Wie Digitalisierung die Kindheit verändert: digitale Kompetenz
Jene Generation, die mit Computern und Internet aufgewachsen ist, nähern sich dem vierzigsten Geburtstag – man bezeichnet sie auch als digital natives. Kaum eine Erfindung hat die Welt so verändert wie die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung. Entsprechend unterzieht sich auch die Kindheit und Jugend einem gravierenden Wandel.
Wie Digitalisierung die Kindheit verändert: digitale Kompetenz – Artikelübersicht:
- Smartphones
- Kindervalium?
- Kein Grund zum Pessimismus
- Digitalisierung der Kindheit
- Digitale Kompetenz
- Linktipps
Die Möglichkeit rund um die Uhr zu kommunizieren, zu spielen, einzukaufen, Wissen zu erwerben, etc. – also alles tun zu können, was via Smartphone und Apps möglich ist, hat nicht nur den Alltag Erwachsener massiv beeinflusst. Die Möglichkeiten der Digitalisierung haben auch die Kindheit verändert. Doch wie damit umgehen? Droht hier Gefahr oder handelt es ich um eine positive Entwicklung?
Smartphones
Mit der Erfindung des World Wide Web hat sich unsere Welt verändert. Mit der Erfindung des Smartphones gab es einen weiteren Quantensprung. Seit 2007 sind die Möglichkeiten die das Netz bietet jederzeit und unmittelbar verfügbar. Wir tragen das Wissen unserer Welt quasi in der Hand- oder Hosentasche spazieren.
Das Smartphone bietet viele Annehmlichkeiten: Mühselige Recherchen gehören der Vergangenheit an, Mails können unmittelbar beantwortet werden, Filme und Fotos in Sekundenschnelle bearbeitet und geteilt werden und noch vieles mehr ist möglich . Wir verbringen viel Zeit mit dem Herumgewische auf unseren Mobilgeräten und klarerweise üben diese kleinen Geräte auch eine Faszination auf Kinder aus.
Kindervalium?
Nicht nur, dass Mama und Papa diesen schmalen flachen Dingern soviel Aufmerksamkeit schenken, machen diese Geräte auch Musik und liefern bunte Bilder. Und das jederzeit und überall.
Wer selbst Kinder hat, weiss es aus erster Hand, wer keine Kinder hat weiss es vom Zusehen: So lieb man den Nachwuchs auch hat, ab und zu kann er auch lästig sein. Kinder sind wissbegierig, sie stellen Fragen, sie wollen beschäftigt werden und das ist auch gut so! Doch manchmal ist man als Elternteil überfordert, oder mit dem Kopf woanders und braucht einige Minuten Auszeit.
Was gibt es da Praktischeres als ein handliches Gerät, das vom Kinderfilm bis zum pädagogisch wertvollen Spiel alle Stückeln spielt und lästiges Gequengel in der Sekunde abstellen kann? Doch die Verlockung, das Gerät immer öfter einzusetzen, um den Nachwuchs ruhig zu stellen ist natürlich verlockend.
Restaurantbesuche mit Kindern waren für viele Elterngenerationen eine Herausforderung. ‘Mir ist fad Rufe’ im Minutentakt, herumtobende Kinder, Weinen, Raunzen,.. klar können Kinder lästig sein, wenn sich Erwachsene unterhalten wollen. Und klar – mit einem Fernseher sind wir alle aufgewachsen.
Aber zwischen einem TV Gerät zu Hause und der Möglichkeit rund um die Uhr – also auch beim Familienfest im Restaurant – auf ein Display zu starren und sich berieseln zu lassen, ist ein Riesenunterschied. Oder doch nicht?
Kein Grund zum Pessimismus
Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort steht der Entwicklung relativ gelassen gegenüber. Erwachsene hätten immer schon die Entwicklung von Jugendlichen kritisch beäugt und Vorurteile gegenüber der Jugend ziehen sich durch alle Jahrhunderte, so seine Meinung.
