Was tun bei Kreuzschmerzen? Die besten Therapien und Übungen.
Fast jeder Mensch leidet mindestens einmal im Leben an Kreuzschmerzen. Wie man diagnostisch vorgeht und wie man behandelt ist im Wesentlichen abhängig von der Schmerzursache. Hier die besten Tipps, Maßnahmen zur Soforthilfe und Übunge bei akuten Rückenschmerzen, nach Empfehlungen von Orthopäden.
Was tun bei Kreuzschmerzen?- Artikelübersicht:
- Kreuzschmerzen – was ist das?
- Wie entstehen Kreuzschmerzen?
- Was tun bei Kreuzschmerzen?
- 8 Tipps gegen Kreuzschmerzen
- Top 3 Übungen gegen Schmerzen im unteren Rücken (Video)
- Linktipps
Die meisten Menschen haben im Laufe ihres Lebens irgendwann mit Kreuzschmerzen zu tun. Meist sind sie harmlos, treten plötzlich auf und verschwinden innerhalb einiger Tage oder Wochen wieder. Die Stärke der Schmerzen kann unterschiedlich sein und auch im Krankheitsverlauf schwanken. Hinzu kommt, dass jeder Mensch Schmerzen anders empfindet.
Nicht selten kommt es zu einem Teufelskreis: Aufgrund der Schmerzen verkrampft sich die Rückenmuskulatur, die Fehlhaltung verstärkt sich und so entsteht ein Teufelskreis aus Verschleiß und Verspannung, der die Beschwerden hinauszögert.
Kreuzschmerzen – was ist das?
Als Kreuzschmerzen werden Schmerzen im unteren Rücken, etwa im Bereich der Lendenwirbelsäule oder auch der Iliosakralgelenke (auch Kreuzbein-Darmbeingelenke) bezeichnet. Der medizinische Fachbegriff für Kreuzschmerzen ist Lumbalsyndrom.
Die Iliosakralgelenke liegen jeweils links und rechts schräg unterhalb der Lendenwirbelsäule. Sie verbinden über starre Bänder das Kreuzbein mit den Hüftknochen (Darmbeine). Das Iliosakralgelenk (ISG Gelenk) neigt zu Blockaden, die mitunter heftige Schmerzen verursachen können.
Man kann Kreuzschmerzen unterscheiden nach Ursache, Dauer oder Schweregrad. Anhand der Schmerzdauer unterscheiden die Fachleute zwischen akuten, subakuten und chronischen Kreuzschmerzen. Akute Kreuzschmerzen halten weniger als sechs Wochen an. Danach werden sie als subakut bezeichnet. Bleiben die Beschwerden mehr als zwölf Wochen bestehen, ist von chronischen Kreuzschmerzen die Rede.
Bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen ist der Grund für die Beschwerden nicht eindeutig erkennbar. Sie verschwinden in der Regel von selbst, so dass es auch nicht notwendig ist, die Ursache zu klären. Dies trifft auf etwa 85 bis 90 von 100 Betroffenen zu. Es kommt hier zu Verspannungen, Verkürzungen oder Überdehnungen, Verhärtungen und Reizungen. Auch die passiven Haltestrukturen, Sehnen, Bänder und Faszien, können mit angegriffen sein.
Ein spezifischer Kreuzschmerz hingegen ist auf eine eindeutige Ursache zurückzuführen, die in besonderer Weise behandelt werden muss zum Beispiel ein Knochenbruch, eine Infektion, Erkrankungen oder Verformungen der Wirbelsäule, bei bestimmten entzündlichen Muskel- und Bindegewebskrankheiten oder – sehr selten – Krebs.
Wie entstehen Kreuzschmerzen?
