Azidose: Störung des Säure-Basen-Haushalts
Das moderne Ernährungsverhalten mit der häufigen Verwendung vorgefertigter Nahrungsmittel, einem Übermaß an Fleisch- und Weißmehlprodukten, sowie zu geringer Flüssigkeitszufuhr, erhöhen – so die Meinung zahlreicher Mediziner – das Risiko chronischer Übersäuerung.
Doch auch Stress, zu wenig Bewegung und unkontrollierte Medikamenteneinnahme wirken sich nach dieser Theorie negativ auf den Säure-Basen-Haushalt aus und können so zahlreiche Erkrankungen begünstigen.
Azidose – Artikelübersicht:
- Definition & Ursachen
- Gesundheitliche Auswirkungen
- Chronische Übersäuerung – Diagnose und Therapie
- Schulmedizinisch umstritten
- Linktipps zum Thema Azidose
Definition und Ursachen
Von Übersäuerung (Azidose bzw. Acidose) spricht man, wenn der Säure-Basen-Haushalt im menschlichen Körper gestört ist und es dadurch zu einem Absinken des pH-Werts im Blut kommt. Grundsätzlich wird zwischen zwei Formen der Azidose unterschieden.
1. Metabolische Azidose
In diesem Fall nimmt die Säuremenge im Körper durch Aufnahme einer Substanz zu, die eine Säure ist oder dazu abgebaut, also verstoffwechselt, werden kann. Viele Medikamente (z.B. Aspirin) können eine Azidose verursachen.
Eine metabolische Alkalose kann aber auch dann enstehen, wenn der Körper nicht Säuren oder säurebildende Substanzen zu sich nimmt, sondern auch wenn er zu viel Base verliert. Bikarbonat etwa, kann durch die Verdauung als Folge von Durchfall oder durch einen künstlichen Darmausgang (Ileostomie) verloren gehen.
Die Ernährung ist jedenfalls der wesentlichste Faktor der Säure-Basen-Balance im Körper. Dabei hat die geschmackliche Ausprägung von Lebensmitteln allerdings keine Relevanz auf die Wirkung im Körper. Ob ein Nahrungsmittel also säurebildend oder basenbildend ist, kann man nicht schmecken.
Ausschlaggebend sind die Stoffwechselprodukte, die bei der Verwertung der Nahrung entstehen. Bestimmte Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Teigwaren, Süßigkeiten, Kaffee und Alkohol erzeugen in unserem Körper ein saures Milieu, während andere – hauptsächlich Obst- und Gemüsesorten, Nüsse, Kräuter und Wasser ohne Kohlensäure – dies wieder ausgleichen und damit “basisch” wirken.
2. Respiratorische Azidose
Aber nicht nur falsche Ernährung, auch eine ungenügende Atmung kann zu einer Azidose beitragen. Atmungsbedingte Übersäuerung (Respiratorische Azidose) tritt auf, wenn die Abatmung von Kohlendioxid gestört ist und dadurch der ph-Wert des Blutes unter den Referenzwert abfällt.
Bei einer latenten Übersäuerung reichen die Basen im Körper nicht aus, um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, weshalb der Organismus versucht, die Balance auf andere Art wiederherzustellen.
Lunge, Leber, Nieren, Darm, Haut und Knochen arbeiten zusammen, um die ständig anfallenden Säuren und Basen aus den Stoffwechselvorgängen zu kompensieren und so den pH-Wert im Zielbereich zwischen 7,37 und 7,45 (zum Vergleich: Wasser hat einen pH-Wert von 7,0) zu halten.
Hält eine latente Übersäuerung über mehrere Jahre an, führt dies zu einer chronischen Übersäuerung mit weitreichenden Auswirkungen auf die Gesundheit des Betroffenen.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die vermehrte Pufferarbeit des Organismus bedeutet nicht nur eine ständige Belastung, allmählich werden so auch die körperlichen Reserven ausgeschöpft. Die dadurch entstehende ungünstige Stoffwechsellage begünstigt die Entstehung bzw. das Bestehenbleiben diverser Erkrankungen.
Zu den häufigsten zählen Allergien, Diabetes, Gicht, Arteriosklerose, Neurodermitis und Osteoporose.
Als anschauliches Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Abbau der Knochensubstanz zu nennen: Weil der Körper für die Neutralisation der Säuren vermehrt basische Mineralsalze – vor allem Kalzium und Phosphat – benötigt, werden diese aus den Knochen gelöst und in das Blut abgegeben, mit nachhaltig negativen Folgen für das Skelett des Patienten: Die Knochendichte nimmt beständig ab, was in weiterer Folge zu einem erhöhten Fraktur-Risiko führt.
