Was tun bei Kreislaufkollaps?

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Was tun bei Kreislaufkollaps?

Fotocredit: Robert Kneschke | Fotolia

Wer es schon einmal selbst erlebt hat, kennt das Gefühl: Rauschen im Ohr, das lauter wird, plötzlich wird einem schwarz vor Augen, und schon fällt man um.


Manche kündigen ihn sogar noch an – den Kreislaufkollaps. Wer einen solchen Kollaps, auch Synkope genannt, erleidet, erfährt eine plötzlich einsetzende, kurz andauernde Bewusstlosigkeit. Bei uns lesen Sie die wichtigsten Fakten zum Thema und wie man sich im Fall des Falles verhalten soll.

Kreislaufkollaps | Medizinlexikon – Artikelübersicht:

‘Uiiih … Kollaps’ – wenn mir schwarz vor Augen wird, weil ich wieder einmal zu schnell aufgestanden bin, und der Blutdruck im Keller ist, kündige ich das pflichtbewusst an. Meine Umwelt kann sich also darauf einstellen. Doch was ist eigentlich zu tun wenn ein Mensch ohnmächtig wird? Welche Erste Hilfe Maßnahmen sind angebracht, was kann man als ‚Zuseher’ tun und wann sollte man besser einen Arzt holen?

Kreislaufkollaps – Ursachen

Im Normalfall funktioniert unser Körper ja erfreulicherweise reibungslos. Aber einige kennen es aus eigener Erfahrung, viele andere waren zumindest schon einmal Zeuge: ein Mensch wird ohnmächtig und fällt um wie ein Stock!

Der üblicherweise anstandslos ablaufende Mechanismus des menschlichen Körpers sorgt im Normalfall dafür, dass unser Hirn konstant und ausreichend mit Blut versorgt wird. Doch bei einer Ohnmacht ist diese Blutversorgung unterbrochen. Doch wie kommt es dazu?

Bei einem Kreislaufkollaps handelt es sich um einen physikalisch verursachten Zustand: Wenn die Körperhaltung zu rasch von einer liegenden oder sitzenden in eine aufrechte Position verändert wird und der Blutdruck eher im niedrigen Bereich ist, kann das Blut diese Lageveränderungen nicht schnell genug mitmachen und ‘versackt’ quasi in der unteren Körperhälfte anstatt zu zirkulieren und zeitnah das Gehirn zu erreichen.

Bis zu einem Viertel des gesamten Blutes kann sich in so einem Fall diesseits der Körpermitte befinden, und das Gehirn wird entsprechend zu wenig durchblutet.

Für die Blutregulation im Körper sind die Gefäße der Beine hauptverantwortlich. Durch ihr Zusammenziehen oder Ausdehnen sind sie regulativ tätig. Könnten sie den Blutdurchfluss nicht durch diese Fähigkeit regulieren, hätte der Mensch vielleicht nie einen aufrechten Gang entwickeln können: Da schwerkraftbedingt sämtliches Blut in die untere Körperhälfte absacken würde, wäre das Gehirn unterversorgt und ein Kreislaufkollaps die Folge.

Natürlich spielt auch das Herz eine gewichtige Rolle in diesem Prozess: Es ist für den Blutdruck verantwortlich und verändert diesen je nach eingenommener Körperhaltung, um sich den veränderten Bedingungen anzupassen und alle Körperteile und Organe weiterhin gleichmäßig mit ausreichend Blut zu versorgen.

Neben dem Blutdruck und den Muskeln spielt auch die Herzfrequenz eine Rolle bei der Blutversorgung des Gehirn: Je höher die Herzfrequenz desto eher bleibt die Durchblutung des Gehirns aufrecht

Eine Ohnmacht entsteht also aufgrund einer kurzfristigen Durchblutungsstörung im Gehirn.

Kreislaufkollaps, Synkope, Blackout, Ohnmacht

Vier Bezeichnungen für eine mehr oder weniger gleiche Situation, nämlich einen kurzzeitigen Verlust des Bewusstseins.

Wobei genau genommen Synkope die kurzzeitige Minderdurchblutung des Gehirns mit Bewusstseinsverlust beschreibt, während Kreislaufkollaps den kurzzeitigen Verlust des Muskeltonus mit oder ohne vollständigen Bewusstseinsverlust bezeichnet.

Die optimale Behandlung von Patienten mit Synkopen hängt von der Ursache der Symptome ab. Der erste Schritt besteht darin, Patienten ohne Herzerkrankung von anderen zu unterscheiden.

Die Krankengeschichte (Anamnese) und die detaillierte Untersuchung sind ausgesprochen wichtig und legen in fast der Hälfte der Fälle eine Verdachtsdiagnose nahe.

Allerdings ist eine Synkope für Ärzte durchaus eine diagnostische Herausforderung. Denn oft sind nach einer plötzlichen Ohnmacht das EKG und die Blutwerte völlig in Ordnung.