Die häufigste Ursache ist zweifellos zu wenig Bewegung in Kombination mit einer schwachen Rücken- und Bauchmuskulatur. Auch Übergewicht sowie Fehlhaltungen oder Fehlbelastungen können vorzeitige Verschleißerscheinungen hervorrufen und Kreuzschmerzen verursachen. Oft tragen mehrere Faktoren zu ihrer Entstehung bei.
Vor allem bei chronischen Beschwerden können aber auch psychische Belastungen wie Stress am Arbeitsplatz und ausgeprägte Ängstlichkeit oder Erkrankungen wie Depressionen mit Kreuzschmerzen verbunden sein.
Weitere Ursachen von Kreuzschmerzen bzw. Rückenschmerzen allgemein:
– irritierte Nerven
– verspannte/verkürzte Muskeln
– degenerierte Bandscheiden
– überbeanspruchte Gelenke
Was tun bei Kreuzschmerzen?
Die nicht medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten bei unspezifischen akuten und chronischen Kreuzschmerzen reichen von Lockerungs- und Entspannungsübungen, Wärmepackungen, speziellem Bewegungstraining, Massagen, physiotherapeutischen und manuellen Therapien bis zu Akupunktur oder Osteopathie. Auch psychologische Therapien kommen infrage.
Bei der medikamentösen Behandlung werden kurzzeitig (für maximal zwei Wochen) Schmerzmittel (Analgetika) verordnet. Sie sollen auch helfen den Teufelskreis aus Verschleiß und muskulärer Verspannung zu durchbrechen. Zum einsatz kommen Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), z.B. mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen, sowie Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Coxibe. Auch Paracetamol wird ab und an verordnet, allerdings ist die Wirksamkeit bei Kreuzschmerzen nicht ausreichend gesichert.
Am Anfang jeder Behandlung steht eine ausführliche Befragung und eine fachkundige körperliche Untersuchung. „Wir überprüfen gezielt mögliche Warnzeichen, die auf eine abwendbare gefährliche Erkrankung als körperliche Ursache für den Schmerz hindeuten“, erklärt Professor Dr. med. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Bei 85 bis 90 Prozent der Betroffenen lassen sich solche Warnzeichen nicht finden. „Dann brauchen wir auch zunächst keine bildgebende Untersuchung wie Röntgen oder Magnetresonanztomografie“, erklärt Kladny. Die beste Therapie bei nicht-spezifischen Schmerzen ist Bewegung. Bei Bedarf kann der Patient Schmerzmittel oder Entzündungshemmer einnehmen, damit er sich wieder bewegen kann. „So verschwinden die meisten akuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen nach vier bis sechs Wochen auch wieder“, sagt Kladny.
Nach vier bis sechs Wochen leitliniengerechter Therapie soll bei anhaltenden aktivitätseinschränkenden oder fortschreitenden Kreuzschmerzen überprüft werden, ob es nicht doch einer Bildgebung bedarf. Dies gilt auch dann, wenn der Arzt bei der Erstuntersuchung den sicheren Verdacht hat, dass eine körperliche Ursache vorliegt. In Ergänzung zur Nationalen VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz gibt die neue Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz Hinweise, wann eine organische Ursache in Betracht zu ziehen ist und welche Behandlungsoptionen sich ergeben.
Besonders geht die Leitlinie ein auf den Verschleiß der Wirbelbogengelenke, verschleißbedingte Erkrankungen der Bandscheibe, den Morbus Bechterew, Schmerzen durch den Kontakt der Dornfortsätze, einen zu engen Knochenkanal, Wirbelgleiten und Knochenunterbrechung, Störungen von Muskeln und Faszien und sogenannte „Blockierungen“.
Diese krankhaften Veränderungen können Schmerzen verursachen, müssen aber nicht. „Wichtig ist immer, dass der Befund der Bildgebung zusammen mit Vorgeschichte, Symptomen und klinischem Befund des Patienten gewertet wird. Nur dann lässt sich Kreuzschmerz erklären, Bilder allein sagen wenig“, betont Kladny. Findet man Warnhinweise oder hat einen sicheren Anhalt für eine spezifische Erkrankung, dann bedarf es der fachkundigen Behandlung der zugrundeliegenden Ursache.
