Jodmangel und was Sie dagegen tun können

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Jodmangel bekämpfen

Fotocredit: Lukas Gojda | Fotolia; Montage: Herz As Media

Jod gilt als essentielles Spurenelement mit zentraler Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Stoffwechsels. Ein Jodmangel kann vor allem während einer Schwangerschaft fatal sein. Hier die wichtigsten Infos, wie Sie einer Unterversorgung an Jod vorbeugen können.


Sie warten aufs Baby und werden trotz aller Bemühungen nicht schwanger? Sie frieren ständig, schleppen sich von einem Infekt zum nächsten? Ihre Haut ist so schuppig, dass Sie einem Fisch Konkurrenz machen könnten?

In allen drei Fällen lohnt es sich, beim Arzt die Schilddrüsenwerte checken zu lassen. Hinter solchen diffusen Störungen und Beschwerden kann nämlich schlicht und ergreifend Jodmangel stecken.

Kostbarkeit: das Spurenelement Jod

Offenbar sind nur noch Wellensittiche so richtig im Jodplus – vorausgesetzt, sie kriegen täglich ihre berühmten Jod-S-11-Körnchen. Beim Menschen, speziell bei Frauen, melden Ernährungswissenschaftler ständig Defizit, nach aktueller Zahl betrifft das 90 Prozent aller Deutschen.

Auch andernorts gilt das Spurenelement schon bald als Rarität. Jod gilt als der kritischste Nährstoff weltweit. Dabei braucht es der Körper dringend. Von Haus aus hat er etwa 10 Milligramm intus, fast der gesamte Vorrat lagert in der Schilddrüse. Für die ist Jod der wichtigste Baustein überhaupt, der Motor, der die Stoffwechselprozesse ins Rollen bringt.

Ob unsere Verdauung gut funktioniert, das Gehirn die Konzentration im Griff hat und wir uns einfach gut in Form und energiegeladen fühlen – oftmals eine Frage der Schilddrüse und ihrer Versorgung mit Jod. Kriegt sie von ihrem Lieblingstreibstoff nicht genügend Nachschub, wird sie zickig. Sie arbeitet unkontrolliert, plustert sich auf – äußerlich sichtbar als Kropf.

Obwohl des Element Jod so lebensnotwendig ist, werden nur ganz geringe Mengen gebraucht. Die täglich notwendige Jodmenge beträgt beim Erwachsenen nur 200 bis 300µg, das sind 2 bis 3 Zehntausenstel Gramm. Im gesamten Leben benötigt der Mensch nur etwa 4 bis 5 Gramm Jod.

Ursachen

In Mitteleuropa liegt fast immer ein sogenannter alimentärer Iodmangel vor, weil die landwirtschaftlich genützten Böden dort vergleichsweise wenig Iodid (Salzverbindungen des Iods) enthalten. Dies gilt besonders für die ehemaligen Gletscherregionen nahe der Alpen; doch sind selbst die Böden der Küstenebenen (Dänemark, Niederlande) iodarm.

Die individuelle Versorgung hängt damit nur bedingt von den Ernährungsgewohnheiten der Menschen ab. Nur bei intensiver Nutzung von Meeresfrüchten, Meeresalgen und Fisch genügt der natürliche Iodgehalt.

Untersuchungen haben gezeigt, dass eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Menschen in Mitteleuropa von Jodmangel betroffen ist. Damit das Jod im Lot ist, braucht der Mensch täglich 150 bis 200 Mikrogramm. Extrem wichtig ist das vor allem für Schwangere und solche, die es werden wollen. Jodmangel ist eine häufige Ursache für Kropf (Jodmangelstruma), Fruchtbarkeitsstörungen, Fehlgeburten, Kindesmissbildungen.

Zahlreiche epidemiologische Arbeiten der letzten Jahrzehnte belegen den alimentären Iodmangel etwa in Deutschland. Die größte Studie (ca. 6000 Personen) wurde von Hampel et al. 1993-1994 erhoben und 1995 vorgelegt. Die durchschnittliche Urin-Iodausscheidung betrug 72 µg Iod pro g Kreatinin.

