Besitzen Muskeln Heilkraft?

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Muskeltraining

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Das Schönheitsideal der heutigen Zeit ist ein schlanker und muskulöser Körper. Doch Muskeln sind viel mehr als bloße Ästhetik.


Abgesehen von ästhetischen Aspekten haben trainierte Muskeln nämlich noch weitere Vorteile: sie wirken präventiv gegen Krankheiten und stärken das Selbstbewusstsein.

Besitzen Muskeln Heilkraft? – Artikelübersicht:

Muskeln sind der Motor unseres Alltags und ermöglichen es uns, Bewegungen auszuführen. Die Wissenschaft geht nun jedoch noch einen Schritt weiter und spricht Muskeln Heilkraft zu. Ob diese Theorie der Realität entspricht, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Krafttraining aktiviert die sogenannte Muskel-Apotheke

Unser Körper besteht insgesamt auf 656 Knochen, die viel mehr drauf haben, als man denkt. Frauen besitzen im Durchschnitt eine Muskelmasse von 30 Prozent, währenddessen die Muskelmasse der Männer ca. 40 Prozent des Körpergewichts ausmachen.

Muskeln sind als das größte Stoffwechselorgan bekannt und haben einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit des Körpers. Denn sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Verdauung, regeln die Temperatur und wirken auch auf den Hormonhaushalt ein.

Darüber hinaus fördert das gezielte Training der Muskeln allerdings auch die Freisetzung von Botenstoffen. Diesen Prozess nennt man in Fachkreisen gerne Muskel-Apotheke, da er den Körper mit essentiellen Stoffen versorgt.

Myokine – die Botenstoffe der Muskeln

Die Forscher Bente Klarl und Pedersen fanden im Jahr 2007 heraus, dass die Muskeln während des Krafttrainings Botenstoffe produzieren. Man nimmt mittlerweile an, dass während des Sports zwischen 200 und 600 Stoffe freigesetzt werden, die man heute Myokine nennt.

Die Botenstoffe, die unter dieser Bezeichnung zusammengefasst werden, haben verschiedene Funktionen. Es existiert beispielsweise Interleukin-6, das ein Entzündungshemmer ist. Er lindert Schmerzen und kann sogar gegen Osteoporose helfen.

Im Gegensatz dazu fördert BDNF die Gehirnleistung des Hippocampus. Alzheimerpatienten und Demenzkranke konnten somit ihr Erinnerungsvermögen und die Lernleistung zurückholen. Weitere Myokine unterstützen das Knochenwachstum und führen zu einer stärkeren Entwicklung von Muskelmasse.

Muskelmasse gegen Diabetes?

Erstaunliche Ergebnisse lieferte auch die Diabetesforschung. Es wurde festgestellt, dass Krafttraining weitaus effektiver ist, um die Insulinproduktion der Bauspeicheldrüse herunterzufahren als Ausdauersport.

Auch wird die Zuckeraufnahme der Muskeln angeregt, was letztendlich dazu führt, dass das Diabetesrisiko um mehr als ein Drittel gesenkt werden kann. Wer die Hanteln zweimal in der Woche benutzt, reduziert seine Anfälligkeit für Diabetes sogar um mehr als die Hälfte!

Muskelmasse beschleunigt Heilprozesse

Unsere Großmütter empfahlen uns stets Bettruhe bei Krankheit, doch tatsächlich ist manchmal das Gegenteil von Vorteil. Studien bewiesen, dass die beim Krafttraining freigesetzten Botenstoffe Adrenalin und Interleukin-6 den Heilprozess von Krebs beschleunigen können.

Adrenalin begünstigt die Produktion der Immunzellen, die dem hartnäckigen Tumor den Kampf ansagen. Im Anschluss daran wirkt der Botenstoff Interleukin-6 wie ein Wegweiser, der die Immunzellen auf direktem Weg zum Tumor führt. Es sind nur erste Beobachtungen, doch sie sind hochinteressant.

