Wie gesund ist Leitungswasser?

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Wie gesund ist Leitungswasser?

Immer wieder kommen Gerüchte auf, Leitungswasser sei nicht so gut wie abgefülltes Wasser, von schlechter Qualität oder sogar ungesund. Statt dem Wasser aus der Leitung sollte man lieber das „natürliche“ Wasser aus dem Supermarkt trinken.


Ein – zumindest in unseren Breiten – ziemlich absurder Rat, denn die Wassergüte in Österreich ist in der Regel 1A. Alte Leitungen oder kontaminiertes Grundwasser aus dem Brunnen können allerdings sehr wohl Gesundheitsprobleme verursachen. Wir haben uns also angeschaut, worauf beim Konsum von Leitungswasser zu achten ist.

Artikelübersicht:

Auch wenn es uns die Konzerne mit aufwendiger Werbung einreden möchte, dass Mineralwasser die “gesündere” Form von Trinkwasser ist, als das Wasser aus der Leitung, so stimmt dies zumindest bei uns in den allermeisten Fällen nicht.

Und die Folgen des ungehemmten Wasserkonsums im Supermarkt sind sogar ein enormes Problem für unsere Umwelt – Stichwort Plastikmüll. Dennoch wird mit beinahe allen Mitteln versucht, das köstliche Nass um viel Geld an die Frau und an den Mann zu bringen.

Dazu werden auch immer wieder neue Trends forciert. Der jüngste ist „rohes Wasser“: Immer mehr US-Amerikaner schwören auf dieses unsterilisierte, ungefilterte und unbehandelte Wasser, das vermeintlich so viel gesünder sein soll als das Wasser aus der Leitung.

Und Szenarien wie das in der US-amerikanischen Stadt Flint in Michigan, wo die komplette Trinkwasserversorgung mit Blei vergiftet wurde, sind nur zusätzlicher Ansporn, dem Wasser aus dem heimischen Hahn nicht zu vertrauen. Doch dafür besteht zumindest in Europa kein Grund.

Was ist Leitungswasser?

Egal ob in Österreich, Deutschland oder der Schweiz: Leitungswasser muss in der D-A-CH-Region bestimmten Regeln genügen. Das heißt, das Wasser wird regelmäßig überprüft und getestet, bevor es in die Wasserversorgung eingespeist werden darf – auf Keime, Schadstoffe, Mineralgehalt und mikrobakterielle Stoffe, die Mensch oder Tier schaden könnten.

In Österreich werden diese Regeln vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz festgelegt. Dieses Amt überprüft auch regelmäßig diverse abgefüllte Wässer und vergleicht Informationen zu Mineralwasser, Tafelwasser und Leitungswasser. Das Ergebnis: oft ist das Leitungswasser Testsieger.

Zusammensetzung von Leitungswasser

Im deutschsprachigen Raum wird das Wort „Leitungswasser“ oft mit „Trinkwasser“ synonym verwendet, was zumindest für das Wasser aus dem heimischen Wasserhahn und der Duschbrause korrekt ist. Trinkwasser muss folgende Kriterien erfüllen:

• Es muss zum Verzehr und zur Zubereitung von Speisen und Getränken geeignet sein.
• Es muss zur Körperpflege und Körperreinigung nutzbar sein.
• Man muss damit gefahrlos Gegenstände reinigen können, die mit Nahrung in Kontakt kommen – wie zum Beispiel Gläser, Geschirr und Besteck.
• Außerdem müssen Gegenstände, die über längere Zeit mit dem menschlichen Körper in Berührung kommen, gefahrlos damit gereinigt werden können – also zum Beispiel Kleidung und Wäsche.

Um das sicherstellen zu können, müssen die jeweiligen Institutionen regelmäßig auf Schadstoffe wie Blei, Arsen, Fluorid und diverse Bakterien testen. Dazu kommt, dass in Österreich, in dem das Leitungswasser zu großen Teilen aus Grundwasser besteht, die Grundwasserversorgung im speziellen geschützt werden muss.

Leitungswasser aus dem Hahn ist Trinkwasser

In Österreich, aber auch in Deutschland und in der Schweiz sind die Kontrollen der Wasserversorgung und der Schutz des Grundwassers streng geregelt. Das heißt, dass man das Wasser aus dem Hahn im Grunde genommen direkt konsumieren kann.

Bevor das Wasser den langen Weg zum Hahn fließen darf muss es durch lokale Wasserversorger geprüft und aufbereitet werden, damit die in den Trinkwasserverordnungen festgelegten Grenzwerte eingehalten werden.

Mögliche Schadstoffe im Trinkwasser

Trotz dieses gesetzlichen Rahmens können Verunreinigungen und Schadstoffe im Leitungswasser vorkommen. Mögliche Ursachen hierfür sind:

    • Moderne Schadstoffe treten durch Industrie, Landwirtschaft und uns Menschen in den Wasserkreislauf, für die es bislang gar keine Grenzwerte gibt und die aktuelle Filtertechnik der Wasserwerke nicht ausreicht. Hierzu zählen z.B. Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel, Mikroplastik, Hormone oder polyfluorierte Chemikalien.
    Alte Wasserleitungen vom Werk und gerade auf den letzten Metern im Gebäude bieten oftmals ideale Bedingungen zur Vermehrung von Keimen wie E.Coli, Enterokokken, Pseudomonas oder Legionellen. Zudem gelangen durch sanierungsbedürftige Rohrleitungen gelöste Schwermetalle wie Blei und Kupfer ins Wasser.

