Superfoods – wie gesund sind Acai, Goji & Co. wirklich?
Sie versprechen Energie, Gesundheit, Ausgeglichenheit, Schönheit, sowie Prophylaxe und Linderung bei gesundheitlichen Beschwerden. Superfoods sind allgegenwärtig und man hat den Eindruck, es gebe täglich mehr davon.
Die Bezeichnung Superfood ist aber kein geschützter Begriff, dass es sich dabei eigentlich um einen Marketingbegriff handelt, der die angeblichen oder tatsächlichen Gesundheitsvorteile bestimmter Lebensmittel hervorhebt, ist den meisten Konsumenten allerdings nicht klar. Wie gesund sind Superfoods wie Acai, Chia-Samen, Goji-Beeren & Co. wirklich? Wir haben uns auf Spurensuche begeben.
Superfoods – Artikelübersicht:
- Begriffsdefinition Superfood
- Ernährunsgtrends & Superfood
- Regionale Superfoods
- Superfoods für die Psyche?
- Linktipps
Tatsächlich wird der Begriff Superfood mittlerweile recht inflationär verwendet. Der Begriff an sich ist seit dem frühen 20. Jahrhunderts bekannt, einen Hype um Superfood gibt es aber erst seit rund einem Jahrzehnt. Eine offizielle oder rechtlich bindende Begriffsdefinition, gibt es nicht; allgemein werden mit dem Begriff nährstoffreiche Lebensmittel, die als besonders förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden erachtet werden, bezeichnet.
Begriffsdefinition Superfood
Superfood ist also ein Marketingbegriff und keine wissenschaftliche oder rechtliche Bezeichnung. Der Begriff umfasst Lebensmittel, denen explizit besondere Wirkstoffe, die zu ‘Gesundheitsvorteilen’ führen können, zugeschrieben werden.
Die mit Superfoods in Verbindung gebrachten positiven Wirkungen basieren dabei zum Teil sogar tatsächlich auf wissenschaftlich erwiesenen Zusammenhängen, doch das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel bringt das Problem auf den Punkt: „(…) obwohl wissenschaftliche Studien oft positive gesundheitliche Wirkungen ergeben, lassen sich die Resultate nicht unbedingt auf die reale Ernährung übertragen.“
Obwohl also wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, dass bestimmte Nahrungsmittel besondere Wirkungen auf den menschlichen Organismus haben können, ist eine allgemein Aussage über die Wirksamkeit von Superfoods schwierig. Denn Ergebnisse, die z.B. unter Laborbedingungen und/oder unter Verabreichung sehr hohen Dosen erlangt wurden, können kaum aufs tägliche Alltagsleben übertragen werden.
Ganz allgemein versteht man unter ‘Superfoods’, manchmal sogar ‘Ultrafood’ genannt, pflanzliche Nahrung, z.T. auch Nüsse oder Tee, Keimlinge oder Algen, ja vereinzelt sogar Fleisch und Fisch, wie z.B. Lachs. Das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel bezeichnet „Lebensmittel, insbesondere Obst und Gemüse, die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes einen höheren gesundheitlichen Nutzen als andere Nahrungsmittel haben“, als Superfood.”
Während manche Definitionen, wie z.B. die des Oxford English Dictionary Superfood als „ein nährstoffreiches Lebensmittel, das als für Gesundheit und Wohlbefinden besonders förderlich erachtet wird“, unterlässt das Wörterbuch Merriam-Webster den Verweis auf die Gesundheit und definiert Superfood als „ein äußerst nährstoffreiches Nahrungsmittel, vollgepackt mit Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen, Antioxidantien und/oder Phytonährstoffen“.
Fest steht: Superfood ist kein geschützter Begriff und suggeriert bloß, dass diese Lebensmittel einen hohen Anteil an Nährstoffen enthalten. Trotz der Allgegenwärtigkeit des Begriffs gibt es aber keine offizielle oder rechtlich bindende Definition für ‚Superfood’.
