Die Schilddrüse – ein lebenswichtiges Organ

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Die Schilddrüse – ein lebenswichtiges Organ

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Steuerungszentrale im Mini-Format: Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ am Hals unter dem Schildknorpel vor der Luftröhre.


Unter den Drüsen des menschlichen Körpers, die Hormone produzieren und damit verschiedene Stoffwechselvorgänge steuern, nimmt die Schilddrüse eine herausragende Stellung ein. Ihre Hormone regulieren vor allem die gleichbleibende Körpertemperatur, den Wasserhaushalt und den Sauerstoffverbrauch sowie die Funktionen des Gehirns.

Über den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweiss-Stoffwechsel nehmen die Schilddrüsenhormone außerdem indirekt Einfluss auf das Wachstum und die körperliche Entwicklung.

Grundlagen

Die Schilddrüse (lat. Glandula thyr(e)oidea) ist eine wichtige Hormondrüse bei den Wirbeltieren und gehört zu den endokrinen Drüsen. Sie befindet sich bei Säugetieren am Hals unterhalb des Kehlkopfes vor der Luftröhre. Beim Menschen hat sie die Form eines Schmetterlings und liegt schildartig unterhalb des Schildknorpels vor der Luftröhre.

Die Schilddrüse - ein lebenswichtiges Organ

Die beiden Seitenlappen schmiegen sich an die Luftröhre und sind über dem Schildknorpel miteinander verbunden. Bei einer gesunden Schilddrüse ist jeder der beiden Lappen nicht größer als das Daumenendglied des jeweiligen Patienten. So wiegt die Schilddrüse eines Erwachsenen etwa 20 bis 25 Gramm und ist ungefähr so groß wie eine Walnuss.

Aus Jod und Eiweißbausteinen erzeugt die Schilddrüse das Hormon Thyroxin (Tetrajodthyronin/T4 und Trijodthyronin/T3), speichert es und gibt es nach Bedarf an das Blut ab. Mit diesen Botenstoffen lenkt das Mini-Organ fast alle wichtigen Funktionen im Körper: den Stoffwechsel, Herz und Kreislauf, Magen und Darm, Nerven und Muskeln.

Von ihrem “Standort” im Hals beeinflusst die Schilddrüse mit ihren Hormonen auch Persönlichkeit, Sexualität und Fruchtbarkeit und sogar das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln. Schliesslich wirken die Schilddrüsenhormone auch auf die Psyche und – ganz entscheidend – auf die geistige Entwicklung und Leistungsfähigkeit.

Infografik: Fakten über die Schilddrüse

Fakten über die Schilddrüse - Infografik

Fakten über die Schilddrüse – Infografik

Das Spurenelement Jod

Für den Aufbau des Thyroxins benötigt die Schilddrüse täglich etwa 200 Mikrogramm von dem Spurenelement Jod. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf sogar auf bis zu 260 Mikrogramm an, da die Mutter das ungeborene Kind mitversorgen muss.

Die meisten Menschen nehmen im Alltag allerdings deutlich weniger Jod auf. Viele Schilddrüsenkrankheiten in Deutschland werden durch den Jodmangel in unserer Nahrung verursacht und wären mit einer gezielten Ernährung leicht zu vermeiden. Zur Vorbeugung von Schilddrüsenkrankheiten ist zum Beispiel der regelmäßige Verzehr von Hochseefisch und die Verwendung von jodiertem Speisesalz zu empfehlen.

Ein Mangel an Jod kann außerdem durch die regelmäßige Einnahme von Jodid-Tabletten ausgeglichen werden. In der Schwangerschaft und Stillzeit ist die Jodid-Einnahme in jedem Fall zu empfehlen, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten.

Um die notwendige tägliche Jodmenge zu erreichen, muss auf eine bewusst jodreiche Ernährung geachtet werden. So lässt sich der Jodbedarf durch den wohldosierten Genuss von jodhältigen Mineralwässern oder regelmässigem Verzehr von Meeresfischen (z.B. ein Mal pro Woche) decken.

Besonders wichtig ist eine ausreichende Jodzufuhr während des Wachstums (vor allem bei Früh- und Neugeborenen), während der Schangerschaft und der Stillperiode, da es in diesen Lebensabschnitten gilt, den erhöhten Jodbedarf zu decken. Kann dies nicht ausreichend erreicht werden, so ist die Gefahr der Kropfentstehung in diesen Lebensabschnitten besonders gross.

Durch die Bundesgesetze über den Verkehr mit Speisesalz wurde 1963 und 1990 die Jodbeimengung zum Speisesalz in Österreich gesetzlich verankert. Die Kropfhäufigkeit, aber auch die anderen durch Jodmangel hervorgerufenen Krankheiten, wie körperliche und geistige Entwicklungsstörungen, Unfruchtbarkeit und erhöhte Säuglingssterblichkeit haben deutlich abgenommen.

