Haarausfall und körperliche Veränderungen während der Krebstherapie

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Haarausfall und körperliche Veränderungen während der Krebstherapie

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Krebserkrankung bringen große psychische & körperliche Belastungen. Die Chemotherapie etwa bedingt oftmals Haarverlust, Medikamente mitunter Hautreizungen. Was muss man wissen, was kann man tun?


Haut & Haare während der Krebstherapie – Artikelübersicht:

Krebstherapien wie Chemotherapie oder Bestrahlung können Spuren an Haut und Haaren hinterlassen. Neben den Haupthaaren können auch Augenbrauen oder Wimpern ausfallen, Haut trocken oder Nägel brüchig werden. Für viele Krebspatienten stellt das eine große Belastung dar, über die meist zu wenig gesprochen wird.

Dabei gilt es wichtige Fragen zu beantworten:

Was verursacht Haarausfall bei Krebs? Hat man bei einer Chemo immer Haarausfall? Lässt sich Haarausfall vorbeugen oder verhindern? Kurzhaarschnitt, Glatze, Perücke – was kann man bei Haarverlust während der Chemotherapie tun?

Online-Schulung Haut und Haare während der Krebstherapie – Ratschläge für Betroffene

Manchmal kann es ganz einfach und unbürokratisch gehen. Die neue selpers.com Online-Patientenschulung „Haut und Haare während der Krebstherapie“ zeigt Betroffenen, wie sie mit solchen Veränderungen umgehen können und was sie selbst tun können, um Nebenwirkungen zu lindern. Das alles ohne Registrierung und kostenlos.

Durch die Inhalte führen Dermatologin Univ.-Prof.in Dr.in Daisy Kopera Informationen und Visagistin Romana Indyk.

Hier geht’s zur Onlineschulung Haut und Haare während der Krebstherapie (Video)

Pflege der Haut während der Krebstherapie

Eine Krebstherapie, die eingesetzt wird, um einen Tumor zu vernichten oder zu verkleinern, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Haut. Das Medikament verursacht eine geringere Produktion von Talg, da auch die Talgdrüsen in gewissem Maße beeinträchtigt werden.

Deshalb wird die Haut trocken oder schuppig und Juckreiz tritt auf. Es kann an den Handflächen und Fußsohlen zu Rötungen kommen, dort ist forcierte Hautpflege angesagt. Mit dieser kann gar nicht früh genug beginnen. Am besten ist es, wenn man schon vor der eigentlichen Krebstherapie damit beginnt und die Haut dann weiter pflegt. Sie können Ihre Haut mit Pflegemitteln und Harnstoff, der besser einzieht, verwöhnen.

Alle Therapieformen, die auch in Kombination zur Anwendung kommen, um einen Krebs zu besiegen, haben die gleiche Auswirkung auf die Haut. Dazu zählt, dass die Haut trocken, dünn und schuppig wird, unter Umständen tritt auch Juckreiz auf. Das einzige Mittel dagegen ist die Pflege mit duftstofffreien Pflegemitteln und dem Zusatzstoff Harnstoff, auch Urea genannt, welcher besser entzieht.

Wie in der täglichen Hautpflege überhaupt, sollte man natürlich auch vor und nach einer Krebstherapie die Haut tagsüber mit Pflegeprodukten, inklusive Lichtschutzfaktor, behandeln. Bereits in der Früh, egal ob die Sonne scheint oder nicht, sollten Sie eine Tagespflege mit Lichtschutzfaktor auftragen, denn auch Tageslicht hat einen UV-Anteil, der die Haut schädigen kann.

Alle Pflege- und Make-up Produkte für das Gesicht sollten 100% parfümfrei, allergiegetestet und augenärztlich getestet sein.

Reinigung

Über Nacht scheidet die Haut als größtes Ausscheidungsorgan Schweiß, Talg und Schlackenstoffe aus – diese gehören in der Früh entfern. Abends dann Schmutz, Staub und Make-up Produkte entfernen.

Augen Make-Up Entferner

Zur sanften Reinigung der Augenpartie. Wie? Sollte ein paar Sekunden einwirken, bevor Sie ihn sanft mit einem Wattepad abnehmen können. Dabei nicht rubbeln oder zerren.

Milde Reinigungscreme, -Milch oder -Waschgel

Zur milden Reinigung des Gesichts. Wann? Morgens und abends reinigen.

Sanftes Gesichtstonic

Zum Erfrischen und Stabilisieren Wann? Vor dem Auftragen der Pflege

Sanftes Peeling

Um überschüssige Hautschuppen zu entfernen. Wann? 1-3-Mal wöchentlich

Pflege

Augenpflege

Spezielle Augenpflege mit leichter Creme-Gel Konsistenz und ohne Öle ist ideal gegen Schwellungen bzw. Lymphstau und Augenschatten.

Wie? Diese sanft vom inneren Augenwinkel nach außen mit dem Ringfinger einklopfen.

Dabei nur ganz wenig Druck ausüben. Das bewirkt eine sanfte Massage um den Lymphfluss und damit das Abschwellen zu unterstützen.

Tages- und Nachtcreme

Diese sollte immer genau auf den Hautzustand abgestimmt sein. Oft ist die Haut durch medikamentöse Therapie sensibel, gereizt, gerötet oder schuppig. Hier ist es sinnvoll die Haut zu beruhigen und zu befeuchten.

