Gemeindenahe Rehabilitation – Gesundheitskonzept mit Potenzial

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Gemeindenahe Rehabilitation

Gemeindenahe Rehabilitation (CBR, Community Based Rehabilitation) ist ein Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit, der den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen wie beispielsweise Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Arbeitsstellen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gewährleisten soll. Diese Konzept bietet gerade in ländlichen Regionen von Entwicklungsländern wo der Zugang zur Gesundheitsversorgung – insbesondere für Menschen mit Behinderung – enormes Hilfspotenzial. Die international tätige österreichische Fachorganisation LICHT FÜR DIE WELT – Christoffel Entwicklungszusammenarbeit möchte dieses Konzept verstärkt in ihre Hilfsprogramme einfließen lassen.


Im Bereich Entwicklungszusammenarbeit mit behinderten Menschen, ist der Begriff CBR kaum mehr wegzudenken. “Community based rehabilitation” (CBR) oder auf Deutsch “gemeindenahe Rehabilitation” heißt die Strategie, die eine Entwicklung des Gemeinwesens verspricht, die alle einbezieht, auch Menschen mit Behinderungen. Dabei geht es um weit mehr als bloße medizinische und therapeutische Betreuung. Leitgedanke ist, dass in Projekten sowohl die Betroffenen selbst aktiv am Entscheidungsprozess und an der Ausführung beteiligt sind wie auch ihre Familien, Nachbarn, Gemeinden und Behörden.

Ein Ansatz dem hauptsächlich in Entwicklungsländern vertarut wird, der aber auch bei uns gut funktioniert.

Gemeindenahe Rehabilitation

Bei der Förderung von Menschen mit Behinderungen hat sich das Konzept der „Gemeindenahen Rehabilitation“ (Community Based Rehabilitation) bewährt. Dieses Modell wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt. Es umfasst nicht alleine die körperliche Rehabilitation, sondern hat einen ganzheitlichen Ansatz: Menschen mit Behinderungen müssen in alle Bereiche des Lebens integriert werden. Medizinische Versorgung und Rehabilitation machen dabei einen wichtigen Teil aus. Doch auch Bildung und Teilhabe am sozialen Leben sind wichtige Faktoren, um Menschen mit Behinderungen ein möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen.

Mit dem Konzept der gemeindenahen Rehabilitation wird versucht, möglichst viele Dienstleistungen direkt vor Ort anzubieten, um so eine möglichst große Gruppe an Menschen betreuen zu können. Die Rehabilitationsleistungen werden in die allgemeine Gesundheitsversorgung integriert und mit Hilfe von geschulten RehabilitationshelferInnen erbracht. Oft werden kleine Teams in Gesundheitszentren geschult, welche zusammen mit Fachkräften die Dörfer besuchen. Dort können sie die Gesundheitsdienstleistungen (Gesundheitsvorsorge und -förderungen, Prävention, medizinische Betreuung, Rehabilitation) direkt bei den Menschen erbringen und zum Beispiel zeigen, welche Rehabilitationsübungen man allein oder mit Hilfe von Familienangehörigen zu Hause machen kann.

Hilfe in gewohnter Umgebung

Ein wesentlicher Ansatz der Gemeindenahen Rehabilitation ist, dass behinderte Kinder nicht in Institutionen, sondern zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung betreut werden. Dadurch wird ihr gesamtes Umfeld in die Rehabilitation mit einbezogen. Gezielte Aufklärung der Gemeinschaft hilft, soziale Barrieren und Vorurteile abzubauen.

Die Teilnahme der Eltern ist ausschlaggebend für den Erfolg der Behandlung. Lokale Rehabilitationshelfer besuchen sie zuhause und zeigen ihnen physiotherapeutische Übungen zur Förderung ihrer behinderten Kinder. Trainingsanleitungen helfen den Eltern, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten ihrer Kinder zu fördern: Mit einfachen und unter fachlicher Anleitung konsequent durchgeführten Übungen wie z.B. Massagen, Dehn- und Streckübungen können große Erfolge erzielt werden. Barren oder Gehhilfen werden als Übungsmittel bei physischen Behinderungen eingesetzt.

Medizinische Versorgung

In den Projekten für Gemeindenahe Rehabilitation werden Menschen mit Behinderung ebenfalls von medizinischem Fachpersonal betreut und behandelt. Bei Bedarf werden Prothesen und andere Hilfsmittel wie Rollstühle, Krücken etc. vermittelt. Für Behandlungen und Operationen werden die Patienten an ein Krankenhaus überwiesen. Rehabilitationshelfer leisten wichtige Arbeit zur Bewusstseinsbildung in den Gemeinden. Sie ermutigen die Dorfgemeinschaft und betroffene Familien, Kinder mit einer Behinderung in die Gemeinschaft zu integrieren und nicht vom Schulbesuch auszuschließen.

Chance auf Bildung

Gerade in Entwicklungsländern haben behinderte Kinder oftmals keine Chance auf Bildung, und somit kaum eine Chance, den Kreislauf Armut und Behinderung zu durchbrechen: Nur 1 bis 2% der Kinder mit Behinderungen gehen in Entwicklungsländern zur Schule. Es ist daher wichtig, behinderten Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Spezifischer Unterricht für gehörlose Kinder und Blindenschulen sind dabei nur ein möglicher Ansatzpunkt: Immer mehr setzen sich integrative Ansätze durch: behinderte Kinder werden in Regelschulen integriert.

LICHT FÜR DIE WELT: Entwicklungshilfe für Kinder

80 % aller Kinder mit Behinderungen leben in Entwicklungsländern. Die Bandbreite der Behinderungen reicht von Seh- und Hörbehinderungen über physische Behinderungen wie Klumpfüße, Lähmungen aufgrund von Poliomyelitis, Zerebralparese bis hin zu Frühkindlichem Autismus oder Downsyndrom. Nur ein kleiner Teil dieser Kinder hat Zugang zu Rehabilitation oder medizinischer Versorgung. Hilfsorganisationen wie LICHT FÜR DIE WELT haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kinder im Rahmen von Rehabilitationsprojekten zu fördern.

Kinder mit Behinderung werden in Gemeindenahen Rehabilitationsprojekten von LICHT FÜR DIE WELT gefördert und auf ihrem Weg in ein selbständiges Leben begleitet. Mit einer Kinderpatenschaft kann einem Kind mit Behinderung mit 25 Euro monatlich diese Rehabilitation ermöglicht werden.

Im Jahr 2011 konnte LICHT FÜR DIE WELT 32.688 behinderte Kinder rehabilitativ fördern und 41.369 Operationen am Grauen Star durchführen. Die Hilfe erreichte insgesamt 1.037.397 Menschen in den Armutsgebieten unserer Erde. Spendenkonto: PSK 92.011.650 (BLZ 60.000)

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Fotocredit: ‚Licht für die Welt’

Quelle: Die LICHT FÜR DIE WELT – Christoffel Entwicklungszusammenarbeit ist eine international tätige österreichische Fachorganisation, die sich in 145 nachhaltig wirksamen Hilfsprojekten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa für blinde und anders behinderte Menschen einsetzt. Arbeitsschwerpunkte sind die Prävention und Heilung von Blindheit und die Rehabilitation von blinden und anders behinderten Menschen.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– www.kinderpate.at
– www.licht-fuer-die-welt.at
– Das Asperger Syndrom bei Kindern: Kontakt- und Kommunikationsstörung
– Down Syndrom
– Reisemedizin
– Alles über Impfungen

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