Wie man Haltungsschäden bei Kindern vorbeugt
Schon Schulkinder verbringen einen Großteil des Tages im Sitzen. Die wichtige ausgleichende Bewegung fehlt oft. Daher sind Haltungsschwächen häufig schon im Kindesalter vorprogrammiert.
Wir verraten Ihnen, wie Sie Ihren Kindern den Rücken stärken können.
Haltungsschäden bei Kindern vorbeugen – Artikelübersicht:
- Einleitung
- Welche Rückenprobleme sind für Kinder typisch?
- Wie können Haltungsschwächen vorgebeugt werden?
- Schultaschenkauf
- Linktipps
Die Zunahme von Haltungsschäden bei Kindern ist ein besorgniserregendes Phänomen, das auf eine Kombination von Lebensstiländerungen und Umweltfaktoren zurückzuführen ist.
Wodurch entstehen Haltungsschäden bei Kindern?
Etwa jedes zweite Kind hat bereits bei der Einschulung erste Haltungsschwächen:
- Es hat Probleme, die Wirbelsäule aufzurichten
- Es fällt ihm schwer, längere Zeit aufrecht zu sitzen
- Es klagt über Rückenschmerzen
Die Gründe dafür sind vielseitig und können bereits im Babyalter zu finden sein. Eltern, die Ihr Kind zu früh zum Sitzen animieren, belasten die Wirbelsäule zu stark, weil die Rückenmuskulatur noch nicht ausgeprägt genug ist.
Warten Sie daher mit Sitzübungen, bis Ihr Baby sich von ganz allein aufsetzt. Außerdem sollten Kinder nicht zu lange in Babyschalen, Wippen und Tragetüchern sitzen.
Im Laufalter kommt es dann auf ein geeignetes Schuhwerk an, weil auch Fußfehlstellungen negative Auswirkungen auf die Haltung haben.
1. Bewegungsmangel
Experten sind sich jedoch einig: Der Hauptgrund für Haltungsschwächen bei Kindern ist die mangelnde Bewegung.
Moderne Kinder verbringen zunehmend mehr Zeit in sitzender Position, sei es vor dem Fernseher, Computer oder anderen digitalen Geräten. Dieser Bewegungsmangel führt dazu, dass die Muskulatur, die die Wirbelsäule stützt, nicht ausreichend trainiert wird.
Der tägliche Schulweg wird oft mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, anstatt zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Dadurch fehlen viele Gelegenheiten für natürliche Bewegung und Kräftigung der Muskulatur.
Freizeitaktivitäten wie Computerspiele, Fernsehen oder Nutzung von Smartphones tragen ebenfalls dazu bei, dass Kinder weniger aktiv sind und oft stundenlang in einer schlechten Haltung verharren.
Gleichzeitig büßen die Gelenke an Beweglichkeit ein. Die Folge: Früher oder später macht der Rücken schlapp.
2. Schlechte Körperhaltung und mangelnde ergonomische Ausstattung
Viele Kinder haben schlechte Sitzgewohnheiten, sei es in der Schule oder zu Hause. Das ständige Sitzen in gebückter oder schiefen Position belastet die Wirbelsäule und kann zu Haltungsschäden führen.
In vielen Schulen und auch zu Hause sind die Möbel nicht ergonomisch gestaltet. Stühle und Tische, die nicht an die Körpergröße der Kinder angepasst sind, zwingen sie in ungünstige Sitzpositionen.
3. Schwere Schultaschen
Schwere und schlecht passende Schultaschen sind ein weiterer Faktor für Haltungsprobleme und körperliche Beschwerden.
Wenn Kinder ihre Taschen einseitig tragen oder die Taschen zu schwer sind, kann dies zu Fehlhaltungen und Muskelverspannungen führen.
Laut Empfehlungen sollte das Gewicht der gepackten Schultasche nicht mehr als 12% des Körpergewichts des Kindes betragen. Für ein 6-jähriges Kind mit 20 kg Körpergewicht bedeutet das maximal 2,4 kg, für ein 10-jähriges Kind mit 30 kg maximal 3,6 kg.
Welche Rückenprobleme sind für Kinder typisch?
Die populärste Haltungsschwäche bei Kindern, die auch am häufigsten vorkommt, ist das Hohlkreuz. Dabei kippt der Oberkörper nach hinten ab, während der untere Rücken deutlich nach vorn gewölbt ist.
Bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr geben Experten aber Entwarnung: Bis zum Beginn des Zahnwechsels und dem ersten Wachstumsschub ist ein Hohlkreuz bei Kindern völlig normal. Bleibt es auch danach, sollten Eltern sich aber Sorgen machen.
Eine weitere Haltungsschwäche ist der Rundrücken. Hier ist die Brustwirbelsäule zu stark gekrümmt. Manchmal treten Rundrücken und Hohlkreuz gleichzeitig auf. Dann ist die Rede von einem Hohlrundrücken.
Bei einem Flachrücken hingegen fehlt die natürliche S-Krümmung der Wirbelsäule, sodass alles steif ist. Diese Haltungsschwäche ist schwer zu erkennen, weil sie oft mit einer geraden Haltung einhergeht. Später entstehen aufgrund der nicht vorhandenen Federung aber Skoliosen.
Außerdem haben Schulkinder, die den Kopf ständig abknicken und ihren Oberkörper beim Sitzen nach vorne beugen, oftmals Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich. Diese führen nicht selten auch zu Kopfschmerzen.