Klar leben wir in einer Umbruchszeit, und die Digitalisierung berge durchaus auch Gefahren für die Heranwachsenden, so Schulte-Markwort. Aber man muss auch das Positive und die Möglichkeiten sehen, die diese Digitalisierung mit sich bringe, denn “…unsere Kinder werden – genauso wie jede Generation vor ihnen – davon getragen sein, die Welt zu verbessern”.
Und diese Geräte könne auch dazu beitragen, so der Experte. Also kein Grund zur Panik.
Digitalisierung der Kindheit
Wer schon als Kleinkind die ersten Wischübungen am Smartphone der Eltern macht ist vor Herausforderungen gestellt. ‘Kindheit 5.0’ – so nennt der Experte das Heranwachsen in Zeiten rasanter technischer Veränderungen – ist anders als alle Kindheiten davor.
Doch welchen Einfluss hat die Digitalisierung tatsächlich auf das Sozialverhalten der Kinder? Schulte-Markwort beruhigt: Obwohl Kommunikation viel unmittelbarer und rascher erfolgt, und das Tempo generell zugelegt hat, unterscheiden sich die Wertvorstellungen von heutigen Kinder nicht von jenen einer Generation vor ihnen.
Die Struktur von ‘echten Beziehungen’ habe sich nicht wirklich geändert und der Anspruch, bzw. Wunsch, qualitativ hochwertige Zeit gemeinsam in der analogen Welt zu verbringen, ist nach wie vor groß. Das, was für Kinder und Jugendliche zähle, seien nach wie vor ‘echte Bande’ zu Familie und Freunden, egal ob im digitalen oder analogen Leben, so der Kinderpsychiater.
Soziale Kompetenzen, wie Teamfähigkeit und Fairness spielen schließlich auch in der Kindheit 5.0 eine entscheidende Rolle. Voraussetzung diese Kompetenzen zu erlernen ist ein gesundes soziales Umfeld mit Erziehungskompetenz der Eltern, die auch auf das digitale Leben angewendet werden muss.
Werden Kinder hingegen emotional vernachlässigt – und das gab und gibt es leider in allen Generationen – kann man dafür nicht die Digitalisierung verantwortlich machen. Sehr wohl aber gibt es mit den Möglichkeiten dieser Digitalisierung mehr Ablenkungsmöglichkeiten. Das Abtauchen vernachlässigter Kinder in virtuelle Welten kann deren Vereinsamung fördern. Sozialer Rückzug kann die Folge sein und im Extremfall kann sich dieses Verhalten zu einer echten Sucht entwickeln.
Digitale Kompetenz
Anderseits kann Digitalisierung aber auch dazu beitragen, Sozialverhalten zu etablieren und zu üben. Es gibt Tools, also Spiele oder Apps, die die „soft skills“ stärken können. Es gibt Spiele, aber auch Online-Lerntools in der digitalen Welt bei denen Kinder sich in einem virtuellen Team zurecht finden müssen. Das sind Fähigkeiten, die in unserer vernetzten Welt unumgänglich geworden sind, und je früher Kinder sich damit auseinandersetzen können, desto besser.
Um Heranwachsenden auch in Zeiten der Digitalisierung eine schöne Kindheit 5.0 zu schenken, sind also einmal mehr die Erwachsenen gefordert. Eltern haben ihren Kindern gegenüber eine Verantwortung. Das war schon immer so und hat sich in den Zeiten der Digitalisierung nicht geändert.
Nicht die Technik an sich ist ein Problem – lediglich der maßlose Umgang damit. Wie so oft im Leben gilt auch für die Kindheit 5.0 die alte Weisheit: alles mit Maß und Ziel. Die Dosis macht das Gift, doch in Maßen genossen steht einem ungetrübten Vergnügen mit Smartphone und Co in der Kinheit 5.0 nichts entgegen.
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Quelle:
¹ Unicef – Kinder in der digitalen Welt
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Linktipps
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