Erste Hilfe bei Unfällen von Kleinkindern
Das Leben ist gerade für die Kleinen oft voller Gefahren und manche rufen einen Notfall hervor. Die Liste all dessen, was passieren kann, scheint unendlich – vom Bienenstich über Bisswunden zu Elektrounfällen, aber viele Maßnahmen helfen, Schlimmes zu verhindern.
Wie soll man sich generell bei einem Notfall verhalten?
Ein Notfall ist stets eine außergewöhnliche und unvorhergesehene Situation. Viele Menschen reagieren aufgeregt oder panisch. Das Wichtigste bei jedem Notfall ist: Ruhe bewahren!
Geraten Sie nicht in Panik, denn wenn Eltern panisch reagieren, meint das Baby umso mehr, dass wohl etwas Schlimmes passiert sein muss, und schreit aus Angst noch stärker. Verschaffen Sie sich rasch einen Überblick und retten Sie das Baby aus der akuten Gefahrensituation. Sichern Sie die Gefahrenstelle ab, damit keine weiteren Unfälle geschehen – zum Beispiel Herd abschalten oder Sicherungen ausstellen.
Beruhigen Sie das Baby durch ruhiges Sprechen oder Streicheln und untersuchen Sie es zügig, aber ohne Hast auf Verletzungen. Kontrollieren Sie die Atmung. Prüfen Sie, ob das Herz schlägt. Rettungsdienst verständigen.
Die Notrufnummern immer in der Nähe des Telefons aufbewahren.
In Unfallsituationen steht man oft unter Stress und vergisst die einfachsten Sachen, wie auch etwa die Notrufnummern.
Feuerwehr: 122
Polizei: 133
Rettung: 144
Vergiftungszentrale: 01 / 4064343
Ärztenotruf: 141
Europäischer Notruf (von einem jeden Mobiltelefon auch ohne Sim-Card, mit eingerichteter Tastensperre oder auch ohne “Guthaben” zu erreichen!)
Der Notruf sollte stets die fünf “W” enthalten:
- Wer ruft an (Name und Rückrufmöglichkeit)
- Wo werden die Einsatzkräfte benötigt? (Adresse, Kilometerstein, usw.
Einsatzkräfte erwarten und einweisen) - Was ist passiert?
- Wer ist Verletzt?
- Welche Verletzungen?
Einige Beispiele:
Kopfverletzungen
Der Kopf ist bei Säuglingen besonders gefährdet: Er ist relativ schwer, die Muskulatur zur Kopfkontrolle ist noch wenig ausgebildet und bietet daher bei Unfällen kaum Schutz. Bei Stürzen fällt der Säugling somit oft auf den Kopf. Die häufigste Verletzung nach Sturz oder Schlag ist die Gehirnerschütterung: Die Kinder sind einen kurzen Moment bewusstlos, sie wirken müde oder benommen, haben Kopfschmerzen und erbrechen oft mehrfach nach circa 30 Minuten bis 1 Stunde.
Während Sie die Kopfwunde behandeln, beobachten Sie das Baby, um festzustellen, welche Symptome es zeigt.
Lagern Sie das Baby flach, am besten auf dem Boden. Tragen Sie es nicht unnötig umher, auch nicht, um es bequemer hinzulegen. Sprechen Sie ruhig mit dem Baby oder singen Sie ihm sein Lieblingslied vor. Falls das Kleinkind anfängt zu erbrechen, halten Sie die Atemwege frei. Fahren Sie sofort zum nächsten Kinderarzt/Krankenhaus oder rufen Sie den Notruf. Ist das Kleinkind schläfrig und dämmert vor sich hin, fahren Sie nicht selbst, sondern rufen Sie immer den Notruf an!
Verbrühung
Verbrühungen können durch heiße Flüssigkeit oder das Berühren heißer Gegenstände entstehen. Vor allem Kleinkinder wollen ihre Umgebung erforschen, ziehen Tassen mit heißen Getränken vom Tisch, Töpfe mit brodelnder Flüssigkeit vom Herd, greifen nach Bügeleisen oder Wasserkocher, der heißen Herdplatte oder glühenden Holzkohlen.
Was tun?
Ziehen Sie die verbrühten Kleider aus und kühlen Sie die verbrühten Körperregionen unter fließendem kühlem Wasser (circa 15 Grad Celsius) mindestens 20 Minuten lang. Wickeln Sie das Kind in saubere Tücher oder legen Sie bei kleineren Verletzungen Verbände an. Fahren Sie zum nächsten Kinderarzt/Krankenhaus oder rufen Sie den Notruf. Wichtig: Impfbuch mitnehmen, u.a. wegen Tetanusschutz!
Was NICHT tun bei Verbrühungen?