Werbung mit dem Begriff ‘Superfood’ oder ähnlichen Begriffen, ist gemäß Health-Claims-Verordnung der Europäischen Union aber streng reguliert. Erst wenn die Wirksamkeit eines gesundheitsfördernden Effekts durch den Verzehr eines bestimmten Produkts im Rahmen eines strengen Verfahren bestätigt wurde, darf der Begriff Superfood verwendet werden.
Ernährunsgtrends & Superfood
Ernährung rückt seit einigen Jahren verstärkt in den Fokus der Aufmerksamkeit: War früher schon ein Vegetarier ein Exot, so haben wir uns mittlerweile an Trends wie vegane Ernährung, Metabolic Balance, Detox- Paleo- oder Low Carb- Diät gewöhnt.
Der Hintergrund dieser Entwicklung ist gesteigertes Körperbewusstsein. Und mit gesunder Ernährung tun wir nicht nur etwas für unser physisches Wohl, sondern können auch unserer Seele bzw. unserer Psyche – und der Umwelt – Gutes tun.
Superfoods sind also besonders nähr- und vitalstoffreich und müssen einen gesundheitlichen Nutzen aufweisen. Meist wird hervorgehoben, dass als Superfoods bezeichnete Nahrungsmittel das Immunsystem stärken, gegen oxidativen Stress und Entzündungen wirken, und den Körper z.T. auch entgiften helfen.
Superfoods werden entweder in ihren natürlichen Erscheinungsformen als Frucht oder Gemüse oder in getrockneter und/oder gemahlener Form angeboten. Manche Superfoods gelangen auch als Saft oder Tee(aufgüsse) auf den Markt.
Im Übermaß konsumierte Superfoods liefern zudem keinen gesundheitlichen Mehrnutzen! Ganz im Gegenteil. Zuviel des Guten kann auch kontraproduktiv wirken: Granatapfel im Übermaß genossen, kann z.B. den Abbau von Medikamenten in der Leber hemmen und zu viel Algennahrung hat Einfluss auf den Jodhaushalt und die Funktion der Schilddrüse.
Regionale Superfoods
Superfoods sind ohne Zweifel gesund – sie enthalten Inhaltsstoffe, die dem Gesundheitserhalt förderlich sind. Doch so gut wie alle dieser ‘Superstoffe’ finden sich nicht nur in den exotischen Superfoods, sondern ebenso in heimischen Nahrungsmitteln.
Die, so nebenbei bemerkt, auch sicher den besseren CO2 Foodprint aufweisen, als die weitgereisten exotischen Nahrungsmittel. Auch kann kein Lebensmittel allein als gesund gelten – gesund ist nur eine ausgewogene Ernährung mit ihrer Vielfalt an Nährstoffen und deren positiven Wechselwirkungen untereinander.
“Jedes Land hat sein eigenes Superfood”, sagt etwa Ernährungswissenschaftler Dr. Matthias Riedl. Heidelbeeren, Leinsamen, schwarze Johannisbeeren, Grünkohl sind demnach die in Österreich und Deutschland heimischen Superfoods und verdienen genauso große Aufmerksamkeit.
Auch wer auf die Wirkung von ‘Superfoods’ schwört, muss also nicht in die Ferne schweifen. Wer seine Ernährung ausgewogen auf regionaler Basis zusammenstellt, kann seinem Körper die gleichen ‘Superstoffe’ zuführen, wie sie auch in den exotischen Früchten mit ihren klingenden Namen enthalten sind.
Die heimische Palette an Nahrungsmitteln mit Superfoodwirkstoffen klingt nur nicht so aufregend: Karotte, Heidelbeere oder Rote Rübe gegen Acai- und Goji Beere oder Matcha Tee? Das Match ist wahrlich unfair!
