Das Seifen-ABC

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Handgemachte Seifen

Seife gehört zu unserem Alltag. Mehrmals täglich benützen wir sie um uns zu reinigen. Egal ob in flüssiger Form, oder als Stück am Waschbeckenrand. Wir gehen davon aus, dass diese glitschige schäumende Substanz unsere Hände säubert, egal wie schmutzig sie sind. Doch was ist Seife eigentlich? Wer hat sie erfunden? Wie funktionieren Seifen? Warum vertrauen wir auf ihre säubernd Wirkung und ist feste oder flüssige Seife besser?


Das Seifen-ABC – Artikelübersicht:

Was ist Seife

Seife entsteht durch die chemische Zerlegung von Ölen und Fetten. Sowohl pflanzliche, als auch tierische Fette eignen sich für den Verseifungsprozess. Doch wer hat die Seife erfunden? Wer kam zum ersten Mal auf die Idee Seife zu machen?

Die ältesten Hinweise auf Seife sind rund 4.500 Jahre alt. Die Sumerer hinterließen auf einer Tontafel die erste Rezeptur für die Urmutter der Seifen. Es handelte sich um eine Mixtur aus alkalischer Pflanzenasche mit Ölen. Ähnliche Seifenformen gab es auch bei den alten Ägyptern, den Germanen und den Griechen. Diese ‚Seifen‘ wurden aber weniger zur Reinigung, denn als “Heilmittel” verwendet.

Erst etwa ab dem 2. Jahrhundert nach Christi begannen die Römer Seife auch als Mittel zur Körperreinigung einzusetzen. Im 7. Jahrhundert entstanden dann erste Seifen, die wir auch als solche erkennen könnten. Araber ersetzen nämlich erstmals Pottasche durch alkalische Salze und erhitzen diese gemeinsam mit Ölen in einer Ätzlauge. Im Anschluss ließen sie die Mischung so lange kochen, bis die zunächst ölige Masse fest wurde.

Die Seifensiederzunft erlebte bald drauf auch in Europa ihren ersten Höhepunkt und nach einem kurzen Intermezzo – zu Zeiten der Pest meinte man, Wasser und Seifen würden zur Verbreitung der Seuche beitragen- erlebte die Seifenkultur eine Renaissance.

Ende des 17. Jahrhunderts erließ Ludwig XIV. ein Seifen-Reinheitsgebot, wonach hochwertige Seife mindestens 72 Prozent reines Öl enthalten musste. 1791 erfand der Chemiker Nicolas Leblanc dann schließlich ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Soda, einem wichtigen Bestandteil moderner Seifen. Das Natriumsalz wurde für die (vor) industrielle Seifenherstellung unerlässlich. Feine Seifen zur Körperwäsche wurden ab nun mit hochwertige Ölen, einfache Seifen zum Putzen und Scheuern aus billigem Lein- oder Hanföl hergestellt.

Warum macht Seife sauber?

Die Waschwirkung von Seife beruht auf mehreren Effekten: Erstens reduziert Seife die Oberflächenspannung des Wassers. Dies bewirkt, dass es seine prinzipielle Reinigungswirkung besser entfalten kann. Zweitens bestehen Seifen aus waschaktiven Substanzen, sogenannten Tensiden. Diese bewirken, dass ansonsten wasserunlösliche Fette, die Bestandteil der meisten Arten von Schmutz sind, in Wasser gelöst werden.

Dr. Josef Wellmann, Chemiker in der Kappus Seifenfabrik in Krefeld erklärt diese Wirkungen sehr anschaulich: „Ein Seifenmolekül besteht aus einem wasseranziehenden Kopf und aus einem Schwanz, der sich in Öl löst und so sehr gut mit Schmutz verbindet. Auf diese Weise löst die Seife den fetthaltigen Schmutz und das Wasser kann ihn dann wegspülen.“

Wie gesund ist Seife für die Haut

Seife gehört zu unserem Alltag – vor allem häufiges Händewaschen ist unverzichtbar. Doch man kann es auch übertreiben und zu viel ist auch nicht gut. Wer sich einseift irritiert die natürliche Schutzschicht der Haut und wer sich zu viel einseift, schadet dem natürlichen Schutzmantel der Haut mehr als er ihm nützt.

Denn gesunde Haut schützt sich zunächst einmal selbst. Die oberste Schicht unserer Dermis besteht aus abgestorbenen Hornzellen. Diese sind mit Fett und Eiweiß verklebt und bilden eine robuste natürliche Schutzmauer. Einerseits prallen Fremdstoffe von außen ab, andererseits wird verhindert, dass wertvolle Feuchtigkeit aus dem Körperinneren austritt. 

Zudem haben wir auf unserer Haut eine Schicht aus Schweiß, Talg und Wasser, die ein hervorragender Nährboden für Mikroorganismen ist und bis zu einer Million Bakterien, Milben und Viren auf nur einem Quadratzentimeter Haut beherbergen. Dieses auch als Mikrobiom bezeichnete Schutzschild bekämpft schädliche Keime.

