Smoothies: sinnvolle Alternative zu Obst und Gemüse?

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Smoothies: sinnvolle Alternative zu Obst und Gemüse?

Gesund, natürlich, voller Vitamine! Kommt Ihnen das bekannt vor? Diese kleinen, unscheinbaren Fläschchen die sich seit nicht allzu langer Zeit in den Kühlregalen der Supermarktketten tummeln? Kaum vorstellbar, dass sich in einer 100 ml-Flasche ein Apfel, zwei Karotten und zwei Erdbeeren verbergen sollen. Was steckt dahinter und vor allem: Halten Smoothies wirklich, was sie versprechen?


Das Wort Smoothie kommt aus dem englischen, bedeutet soviel wie “fein, gleichmäßig, cremig” und steht für Ganzfruchtgetränke. Es wird die ganze Frucht außer der Schale und der Kerne verarbeitet und mit Säften vermischt um die richtige Konsistenz zu erhalten. Samtig sollen sie sich im Mund anfühlen – das gute Gewissen zum Trinken.

5 x Obst und Gemüse – warum ist das so schwer?

Eigentlich weiß jeder, dass man fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag essen sollte doch oft hat man nach einem langen Arbeitstag am Abend keine Lust, das Gemüse klein zu schneiden und zu kochen. Statt einem ausgedehnten, gesunden Frühstück mit Obst wird schnell eine Scheibe Brot hinuntergeschlungen um noch rechtzeitig die nächste U – Bahn zu erwischen. Smoothies sind verführerisch. Kein Waschen, Schälen, Kleinschneiden und außerdem sind sie mindestens ein Monat haltbar.

Ein Griff in den Kühlschrank reicht und schon ist man rund um gesund versorgt – so vermittelt es zumindest die Werbung.

Dem “good will” des Produzenten ausgeliefert

“Smoothie” ist kein geschützter Begriff, es liegt keine Definition für die Inhaltsstoffe vor – der Kunde ist somit dem “good will” des Anbieters ausgeliefert. Hinsichtlich Rezeptur und Inhaltsstoffen gibt es somit sehr unterschiedliche Produkte, die alle unter dem Namen Smoothie verkauft werden.

Es ist nicht festgelegt wie hoch der eigentlich Fruchtfleischanteil sein sollte beziehungsweise wie viel Saft maximal enthalten sein darf. Im Fall des Smoothies ist die Saftmenge ein wichtiges Qualitätskriterium denn er wird fast ausschließlich aus der Frucht ohne Schale gewonnen und enthält nur einen Bruchteil an gesundheitlich relevanten Bestandteilen.

Oft nicht mehr als ein Fruchtsaft

Einige Smoothies unterscheiden sich kaum von herkömmlichen Fruchtsäften, es werden Saftkonzentrate verwendet. Diese Produkte sind ernährungsphysiologisch schlechter zu beurteilen, da sie nicht über dieselbe Menge an Inhaltsstoffen verfügen wie ein “guter” Smoothie.

Es ist wichtig darauf zu achten einen möglichst hohen Anteil an ganzen Früchten zu konsumieren, da sich viele wertvolle Vitamine und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe haupsächlich in der Schale befinden.

Ein “guter” Smoothie wird ohne Zusatz von Farb- oder Konservierungsstoffen sowie Industriezucker hergestellt (Fruchtzucker ist natürlich enthalten). Außerdem werden die verwendeten Fruchtpürees idealerweise direkt in den Herkunftsländern aus vollreifen Früchten gefertigt und die Säfte, die den Fruchtpürees zum Verdünnen hinzugefügt werden, sollten sogenannte Direktsäfte sein. Dabei handelt es sich um den Saft frisch gepresster Früchte, nicht um rückverdünnte Konzentrate.

Bei der industriellen Herstellung werden die fertig gemischten Fruchtpürees übrigens vor der Abfüllung kurz auf 65 bis 85 Grad Celsius erhitzt – durch diese Pasteurisation werden unerwünschte Bakterien, Pilze oder andere Mikroorganismen abgetötet, die meisten Nährstoffe bleiben aber erhalten. Dabei gilt: je stärker der Smoothie erhitzt wird, desto mehr Nährstoffe gehen verloren.

Preisvergleich:

Smoothies

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Frisches Obst & Gemüse

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Vor- & Nachteile von Smoothies

Vorteile

+ bequem, keine Vor – und Zubereitung nötig
+ lange Haltbarkeit und einfach Lagerung
+ keine Transportprobleme (zerquetschen, etc.)
+ besser als herkömmliche Säfte- Smoothies bieten kein Kauerlebnis

Nachteile

– Kaum Sättigung
– Verlust von Esskultur, Bezug zu “natürlichen” Lebensmitteln geht verloren
– Viel teurer als Obst und Gemüse
– Durch Verpackung ökologisch bedenklich
– Gehalt an bestimmten Inhaltstoffen ist viel geringer als in frischem Obst

Abschließende Beurteilung

Smoothies sind eine sinnvolle Alternative, um gelegentlich eine Portion Obst beziehungsweise Gemüse pro Tag zu ersetzen, aber Smoothies sind, verglichen mit frischem Obst und Gemüse, in der Regel viel zu teuer. Sie machen nicht satt und haben auf ihr Volumen gesehen einen zu hohen Fruchtzuckergehalt, also eine zu hohe Energiedichte.

Auf den Verpackungen findet man kaum Vitaminangaben und wenn, so sind diese häufig irreführend. Als Beispiel sei hier die Werbeaussage angeführt, dass 30 mg Vitamin C 50 % des Tagesbedarfs decken. Dies beruht auf WHO-Richtlinien die weltweit gelten und nicht auf die für Österreich relevanten D-A-CH – Empfehlungen, die als Tagesbedarf 100 mg Vitamin C vorsehen, für Raucher sogar 150 mg.

Zahnärzte weisen zudem auf den hohen Zucker- und Säuregehalt der trendigen Getränke hin – dieser wiederum ist (wie auch bei Softdrinks wie Cola & Co) schädlich für den Zahnschmelz. Dies im Unterschied zu Obst, das beim Verzehr den Speichelfluß anregt, der wiederum für eine natürliche Verdünnung der Säure sorgt – und somit als Schutz für die Zähne gilt.

“Es spricht nichts dagegen, gelegentlich einen Smoothie zu trinken”, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Smoothies seien gesünder als die meisten anderen Convenience-Snacks für zwischendurch und für den schnellen Vitaminkick unterwegs durchaus zu empfehlen. Auf Dauer seien die Drinks aber kein vollwertiger Ersatz für frisches Obst und Gemüse, vor allem auch wegen des vergleichsweise hohen (Frucht)zuckergehalts und den damit verbundenen vielen Kalorien.

Im Vergleich zu frischen Früchten bieten Smoothies auch viel weniger Masse – und dadurch wenig Sättigungseffekt. Zudem verdaut der Magen Flüssigkeiten schneller als feste Nahrung, so dass man nach einem Smoothie schnell wieder Hunger bekommt. Überlegen Sie also zweimal, bevor Sie Obst und Gemüse aus Ihrer Küche verbannen, und genießen Sie die Vielfalt an Geruchs- und Geschmackseindrücken dieser – am besten regionalen – Lebensmittel, die ein industriell gefertigtes Produkt nicht ersetzen kann.

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Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Obst und Gemüse. Die Menge macht’s

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