Regionale Superfoods gedeihen vor unserer Haustür in Hülle und Fülle: Sämtliche heimischen Obst- und Gemüsesorten, alle Hülsenfrüchte wie, Bohnen, Linsen, Soja etc., wilde Kräuter, Weizen, Roggen, Hafer sowie alle anderen Vollkorngetreidesorte, Nüsse und Samen sowie daraus gewonnene pflanzliche Öle saisonal genossen versorgen den Körper der Europäer mit allem was er braucht! Doch heimische Produkte sind meist deutlich günstiger!
Beispiele gefällig?
Chiasamen mit ihrem hohen Gehalt an Ballaststoffen, Eiweiß und Mineralstoffen haben z.B. nahezu die gleichen Wirkstoffe wie der hiesige Leinsamen. Allerdings kostet der Leinsamen nur eine Bruchteil der Chiasamen.
Anderes Beispiel: die Acai-Beeren. Diese Palmenfrüchte enthalten umfassende Mineralstoffe, insbesondere sehr viel Kalzium sowie die als Radikalfänger gepriesenen Anthocyane. Doch heimische Brombeeren, Heidelbeeren, aber auch Holunderbeeren, Kirschen und rote Weintrauben liefern ähnlich gesunde Stoffe – und das zu einem wesentlich günstigerem Preis. Rotkraut oder Blaukohl übrigens auch, für all jene, die Gemüse lieber mögen als Obst.
Letztes Beispiel: Goji-Beeren. Diese werden meist importiert, obwohl sie auf Bocksdornsträucher, die auch in unseren Breiten gedeihen, wachsen. Ein teurer Import der exotischen Beere ist also tatsächlich nicht notwendig; der auch Teufelszwirn genannte Bocksdornstrauch kann auch im eigenen Garten angepflanzt werden.
Superfoods für die Psyche?
In unseren Bereiten gibt es einige Lebensmittel, die stimmungsaufhellend wirken können. Spargel, Eier und grünes Blattgemüse werden in dieser Hinsicht sehr geschätzt, auch die Wirksamkeit von Johanniskraut bei Depressionen ist wohlbekannt. Um unserer Psyche aber langfristig gutes zu tun, werden vor allem Kakao und Maca empfohlen.
Kakao als Stimmungsaufheller
Die botanische Bezeichnung ‘theobroma cacao’ bedeutet übersetzt soviel wie „Kakao, die Nahrung der Götter“ – na wenn das kein Hinweis auf eine ‘Superfood-Eigenschaft’ ist!
Kakao diente schon den mittelamerikanischen Indianerstämmen der Maya und Azteken als Lebensmittel, aber auch als Liebes- und Mysterienpflanze, die in vielen rituellen Handlungen zum Einsatz kam.
Die Kakaobohne ist eines der hochwertigsten, vitalstoffreichsten und komplexesten Lebensmittel, die der Mensch je entdeckt hat. Rohe Kakaobohnen enthalten unter anderem hohen Mengen an Eisen, Zink, Kupfer, Omega-6-Fettsäuren und Eiweiß. Sie sind eine hervorragende Quelle für Magnesium und Antioxidantien, versorgen unseren Körper mit wichtigen Vitalstoffen und unsere Seele mit jeder Menge Glücksgefühlen.
Besonders der chemische Botenstoff Phenylethylamin (PEA) ist dafür verantwortlich: dieser kommt in Kakao in großen Mengen vor – und in unserem eigenen Körper, wenn wir verliebt sind! Ein hoher PEA Anteil lässt uns entspannen und wohlfühlen – bei entsprechendem Verzehr fühlen wir uns einfach glücklich!
Auch Anandamid, ein körpereigenes Endorphin, ist in der Kakaobohne enthalten. Wenn wir dieses Endorphin über Kakaobohnen zu uns nehmen, hält sich das körpereigene Anandamid länger – ein weiter Grund dafür, warum Kakao uns glücklich macht. Die ebenfalls im Kakao enthaltenen Flavonoide können laut einer jüngeren Studie zudem psychologische Prozesse im Gehirn so beeinflussen, dass ‘geistige Klarheit’ gestärkt würde – und sich damit auch die Stimmung hebe.
