Falsche Ernährung bereits im Kleinkindalter?

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Falsche Ernährung, Kleinkinder

Durchaus besorgniserregende Ergebnisse bei der Präsentation der ersten österreichischen Expertenposition zur Ernährung von 1- bis 3-Jährigen. Demnach ist die Ernährung von Kleinkindern im Rahmen der Familienkost aus präventivmedizinischer Sicht insgesamt als unausgewogen zu bezeichnen. Neue Erkenntnisse geben allerdings Hinweise darauf, dass sich die Folgen dieser frühen Ernährungsfehler erst Jahre später zeigen.


Anlässlich der Untersuchungsergebnisse wurden erstmals von einer interdisziplinären, österreichischen Expertengruppe klare Ernährungsempfehlungen für 1- bis 3-Jährige erarbeitet und durch praktische Tipps ergänzt.

Während die optimale Ernährung des Säuglings sehr gut durch nationale wie internationale Empfehlungen geregelt ist, fehlen für das Kleinkindesalter (Alter von 1 bis 3 Jahren) entsprechende Richtlinien und Empfehlungen. In einschlägigen Lehrbüchern findet sich oft nur der Hinweis auf den schrittweisen “Übergang zur Familienkost”. Das ist laut Experten heute im Hinblick auf die wachsenden Gesundheitsprobleme allerdings zu wenig.

Status quo – so isst Österreichs Nachwuchs

Verzehrsdaten zeigen, dass bereits Kleinkinder zu viel, zu süß, zu fett, zu eiweiß- und salzreich essen. “Dieses ungünstige Ernährungsmuster hinterlässt Spuren bei der Nährstoffversorgung. So nimmt ein Kleinkind mehr als doppelt so viel Eiweiß als nötig auf. Die Empfehlungen für die Zufuhr essenzieller Fettsäuren werden bei weitem nicht erreicht. Der Süßigkeitenverzehr und damit die Zuckerzufuhr mit all seinen negativen Folgen für Gewicht und Zähne verdoppeln sich zwischen 1 und 3 Jahren. Bei den Mikronährstoffen gibt es Lücken vor allem bei Eisen und einigen Vitaminen – im Fall von Vitamin D erreichen gar nur zwei von zehn Kindern die Zufuhrempfehlungen.”, so Univ. Prof. Dr. Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien.

Hohe Eiweißzufuhr als möglicher Risikofaktor für Übergewicht

Studien haben gezeigt, dass die Entwicklung von Übergewicht durch eine erhöhte Aufnahme von tierischem Eiweiß (das im Kleinkindalter insbesondere aus Wurst und Milchprodukten stammt) in den ersten Lebensjahren begünstigt wird. Der Pädiater Univ. Prof. Dr. Karl Zwiauer erklärt dieses Phänomen wie folgt: “Ein erhöhter Eiweißkonsum führt zu einer verstärkten Sekretion eines Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors, insbesondere nach dem Verzehr von zu viel Milcheiweiß. Dieser Wachstumsfaktor (IGF-1) fördert die Bildung von Fettzellen sowie die Fettspeicherung.” Zwiauer hat in den letzten Jahren eine Verdopplung der Zahl übergewichtiger Kleinkinder beobachtet.

Mangel bei Mikronährstoffen

Bei Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen stellt sich die Versorgung mit Eisen, Folsäure und Vitamin D als unzureichend dar. Insbesondere im Hinblick auf Eisen zeigen sich Experten besorgt, denn die Aufnahme unterschreitet die Empfehlungen um ca. ein Drittel: “Eine ausreichende Eisenzufuhr ist insbesondere während Phasen sehr schnellen Wachstums bis zum Alter von 2 Jahren wichtig. Eine Unterversorgung im Säuglings- und Kleinkindesalter kann langfristige Folgen für Schulkinder – wie eingeschränkte Merkfähigkeit, geringere mathematische Fähigkeiten, verminderte kognitive Entwicklung – haben.”, so Ass. Prof. Dr. Nadja Haiden, von der Medizinischen Universität Wien.

10 wichtige und praktische Tipps zur Verbesserung der Nährstoffzufuhr im Kleinkindalter

  1. Leitungswasser ist das Getränk erster Wahl.
  2. Maximal an 3 Tagen pro Woche Fleisch oder Wurst.
  3. 1 – 2 x wöchentlich Fisch (fettarm zubereitet) und/oder Zuchtpilze.
  4. 3 Milchportionen pro Tag, vorzugsweise kindgerecht eiweißreduzierte und eisenangereicherte Milch.
  5. Täglich folsäurereiche Gemüsesorten (z. B. Erbsen, Brokkoli, Spinat) sowie Vollkornprodukte.
  6. Geriebene Nüsse oder Samen z. B. ins Müsli schließen Nährstofflücken.
  7. 1 x wöchentlich Hülsenfrüchte als Basis einer warmen Hauptmahlzeit.
  8. Mindestens 1 – 2 Eier pro Woche, bei vegetarisch ernährten Kindern sogar mehr.
  9. Raps-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl zum Kochen und für Salat verwenden.
  10. Salzreiche Lebensmittel selten und in bewusst kleinen Mengen.

Quelle: OTS – Expertenkreis Kleinkindernährung

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