Kleine Störung – große Wirkung

Schilddrüsenerkrankungen sind nicht leicht zu erkennen, da sie zu Beginn meist schleichend verlaufen. Die Beschwerdebilder können vielfältig sein. Rund ein Drittel der Deutschen hat Probleme mit der Schilddrüse – oft ohne es zu wissen. Besonders häufig kommt dies bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte vor: Ab dem 45. Lebensjahr ist jeder Zweite betroffen. Frauen sind in aller Regel stärker gefährdet als Männer.

Jodmangel und Erkrankungen der Schilddrüse können das Organ aus dem Takt bringen, so dass es nicht mehr die richtige Menge an Botenstoffen aussendet.

Viele verschiedene Funktionen im Körper geraten dann aus dem Gleichgewicht: Dies kann sich bemerkbar machen durch Konzentrationsschwäche, kühle Haut, Gewichtszunahme, Verstopfung ebenso wie durch Herzklopfen, innere Unruhe, Schwitzen oder Gewichtsabnahme – also alles Erscheinungen, die fast jeder irgendwann einmal an sich beobachtet. Deshalb werden Schilddrüsenprobleme oft auch nicht auf den ersten Blick erkannt, denn die genannten Krankheitserscheinungen sind eher allgemein.

Doch auch schwerwiegende Symptome wie unerfüllter Kinderwunsch oder depressive Verstimmungen können mit Schilddrüsenproblemen zusammenhängen. Bei einem Verdacht ist daher die Untersuchung der Schilddrüse beim Arzt besonders wichtig. Er kann feststellen, ob mit der Schilddrüse etwas nicht stimmt.

Schilddrüsen-Erkrankungen

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Bei einer Unterfunktion werden in der Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet und der Körper ist unzureichend damit versorgt. Dieser Mangel führt zu einer Verlangsamung der Körperfunktionen – der gesamte Stoffwechsel läuft auf “Sparflamme”. Eine Unterfunktion kann als Folge einer Schilddrüsenentzündung, Operation oder Radiojodbehandlung auftreten, aber auch angeboren sein.

Die Betroffenen sind extrem kälteempfindlich und frieren leicht, leiden unter dauernder Müdigkeit und Antriebsschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, nachlassender Leistungsfähigkeit, einem verlangsamten Herzschlag und Wassereinlagerungen an verschiedenen Stellen des Körpers z.B. Lidschwellungen.

Sie nehmen häufig an Gewicht zu, obwohl sie nicht anders essen als vorher. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann eine gestörte Sexualhormonbildung zur Folge haben und somit Libidostörungen hervorrufen, bei Frauen außerdem Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit, bei Männern eine Verminderung der Potenz.

Eine besondere Gefahr stellt die unerkannte (latente) Hypothyreose dar. Denn selbst wenn die Unterfunktion nur leicht ausgeprägt ist, kann sie doch langfristige Folgen haben. Da sich durch den Hormonmangel der ganze Stoffwechsel verlangsamt, wird auch Fett langsamer verbrannt; die Blutfettwerte steigen und damit auch das Risiko von Gefäßablagerungen (Atherosklerose) und entsprechenden Folgeerkrankungen wie z.B. Herzinfarkt.

Diese leichte Unterfunktion ist besonders bei Frauen und bei älteren Menschen ein häufiges Krankheitsbild und wird aufgrund der unspezifischen Beschwerden und des schleichenden Verlaufs oft erst spät erkannt. Experten empfehlen daher Frauen über 35 und Männern über 65, sich mit der Bestimmung des TSH-Wertes alle fünf Jahre auf eine mögliche Unterfunktion hin untersuchen zu lassen.

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Bei einer Überfunktion der Schilddrüse werden zu viele Schilddrüsenhormone gebildet, die den Körper “überschwemmen”. Dieser Überschuss bewirkt, dass der Körper ständig “auf Hochtouren läuft”.

Eine Überfunktion tritt meistens bei heißen Knoten (autonomen Adenomen) und der Basedowschen Krankheit auf. Die Betroffenen sind unruhig, reizbar, nervös, leiden unter Konzentrationsschwäche, nachlassender Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Schwitzen, Wärmeunverträglichkeit, Haarausfall und Herzbeschwerden.

Als unangenehm wird besonders ein dauerhaft erhöhter Pulsschlag empfunden. Manchmal sind auch eine zum Kropf vergrößerte Schilddrüse oder das Auftreten von Augensymptomen der Anlass für einen Arztbesuch.

Eine Überfunktion der Schilddrüse ist ebenfalls gefährlich für das Herz: Das Zuviel an Schilddrüsenhormonen treibt das Herz zu ständiger Höchstleistung an, Vorhofflimmern und Herzschwäche können die Folge sein.