Die mittelamerikanische Bohne enthält weiters Tryptophan, eine stark gemütsverbessernden Aminosäure. Tryptophan ist für die körpereigene Produktion von Serotonin wichtig. Ein dadurch bedingter erhöhter Serontoningehalt im Körper verringert Angstgefühle und macht uns stressresistenter.
Empfohlen wird eine Tagesdosis von 5 bis 10 Kakaobohnen, die man mit oder ohne Schale essen kann. Man kann die Bohne auch zerkleinern und in Müslis, Shakes, Fruchtsalate und ähnliches mischen. Auch in Knabbermischungen wie z.B. Studentenfutter machen sich die sogenannten Kakaonibs bestens.
Maca gegen Depressionen und Stress?
Die Maca-Wurzel wächst in den Anden und war ebenfalls schon bei den mittelamerikanischen Ureinwohnern sehr beliebt. Ihr werden nicht nur positive Effekte auf die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch auf die psychische Belastbarkeit zugeschrieben. Zudem wirke sie sexuell stimulierend und fördere die Orgasmusfähigkeit.
Die birnenförmigen Knollen der Maca-Pflanze enthalten Arginin, eine der wertvollsten Aminosäuren. Arginin hilft u.a. bei Potenzstörungen, Arthrose, und Diabetes. Wichtige Vitamine, Mineralien, und weitere Aminosäuren sowie Omega-3-Fettsäuren fungieren als einzigartiger Energielieferant, der Menschen dabei unterstützt, physisch und psychisch hohen Anforderungen gerecht zu werden.
Laut einer jüngeren Studie, veröffentlich in der Zeitschrift „Complementary and Alternative Medicine“, kann der Konsum von Maca zudem das Gefühl von Hoffnungslosigkeit mindern und so bei der Behandlung von Depressionen gute Wirkung erzielen.
Die Studienautoren führen dies auf die hohe Konzentration von Phytoöstrogenen in der Macawurzel zurück. Zudem wird Maca mit verbesserter Gehirnfunktion und Gedächtnisleistung in Verbindung gebracht und auch ihre Wirkung als natürlicher Energielieferant ist bestätigt.
Fazit: Superfoods sind gesund – sie enthalten hochkonzentriert wertvolle Bestandteile. Besonders die sekundären Pflanzenstoffe vieler Superfoods, die Substanzen mit teils komplizierten Namen wie z.B. Anthocyane, Phytoöstrogene, Flavonoide oder Polyphenole enthalten, wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.
Viele der Wirkstoffe von Superfoods finden man sich auch in heimischen Pflanzen. Doch da exotische Superfoods meist gut vermarktet werden und mit tollen Versprechen auf sich aufmerksam machen, wirken sie anziehender als das gleichwertige regionale Nahrungsmittel, das im Vergleich dazu allzu oft nur ein Schattendasein führt – und das ist schade!
Eines haben jedoch alle „Superfoods“ gemeinsam: ganz alleine genossen kann keines von ihnen als gesund eingestuft werden. Regionale oder exotische Superfoods sollen und können als Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung einen tollen Beitrag leisten, ersetzen können sie eine ausgewogenen Ernährung aber keinesfalls!
Punkto Nachhaltigkeit und Frische sind regionale Lebensmittel jenen aus fernen Ländern jedenfalls vorzuziehen. Und wer wirklich nachhaltig leben möchte, sollte sich auch Gedanken über die Anbaubedingungen sowie die Transportwege von Superfoods machen.
Anmerkung: Es wird davon abgeraten, bestimmte Stoffe in konzentrierter, isolierter Form aufzunehmen, da unerwünschte (Wechsel-)Wirkungen nicht ausgeschlossen werden können.
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Quellen:
¹ Health Claims Verordnung
² EUFIC
³ Food & Nutrition Information Center » Dietary Supplements » Complementary and Alternative Medicine
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Linktipps
– Superfood Granatapfel
– Aroniabeeren – der Hype um das vermeintliche Superfood
– Heimische vs. exotische Beeren – Superfood im Vergleich
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