Brustrekonstruktion – neue Technik erleichtert den Brustwiederaufbau
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Allein in Österreich sind jährlich fast 5.000 Frauen betroffen, Tendenz steigend! Brustkrebs (Mammakarzinome) und die Entfernung der kranken Brust im Rahmen der Therapie sind auch die Hauptgründe für eine Brustrekonstruktion (Brustaufbau). Eine rasche Mammarekonstruktion nach einer Brustamputation lindert die psychische Belastung der Patientinnen, eine neue Technik soll nun den Brustwiederaufbau erleichtern.
Zum Leid von Krebs kommt durch die – noch immer häufig notwendige – Entfernung der Brust auch noch die psychische Belastung dazu, wenn der Busen, das augenfälligste weibliche Geschlechtsmerkmal, den ästhetischen Ansprüchen nicht mehr genügt. Für diese Patientinnen besteht jedoch die Möglichkeit einer Brustrekonstruktion, also einer Wiederherstellung der Kontur der weiblichen Brust unter Zuhilfenahme von Prothesen oder mittels Eigengewebe. Die Wahl des Verfahrens der Brustrekonstruktion hängt wesentlich von den Bedingungen ab, die nach der Tumorentfernung bzw. Brustamputation (Mastektomie) vorgefunden werden. Auch der Zeitpunkt der Brustrekonstruktion ist abhängig vom individuellen Krankheitsbild der Patientin.
Mammarekonstruktion: die Techniken
Für den Wiederaufbau der weiblichen Brust stehen heute mehrere erprobte Techniken zur Verfügung. Welches operative Verfahren der Brustrekonstruktion bei der Patientin zur Anwendung kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Einen Einfluss haben z.B. die Menge und Qualität der verbliebenen Haut und des Weichteilgewebes, die Größe der gesunden Brust, der Körpertyp allgemein. Dabei spielen der allgemeine Gesundheitszustand, der Status der Tumortherapie, Größe und Form der Brust und nicht zuletzt der individuelle Lebensstil und die Wünsche und Ansprüche der Patientin eine wesentliche Rolle.
Grundsätzlich werden zwei Methoden der Brustrekonstruktion unterschieden: Brustaufbau durch Implantate oder durch körpereigenes Gewebe bzw. Eigenfett.
Die Rekonstruktion der Brust kann also entweder
a) mit silikon- oder kochsalzgefüllten Implantaten erfolgen, wobei in jüngster Zeit mit dem Einsatz von immungenetisch vorbehandelter Tierdermis die Aufhängung und Umhüllung des Implantates deutlich verbessert werden kann und dadurch immer öfter eine aufwendige Eigengewebsrekonstruktion vermieden werden kann.
b) mit körpereigenem Gewebe (Haut-, Fett- und Muskelgewebe, dem Rücken, Bauch, Oberschenkelinnenseite oder Gesäß entnommen) vorgenommen werden. Auch hier gibt es keine einheitliche Regel, was besser ist. Woher man das körpereigene Gewebe nimmt, hängt einerseits vom Körperbau der Patientin und andererseits vom operativen Repertoire des plastischen Chirurgen ab. Denn derlei Operationen (z.B. die Tram-Technik) erfordern viel Erfahrung und Know-how.
c) mittels Eigenfettes erfolgen. Dafür werden – so vorhanden – Fettdepots an Bauch oder Oberschenkel abgesaugt und das entnommene Fett nach Aufbereitung mit feinen Kanülen dorthin injiziert, wo die Brust Defizite aufweist. Werden dabei die neuesten Einspritztechniken angewandt, kann die Einheilrate (Haltbarkeit) – im Vergleich zu früher – bis zu 80% betragen. Zumeist ist daher noch eine Nachbehandlung zur Komplettierung der ästhetischen Form nötig. Diese sehr sanfte Form des Wiederaufbaus ist bis jetzt allerdings nur dort möglich, wo keine Total-, sondern lediglich eine Teilentfernung der Brust stattgefunden hat.