Für den menschlichen Stoffwechsel ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Säuren und Basen erforderlich. Bei chronischer Übersäuerung des Gewebes kann der Organismus insgesamt Giftstoffe nur mehr schwer ausscheiden, wodurch diese sich in Knochen und Gewebe ablagern. Vereinfacht gesprochen, führen diese angesammelten Giftstoffe (auch als Schlacken, oder Schlackstoffe bezeichnet) ab einer bestimmten Menge dann zu Erkrankungen.
Chronische Übersäuerung – Diagnose und Therapie
Weil eine chronische Übersäuerung sich oftmals langsam und lange Zeit unbemerkt entwickelt und auch keine unmittelbaren Beschwerden hervorruft, erkennt man sie nur mit Hilfe von diagnostischen Maßnahmen. Die einfachste Diagnose-Möglichkeit ist, den pH-Wert des Urins oder des Speichels mittels pH-Teststreifen zu messen.
Bei einem Menschen mit ausgeglichenem Säure-Basen-Haushalt ist der Urin in der Regel morgens leicht sauer (pH-Wert 6,5 bis 6,8), zum Mittag hin wird er neutral (pH-Wert 7), und abends sollte er leicht basisch sein (pH-Wert über 7). Absolute Gewissheit erhält man durch eine Blutgasanalyse, bei der auch zwischen einer atmungsbedingten (respiratorischen) und einer stoffwechselbedingten (metabolischen) Störung unterschieden werden kann.
Was tun gegen Übersäuerung?
Steht eine chronische Übersäuerung fest, sollten in Rücksprache mit dem Hausarzt umgehend Maßnahmen zum Abbau der Übersäuerung eingeleitet werden:
- Ernährungsumstellung
Durch die Zufuhr vermehrter Basen-Anteile in der Nahrung können die überschüssigen Säuren im Bindegewebe aus dem Körper gelöst und ausgeschieden werden. Säurebildende Nahrungsmittel, wie Fleisch, Wurst, Fisch, Eier und Süßigkeiten, sowie Kaffee sind stark einzuschränken; basenbildende Nahrungsmittel, wie Gemüse, Kartoffel und Obst sollten dagegen besonders reichlich verzehrt werden.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Viel Flüssigkeit führt zu einer vermehrten Säureausscheidung über die Nieren. Trinken Sie zumindest 2 Liter, aber greifen Sie dabei unbedingt auf neutrale Flüssigkeiten wie stilles Mineralwasser, Kräuter- oder Basen-Tees zurück.
- Stress vermeiden
Es stimmt tatsächlich: Stress und Ärger machen “sauer”, da vermehrt die Hormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden, bei deren Verarbeitung Säuren entstehen, die zu einer Übersäuerung beitragen. Legen Sie daher Arbeitspausen ein, tägliche Entspannungsübungen wie Autogenes Training, Yoga, Qi Gong und Tai Chi können dabei hilfreich sein.
- Reduzieren Sie den Alkohol- und Nikotinkonsum auf ein absolutes Minimum
Alkohol bildet saure Stoffwechselprodukte und entzieht dem Körper zudem sehr viel Wasser. Bei der Ausscheidung über die Nieren werden außerdem basische Mineralsalze wie Magnesium, Kalium und Kalzium ausgeschwemmt und gehen dem Körper dadurch als Puffersubstanzen verloren.
Tabakgenuss wiederum schädigt die Lunge auf vielfältige Weise und führt zu einer Abnahme der Lungenfunktion, wodurch die Abatmung von saurem Kohlendioxid eingeschränkt wird. Rauchen unterstützt so die Entstehung einer chronischen Übersäuerung.
- Treiben Sie Sport
Durch sportliche Bewegung werden saure Abfallprodukte schneller abtransportiert und Kohlendioxyd abgeatmet, wodurch der Säurespiegel reduziert werden kann. Außerdem fördert Schwitzen die Säureausscheidung über die Haut.
Schulmedizinisch umstritten
Die Theorie, dass der Körper auf den übermäßigen Verzehr säurebildender Lebensmittel ursächlich mit der Ausbildung bestimmter Krankheiten reagiere, wird von Vertretern der Schulmedizin abgelehnt. Der Körper, so die Schulmediziner, sei selbst in der Lage, den Säuren-Basen-Haushalt zu regulieren. In der Komplementärmedizin hingegen spielt die basische Ernährung eine wichtige Rolle und ist Bestandteil zahlreicher Therapieformen, etwa der F. X. Mayr-Diät.
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Quelle: Störungen des Säure-Basen-Haushalts: Rationale Diagnostik und ökonomische Therapie (aerzteblatt.de)
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Linktipps
– Entsäuern: gesunde Ernährung im Säure-Basen-Gleichgewicht
– Ärztesuche – Ernährungsmediziner in Österreich
– F.X. Mayr Kur – was steckt hinter dem Therapiekonzept?
– Grüner Kaffee: Geschmack & Wirkung ungerösteter Kaffeebohnen
– Lupinen – Soja des Nordens
– Entschlacken und Entgiften
– Raucherentwöhnung
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