Light Produkte: Schlankmacher oder Gesundheitskiller?
Light Produkte versprechen dem gesundheitsbewussten Konsumenten viel weniger Kalorien, kaum Fett und oftmals sind sie zuckerfrei. Studien haben allerdings ergeben, dass natürliche Fette wesentlich schneller abgebaut werden als die verwendeten Künstlichen. Und nicht nur das, oft verleiten gerade diese leichten Produkte mehr davon zu naschen als gut für die Figur wäre.
Light, Zero, Fasten und Co. – weniger Kalorien für eine bessere Figur, derzeit sind besonders leichte Produkte voll im Gesundheitstrend.
Mag. Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des Vereins Ernährung Österreich weiß, dass – trotz der reduzierten Menge an Kalorien bei Lightprodukten – nicht unbedingt die Kilos purzeln und sich manchmal auch eine Gewichtszunahme nicht verhindern lässt: “Die Gefahr bei Light-Produkten liegt darin, dass sie oft zur Gewissensberuhigung dienen. Nach dem Motto “hier sparen – dort kräftig zuschlagen” werden in Summe kaum Kalorien eingebüßt.
Eine Light-Limonade kompensiert beim besten Willen die zweite Portion Cordon bleu nicht. Auch essen manche Menschen von Light-Produkten größere Portionen, wodurch sich ebenso wenig eine verringerte Energiezufuhr ergibt.”, so die Expertin.
Eine Studie von Forschern der Purdue Universität hat zudem ergeben, dass künstliche Süßstoffe vermehrt Heißhungerattacken auslösen.
“Im Tierversuch wurde gezeigt, dass Lebensmittel mit Süßstoffen zu “Heißhunger” führen können, weil der süße Geschmack bereits zur Insulinausschüttung anregt, dann aber kein Zucker aufgenommen wird und in Folge der Blutzuckerspiegel abfällt.”, erklärt Prof. Dr. Heinz Freisling vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien.
Heißhunger ist also eine mögliche Konsequenz der künstlich gesüßten, leichten Alternativen. Auch hat beispielsweise zuckerreduzierte Schokolade keinen “light-Effekt”, denn das Fett ist die energieliefernde Hauptkomponente bei diesem Produkt.
“Bei Limonaden hingegen bringt der Austausch von Zucker durch Süßstoffe sehr wohl eine erhebliche Kalorienreduktion. Weitere Beispiele für einen sinnvollen Ersatz sind Halbfett-Butter oder Halbfett-Margarine.”, so Lebensmittelexpertin Marlies Gruber.
Wie gesund sind Light-Produkte?
Gesundheitliche Folgen durch die Einnahme von Süßstoffen sieht Gruber nicht, denn alle zum Einsatz kommenden Süßstoffe werden vom Wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der EU (SCF) und von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingehend auf ihre Sicherheit bewertet.
Auch Heinz Freisling sieht auf lange Sicht keine Gefahren durch die Einnahme von künstlichen Süßstoffen. Wie Marlies Gruber differenziert er in sinnvolle und wenig sinnvolle leichte Nahrungsmittel, besonders fettreduzierte Milchprodukte sind für ihn geeignet, um die Kalorien in der Ernährung zu reduzieren.
“Zudem”, so Heinz Freising, “sind Milchprodukte wichtige Lieferanten von Vitaminen und Mineralstoffen, auch Milchprotein, die bei fettreduzierten Produkten nun sowohl einen geringeren Fett- als auch Kaloriengehalt aufweisen. Das bedeutet die Zufuhr von gesättigten Fetten kann reduziert werden. Genau diese Fettzufuhr ist in Österreich zu hoch, aber auch die Energiezufuhr kann gesenkt werden, was bei einer energiereduzierten Diät von Vorteil ist. Kurz gesagt, die Nährstoffdichte von Lebensmitteln kann erhöht werden.”
Vorsicht, Marketing!
Seit Juli 2007 gibt die EU Verordnung “(EG) Nr. 1924/2006 über nährwert- u. gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel” Klarheit darüber, welche Produkte sich light, kalorienarm oder fettarm nennen dürfen. “Lebensmittel, die z.B. mit “light” gekennzeichnet werden, müssen seit in Kraft treten dieser Verordnung bestimmte Auflagen erfüllen.” so Freisling.
“Gleiches gilt für Angaben wie “energiearm”, “energiereduziert”, “fettarm” etc.” Produkte, die beispielsweise als energiereduziert bezeichnet werden, müssen mindestens 30% weniger Kalorien haben, als ihre “normalen” Vergleichsprodukte. Genauso verhält es sich bei der Bezeichnung Light.
Ein Produkt darf laut dieser Verordnung nur mehr dann als fettfrei bezeichnet werden, wenn es weniger als 0,5% Fett pro 100 Gramm bzw. Milliliter enthält. Der Ernährungsexperte beurteilt besonders den Umstand positiv, dass “z.B. Lebensmittel, die zwar fettfrei sind, aber viel Zucker enthalten, nicht mehr als “light” bezeichnet werden dürfen (wie z.B. Süßigkeiten). Dennoch wird es weiterhin “gute” und “weniger gute” Lightprodukte geben.”
Bewusstsein schärfen, bewusster Einkaufen
Auch wenn die Werbung sie noch so sehr anpreist, die meisten dieser “leichten” Lebensmittel sind alles andere als natürlich. Will man sich bewußt ernähren, wird der genaue Blick auf die Inhaltsangaben der Produkte künftig immer wichtiger.
Versuchen Sie der der Verführung zur Selbsttäuschung durch gefinkeltes Produktdesign und clevere Werbung zu widerstehen. Fragen Sie sich doch z.B., ob Sie wirklich dutzende künstliche Farb-, Konservierungs- und/oder Süßstoffe zu sich nehmen wollen, wenn sie doch eigentlich nur Lust auf einen kühlen Schluck zur Erfrischung haben.
Fruchtsäfte, Molkeprodukte, Kräutertees oder köstliche Limonaden aus verdünntem natürlichen Fruchtsiroup sind sinnvolle Alternativen, und ehrlichgesagt, wesentlich wohlschmeckender als ihre künstlichen und überteuerten Verwandten.
Besonders vernünftig ist eine Kalorienreduktion mittels Standardprodukten, die von Natur aus wenig Fett enthalten, wie z. B. Schinken ohne Fettrand, nahezu alle Obst- und Gemüsesorten, Hülsenfrüchte, Fisch, Trinkwasser oder auch Vollkornprodukte. “Hier kräftig zuzugreifen, ist oftmals die bedeutendere Ernährungsumstellung.”, lautet der abschließende Tipp der Ernährungswissenschafterin Marlies Gruber.
Quellen:
gesundheit.de – die neue neue Health Claims-Verordnung der EU
wissenschaft.de – Bestätigt: Süßstoffe machen dick
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