Die Behandlung muss nicht zwangsläufig eine Operation sein – im Gegenteil: Wenn keine Alarmsignale wie Lähmungserscheinungen, Blutvergiftungen oder fehlende Kontrolle über Darm und Blase auftreten, ist die konservative Therapie – mit Schmerz-, Bewegungs-, Physiotherapie und anderen Verfahren – der Standard. Erst wenn die nicht-chirurgischen Verfahren keine Linderung bringen, können Arzt und Patient die Vor- und Nachteile einer Operation besprechen.
8 Tipps gegen Kreuzschmerzen
1. Bewegen, bewegen, bewegen
Obwohl man geneigt ist, das komplette Gegenteil zu vermuten, ist längere Bettruhe bei Rückenschmerzen nicht zu empfehlen. Bewegung im schmerzfreien Bereich baut Schmerzen ab.
2. Schonhaltung vermeiden
Da eine Schonhaltung meist nicht einer ausgeglichenen Körperhaltung entspricht weil bestimmte Muskelgruppen übermäßig beansprucht werden und verspannen, schadet Schonhaltung dem Rücken statt ihm zu nützen.
3. Wärme gegen Verspannungen
Bei einer verspannten Muskulatur hilft Wärme. Warme Bäder, Wärmeflaschen, Wärmepflaster oder auch spezielle Einreibungen sollen die Wärme tief ins Gewebe bringen, wodurch die Muskulatur gut durchblutet wird und entspannt.
4. Massagen helfen
Auch eine Massage kann die Durchblutung der Muskulatur verbessern, das Nervensystem beruhigen und somit Verspannungen lösen. Zur Linderung von Rückenschmerzen ist ein ausgebildeter Physiotherapeut oder ein erfahrener Masseur mit einer professionellen Massage am besten geeignet.
5. Rückentraining gegen Rückenschmerzen
Mit gezieltem Rückentraining lassen sich Rückenbeschwerden vermeiden oder aber lindern. Vor allem die Bauch- und Rückenmuskulatur gilt es zu stärken. Als hervorragende Sportart hat sich Schwimmen bewährt. Schwimmen ist durch die Gewichtsentlastung gelenksschonend und daher für alle Alters- und Gewichtsklassen geeignet. Durch die moderate Bewegung kann die sportliche Betätigung an alle Fitnesslevel angepasst werden. Schwimmen stärkt vor allem die Rückenmuskulatur. Wir haben weiter unten ein Video mit einigen hilfreichen Übungen eingebaut.
6. Übergewicht reduzieren
Ja, jedes überflüssige Kilo – vor allem am Bauch – zieht Sie in eine Hohlkreuz-Haltung und belastet so zusätzlich Ihre Wirbelsäule.
7. Die richtige Haltung schulen
Egal ob für den Alltag oder am Arbeitsplatz, in einer Rückenschule lernen sie durch speziell ausgebildete Physiotherapeuten die richtigen Bewegungsabläufe und Körperhaltungen.
8. Reduzieren Sie Stress
Es ist kein Zufall, dass Rückenbeschwerden häufig in oder kurz nach Phasen höchster psychischer Belastung auftreten. Psychische Belastung führt zu Verspannungen und wirkt sich über die Muskeln auch auf die Wirbelsäule aus. Rückenschmerzen sind daher auch immer ein wichtiges Warnsignal für zu viel Stress.
Top 3 Übungen gegen Schmerzen im unteren Rücken
Hier drei ganz einfache aber sehr hilfreiche Übungen gegen Schmerzen im unteren Rücken, Lendenwirbelsäule.
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Quelle:
¹ Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
² PatientenLeitlinie Kreuzschmerz (Bundesärztekammer)
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Linktipps
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