Kropf (Struma) und Knoten der Schilddrüse

Der Kropf (vergrößerte Schilddrüse) ist die häufigste Schilddrüsenkrankheit in Österreich und Deutschland. Eine vergrößerte Schilddrüse (Kropf) entsteht am häufigsten durch unzureichende Jodaufnahme mit der Nahrung.

Bei dem Versuch den Mangel an Jod und damit an Schilddrüsenhormonen auszugleichen, vermehrt der Körper das Hormon bildende Gewebe und vergrößert die Schilddrüse zum Kropf. Unbehandelt kann dies langfristig zur Entstehung von heißen oder kalten Knoten und verschiedenen Funktionsstörungen der Schilddrüse führen.

Knoten können sich zwar auch in einer normal großen Schilddrüse bilden, sie finden sich jedoch häufiger in einer zur Struma vergrößerten Drüse. Je nach ihrer Aktivität unterscheidet man heiße und kalte Knoten.

Heiße Knoten sind Gewebsveränderungen in der Schilddrüse, die Jod aufnehmen, unkontrolliert Hormone bilden und ausschütten. So kommt es zum Hormonüberschuss und somit zu den körperlichen Erscheinungen einer Schilddrüsen-Überfunktion.

Da diese Knoten sich sozusagen “selbstständig gemacht” haben und unabhängig vom eigentlichen Bedarf des Körpers aktiv sind, werden sie autonome Adenome genannt. Autonome Knoten sind in Deutschland für etwa 50 Prozent der Schilddrüsenüberfunktionen (Hyperthyreosen) verantwortlich.

Kalte Knoten sind funktionslose, inaktive Gewebsveränderungen innerhalb der Schilddrüse. Sie können kein Jod aufnehmen und bilden somit auch keine Schilddrüsenhormone. Hinter kalten Knoten können sich verschiedene Krankheitsprozesse verbergen.

Dazu gehören Zysten, degenerative Veränderungen sowie gutartige und bösartige Tumoren. In seltenen Fällen, etwa bei ein bis fünf Prozent der Fälle können sie krebsartig verändert sein. Dies kann der Arzt durch die Entnahme einer Gewebeprobe feststellen.

Schilddrüsenentzündungen

Eine Schilddrüsenentzündung kann akut oder chronisch auftreten. Die akute Entzündung tritt unvermutet, mit heftigen Schmerzen auf und wird durch Bakterien (akute Thyreoiditis) oder als Reaktion auf eine vorangegangene Virusinfektion (subakute Thyreoiditis de Quervain) ausgelöst.

Die chronische Schilddrüsenentzündung wird dagegen vom körpereigenen Immunsystem ausgelöst (Hashimoto-Thyreoiditis, Autoimmunthyreoiditis). Bei dieser Erkrankung richtet sich der Immunprozess nicht gegen einen “Eindringling” von außen, sondern gegen ein eigenes Organ, nämlich die Schilddrüse.

Der Körper setzt dann alle Abwehrmechanismen in Gang: so genannte Entzündungszellen wandern ein, eine entzündliche, schmerzhafte überwärmte Schwellung an der Schilddrüse entsteht.

Diese Entzündung kann plötzlich und akut auftreten, begleitet von Gliederschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit und Schmerzen bzw. Druckempfindlichkeit in der oberen Halsregion. Die Entzündungen können auch chronisch, immer wiederkehrend in Schüben verlaufen und langfristig zur Zerstörung des Schilddrüsengewebes führen.

Die Autoimmunkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich schleichend, setzt sich lebenslang fort und führt nach einiger Zeit zu einer Unterfunktion der Schilddrüse mit den dafür typischen Anzeichen. Da bei der Erkrankung lokale Beschwerden am Hals sehr selten sind, wird die Krankheit oft erst an der entstehenden Schilddrüsenunterfunktion erkannt.

In der Regel ist wegen dieser Unterfunktion die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormon-Tabletten erforderlich.

Basedowsche Krankheit (Autoimmunhyperthyreose)

Auch bei der Basedowschen Krankheit handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, die spontan, also schicksalhaft auftritt. Der Körper bildet ebenfalls speziell gegen die Schilddrüse gerichtete Antikörper, die diese jedoch zu einer gesteigerten Produktion von Schilddrüsenhormonen anregen, also zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen.

Im typischen Fall der Krankheit, bei etwa 60 Prozent der Betroffenen, werden neben den Beschwerden der Überfunktion auch stark hervortretende Augäpfel (endokrine Orbitopathie) oder Reizungserscheinungen des Auges beobachtet.

Quelle: Forum Schilddrüse e.V.

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