Nur 9 % der Probanden war ausreichend (> 150 µg/g) mit Iod versorgt. 17 % hatten einen Iodmangel Grad 0 (WHO), 25 % Grad I, 17 % Grad II und 2 % Grad III. Bewohner der Küstenregionen hatten keine höhere Iodausscheidung als die Einwohner der Mittelgebirge und des Voralpenlandes. [Quelle: Wikipedia]

In zahlreichen in Graz-Eggenberg (Österreich) durchgeführten Untersuchungen wurde bewiesen, dass sich die Jodversorgung in den letzten eineinhalb Jahrzehnten deutlich verbessert hat. Ein schwerer Jodmangel kommt heute nur mehr ganz selten vor. Von einer optimalen Jodversorgung kann jedoch leider noch immer nicht gesprochen werden.

Hauptursachen für den so niedrigen Jodgehalt der österreichischen Nahrung sind wohl der allgemein empfohlene sparsame Salzgebrauch und der häufige Verzehr von Fertigprodukten, die nur teilweise mit jodiertem Speisesalz zubereitet werden.

Jodmangel – Vorbeugung

Wie kommt der Mensch nun an seinen Jodnachschub? Grundsätzlich via Ernährung, allerdings nur mit Mühen. Denn unsere Ackerböden gelten als jodarm – je weiter vom Meer weg in Richtung Alpen, desto extremer. Die Gründe dafür reichen weit zurück, bis in die Eiszeit mit ihren geologischen Vorgängen, die das Jod weitgehend aus den Böden geschwemmt haben.

Dementsprechend waren Obst- und Gemüsesorten noch nie mit Jod gesegnet, und einige Länder haben sich zu einer staatlich verordneten Jodprophylaxe (d.h. Anreicherung bestimmter Nahrungsmittel – zumeist Speisesalz – mit Jod) entschlossen.

Um die notwendige tägliche Jodmenge zu erreichen, muss auf eine bewusst jodreiche Ernährung geachtet werden. So lässt sich der Jodbedarf durch den wohldosierten Genuss von jodhältigen Mineralwässern oder regelmässigem Verzehr von Meeresfischen (z.B. ein Mal pro Woche) decken.

Besonders wichtig ist eine ausreichende Jodzufuhr während des Wachstums (vor allem bei Früh- und Neugeborenen), während der Schangerschaft und der Stillperiode, da es in diesen Lebensabschnitten gilt, den erhöhten Jodbedarf zu decken.

Eine gesetzlich vorgeschriebene Iodprophylaxe gibt es z.B. in der Schweiz, in Österreich, den USA sowie bis zur Wiedervereinigung in der DDR. Die Iodierung von Lebensmitteln und Futtermitteln, wie sie in Deutschland, der Schweiz oder in Österreich seit mehr als zehn Jahren üblich ist, bringt nach Ansicht der Befürworter große Vorteile in der Prophylaxe gegen die Kropfbildung.

Durch die Aufklärung der Bevölkerung und die zunehmende Verwendung von Iod-angereichertem Speisesalz in Haushalten (80 %), Großküchen und Nahrungsmittelindustrie (50 %) hat sich die Iodausscheidung nach neueren Studien deutlich verbessert, vor allem bei Kindern.

Probleme

Kritiker der staatlichen (= zwangsweisen) Abgabe jodierter Lebensmittel richten sich vor allem gegen das fehlende Wahlrecht der Konsumenten zwischen jodierten und nicht-jodierten Lebensmitteln zu unterscheiden, zumal die Abgabe auch über jodierte Futtermittel in den menschlichen Körper gelangt und die Lebensmitteldeklaration nach wie vor in vielen Ländern der EU zu wünschen übrig läßt. Zudem wäre auch die medizinische Wirkung durchaus nicht unumstritten.

Bei gewissen Schilddrüsenerkrankungen ist es jedoch wiederum sehr wichtig auf eine bewusste Vermeidung von jodhältigen Nahrungsmitteln zu achten. So kann durch bewusst jodreicher Ernährung bei Personen mit einer Neigung zu Schilddrüsenerkrankungen eine Überfunktion der Schilddrüse entstehen oder eine bestehende Funktionsstörung sich deutlich verschlechtern.