Unterschieden werden zwei Arten:

  • Eine kreislaufbedingte Ohnmacht kann mit Vorboten wie Sehstörungen, einem unguten Gefühl im Bauch, Kribbeln im Körper, Rauschen im Ohr, Übelkeit einhergehen.
  • Eine kardiale Ohnmacht (also aufgrund einer gestörten Herzfunktion) tritt meist ohne Vorboten auf. Dabei sackt der Blutdruck ab und mitunter bleibt das Herz sogar für mehrere Sekunden stehen. Hierbei kann es schnell lebensbedrohlich werden, wenn nämlich die Ohnmacht in einen Herzstillstand übergeht, heißt es schnell zu handeln und mit Reanimationsmaßnahmen zu beginnen (Herzmassage).
  • Bei Patienten ohne Herzerkrankung sind der Tilt-Test und die Testung des vegetativen Nervensystems die aussagekräftigsten Untersuchungen.

    Bei Patienten mit Herzerkrankungen sind häufig elektrophysiologische Untersuchungen (EPU) erforderlich.

    Elektrophysiologische Untersuchungen sind minimalinvasiv und ermöglichen die Ableitung, Verstärkung, Messung und Aufzeichnung elektrischer Vorgänge in einem Organ oder im Nervensystem.

    Synkope ist eine häufige Beschwerde in der Kinderheilkunde (Pädiatrie). Etwa 15 % aller Kinder unter 18 Jahren erleben mindestens einen Ohnmachtsanfall. Typischerweise sind Kinder und Jugendliche im Alter von 10–21 Jahren und Mädchen häufiger als Buben betroffen.

    Die meisten beobachteten Fälle sind auf gutartige Ursachen zurückzuführen, wobei nur ein kleiner Prozentsatz auf schwerwiegende Erkrankungen zurückzuführen ist. Darüber hinaus werden die meisten synkopalen Episoden in der pädiatrischen Population klinisch oder mit minimal-invasiven Tests diagnostiziert, was die Bedeutung einer detaillierten Anamnese und körperlichen Untersuchung unterstreicht.

    Exkurs: Ursachen für diese Durchblutungsstörungen können sein:

    • Kardiale Synkope: Hier ist das Herz für die Durchblutungsstörung verantwortlich. Ein gestörter Rhythmus des Herzens führt zu einer schlechten Durchblutung des Hirns. Auch Herzklappenfehler können die Synkope auslösen.
    • Vaskuläre Synkope: der Kreislaufkollaps wird durch Gefäßerkrankungen ausgelöst. Mögliche Ursachen: zu niedriger Blutdruck oder verengte Gefäße
    • Vasovagale Synkope: Sie ist der häufigste Auslöser einer Ohnmacht. Stress, egal ob positiv oder negativ verursacht einen Kollaps. Die vasovagale Synkope ist auch ein Schutzmechanismus und kann zu einem Ohnmachtsanfall in Zusammenhang mit sehr starken Schmerzen führen.

    Anzeichen für eine bevorstehende Synkope

    Das Phänomen der plötzlichen Ohnmacht ist besonders bei Kindern zu beobachten, die herumtollen und so ihre Körperhaltung sehr rasch verändern. Doch auch Herzpatienten, Menschen mit Durchblutungsstörungen und ältere Menschen zählen zu den Risikogruppen.

    Auch in der späten Schwangerschaft sind Ohnmachtsunfälle nichts Ungewöhnliches: durch den Druck des Kindes auf die untere Hohlvene in der Gebärmutter erfolgt eine Unterversorgung des Gehirns und eine Ohnmacht kann ausgelöst werden – in der Medizin auch als Cava-Syndrom bekannt.

    Eine Ohnmacht kann also jeden von uns treffen – manche öfter, manche sehr selten – je nach Disposition. Fast jeder Zweite erleidet zumindest einmal in seinem Leben eine kurze Bewusstlosigkeit.

    Die Ursachen sind meist harmlos: langes Stehen, vor allem gepaart mit Emotionen wie Stress, Angst oder Freude, ein externer Einflussfaktor – manche könne kein Blut sehen und verlieren bei Blutabnahmen schon mal rasch das Bewusstsein-, oder auch Schmerz können Auslöser für eine Ohnmacht sein.

    Menschen allerdings, die wiederholt und immer wieder das Bewusstsein verlieren, sollten sich durchchecken lassen. Chronische oder akute Herz-Kreislauferkrankungen können ebenso verantwortlich sein wie eine Störung des zentralen Nervensystems. Je früher in diesen Fällen ein Arzt konsultiert wird, desto rascher kann eine Therapie eingeleitet werden.

    Wichtig zu bedenken: da der plötzliche Bewusstseinsverlust mit einem Verlust der Haltespannung der Muskulatur einhergeht, führt eine Synkope häufig zu einem Sturz.

    Sturzfolgen sind nicht zu unterschätzen und können von harmlosen Beulen und Prellungen bis zu stark blutenden Platzwunden und Schädelfrakturen (mitunter sogar mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma) reichen.

    Synkope – Was tun?

    Da von einer Ohnmacht Betroffene selbst naturgemäß handlungsunfähig sind, müssen andere Personen Erste Hilfe leisten.