Irisin ist ein anderes Myokin, das in den Fokus der Wissenschaft gelangt ist. Diese Sunstanz wird üblicherweise nach dem Training durch Verbesserung des Energiehaushalts ausgeschieden und hat ein großes Potenzial als mögliche Behandlung bei Entzündungen und bei manchen Stoffwechselerkrankungen (z.B. Fettleibigkeit, Insulinresistenz) gezeigt.

Einige Studien haben gezeigt, dass Irisin direkte positive Auswirkungen auf verschiedene Krebsarten hat. Obwohl es schwierig ist, Schlussfolgerungen aus In-vitro- und In-vivo-Studien weiterzugeben, spricht die Mehrheit der verfügbaren Daten für Irisin als potenzielle Substanz für die Krebsregression, indem proinflammatorische Marker im Zusammenhang mit Fettleibigkeit reduziert werden.

Eine Übersichtsarbeit über die aktuelle Studienlage fasst die teilweise sehr kontroversiellen Ansätzen zu den durch körperliche Betätigung verursachten Auswirkungen von Irisin auf Krebs zusammen: Belastungsinduziertes Irisin als potenzielles Antikrebsmittel von Maalouf GE, El Khoury D. Exercise-Induced Irisin, the Fat Browning Myokine, as a Potential Anticancer Agent. J Obes. 2019 Apr 1;2019:6561726. PMID: 31065382.

Der Einfluss von Muskelmasse auf die Gesundheit ist jedenfall beeindruckend, offenbar hat sie das Potenzail eine Schlüsselrolle im Heilungsprozess einzunehmen. So konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Krebspatienten, die regelmäßig Sport trieben, Ihre Lebensdauer erhöhten. Drei Stunden Training pro Woche erhöhten die Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Patienten um 34 Prozent.

Unter der Bezeichnung Myokine Regulation gibt es auch Untersuchungen zu Krafttraining als entzündungshemmende Therapie bei rheumatischen Erkrankungen. Demnach könnte Sport den Teufelskreis chronischer Entzündungen direkt nach jedem Training und indirekt durch Verbesserung der Komorbiditäten und kardiovaskulären Risikofaktoren durchbrechen. Ziel ist es die Funktionsweise der Mechanismen, durch die einige Myokine entzündungshemmende Funktionen bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen haben, besser zu verstehen.

Präventionstool: positive Einflüsse von Krafttraining auf die Gesundheit

Krafttraining steigert aber nicht nur unsere Lebensdauer, sondern trägt auch zu unserer Lebensqualität bei. Mit Krafttraining kann man Krankheiten jedoch nicht nur bekämpfen, sondern diesen auch vorbeugen.

Eine der weitverbreitetsten Krankheiten unserer heutigen Zeit ist starkes oder krankhaftes Übergewicht (Adipositas). Es kann als ästhetischer Makel gesehen werden, führt jedoch auch zu gesundheitlichen Problemen.

Menschen mit zu vielen Kilos leiden an Kurzatmigkeit, Bluthochdruck und Diabetes. Dies stellt allerdings nur die erste Stufe dar, weil diese Beschwerden zu schwerwiegenden Folgen wie einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall führen können.

Regelmäßiger Sport verhindert dieses Schicksal und bereichert unser Leben auf verschiedenen Wegen. In einer Welt, in welcher der Großteil der Bevölkerung stundenlang im Sitzen ausharren muss, ist Bewegung ein essenzieller Faktor für Körper und Geist! Doch durch Krafttraining fühlen wir uns auch einfach fitter und gesünder.

Unser Immunsystem ist stärker, weswegen wir weniger von Erkältungen und Grippe geplagt werden. Unsere Haut wird reiner, der Körper definierter und Glückshormone werden freigesetzt. Wir fühlen uns wohl und strahlen dies auch nach Außen aus. Denn letztendlich ist das schönste Accessoire eines Menschen doch Glück und Selbstbewusstsein.

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Quelle:

¹ Myokine: Die Botenstoffe der Muskeln (VPT Magazin 05/2018)
² Einfluss von Muskelmasse auf die Gesundheit

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