Die Krankenkasse trägt alle Kosten im Zusammenhang mit Brustkrebs. Das beginnt bei den Vorsorgeuntersuchungen (Mammographie, Ultraschall ) und geht über alle Behandlungen bis hin zu kosmetischen Erfordernissen wie Perücken oder Brustrekonstruktion.
Neue Patientinnen-schonende Technik
In letzter Zeit hat sich eine besonders Patientinnen-schonende und gut verträgliche Technik bewährt. Univ.-Prof. Dr. Edvin Turkof, FA für ästhetisch-plastische und rekonstruktive Chirurgie am AKH-Wien: “Beim Einsatz von silikon- oder kochsalzgefüllten Implantaten können wir nun mit immungenetisch vorbehandelter Tierdermis die Aufhängung und Umhüllung des Implantates deutlich verbessern und dadurch der Patientin immer öfter eine aufwändige Rekonstruktion mit an anderer Stelle entnommenem Körpergewebe ersparen.” Im Klartext bedeutet das: kürzere OP-Zeit, weniger Narben, leichtere Wundheilung als bei der Tram-Technik und generell weniger Beschwerden.
Sofortige Mammarekonstruktion oder Spätrekonstruktion?
„Für viele Patientinnen ist es ein wirklich großer Trost, wenn man ihnen gleichzeitig mit der schlimmen Diagnose auch die seelisch aufbauende Nachricht der Möglichkeit einer gleichzeitigen und letztlich auch formschönen Brustrekonstruktion übermitteln kann“, berichtet Prof. Turkof. Eine Sofortrekonstruktion bedeutet, dass die Rekonstruktion zum gleichen Zeitpunkt beginnt an dem die Mastektomie, die Entfernung der Brust durchgeführt wird.
Mammarekonstruktionen werden am AKH-Wien routinemäßig als “Hybrid-OP”, also Hand in Hand, gemeinsam von Prof. Turkof und den Brustspezialisten der Universitäts-Frauenklinik vorgenommen, viele davon im Simultanverfahren. Mit anderen Worten: Innerhalb einer Narkose wird das bösartige Tumorgewebe entfernt und gleichzeitig ein wesentlicher Teil des Brustwiederaufbaus gemacht. Nach der Narkose mit zwei Brüsten wiederzuerwachen, trüge, so der ästhetisch-plastische Chirurg, zur wichtigen seelischen Stabilisierung der erkrankten Frau bei und unterstützte auch deren Heilungsverlauf.
Nachteile der Sofortrekonstruktion sind längere Operations- und Erholungszeiten und gegebenenfalls dadurch bedingte leicht erhöhte Komplikationsraten. Zudem läuft parallel zur Rekonstruktion häufig noch eine Chemotherapie oder Bestrahlung. Die einzelnen Rekonstruktionsschritte müssen dann mit den Therapiezyklen abgestimmt werden.
Die sofortige Brustrekonstruktion ist in vielen, aber nicht in allen Fällen möglich. Patientinnen mit sehr schlechtem Allgemeinzustand sollten dafür einen späteren Zeitpunkt wählen, da die Simultan-Operation körperlich anstrengend ist. Bei einer Spätrekonstruktion wird die Rekonstruktion erst nach Abschluss der Tumortherapie Monate oder einige Jahre später durchgeführt. Ein wesentlicher Vorteil dabei ist, dass der Patientin mehr Zeit verbleibt sich zu einer Brustrekonstruktion zu entscheiden und darüber ausführlich zu informieren.
Prof. Turkof: „Wer nach der Krebsoperation eine Strahlentherapie benötigt, sollte mit dem Wiederaufbau ebenfalls zuwarten, da Strahlen vor allem bei der Verwendung körperfremder Implantate fast regelhaft zu einer deformierenden Kapselfibrose führen können.“
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