Neemöl – Naturkraft mit breitem Anwendungsspektrum

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Neemöl - Naturkraft mit breitem Anwendungsspektrum

Fotocredit: Jean-Paul CHASSENET | Fotolia – Montage

Geht es nach den zahlreichen Onlineshops, gibt es viele sogenannte Wundermittel aus der Pflanzenwelt und ständig kommen neue dazu.


Tatsächlich setzt die westliche Medizin nach wie vor zumeist wenig auf die traditionelle Verwendung verschiedener Pflanzen und Kräuter, während Kosmetik- und Gesundheitskonzerne die Wirkung bestimmter Pflanzen gerade neu entdecken.

Neemöl – Artikelübersicht:

Aloe Vera, Ginseng und Johanniskraut – die in östlichen und fernöstlichen Heilslehren bereits seit hunderten Jahren eingesetzt werden, sind heute mit all ihren nützlichen Wirkstoffen auch aus europäischen Apotheken und Drogerien nicht mehr wegzudenken. Mit dem Neemöl (oder auch Niemöl) kommt bei uns jetzt ein noch relativ neues pflanzliches Mittel auf den Markt, das bisher vor allen Dingen aus der Pflanzenzucht bekannt ist.

Die pflanzlichen Auszüge (Extrakte), die aus Neem gewonnen werden, sind in ihrer Zusammensetzung sehr unterschiedlich. Das hängt davon ab, ob sie aus den Blättern, Früchten, Wurzeln oder Blüten hergestellt wurden, vom Standort des Baumes, der Jahreszeit oder dem Gewinnungsverfahren.

Weit verbreitet ist das aus den Samen des Niembaumes gewonnene Neemöl. Es wird vor allen Dingen aufgrund seiner insektiziden Wirkung eingesetzt und sorgt dafür, dass Schädlinge sich von den behandelten Pflanzen fernhalten.

Ein Produkt, das bisher vornehmlich als Insektizid eingesetzt worden ist, soll nun allerdings in verschiedenen Bereichen der Kosmetik und Medizin zur Anwendung kommen. Was sich im ersten Moment irritierend anhört, ist bei genauerem Hinsehen gar nicht so abwegig, denn Neemöl verfügt über zahlreiche interessante Inhaltsstoffe, die entzündungshemmend, antibakteriell und schmerzlindernd wirken und zudem vor Insektenstichen schützen sollen.

Zu den wichtigsten Komponenten der Neemextrakte gehören Azadirachtin, Salaninne, Nimbin, 6-Desacetylnimbin, NIM-76 und Quercetin. Niemolind, eines der zahlreiches Niemöl Produkte dient sogar zur Bekämpfung von Kopfläusen. Hauptsächlich wird Neemöl nach wie vor im Bereich Pflanzenschutz eingesetzt, hier hat es sich als natürliche Alternative zu künstlichen Pflanzenschutzmitteln bewährt.

Was ist Neemöl?

Neemöl ist eine Art Pflanzensaft, der aus den Samen des Niembaumes gewonnen wird. Diese Bäume sind vor allen Dingen in wärmeren Gegenden auf dieser Erde wie beispielsweise Afrika oder Indien verbreitet. Der Niembaum enthält mehr als 100 verschiedene chemische Inhaltsstoffe, von denen bisher nur sehr wenige vollständig bestimmt und genauer untersucht werden konnten. 34 dieser chemischen Inhaltsstoffe, die bereits jetzt zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden, wurden bisher näher bestimmt.

Die ursprüngliche Verwendung von Neemöl

Bisher ist Neemöl vor allen Dingen in zwei auf den ersten Blick kaum miteinander zu vereinenden Bereichen zur Anwendung gekommen: In der indischen Medizin wird das Öl des Neembaums traditionell bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt.

Darüber hinaus wurden Teile des Neembaumes als Mittel gegen Kopflausbefall oder auch zur Hygiene des Mundraumes eingesetzt. Die desinfizierende Wirkung des Neemöls ist außerdem bei kleineren Infektionen und Verletzungen hilfreich.

Der zweite Verwendungsbereich wurde in einem obigen Abschnitt bereits angesprochen und bezieht sich auf die Nutzung des Neemöls in der Landwirtschaft. Der Einsatz von Neemöl erfüllt dabei zwei verschiedene Funktionen, indem es zum einen als Düngemittel und zum anderen als vorbeugendes Mittel gegen Pilze und Insekten eingesetzt wird. Der Wirkstoff Azadirachtin stört die Entwicklung von Insektenlarven und kann deshalb einen Insektenbefall von Nutzpflanzen bereits im Vorfeld verhindern.

Der Nutzen von Neemöl gegen bereits ausgewachsene Insekten ist dagegen weniger groß. Außerdem gilt es beim Einsatz von Neemöl-Produkten in der Landwirtschaft eine gewisse Vorsicht walten zu lassen. Das deutsche Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin hat dementsprechend einen Hinweis herausgegeben, dass vor allen Dingen ungeprüfte Präparate nicht ohne Weiteres angewendet werden sollten.

Der Einsatz von Neemöl in Kosmetikprodukten

Der Einsatz von Neemöl befindet sich aktuell vor allem in der Kosmetikbranche auf dem Vormarsch. Verschiedene Hersteller von Cremes und Tinkturen setzen mittlerweile auf die desinfizierende Wirkung des Neemöls und verarbeiten selbiges in ihren Produkten.

Gerade Kosmetika, die auf die Reinigung und Klärung fettiger und zu Pickeln neigender Haut abgestimmt sind, profitieren von den wirkungsvollen Inhaltsstoffen des Neemöls. Auch in verschiedenen Shampoos kommt Neemöl bisweilen bereits zum Einsatz. Geht es nach den Herstellern, so soll fettiges Haar durch die Zugabe von Neemöl der Vergangenheit angehören und auch unschöne Hautschuppen würden langfristig beseitigt.

In der Naturkosmetik hat sich der Zusatz von Neemöl bisher vor allem bei der Nagelpflege bei brüchigen Fingernägeln und rissiger Nagelhaut durchgesetzt.

Neemöl und die Hausstaubmilben

Ein weiterer Punkt des gesundheitlichen Lebens, in dem Neemöl bereits zur Verwendung kommt, ist die Beseitigung von Hausstaubmilben. Vor allen Dingen Allergiker, die unter einer Hausstaubmilbenallergie leiden haben unter diesen winzigen Organismen regelmäßig zu leiden.

In vielen Fällen hilft oftmals nur die chemische Keule, um die Folgen und Symptome einer allergischen Reaktion in Schach zu halten. Zahlreiche Test, die den Einsatz von Neemöl bei der Bekämpfung von Hausstaubmilben untersuchten, sind bereits durchgeführt worden, haben bislang aber keine eindeutigen Ergebnisse erzielen können.

Zwar lässt sich der Anstieg der Milbenpopulation mit einigen Neemöl-basierten Produkten stoppen, die Wirkung bei bereits ausgewachsenen und bestehenden Milben ist jedoch äußerst gering. Auf dem deutschen Forum Ökotest hat sich eine interessante Diskussion zur Wirksamkeit von Neemölen bei der Behandlung von Hausstaubmilben entwickelt.

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Quelle:

¹ Neem oil nanoemulsions: characterisation and antioxidant activity (Rinaldi et al. in J. Enzyme Inhib Med Chem. 2017 Dec;32(1):1265-1273.) doi: 10.1080/14756366.2017.1378190

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