Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) | Krankheitslexikon

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Bandscheibenvorfall? Alles über Ursachen, Symptome, Therapie und hilfreiche Tipps für eine schnelle Genesung – verständlich erklärt!


Bandscheibenvorfall – Artikelübersicht

Einleitung

Ein Bandscheibenvorfall, auch als Diskusprolaps bezeichnet, gehört zu den häufigsten Rückenleiden. Er kann Betroffene stark in ihrer Lebensqualität einschränken, besonders durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

Am häufigsten betroffen von einem Bandscheibenvorfall oder einer Bandscheibenportrusion sind die letzte und vorletzte Lendenwirbelbandscheibe, seltener die Bandscheiben der unteren Halswirbelsäule.

Meist treten solche Ereignisse zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr auf.

Doch was genau ist ein Bandscheibenvorfall, wie entsteht er, und welche Behandlungsoptionen gibt es? Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte des Krankheitsbildes und gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Definition

Die Bandscheiben sind elastische Strukturen zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule. Sie bestehen aus einem weichen, gallertartigen Kern (Nucleus pulposus), der von einer festen Bindegewebshülle (Anulus fibrosus) umgeben ist.

Bandscheibenvorfall

Diese Konstruktion ermöglicht eine flexible Bewegung der Wirbelsäule und dient als Stoßdämpfer. Ein Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn die Bindegewebshülle Risse bekommt und Teile des Gallertkerns austreten.

Dies kann umliegende Nerven oder das Rückenmark reizen und zu Beschwerden führen.

Ein Prolaps unterscheidet sich von einer Bandscheibenprotrusion, bei der sich der Gallertkern nur vorwölbt, ohne die Hülle vollständig zu durchbrechen. Beide Zustände können jedoch erhebliche Schmerzen verursachen.

Ursachen

Ein Bandscheibenvorfall entwickelt sich häufig schleichend über die Jahre durch Abnutzung und Verschleiß der Bandscheiben.

Selten entsteht er plötzlich durch eine akute Belastung. Die häufigsten Ursachen und Risikofaktoren sind:

Alterungsprozesse

Mit zunehmendem Alter verliert die Bandscheibe an Elastizität und wird anfälliger für Risse.

Überlastung

Häufige oder plötzliche Belastungen wie das Heben schwerer Gegenstände können einen Prolaps begünstigen, vor allem bei bereits vorgeschädigten Bandscheiben.

Bewegungsmangel

Fehlende Bewegung schwächt die Rückenmuskulatur und erhöht den Druck auf die Bandscheiben.

Fehlhaltungen

Langes Sitzen oder ungünstige Körperhaltungen können die Bandscheiben einseitig belasten.

Genetische Veranlagung

Manche Menschen haben eine angeborene Neigung zu Bandscheibenschäden.

Symptome

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls hängen davon ab, ob und wie stark die ausgetretene Bandscheibenmasse auf umliegende Nervenstrukturen drückt. Typische Anzeichen sind:

Schmerzen

– Lokale Schmerzen im Rücken (häufig in der Lendenwirbelsäule).
– Ausstrahlende Schmerzen entlang der betroffenen Nervenbahnen, z. B. ins Bein (Ischiasschmerz) oder den Arm.

Bewegungseinschränkungen

Schmerzen und Muskelverspannungen erschweren Bewegungen wie Gehen, Bücken oder Drehen.

Gefühlsstörungen

Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein “Ameisenlaufen” in Armen oder Beinen.

Lähmungen

Schwere Bandscheibenvorfälle können die Funktion betroffener Nerven beeinträchtigen und Muskelschwäche bis hin zu Lähmungserscheinungen verursachen.

Störung der Reflexe

Eingeklemmte Nerven können zu abgeschwächten oder ausbleibenden Reflexen führen.

Warnzeichen für einen Notfall

In seltenen Fällen kann ein Bandscheibenvorfall das Rückenmark so stark beeinträchtigen, dass es zu einer *Cauda-equina-Syndrom* kommt.

Dies äußert sich durch:

– Kontrollverlust über Blase oder Darm.
– Starke Schmerzen in beiden Beinen (Reithosenanästhesie).
– Plötzliche Lähmungen. Hier ist eine sofortige ärztliche Behandlung erforderlich!

Diagnose

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls basiert auf drei Teilen: einer gründlichen Anamnese, einer körperlichen Untersuchung und bildgebenden Verfahren.

Mit Hilfe moderner Schnittbildverfahren (CT oder MRT – also Computer- oder Kernspintomografie) kann man einen Bandscheibenvorfall so schnell erkennen.

Anamnese

Der Arzt fragt nach Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und möglichen neurologischen Symptomen wie Taubheit oder Muskelschwäche.

Körperliche Untersuchung

Reflexprüfungen und Tests der Muskelkraft und Sensibilität geben Hinweise auf Nervenbeeinträchtigungen.