Das gelingt mit Inhaltsstoffen wie z.B. Aloe Vera Extrakt, Probiotika, Vitaminen und Hyaluronsäure.

Detaillierte Tipps gibt außerdem der Inforatgeber Make-up während der Krebstherapie

Haarverlust während der Krebstherapie

Zu Haarausfall kommt es vor allem bei Krebstherapien mit zytostatischen Medikamenten. Das sind Medikamente, die den Zellzyklus stoppen und das will man, um den Krebs zu besiegen. Darauf reagieren jedoch auch die Haarwurzeln, diese sind aber clever, denn sie schützen sich mit einer verlängerten Ruhephase, damit das Medikament sie nicht zerstört. Deshalb werden die Haare abgestoßen, die Wurzeln bleiben aber in einer längeren Ruhephase erhalten.

Davon können auch Wimpern, Augenbrauen und die Haare im Intimbereich und den Achselhöhlen betroffen sein.

Wenn die Krebstherapie mit dem Medikament beendet ist, brauchen die Haarwurzeln zwei bis vier Monate, um wieder in eine Wachstumsphase überzugehen. Dann wachsen alle Haarwurzeln gleichzeitig, das bedeutet, die Haare, die nachwachsen, sind dichter als vorher, weil alle Wurzeln gleichzeitig wieder anspringen.

Nicht jede Chemotherapie führt zwingend zu Haarverlust, es kommt vielmehr stark auf das verwendete Medikament an.

Es gibt viele verschiedene Medikamente und Kombinationen von Krebstherapeutika, darüber muss man sich mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin unterhalten. Klären Sie ab, ob es sich um Medikamente handelt unter denen die Haarwurzeln leiden oder ob die Haare nicht ausfallen.

Bei einer Chemotherapie, wo das Krebsmedikament relativ rasch in den Körper kommt, um den Tumor zu überraschen und auf diesen zu wirken, kommt es auch relativ rasch zur Wirkung an den Haarwurzeln. So geht die Hauptwurzel relativ rasch, innerhalb von ein paar Tagen, in die Ruhephase.

Insbesondere Frauen leiden häufig unter diesen Nebenwirkungen. Die meisten entscheiden sich in dieser Zeit für eine Perücke.

Wichtig ist hier, sich möglichst früh an eine versierte Friseuse oder Friseur oder ein Perückenstudio zu wenden. So lässt sich die Haarfarbe der Perücke gut der Originalhaarfarbe anpassen.

Ob Sie sich für Kunst- oder Echthaare entscheiden, ist reine geschmacksache denn sie unterscheiden sich optisch nicht voneinander.

Echthaare sind aber deutlich teurer und in der Pflege aufwändiger. Sie sollten sich daher vorher umfassend bei Ihrem onkologischen Behandlungsteam über sämtliche Möglichkeiten erkundigen.

Lässt sich Haarausfall gänzlich vermeiden?

Bisher hat man noch keine Lösung gefunden, die das Problem komplett behebt.

Eine Kühlhaube kann Haarausfall zwar verlangsamen oder vermindern, aber nicht gänzlich verhindern.

Dabei muss man sich die Wirkung so vorstellen, dass die Kopfhaut gekühlt wird. Durch diese Kühlung werden die Blutgefäße in der Kopfhaut etwas enger und es kommt weniger Blut hinein. So erreicht weniger schädigendes Medikament diese Bereiche und die Haarwurzeln reagieren schwächer darauf.

Was kann man tun um den Haarwuchs nach der Krebstherapie zu unterstützen?

Nach der Krebstherapie kann man unterstützend auf die Haarwurzeln einwirken, indem man zusätzlich Haarstruktur-Verbesserer einnimmt. Das sind Nahrungsergänzungsmittel mit Aminosäuren, Vitamin H und anderen Zusatzstoffen, wie Zink und Selen. Das sind im eigentlichen Sinne keine Haarwuchsmittel, aber sie verbessern die Struktur der Haare und Nägel.

Wann wachsen meine Haare, Wimpern und Augenbrauen nach der Chemotherapie wieder nach?

Die Haare, Wimpern und Augenbrauen brauchen nach der Chemotherapie etwa zwei bis drei Monate, bis sie in eine erneute Wachstumsphase kommen. Es kann sein, dass die ersten Haare, die kommen unpigmentiert sind, das heißt weiß. Je nach Alter legt sich das wieder und die normale Haarfarbe kommt wieder. Im höheren Alter wachsen natürlich weiße Haare nach.

Diese können dann sofort, ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie gerne möchten, wieder gefärbt werden, da die von außen aufgetragene Haarfarbe keine Wirkung auf die Haarwurzeln hat.

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Quellen:

¹ Österreichische Krebshilfe & selpers.com – Informationen: Univ.-Prof.in Dr.in Daisy Kopera Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
² S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen (Version 02/2020)
³ Wenn Krebstherapien das Aussehen verändern: Pflege- und Schönheitstipps für Haut und Haare (www.krebsgesellschaft.de)

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

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– Gesunde Haare – die besten Pflegetipps & Styling-Tricks
– Erhöhtes Osteoporose-Risiko nach Brustkrebstherapie
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