Kinder & sinnvoll fernsehen: Verantwortung liegt bei Eltern

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Sinnvoll fernsehen: die Verantwortung liegt bei den Eltern

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Die modernen Kommunikationsmedien, allen voran Fernsehen und Computer, haben für zahlreiche Menschen einen großen Nutzen. Mehr noch als früher sind Kinder von dieser Verführung besonders betroffen und müssen von ihren Eltern sorgfältig an diese Medien herangeführt werden.


Doch wie viel sollten Kinder fernsehen? Wie lange sollen Kinder fernsehen? Welche Sendungen sind für Kinder geeignet?

Der Mensch – das tätige Wesen

Der Mensch als Sinnen- und Bewegungsmensch lernt von Kindheit an über motorische und sprachliche Aktivitäten seinen sozialen, seinen geistigen und seinen seelischen Raum zu erweitern. Das Kind lernt durch das Tun mit konkretem Material. Bewegung, Beobachten und Experimentieren haben einen tiefen Sinn, der das Kind auch im übertragenen Sinne weiterbringt. Einengungen im seelischen, sozialen und geistigen Gebiet behindern seelisches und verstandesmäßiges Wachstum, wie Fallbeispiele aus der Geschichte, z. B. Kaspar Hauser, eindrücklich demonstrieren.

Der Mensch lebt vom Wechselspiel zwischen eigener Neugier und Reaktion der Umwelt und vom Miteinander unter den Menschen, insbesondere von der Beziehungsfähigkeit seiner Eltern.
Daraus lassen sich Orientierungen ableiten für den Fernsehkonsum der Kinder, und es läßt sich aufzeigen, welchen Risiken in der Erziehung der Kinder begegnet werden muss.

Probleme im Umgang mit dem Fernsehen:

  • Die Eltern haben es schwer, das Kind einzugrenzen, weil sie
    selbst Vorteile vom Fernsehkonsum ihres Kindes haben:
  • Sie wissen, das das Kind keinen Unsinn anstellt, weil es ruhig
    vor dem Fernseher sitzt.
  • Ängstliche Eltern riskieren keine Konfrontation mit ihrem Kind
    oder aggressive Auseinandersetzungen.
  • Eltern können ihren eigenen Alltagsdingen nachgehen, müssen
    nicht so viel Beziehung mit ihrem Kind gestalten.
  • Eltern sehen selbst viel fern und bevorzugen spracharme und
    karge Beziehungen.
  • Eltern sind unkritisch gegenüber ihrem eigenen
    Fernsehkonsum und dem ihres Kindes.

Risiken unkontrollierten und übermäßigen Fernsehkonsums:

Entwicklungshemmende Einflüsse:

  • Kinder bauen durch Identifikation mit einfachen Helden illusionäre Größenphantasien auf, die im Alltag nicht zu leben sind. Kinder glauben, z. B. dass sie alles können, die besten sind, überall beliebt usw. und merken dabei nicht, dass sie weniger können als sie glauben. Sie können dann keine realistische Einschätzung über das entwickeln, was sie tatsächlich können.
  • Kinder denken nicht mehr selbst nach, weil Lösungen bereits weitreichend angeboten werden. Die geistige Entwicklung kann dadurch behindert werden. Kinder kommen dann oft nicht mehr
    in der Schule mit, verpassen den Anschluß an den Lernstoff, werden im Schulalltag unbeweglich.
  • Die kindliche Sprachentwicklung kann behindert werden, weil das Fernsehen nicht antwortet. Die weniger geübte Sprache als unser wichtigstes Verständigungsmittel behindert dann sowohl das weitere Lernen als auch die soziale Kompetenz der Kinder.
  • Die Kreativität kann verarmen, weil eigene geistige Leistungen nicht mehr gefordert werden. Kinder verlernen ihre Phantasie. Sie werden damit einer Quelle kindlicher Glückseligkeit und
    Lernmöglichkeit beraubt.
  • Die übermäßig schematische Einteilung der Welt in gut und böse kann gefördert werden, Entwicklung differenzierteren Denkens kann behindert werden.
  • Kinder werden apathisch, gelangweilt und stumpfen ab, entwickeln keine eigene Initiative und geraten leicht in die Isolation.
  • Die Bewegungsfähigkeit wird eingeschränkt und verdirbt auf Dauer die motorischen Fähigkeiten, möglicherweise Haltungsschäden durch starres Sitzen und Bewegungsarmut.

Mögliche ungünstige soziale Einflüsse:

  • Die kindlichen Beziehungsmöglichkeiten verarmen
  • Kinder verwechseln die Fernsehwelt mit der realen Welt
  • Kinder ziehen sich zurück in eine private Welt der Großartigkeit,
    so dass die sozialen Kontakte verarmen und das Kind in die Isolation gerät.

Chancen des Fernsehens:

In der Aufbereitung kindgerechten Wissens können einfache Kindersendungen dazu beitragen, dass die Kinder soziale Fertigkeiten erlernen oder ergänzen und vertiefen, z. B. Sesamstraße.

Die Neugier mancher Kinder, zählen oder schreiben zu lernen, obwohl sie noch nicht zur Schule gehen, kann oft durch didaktische Aufbereitung geeigneten Lernstoffs erleichtert werden. Das Fernsehen kann auf diese Weise die Bemühungen der Eltern unterstützen, wo ihnen selbst das geeignete Talent fehlt.

Das Fernsehen wirkt nicht selten kontaktstiftend zwischen den Kindern, die sich darüber austauschen, wer was wann gesehen und als gut oder nicht gut empfunden hat.

Später bietet das Fernsehen älteren Kindern über kulturelle oder gesellschaftlich interessante Beiträge die Möglichkeit, Wissen und Erfahrung (aus 2. Hand) den eigenen hinzuzufügen.

Wesentlich für die richtige Nutzung des Fernsehens ist und bleibt aber die sorgfältige, wache und bewußte Auswahl derjenigen Sendungen, die das eigene geistige und seelische Fortkommen erleichtern und möglichst den Austausch mit anderen Menschen, den Eltern oder Freunden gestattet. Sonst wird und bleibt das Fernsehen ein Ersatz für das eigene ungelebte Leben.

Orientierungspunkte für geeigneten Fernsehkonsum:

  • Fernsehen erscheint erst sinnvoll, wenn das Kind sprechen
    kann.
  • Außerdem sollten Eltern fähig sein, das Kind vor der Überwältigung zu vieler Bilder und Fernsehsendungen zu schützen, indem sie nur kurze und ausgewählte Sendungen erlauben.
  • Kinder sollten nicht allein fernsehen, damit der Austausch des Gesehenen mit den Eltern möglich ist und seelisch und geistig verarbeitet werden kann.
  • Das Kind sollte die Möglichkeit haben, das Gesehene auch mit anderen Mitteln nachzugestalten, z. B. im Rollenspiel, mit Malen.
  • Neben dem Fernsehen sollten ergänzende Erziehungsangebote stehen, in denen das Kind noch andere Medien kennenlernen kann, z. B. Buch vorlesen, Spiele der Eltern mit ihren Kindern, gemeinsame Unternehmungen, Verbreiterung der Freundschaften unter Altersgenossen.
  • Fernsehkonsum immer zeitlich und thematisch begrenzen !
  • Die Zeitgestaltung des Kindes nicht von Fernsehsendungen
    abhängig machen.

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Quelle:

¹ www.kinder.de – vormals www.kidnet.de

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