Was ist Nuklearmedizin?

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Nuklearmedizin - Patientin erhält Kernspintomographie

Die Nuklearmedizin ist ein eigenständiges Fachgebiet der Medizin, das die Anwendung radioaktiver Stoffe (Radiopharmaka) zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken umfasst.


In der nuklearmedizinischen Diagnostik geht es um das Sichtbarmachen von Stoffwechselvorgängen, die auf Krebserkrankungen schließen lassen. Die Untersuchungen werden oft als “Szintigraphie”, “Isotopenuntersuchung” oder “Scan” bezeichnet. Doch auch im therapeutischen Einsatz kann die Nuklearmedizin heute bei der Behandlung bestimmter Krebserkrankungen, vor allem beim Schilddrüsen-Karzinom, beachtliche Erfolge erzielen.

Was ist Nuklearmedizin? – Artikelübersicht:

Nuklearmedizin in Therapie & Diagnose

In der nuklearmedizinischen Diagnostik werden den Patienten geeignete Substanzen – eben die sogenannten Radiopharmaka (radioaktive Isotope bzw. radioaktive chemische Verbindungen) – verabreicht um Tumorzellen sichtbar zu machen.

Tumorzellen, also die entarteten Zellen in einem Krebsgeschwür, unterscheiden sich in ihrem Stoffwechsel von gesunden Zellen durch einen erhöhten Umsatz an Traubenzucker. Traubenzucker wiederum bindet verstärkt die verabreichten Substanzen, wodurch die Krebszellen „markiert“ werden.

Das Sichtbarmachen erfolgt mittels spezieller Untersuchungsgeräten, sogenannten Gammakameras, die die Strahlung in einem diagnostischen Bild – dem sogenannten Szintigramm – wiedergeben.

Bei der nuklearmedizinischen Therapie wiederum gelangt ein Radiopharmazeutikum wie bei der Diagnostik direkt bis an die krankhaften Zellen und zerstört sie durch radioaktive Strahlen. Im Gegensatz zur radiologischen Strahlentherapie, bei der hochenergetische Strahlung von außen in den Körper eindringt, das benachbarte Gewebe durchdringt und dann im Zielgewebe gebündelt wird, erfolgt die nuklearmedizinischen Therapie vom Inneren des Körpers.¹

Die Angst von Patienten vor zu hohen Strahlungsdosen ist dabei vollkommen unbegründet, da die Strahlenbelastung in der Nuklearmedizin in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen ist.

Dies liegt einerseits an der Produktion neuer Radiopharmaka, andererseits auch an der Optimierung der Kameratechnik. Im Schnitt entspricht die Strahlenexposition bei einer nuklearmedizinischen Untersuchung der Strahlendosis, die ein Mensch im Verlauf eines Jahres aus der Umgebung aufnimmt.

Interview mit Dr. Irene Johanna Virgolini

Univ. Prof. Dr. Irene Johanna Virgolini, Leiterin der Innsbrucker Universitätsklinik für Nuklearmedizin über Nuklearmedizin im interdisziplinären Kampf gegen Tumorerkrankungen.²

Dr. Virgolini: Jetzt ist es so, dass die Nuklearmedizin primär die Aufgabe hat die Diagnostk zu betreiben bei einem Tumor, eben durch die PET-CT Untersuchung oder auch eine spezifische Untersuchung von der konventionellen Nuklearmedizin. Als BARTS nimmt die Nuklearmedizin durch diese hohe Auflösung mit der Positronen Emmissions Tomografie die Stellung ein, dass sie zu 80% diagostisch arbeitet.

Anmerkung: Eiweißstoffe dienen vorwiegend als Trägersubstanz für kleinste Mengen radioaktiver Substanzen, diese werden als Folge in den Körper eingebracht. Der radioaktive Verlauf wird im Körper mittels Positronen Emmissions Tomografie (PET) nachverfolgt. So kommt man zu einem exakten diagnostischen Bild.