Dieser natürliche Säureschutzmantel hält die Hautoberfläche leicht sauer auf einem pH-Wert von 4,8 bis 5,3. Seife hingegen ist einen pH-Wert von 8 bis 11 alkalisch. Wenn wir uns einseifen erhöhen wir den pH-Wert unserer Haut ebenfalls kurzfristig auf 8 bis 11 und töten damit einen Teil der “guten” Hautbakterien ab.

Bei gesunder Haut ist das kein großes Problem, denn nach ein paar Stunden normalisiert sich der pH-Wert der Haut wieder. Wer sich aber übermäßig wäscht und einseift zerstört auf Dauer den natürlichen Säureschutzmantel der Haut und bewirkt das Gegenteil dessen, was er möchte. Allergene, Chemikalien und Erreger von außen können dann schneller eindringen, was nicht nur ungesund sein kann, sondern auch unangenehmen Körpergeruch fördert. In Folge können Ekzeme, Kontaktallergien, Reizungen oder Juckreiz entstehen.

Unterschied Flüßig/Normalseife

Bis vor einiger Zeit hatten Flüssigseifen und Duschgels das klassische Seifenstück weitgehend verdrängt, doch langsam findet wieder eine Rückbesinnung auf die traditionelle Seife statt. Und das zu Recht. Denn Duschgels stressen die Haut weit mehr als nötig. Hier nur einige Nachteile:

  • Flüssigen Seifen enthalten oft Konservierungsstoffe, die die Haut reizen können
  • Pumpspender sind ein Eldorado für Bakterien und Keime
  • Häufig sind in flüssigen Seifen Tenside und Duft- und Farbstoffe zu finden, die nur sehr schwer abbaubar sind und so die Umwelt stark belasten
  • Flüssige Seifen basieren oft auf Erdöl/li>

Duschgels und Schaumbäder, die aus synthetischen Tensiden, also künstlichen Rohstoffen, hergestellt werden, lösen zwar den Schmutz wie klassische Seifen, darüber hinaus aber auch die natürliche, schützende Fettschicht der Haut viel stärker als nötig. Dadurch trocknet sie leichter aus. Diesem Effekt wollen wir dann vielleicht mit Duschgels mit zusätzlich rückfettender Wirkung entgegenwirken, übersehen aber, dass wir dadurch erst recht wieder die natürliche Fettregulation der Haut gefährden.

Zudem fördern die in Duschgels und flüssigen Seifen enthaltenen Konservierungsmittel sowie Farb- und Duftstoffe die Entstehung von Allergien und Hautirritationen viel stärker als das klassische Seifenstück. Dieses wird nämlich aus pflanzlichen Fetten, z.B. Kokos- oder Olivenöl oder aus tierischen Fetten, wie z.B. Rindertalg, hergestellt. Auch kommen klassische Seifen ohne Konservierungsstoffe aus und auch die Verpackung ist in der Regel umweltfreundlicher da meist aus Papier statt Plastik.

Wichtig bei Seifenstücken ist aber ihre richtige Aufbewahrung: Das Stück sollte möglichst trocken, am besten in einer Schale, in der das Wasser abrinnen kann, gelagert werden, denn Bakterien lieben eine feuchte Umgebung und je feuchter die Seife, desto größer die Anzahl der auf ihr angesiedelten Bakterien.

Good to know: natürlich leben am Seifenstück Bakterien und Keime, aber bisher konnte in keiner Studie bewiesen werden, dass Krankheiten über Seifenstücke übertragen worden wären.

Naturseifen – selber machen

Naturseifen werden aus natürlichen Rohstoffen hergestellt. Sie sind frei von chemischen Tensiden, Konservierungsstoffen, Silikonen und Weichmachern und damit biologisch (fast) vollständig abbaubar und keine Belastung für unsere Umwelt.

Üblicherweise werden die Stücke im Kaltrührverfahren hergestellt. Anbieter verwenden Basisstoffe wie Kokosfett, Babassu- oder Palmöl oder Sheabutter. Wer hinsichtlich Nachhaltigkeit auf Nummer sicher gehen will, sollte auf diverse Gütesiegel, wie z.B. Fair Trade achten.

Naturseifen unterscheiden sich aber nicht nur bezüglich ihrer Rohstoffe, auch bezüglich der Duft- und Farbnoten gibt es eine große Auswahl. Zum Beduften der Seifen werden in der Regel ätherische Öle verwendet; zur Einfärbung werden, wenn überhaupt – viele Hersteller verzichten auf spezielle Farbnoten – natürliche Farben wie Tonerde und spezielle Pflanzenöle genutzt.

Man kann Salz- und Milchseifen, Schmalz- und Putzseifen, Schampooseifen und sogar Seifen für Haustiere selbst herstellen – das Verfahren ist immer ähnlich, wenn auch nicht ganz unaufwendig. Wer aber einmal auf den Geschmack gekommen ist, wird sicher große Freude an der eigenen Seifenproduktion haben.

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Quellen:

¹ National Library of Medicine National Institutes of Health
² New York Times

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