Kuhmilch oder Pflanzenmilch: Wie gut sind Milchersatzprodukte?

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Kuhmilch oder Pflanzenmilch: Wie gut sind Milchersatzprodukte?

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Die Nachfrage nach Milchersatzprodukten nimmt Weltweit konstant zu. Neben Tierschutzargumenten und gesundheitlichen Gründen, werden zunehmend auch ökologische Motive für den steigenden Verbrauch genannt.


Doch sind pflanzenbasierte Getränke tatsächlich eine klimafreundliche Alternative zu Kuhmilch und sind vegetarische bzw. vegane Alternativprodukte automatisch auch gesund?

Kuhmilch oder Pflanzenmilch – Artikelübersicht:

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache, in Österreich steigt die Einkaufsmenge an Pflanzendrinks seit Jahren stetig. Laut GfK Haushaltspanel konsumierten 2021 bereits 35% der privaten Haushalte Milchersatz, das ergibt 13 Liter pro Kopf und Jahr.

Wenn man andere Produktgruppen aus Milchersatz – wie etwa Joghurt und Desserts – dazunimmt, beträgt das Marktvolumen laut Marktforschungsinstitut Nielsen weit über 56 Millionen Euro pro Jahr.

Doch woher kommt das enorme Interesse und aus welchen Ausgangsprodukten wird Pflanzenmilch überhaupt hergestellt?

Pflanzenmilch? Nein, Pflanzendrink!

Tatsächlich dürfen pflanzliche Milchalternativen die Bezeichnung “Milch” in keiner Form enthalten. Dieser Bezeichnungsschutz für Milcherzeugnisse soll Verbrauchertäuschung bei den Konsumenten verhindern.

Da Milch und Pflanzendrinks im Prinzip nur eine Gemeinsamkeit aufweisen, nämlich den Hauptbestandteil Wasser, ist dies auch nicht wirklich abwägig.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat jedenfalls 2017 entschieden, dass die Bezeichnung “Milch” nur Produkten vorbehalten ist, die aus der “normalen Eutersekretion” von Tieren (z.B. Kühen, Schafen, Ziegen) gewonnen werden.

Für pflanzliche Alternativen aus Hafer, Soja, Mandeln, Reis, Dinkel oder Gerste sind daher andere Bezeichnungen als Milch zu verwenden. Lediglich bei Kokos ist die Bezeichnung „Kokosmilch“ aufgrund einer Ausnahmeregelung auf EU-Ebene erlaubt, da „deren Art aufgrund ihrer traditionellen Verwendung genau bekannt ist“.

Weitere Produkte, die auf dieser Ausnahmeliste der EU angeführt sind, sind etwa Kakaobutter, Erdnussbutter oder auch Fischmilch. (Anhang VII der Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 zum Beschluss der EU-Kommission 2010/791/EU)

Die meisten Milchersatzprodukte werden daher unter der Bezeichnung Pflanzendrink angeboten.

Sind Pflanzendrinks gesund?

Milchersatzprodukte sind durchaus eine gesunde Alternative zu Kuhmilch, im Detail kommt es natürlich darauf an aus welchen pflanzlichen Quellen – etwa Soja, Hafer, Mandeln, Kokosnüsse, Erbsen usw. – sie hergestellt sind.