Vor allem Personengruppen wie Kleinkinder, ältere Menschen oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder bestimmten Vorerkrankungen können sehr empfindlich auf mögliche Verunreinigungen im Trinkwasser reagieren.

Wasserexperte Marco Fabian von Vitalhelden.de empfiehlt daher zur Absicherung die Nutzung von Trinkwasserfilter für Zuhause. Neben den Schadstoffen werden auch geruchs- und geschmackstörende Stoffe entfernt. Gerade im Vergleich zu Mineralwasser ist das eine günstige, einfache und umweltschonende Maßnahme.

Umweltschutz mit Leitungswasser

Das Online-Portal netdoktor.at hat einen interessanten Artikel veröffentlicht, in dem aufgezeigt wird, wie viel besser der Genuss von Leitungswasser gegenüber Wasser aus der PET-Flasche für die Umwelt ist.

Demnach spart jede Person bereits bei 100 Litern Wasser aus dem Wasserhahn statt aus der PET-Flasche 63 Kilowattstunden Strom, produziert 2,4 Kilogramm weniger Abfall und spart elf Liter Wasser, circa drei Kilogramm Rohstoffe und fast neun Kilogramm in CO2-Emissionen. Wer also täglich die empfohlene Menge von drei Litern Wasser zu sich nimmt, spart so auf das Jahr gerechnet über 100 Kilogramm an CO2-Emissionen ein.

Eine beträchtliche Menge für den Umweltschutz. Und dabei schont das Wasser aus der Leitung nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel – ein doppelter Gewinn also.

Dank Wassersprudlern oder moderner Küchenarmaturen muss dabei auch beim Leitungswasser nicht auf das belebende Prickeln von Kohlensäure verzichtet werden.

Wasserversorgung am eigenen Brunnen

Das Österreichische Wassernetzt ist 76.000 km lang und versorgt circa 90 Prozent der Bevölkerung mit sauberem und geprüftem Trinkwasser aus Grund- und Quellwasser.

Die restlichen zehn Prozent, ungefähr eine Millionen Menschen, versorgen sich – mit Hausquellen oder eigenen Brunnen – selbst mit dem notwendigen Wasser. Hier kommt zwar ebenfalls Grundwasser zum Einsatz – dennoch sollten hier ein paar Faktoren beachtet werden:

Stagnationswasser nicht konsumieren

Wasser, das lange in der Leitung steht oder in einem ruhenden Gewässer (zum Beispiel dem Brunnen) ist, sollte nicht direkt konsumiert, sondern abgekocht werden. Beim Hahn hat man natürlich auch die Möglichkeit, das kalte Wasser für ein paar Sekunden laufen zu lassen, bevor man sein Glas damit füllt.

Sichttest machen

Sobald Wasser Verfärbungen aufweist oder sich Fremdkörper darin befinden, sollte man vom Konsum absehen. Oft kann es zum Beispiel nach langem Urlaub vorkommen, dass das Wasser aus dem Wasserhahn rötlich-braun verfärbt ist.

In diesem Fall haben sich Dreck oder Rost aus der Leitung gelöst. Nach spätestens ein paar Minuten sollte das Wasser aber wieder die normale Farbe haben und kann konsumiert werden.

Wasserqualität immer wieder überprüfen

Nicht alle Schadstoffe im Wasser sind mit bloßem Auge zu erkennen. Daher ist es gerade für Selbstversorger ratsam, das Leitungswasser aus der heimischen Quelle oder dem Brunnen regelmäßig mit einem Trinkwasser-Schnelltest zu analysieren.

Diese Testkits gibt es für ein paar Euro in vielen Baumärkten und auf den bekannten Online-Marktplätzen.

Im Zweifel: Bundesministerium für Gesundheit und Konsumentenschutz einschalten

Sollten Zweifel an der Genießbarkeit des eigenen Quell- oder Brunnenwassers bestehen, kann das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMSGK) auf seiner Webseite helfen und schickt gegebenenfalls einen Gutachter, der das Wasser genau analysiert. Da Brunnen und Quellen aus dem Grundwasser versorgt werden, liegt dem Land natürlich daran, die Qualität stetig zu überprüfen und zu garantieren.

Fazit: Wasser aus der Leitung ist gesund – abgefülltes Wasser auch

Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob man Wasser aus der Leitung oder aus der Flasche trinken mag. In Zeiten von Sodastream & Co kann jeder seinen eigenen Sprudel herstellen und gerade in Österreich hat das Grund- und Quellwasser eine Qualität, mit der viele abgefüllte Wässer nicht mithalten können.

Dennoch gibt es auch für abgefüllte Wässer, egal ob die Eigenmarke vom Diskonter oder das Markenwasser aus der Karibik, EU-weite Richtlinien, die festlegen, was im Wasser sein darf und was nicht.

Es gibt hier also keine Unterschiede. Selbst bei der Zubereitung von Babynahrung kann man gefahrlos das Leitungswasser dem Mineralwasser vorziehen.

Übrigens: das Marketing-Versprechen der zugesetzten Mineralstoffe im Wasser ist meist auch nur das – ein Versprechen. Den Großteil der Mineralstoffe scheidet der Körper ungenutzt wieder aus.

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Quellen:

¹ Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Trink- und Mineralwasser Trinkwasser
² Vitalhelden.de – Portal für gesundes Trinkwasser und professionelle Wasserfilter

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