexikon
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