  • Die meisten enthalten durchaus ähnliche Nährstoffe wie Kuhmilch z.B. Vitamine und Eiweiß, aber längst nicht alle.
  • Milchersatzprodukte sind für Menschen geeignet, die keine Kuhmilch trinken können oder möchten. Dazu gehören Menschen mit Laktoseintoleranz oder Veganer. Milchersatzprodukte können auch eine gesündere Option sein als Kuhmilch für Menschen mit hohem Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck.
  • Es gibt jedoch einige Nachteile beim Verzehr von Milchersatzprodukten. Zum Beispiel enthalten viele Produkte Zuckerzusätze und andere Zutaten, die nicht immer gesund sind.
  • Milch und Milchprodukte sind wichtige Calciumquellen, wer sie durch Pflanzendrinks ersetzt, sollte zu Produkten mit zugesetztem Calcium greifen, da dieses bei vielen pflanzlichen Quellen nicht oder nur in geringem Umfang enthalten ist.
  • Auch kann es schwierig sein, den richtigen Milchersatz zu finden, da es nicht nur viele verschiedene Arten sondern auch Zubereitungsmethoden und Rezepte gibt. Es ist daher ratsam, dass man sich vor dem Kauf über die Inhaltsstoffe informiert.
  • Nicht zu vergessen: nicht wenige Pflanzendrinks aus industrieller Fertigung enthalten außerdem Stabilisatoren, Emulgatoren und Aromen, was sie zu hochverarbeiteten Produkten macht.

Es gibt natürliche Unterschiede in Bezug auf die gesundheitlichen Auswirkungen von Milch und Milchersatzprodukten. Obwohl einige Menschen glauben, dass vegane Alternativen gesünder sind als Kuhmilch, ist der gesundheitliche Effekt sehr gering. Daher sollten Verbraucher ihre Ernährung immer im Gesamtzusammenhang betrachten.

Vegetarisch oder vegan bedeutet außerdem nicht automatisch gesund: Eine Studie des vorsorgemedizinischen Instituts Sipcan zum Zucker- und Fettgehalt in pflanzlichzen Milchalternativen (zum Trinken und Löffeln) hat genau dies nun bestätigt. Denn von den 424 untersuchten Produkten war ein Viertel zu süß und jedes zehnte zu fettreich.¹

Es ist in jedem Fall wichtig zu beachten ist, dass Milchersatzprodukte nicht immer eine vollständige Ersatzmöglichkeit für alle Nährstoffe bieten, die in Kuhmilch enthalten sind. Daher sollte man bei der Auswahl von Milchersatzprodukten besonders auf die Nährstoffangaben auf der Verpackung achten.

Klimabilanz von Kuhmilch und Pflanzenmilch

Die Umweltbilanz von Pflanzendrinks und Milchersatzprodukten ist höchst unterschiedlich. Einige Pflanzendrinks haben eine geringere CO₂-Emission als Kuhmilch, aber andere haben einen annähernd hohen Wasser- oder Landverbrauch.

Hier eine aussagekräftige Infografik, die die Relationen hinsichtlich wichtiger Umweltfaktoren zwischen Pflanzendrinks und Kuhmilch anschaulich aufzeigen.

Klimabilanz Kuhmilch und Pflanzenmilch

Grafik: Herz As Media

Eine ganzheitliche Beurteilung der Umweltbilanz hinsichtlich Ressourcenverbrauch und Nachhaltigkeit ist komplex und letztlich auch immer vom einzelnen Produkt, dem Ursprung und der jeweiligen Herstellungsweise abhängig.

Es zeigt sich aber schon recht eindeutig, dass der Ressourcenverbrauch (Land, Wasser) und die Emissionen bei Kuhmilch weit größer sind als bei Pflanzenmilch. Vor allem verursachen letztere wesentlich weniger Treibhausgase und auch der Wasserverbrauch ist bei Pflanzenmilch signifikant geringer als bei Kuhmilch.

Die beliebtesten Pflanzendrinks im Überblick

Nachfolgend haben wir die beliebtesten Pflanzendrinks mit den wichtigsten Produktinformationen zusammengefasst.

Haferdrink

Hafermilch, wie sie noch immer mehrheitlich genannt wird, ist ein Milchersatz, der für Veganer und Menschen mit Laktoseunverträglichkeit geeignet ist.

Er enthält keine Laktose, kein Milcheiweißund auch keine Bestandteile von Soja weshalb er gut für Allergiker geeignet ist. Nur Menschen, die an Zöliakie leiden, müssen vorsichtig sein, denn nicht alle Haferdrinks sind zuverlässig glutenfrei.