Daten aus den Ländern mit gesetzlich erzwungener Salziodierung zeigen, dass es während der ersten Jahre nach der Einführung vermehrt zu bestimmten Schilddrüsenentzündungen und entzündungsbedingter Schilddüsenüberfunktion (Morbus Basedow) kommt.

Nach ca. 20 Jahren – so die derzeitige herrschende Meinung nach den vorliegenden Daten – normalisiert sich die Rate wieder. Eine optimale Prophylaxe sollte deshalb bedarfsgerecht, d.h. unter Vermeidung eines Überangebots, erfolgen und sorgfältig epidemiologisch überwacht werden. Patienten mit solchen Erkrankungen sollten frühzeitig identifiziert und behandelt werden.

Der Jodbedarf pro Tag

Nachfolgend die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die auch von Österreich übernommen wurde. Es handelt sich um grobe Richtwerte, da die Bedarfsempfehlungen von Land zu Land durchaus unterschiedlich sind.

Säuglinge bis 1 Jahr 40 bis 80 μg
Kinder (1 – 13 Jahre, je nach Alter) 100 bis 180 μg
Teenager und Erwachsene 200 μg (max. 500 μg)
Stillende/schwangere Frauen 260/230 μg
Ältere Menschen (ab 50 Jahre) 180 μg

Einteilung von Jodmangel durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO)

* Kein Iodmangel: 150 µg Iod / g
* Iodmangel Grad 0: 100 – 150 µg/g
* Iodmangel Grad I: 50 – 100 µg/g
* Iodmangel Grad II: 25 – 50 µg/g
* Iodmangel Grad III: 25 µg/g

Die wichtigsten Jod-Lieferanten

Die jodhaltigsten Lebensmittel kommen allesamt aus dem Meer. Meeresfische sind eine der besten Quellen, um den täglichen Jodbedarf abzudecken. Zu nennen sind vor allem Schellfisch, Seelachs, Scholle und Kabeljau. Aber auch Meeresfrüchte, Algen und Seetang sind gute Jod-Lieferanten, letztere liefern zudem noch reichlich wertvolle Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium und Eisen.

Je nach Algenart kann der Jodgehalt zwischen 5 µg und 11.000 µg pro Gramm Trockengewicht schwanken.

Nach den Meerestieren sind es vor allem grüne Gemüse wie feldsalat, Spinat, Brokkoli und Kohl, Nüsse und Milchprodukte, die als wichtige Jodquellen in unserer Ernährung nicht fehlen sollten.

Hier ein kleiner Überblick der wichtigsten jodhaltigen Lebensmittel:
Angaben in µg – pro 100 g Lebensmittel

Fisch & Meeresfrüchte

Seelachs: 263 µg
Scholle: 192 µg
Schellfisch: 150 µg
Krabben: 130 µg
Garnelen: 130 µg
Kabeljau: 120 µg

Mineralwasser

Mineralwasser (Marke: Rogaska Donatquelle): 146 µg pro 1000 ml

Milchprodukte

Parmesan gerieben: 127 µg
Schafskäse (Feta): 93 µg
Vollmilch: 18 µg

Gemüse

Champignons 18 μg
Brokkoli: 15 μg
Erdnuss: 13 μg
Spinat: 12 μg
Grünkohl: 12 μg

Fleisch

Leber (Schwein, Rind): 13 μg

Salz

Jodiertes Speisesalz: 2.000 μg

Hinweis: Speisesalz trägt aufgrund der Jodierung natürlich auch ganz wesentlich zur Jodversorgung bei.

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Quellen:

¹ Jodbroschüre – Jodgehalt in Nahrungsmitteln (pdf)
² Elmadfa, I. et al. (2018): Die große GU Nährwert-Kalorien-Tabelle. 3. Auflage. München.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Ernährungscorner: Infos von A bis Z
– Schilddrüsenerkrankungen: Über- & Unterfunktion
– Schilddrüsenfunktionsstörungen
– Salz in der Küche: Gewürz mit großer physiologischer Bedeutung
– Arbeitskreis Jodmangel
– www.jod-kritik.de
Ein Mineral im Zwielicht – Kritik an der kollektiven Jodprophylaxe (taz Ausgabe 6543 -09/2001)

Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!

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