Brandsalben, Brandbinden, Öl verhindern den Sauerstoffzutritt zur geschädigten Haut, halten die Hitze im Gewebe fest, ermöglichen “Nachbrennen”, verschlimmern die Verbrühung. Mehl oder Puder verkleben die Wunden, müssen erst mühsam – für das Kind schmerzhaft – aus den Wunden gewaschen werden. Eis oder Eiswasser kühlen im ersten Moment gut, der Schmerz scheint zu verschwinden – aber: es kommt zu einer stärkeren Durchblutung der betroffenen Stelle, die Schmerzen werden viel schlimmer. Bei zu starker Kühlung der verletzten Haut kann zusätzlich ein Kälteschaden auftreten.
Vergiftungen
Vor allem kleine Kinder nehmen oft aus Neugierde bunte Pillen oder Reinigungsmittel aus einer vermeintlichen Saftflasche zu sich. In über 90 Prozent aller Fälle vergiften sich Kinder zu Hause. Giftige Stoffe können Medikamente (in 40 Prozent der Vergiftungsfälle), Putz- und Reinigungsmittel, Zigaretten, Alkohol, giftige Pflanzen und Pilze sein. Anzeichen einer Vergiftung sind ungewöhnliches Verhalten, zum Beispiel Erregungszustände, Zittrigkeit, Müdigkeit, Apathie bis hin zu Bewusstlosigkeit.
Was tun?
Ist Ihr Kind ansprechbar, öffnen Sie seinen Mund und versuchen Sie, eventuell vorhandene Reste des Eingenommenen mit einem Finger auszuwischen. Wichtig ist die Frage, was und wie viel Ihr Kind zu sich genommen hat. Bewahren Sie alle Reste des Eingenommenen auf (zum Beispiel Tabletten, Pflanzenteile, Pilze oder Chemikalienverpackungen). Nehmen Sie diese mit zum Arzt oder ins Krankenhaus, damit der Arzt feststellen kann, um welche Vergiftung es sich handelt.
Erbricht sich Ihr Kind, helfen Sie ihm, indem Sie es stützen und ihm beruhigend über den Rücken streichen. Provozieren Sie auf keinen Fall das Erbrechen bei Säuglingen und Kleinkindern nach dem Einnehmen von ätzenden Substanzen wie Haushaltsreinigern. Das Erbrochene sollten Sie in einem Gefäß sammeln und dem Arzt zur Analyse geben.
Zeigt Ihr Kind keine Anzeichen einer Vergiftung, nachdem es eine eventuell giftige Substanz eingenommen hat, rufen Sie den Gift-Notruf Ihrer Region an. Geben Sie Art und Menge der giftigen Substanz an, die es eingenommen hat. Sie werden weitere Anweisungen bekommen. Geben Sie Ihrem Kind auf keinen Fall Milch zu trinken! Denn Milch kann bewirken, dass das Gift schneller ins Blut aufgenommen wird. Geben Sie ihm in kleinen Schlucken Wasser zu trinken.
Verschlucken von Gegenständen
Kleinkinder nehmen Gegenstände aus Neugier in den Mund. Dabei können sie sich “verschlucken”: Der Fremdkörper (zum Beispiel eine Erdnuss) nimmt den falschen Weg in Luftröhre das Baby bekommt keine Luft mehr.
Was tun? Beobachten Sie, ob das Kind schlecht Luft bekommt oder blass aussieht. Hustet das Kind häufig oder hat es einen Hustenreiz? Fühlt das Kind einen Fremdkörper im Hals? Babys über den Oberschenkel legen, damit der Kopf tiefer ist als der restliche Körper, und maßvoll mit der Hand auf den Rücken klopfen. Wird der Fremdkörper herausgebracht und das Kind kann wieder Schlucken und Atmen, ist die akute Gefahr gebannt. Im Zweifel fahren Sie sofort zum nächsten Kinderarzt/Krankenhaus oder rufen Sie den Notruf.
Schock
Viele Unfälle, die auch starke Schmerzen oder Blutungen verursachen, können einen Schock nach sich ziehen. Darunter versteht man den Versuch des Körpers, mit schweren Krankheitsbildern fertig zu werden – bis hin zum Versagen der körpereigenen Ausgleichsmaßnahmen. Anzeichen sind bei Säuglingen: Klägliches Jammern statt kräftiges Schreien, langsamer Herzschlag, Atempausen.
Was tun? Stellen Sie eine Schocklage her. Kopf und Oberkörper flach auf den Boden, Beine hoch. Sprechen Sie ruhig mit dem Baby über vertraute Dinge und kontrollieren Sie regelmäßig Atmung und Puls. Achten Sie bei Erbrechen darauf, dass der Mund geöffnet ist und das Erbrochene nicht in die Atemwege des Babys gelangt. Rufen Sie den Notruf.
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Linktipps
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