    Doch was tun wenn ein Mensch ohnmächtig wird? Welche Erste Hilfe Maßnahmen sind bei einem Kreislaufkollaps angebracht und wann sollte man besser einen Arzt holen?

    Eine Ohnmacht kündigt sich meist an: Übelkeit steigt auf, bevor es zur Ohnmacht kommt; schneller Herzschlag und kalter Schweiß sind ebenfalls mögliche Vorboten.

    Sollte Ihnen also jemand solche Symptome schildern oder sie solche beobachten, und der Betroffene eventuell auch noch auffällig atmen – besonders flach und/oder besonders schnaufend, dann sorgen Sie dafür, dass sich diese Person umgehend in eine liegende Position begibt.

    So kann verhindert werden, dass durch das plötzliches Umfallen mechanische Verletzungen, wie etwa Risswunden oder Prellungen als Kollateralschaden entstehen.

    Auch Blässe und Schmerzen in Brust, Rücken- oder Nackenbereich können in Kombination mit starkem Schwitzen und unregelmäßigem Atmen Indizien für eine drohende Bewußtlosigkeit sein.

    Ist die betroffene Person – ob nun noch bei Bewusstsein oder schon ohnmächtig – in eine liegende Position gebracht worden, müssen die Beine hochgelagert werden, um rein mechanisch den Blutfluss Richtung Gehirn zu erleichtern.

    Ein kaltes Tuch in den Nacken legen, ein Fläschchen Riechsalz oder eine andere stark riechenden Substanz unter die Nase halten und ein leichtes Tätscheln der Wangen – diese Maßnahmen sollten ausreichen, um Ohnmächtige wieder ‘aufzuwecken’.

    Ein Kollaps dauert für gewöhnlich nur wenige Sekunden bis maximal Minuten und allein eine Veränderung der Liegeposition sollte ausreichen, um der Bewusstlosigkeit ein Ende zu bereiten. Auch einer durch das Cava-Syndrom verursachten Ohnmacht einer schwangeren Frau kann durch eine Lageveränderung meist rasch ein Ende bereitet werden.

    Vorbeugung

    Wer weiß, dass er anfällig für Ohnmachtsanfälle ist und an keiner ernsthaften Erkrankung leidet, sollte folgende vorbeugende Regeln beherzigen:

    • Ausreichend trinken: Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser oder ungezuckerte Kräutertees über den Tag verteilt. So bleibt der Blutdruck stabil, und man kann einen rasanten Abfall tunlichst vermeiden.
    • Durchblutung anregen: moderater Sport ist gesund – auch und gerade für Personen die zu Ohnmachtsanfällen neigen. Finden Sie die Sportart, die Ihnen Spaß macht und vor allem – finden Sie ihr eigenes Tempo!
    • Wechselduschen: kalt/warm Duschen oder auch Kneippbäder können einer Verbesserung der Durchblutung dienen.
    • Bei langem Stehen: Tragen Sie Stützstrümpfe – das fördert die Durchblutung und wirkt dem Absacken des Blutes in die Beine entgegen.

    Für jene, die genau spüren, dass wiedermal eine Ohnmacht droht, können auch spezifische isometrische Übungen hilfreich sein. Diese Übungen haben sich in der Praxis bewährt und Wissenschafter konnten den Effekt auch theoretisch erklären, da sie zu einer Kompression der Venen führen. Das wiederum führt dazu führt, dass sich der Blutdruck etwas erhöht und so eine bessere Durchblutung ermöglicht wird.

    • Die Hände greifen auf Höhe des Brustbeins ineinander und ziehen dann in entgegengesetzte Richtungen
    • Überkreuzen Sie im Stehen die Beine und spannen Bein- und Bauchmuskeln an
    • Nehmen Sie einen Gegenstand in die Hand und drücken Sie fest zu

    Fazit

    Wenn Sie selbst öfter betroffen sind, reden Sie mit Ihrem Hausarzt, um mögliche Verursachungskrankheiten auszuschließen bzw. behandeln zu können. Sollten Sie Zeuge einer Synkope werden: Bewahren Sie Ruhe, und prüfen Sie, ob der Ohnmächtige atmet.

    Wenn dies der Fall ist, bringen Sie den Ohnmächtigen in die Rückenlage und lagern Sie seine Beine hoch. Bleiben Sie bei ihm bis er aufwacht, und überprüfen Sie, ob er sich nach dem Aufwachen wieder zurecht findet. Sollte dies nicht der Fall sein, und Orientierungslosigkeit bestehen – verständigen Sie den Notarzt!

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    Quellen:

    ¹ Der Hausarzt (1999; S.583-585)
    ² Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Synkopen. AWMF-Leitlinie Nr. 030-072. S1, Stand 2020
    ³ Befunde verstehen (S. Spreitzer; VKI; 2015)

    [Verfasst 04/2017, Update: 05/2023]

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    Linktipps

    – Herzinsuffizienz
    – Was ist Kardiologie?
    – Allergischer Notfall – was tun?
    – Erste Hilfe Informationen

    Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!

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