Hafermilch enthält relativ viele Ballaststoffe aber kein Cholesterin, sie hat ähnlich viele Kalorien wie tierische Milch und ist deshalb ein guter Ersatz im Milchreis und verträgt sich geschmacklich auch gut mit Kaffee.

Haferdrinks schmecken leicht süßlich, kommen in der Regel aber ohne Zuckerzusatz aus, da bei der Herstellung Getreidestärke in Zucker umgewandelt wird.

Mandeldrink

“Mandelmilch” aus Mandeln und Wasser ist keineswegs ein modernes Hipstergetränk, vielmehr ist sie schon seit dem Mittelalter bekannt und hat sich von der Iberischen Halbinsel in Europa bis nach Ostasien ausgebreitet. Das Pflanzenprodukt ist ein typisches Getränk auf Sizilien, Kalabrien, Apulien und in der spanischen Küche und wird auch in verschiedenen Pflegeprodukten verwendet.

Auch “Mandelmilch” ist laktosefrei und ziemlich kalorienarm, sie enthält nur 22 Kilokalorien pro 100 Milliliter. Es fehlen ihr allerdings auch die gesunden Inhaltsstoffe der Mandeln – wie gesunde Fette, pflanzliche Eiweiße, Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Denn Mandeln machen in den meisten industriell hergestellten Getränken die bei uns erhältlich sind, nur etwa drei bis sieben Prozent aus – viel zu wenig für einen nennenswerten Effekt.

Diese pflanzliche Milchalternative mit ihrem nussigen Aroma ist besonders gut zum Backen, für Desserts oder in Verbindung mit Müsli und Cerealien. Als Zugabe zum Kaffee ist Mandelmilch allerdings nicht geeignet, da sie dabei ausflockt.

Sojadrink

“Sojamilch” ist ein Getränk, das aus eingeweichten Sojabohnen hergestellt wird und offiziell als Sojadrink bezeichnet wird, da der Begriff Milch ja, wie oben bereits erwähnt, gesetzlich geschützt ist.

Der Pflanzendrink enthält weniger Fett und Kalorien als Kuhmilch, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die gesund für das Herz-Kreislauf-System sind, viermal so viel Folsäure und sekundäre Pflanzenstoffe und ist reich an Vitaminen. Der Eiweißgehalt von Sojamilch ist höher als der von Kuhmilch und die Proteine sind biologisch besonders wertvoll.

Sojamilch hat viele positive Eigenschaften, vor allem der hohe Folsäuregehalt, ist für Schwangere besonders gesund. Wie alle anderen pflanzlichen Milchalternativen ist auch sie laktosefrei.

Sojamilch steht allerdings im Verdacht negative Auswirkungen auf den Hormonhaushalt des Körpers haben zu können. Abschließende Beurteilungen dazu liegen aber noch nicht vor.

Der Geschmack von Sojamilch ist leicht herb und nussig, aber es gibt auch viele aromatisierte Varianten in Geschmacksrichtungen wie Vanille oder Schokolade.

Weitere Ausgangsprodukte für pflanzliche Alternativen zu Milch sind Kokos, Reis, Hanf, Dinkel, Haselnüsse, Cashewnüsse und selten auch Lupinen und Erbsen.

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Quellen:

¹ So überprüfen Sie Milchalternativen (SIPCAN, das Special Institute for Preventive Cardiology and Nutrition)
² Milchiges aus Pflanzen (ProVeg. – Lebensmittel.Punkt Heft 48/2016)
³ Vegane Milchalternativen zu Kuhmilch (www.deutschlandistvegan.de)

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Backen ohne Ei und Milch
– Die Sojabohne – eine für (fast) alles !?
– Hafermilch selbstgemacht | Rezept
– Mandelmilch selbst gemacht | Rezept
– Milch und Milchprodukte
– Vegetarische und vegane Rezepte
– Vegane Alternativen machen Milch Konkurrenz (ntv)

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