Bildgebung

MRT (Magnetresonanztomographie): Zeigt die Bandscheiben und Nervenstrukturen in hoher Auflösung und ist die beste Methode zur Diagnose.
CT (Computertomographie): Liefert detaillierte Bilder bei Verdacht auf knöcherne Veränderungen.
Röntgen: Wird eingesetzt, um andere Ursachen wie Wirbelverschiebungen auszuschließen.

Therapie

Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls richtet sich nach der Schwere der Symptome. In den meisten Fällen ist eine konservative Therapie ausreichend, während Operationen nur in Ausnahmefällen notwendig sind.

Konservative Therapie

1. Medikamente: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac lindern Schmerzen und Entzündungen. Kortisonpräparate reduzieren Schwellungen an der Nervenwurzel.
2. Körperliche Schonung: Kurzfristige Bettruhe kann akute Schmerzen lindern, sollte aber nicht zu lange dauern, da Bewegung den Heilungsprozess unterstützt.
3. Physikalische Therapie: Anwendungen wie Wärmetherapie oder Ultraschall fördern die Durchblutung und lindern Verspannungen.
4. Injektionstherapie: Minimalinvasive Verfahren wie peridurale Injektionen bringen Medikamente direkt an die betroffene Nervenwurzel und lindern Schmerzen effektiv.

Operative Therapie

Wenn konservative Behandlungen nicht ausreichen oder neurologische Ausfälle (z. B. Lähmungen) auftreten, kann eine Operation notwendig sein.

Mögliche Verfahren sind:

Mikrochirurgische Diskektomie: Entfernung des vorgefallenen Bandscheibengewebes.
Endoskopische Verfahren: Minimalinvasive Entfernung unter Einsatz von Kameras.

Physiotherapie

Physiotherapie ist ein zentraler Baustein in der Behandlung und Nachsorge eines Bandscheibenvorfalls. Ziel ist es, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern, um Rückfälle zu vermeiden.

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Wärmebehandlung

Fördert die Durchblutung, löst Verspannungen und verbessert die Elastizität des Gewebes.

Als Wärmeanwendungen bieten sich an: Warme Umschläge (z. B. feucht-heißer Heublumensack, Schlammpackungen, Fango) warmes Bad (mit Zusätzen, die Muskeln lockern wie z. B. Wacholder), Dampfbad, Infrarotlicht, Sauna.

Kräftigungsübungen

Spezifische Übungen stärken die Rückenmuskulatur und stabilisieren die Wirbelsäule.

Mobilisation

Sanfte Bewegungsübungen verbessern die Beweglichkeit und entlasten die Bandscheiben.

Ergotherapie

Schulung einer rückenschonenden Haltung und Bewegungsmuster im Alltag.

Ultraschall

Eine Ultraschall-Behandlung arbeitet mit Wärme durch Schallwellen in einem hohen Frequenzbereich. Sie soll die Folgeprobleme einer Bandscheibendegeneration beeinflussen.

Ultraschallwellen erzeugen eine Vibration, wobei die Schallwellen etwa acht Zentimeter tief eindringen.

Dies fördert die Durchblutung und lockert die Muskeln auch in tieferen Schichten. Auch Verklebungen, die durch alte Entzündungen entstanden sind, lösen sich. Vermutlich beeinflusst Ultraschall auch die Schmerzweiterleitung der Nerven.

Häufige Fragen & Antworten

Welche Symptome hat man bei einem Bandscheibenvorfall?

Die häufigsten Symptome sind Rückenschmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen können, sowie Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit. In schweren Fällen treten Muskelschwäche oder Lähmungen auf.

Wie bekomme ich den Bandscheibenvorfall weg?

Die meisten Bandscheibenvorfälle heilen von selbst aus. Konservative Therapien wie Medikamente, Physiotherapie und Injektionen lindern die Beschwerden. Nur in seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich.

Wie kann ich feststellen, ob ich einen Bandscheibenvorfall habe?

Typische Anzeichen sind Schmerzen, die entlang eines Nerven verlaufen, Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche. Eine genaue Diagnose erfolgt durch einen Arzt mittels MRT oder CT.

Was ist das Schlimmste, was bei einem Bandscheibenvorfall passieren kann?

Ein unbehandelter schwerer Vorfall kann zu dauerhaften Nervenschäden, Lähmungen oder Blasen-/Darmlähmungen führen. Solche Notfälle erfordern eine sofortige Behandlung.

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Quellen:

¹ Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC): Informationen zu Diagnostik und Behandlung von Bandscheibenvorfällen
² – Bandscheibenvorfall – gesundheitsinformation.de

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Linktipps

– Rückenschmerzen führen oft zu unkontrolliertem Schmerzmittel-Einsatz
– Aktives Rückentraining
– Radfahren – die ideale Sportart für den Rücken
– Chiropraktik – die manuelle Rückentherapie
– Ostheopathie – was ist das?
– Nordic Walking stärkt den Rücken
– Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom, Schulter-Nacken-Schmerzen)

[Verfasst 06/2009, Update: 02/2025]

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