Wie können Haltungsschwächen vorgebeugt werden?
Da mangelnde Bewegung die Hauptursache für Haltungsschwächen ist, kann mit viel Bewegung vorgebeugt werden. Am Anfang müssen Sie dabei gar nicht darauf achten, dass Ihr Kind rückenfreundliche Sportarten ausübt, sondern vor allem darauf, dass Ihr Kind sich überhaupt mindestens eine Stunde am Tage bewegt.
Das klappt schon im Kleinkindalter mit Spielzeugen, die zu Bewegung animieren, wie etwa mit einem Hüpfpferd, einem Laufrad, einem Springseil, Stelzen oder Balance-Boards. Auch Federball und andere Ballspiele, Springseilspringen, Rad fahren, Skateboarden, Inlineskaten sowie Schwimmen stehen bei Kindern gerne auf dem Programm.
Wichtig ist, dass Ihr Kind lernt, Bewegung mit etwas Positivem zu verknüpfen. So bekommt es Lust auf mehr und muss später gar nicht zum Sport animiert werden, sondern wird freiwillig aktiven Freizeitbeschäftigungen nachgehen.
Es ist wichtig zu betonen, dass generell jede Form von regelmäßiger körperlicher Aktivität für Kinder von Vorteil ist. Die Hauptsache ist, dass sich das Kind ausreichend bewegt und Spaß an der Bewegung hat.
Experten empfehlen, dass Kinder sich mindestens zwei Stunden am Tag bewegen sollten, sei es durch Sport, Spielen im Freien oder aktive Fortbewegung wie Radfahren oder zu Fuß gehen
Schwimmen wird als besonders effektive Sportart hervorgehoben um Haltungsschäden vorzubeugen. Sie trainiert die Rücken- und Bauchmuskeln auf natürliche Weise, ohne den Rücken zu stark zu belasten. Im Wasser wird der Körper gleichmäßig beansprucht, was die Muskulatur stärkt und die Haltung verbessert.
Verschiedene Laufaktivitäten sind ebenfalls gut geeignet, um die allgemeine Fitness zu fördern und somit Haltungsschäden vorzubeugen.
Als gutes Beispiel für eine Teamsportart wird Fußball genannt, da es die körperliche Aktivität fördert und verschiedene Muskelgruppen beansprucht.
Eine gute Idee kann auch ein Trampolin für Kinder sein. Wenn Sie keinen großen Garten haben, schafft die Miniausgabe für die Wohnung Abhilfe.
Auf dem Trampolin können Kinder sich austoben und dabei viel Spaß empfinden. Außerdem hilft das Trampolin beim Abbau von Stress, regt den Kreislauf an, trainiert verschiedene Muskelgruppen und fördert den Gleichgewichtssinn.
Generell gilt aber: Kinder zu Bewegung zu animieren klappt nur, wenn Eltern bereit sind mitzumachen. Natürlich wird Ihr Kind wenig begeistert sein, wenn Sie es zum Sport auffordern, während Sie selber auf der Couch vor dem Fernseher sitzen. Leben Sie Ihren Kindern also vor, dass Bewegung etwas Gutes ist und sehr viel Freude bereitet.
Was muss beim Schultaschen-Kauf beachtet werden?
Viele Eltern unterschätzen, dass auch der schwere Schulranzen Rückenprobleme verursachen kann.
Er begleitet Ihr Kind durch die ersten Schuljahre und sollte daher mit Bedacht ausgewählt werden. experten empfehlen, bei der Auswahl weniger auf ein angesagtes Design zu achten, sondern vor allem viel Wert auf folgende Punkte zu legen:
– geringes Eigengewicht
– die Größe sollte zur Körpergröße des Kindes passen
– ergonomische Rückenpolster die das Gewicht gleichmäßig verteilen
– reflektierende Flächen sorgen für Sicherheit auf dem Schulweg
Und wenn trotzdem Haltungsschwächen auftreten?
Sobald Sie bei Ihrem Kind eine Haltungsschwäche feststellen, sollten Sie frühzeitig handeln.
Stellen Sie Ihr Kind einem Orthopäden vor, bevor sich die Haltungsschwächen verfestigen und zu echten und dauerhaften Fehlstellungen werden.
Je früher die Behandlung beginnt, desto erfolgreicher wird sie sein. In der Regel fällt es Kindern auch noch deutlich leichter als Erwachsenen, Verhaltensweisen zu ändern.
Der Orthopäde wird Ihrem Kind dann höchstwahrscheinlich ein Gleichgewichts- und Koordinationstraining empfehlen. Außerdem ist eine Muskelkräftigung sowie Dehnung und Entspannung wichtig, um den Rückenproblemen entgegen zu wirken.
Mit Reissäckchen, Gummibällen und Luftballons lassen sich viele dieser Übungen von Zuhause aus durchführen. Haben Sie auf jeden Fall ein Auge darauf, dass Ihr Kind die Trainingseinheiten konsequent durchführt, denn nur so werden sie von Erfolg gekürt sein.
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Quellen:
¹ Haltungsschäden und Haltungsfehler bei Kindern und Jugendlichen
² Haltungsschäden bei Kindern – Wenig Bewegung, viel Belastung (oe1.at)
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
– Tipps rund um die Schultasche
– Wie Digitalisierung die Kindheit verändert: digitale Kompetenz
– Schulangst bei Kindern & Jugendlichen
– Was tun bei Rückenleiden?
[Verfasst 08/2015, Update: 09/2023]