Dr. Virgolini: Durch die nuklearmedzinische Untersuchung, speziell die PET-Untersuchung mit Zucker kann man schon sehr frühzeitig sehen, ob ein Tumor wächst, und wie schnell er wächst. Und die Diagnostik ist mit der PET-CT heute soweit, dass sich kleinste Tumorherde nachweisen lassen. Also 0,5 cm ist heute für einen Tumor, der radioaktiven Zucker aufnimmt kein Problem mehr. Dass heisst außerdem, dass nicht bloß eine Stelle, sondern der ganze Körper untersucht wird.

Anmerkung: Heute ist man soweit, dass Kombinationsgeräte zur Verfügung stehen, die gleichzeitig PET und Computertomografie (CT) ermöglichen.

Dr. Virgolini: Durch die PETS Untersuchung bekommt man das nuklearmedizinische Bild, das mir die Funktion zeigt, bzw. den Tumor zeigt, in dem die radioaktive Aktivität aufleuchtet. Und durch die CT bekommt man die Zuordnung, also Morphologie – die Kombination dieser beiden Methoden gibt mir ein optimale Darstellung eines Tumors.

Anmerkung: Das ist therapieentscheidend, in Absprache mit allen onkologischen Disziplinen kann nun eine exakte und individuelle Behandlung für den Patienten festgelegt werden.

Dr. Virgolini: Ich komme zu einer Diagnose und sehe, dass z.B. eine Chemotherapie am besten ist, weil für diesen Tumor empirisch nachweislich das beste Therapieverfahren darstellt. Es gibt viele Diagnosen wo man eine Kombination chemo- und Strahlentherapie macht oder Chemotherapie und nuklearmedizinische Therapie.

Anmerkung: Mit der nuklearmedizinische Therapie sind heute gewisse Krebserkrankungen hier besonders bei Schilddrüsenkarzinomen beachtliche Erfolge erzielbar.

Dr. Virgolini: Schilddrüsenkarzinomzellen nehmen Jod auf, wenn das Jod radioaktiv ist, möchte man eine hohe Menge an Radioaktivität haben um jede Schilddrüsenkarzinomzelle im Körper zu killen. Da praktisch nur die Schilddrüse Jod aufnimmt, kann ich mittels radioaktivem Jod solche Karzinome heilen.

Anmerkung: Ein Problem ist jedoch, dass Patienten oft sehr spät an eine nuklearmedizinische Fachabteilung überwiesen werden.

Dr. Virgolini: Wir würden einen Patienten – etwa mit neuroendokrinem Tumor – viel früher bei uns wünschen. So ein Patient hat typischerweise viele Tumorherde, viele Lokalisationen mit kleineren Läsionen. Und im Prinzip sind die nuklearmedizinische Therapien heute so angelegt, dass man in verschiedenen Zyklen appliziert, meistens intravenös, sodass die Tumorherde zurück gehen, stabil sind, oft über viele Jahre zwar vorhanden sind aber der Patient bei guter Lebensqualität gut überleben kann.

Anmerkung: Jede radioaktive Verabreichung wir genau gemessen und die nötige Dosierung bereits im Vorfeld berechnet. Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Übelkeit kommen daher nur in extrem selten Fällen. Jedoch muss der Patient während und nach seiner Therapie meist einige Tage, in denen er selbst radioaktiv strahlt, stationär aufgenommen werden und darf keinen Besuch von Schwangeren oder Kindern erhalten.

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Quellen:

¹ Information der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. (DGN) und des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner e.V.
² Interview: vielgesundheit.at

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Linktipps

– Die Schilddrüse – ein lebenswichtiges Organ
– Schilddrüsenerkrankungen
– Radioaktive Strahlung – Auswirkungen auf die Gesundheit
– Krebs: neue Erkenntnisse zu Diagnose und Therapie

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