Açaí – schon wieder eine neue Wunderbeere?

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Açaí - die Beeren der brasilianischen Kohlpalme

Sie stärken das Immunsystem, schützen die Haut vor Umwelteinflüssen und helfen angeblich auch noch beim Abnehmen – kein Wunder, dass die kleinen Beeren der südamerikanischen Kohlpalme (Euterpe oleracea) zur Lieblingsfrucht der Stars avanciert ist.


Doch was steckt tatsächlich in den Açaí-Beeren, den kleinen Früchten, die den heimischen Heidelbeeren so ähneln?

Goji, Aronia, Physalis und Açaí

Nach Goji, Aronia und Physalis nun also Açaí. Die “neuen” Gesundheitsbeeren stehen derzeit hoch im Kurs, einschlägige Medien berichten aufgeregt über die unglaublichen Wirkungsweisen der kleinen Beeren und feiern sie als wahres “Superobst”. Wer einen Blick ins Internet wirft, wird bei der Recherche über die vermeintlichen Gesundmacher schnell erkennen, dass die Verkaufsstrategie der Hersteller offensichtlich aufgeht. Die Nachfrage ist groß und die Zahl der Anbieter und Produkte bereits jetzt unüberschaubar.

Açaí – was ist dran an den Wunderbeeren?

Die Açaí-Beere ist dunkelblau-violett, ihr Fruchtfleisch ist dunkelrot, äußerlich sieht sie der Heidelbeere sehr ähnlich. Die Früchte wachsen an langen Rispen in der Krone der Açaí-Palme (Assaipalme, Kohlpalme oder Jucara-Palme) in ca. 25 m Höhe, sie sind weder neu noch unbekannt, sondern werden bereits seit Hunderten von Jahren von der Bevölkerung des Amazonasgebietes als Nahrungsmittel genutzt.

Die Palme ist in Teilen Südamerikas weit verbreitet und gedeiht ausschließlich an feuchten Standorten. Die größten Flächen befinden sich in den Überschwemmungswäldern des unteren Amazonasgebiets, insbesondere in den brasilianischen Bundesstaaten Pará und Amapá.

Die Kohlpalme ist in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet (hauptsächlich Brasilien, Kolumbien, Venezuela und Ecuador) von einiger wirtschaftlicher Bedeutung, da sowohl die Früchte als auch die Palmherzen essbar sind.

Açaí-Beeren haben eine schokoladige Geschmacksnote und können sowohl für süße als auch für pikante Speisen verwendet werden. Sie finden sich in Energydrinks, Smoothies und Wellness-Säften ebenso wie in diversen Nahrungsergänzungsmitteln, die in Pulverform oder als Kapseln angeboten werden. Auch die Kosmetikindustrie hat die Beere bereits entdeckt und verwendet sie nun in diversen Anti-Aging-Produkten als neuste Zutat im Kampf gegen die Hautalterung. Frische Açaí-Beeren gibt es hierzulande nicht zu kaufen, denn nach der Ernte verderben sie innerhalb weniger Stunden.

Ihren gesundheitsfördernden Ruf verdankt die Beere der außerordentlich hohen Konzentration antioxidativ wirksamer Inhaltsstoffe, weshalb sie auch als regelrechtes Wundermittel in Sachen Anti-Aging gilt. Antioxidantien sind Pflanzeninhaltsstoffe, die die Fähigkeit besitzen, sogenannte “freie Radikale” im Körper zu eliminieren. Freie Radikale (ROS – reactive oxygen species) entstehen im Körper bei zahlreichen Prozessen, sind aber für die Zellen schädlich und verantwortlich für einen schnelleren Alterungsprozess.

Bereits die Farbe der Früchte – je nach Reifegrad tief Purpur bis Schwarz – sind ein Zeichen für die hohe Konzentration zellschützender Farbpigmente. Tatsächlich sind Antioxidantien wie Polyphenole, Flavonoide und Resveratrol reichlich enthalten (etwa 15 Mal mehr als in roten Weintrauben), wodurch alle wesentlichen Varianten von freien Radikalen bekämpft werden können.

Darüber hinaus sind Açaí-Beeren eine gute Quelle für wertvolle Fettsäuren und verfügen über einen guten Gehalt an Ballaststoffen, pflanzlichen Eiweißen, Kalium, Eisen und Kalzium.

Gesundheitsplus oder Werbegag?

Dass die Früchte einen wertvollen Beitrag auf dem Speiseplan darstellen, ist unbestritten, doch die Versprechen der Anbieter gehen weit darüber hinaus. So soll die Açaí-Beere den Hunger mindern und zusätzlich die Fettverbrennung anregen, hochgradig entzündungshemmend wirken, das Herz stärken und erhöhte Cholesterinwerte normalisieren.

Weiters soll sie leistungssteigernd wirken und der Potenz des Mannes förderlich sein, sogar gegen Krebs soll sie vorbeugend wirken. Wissenschaftliche Belege dafür sind noch rar.

Die zweifelhafte Vermarktung spricht allerdings nicht gegen die Früchte selbst. Die Beere ist in jedem Fall eine reichhaltige Quelle für wertvolle Vitamine und Antioxidantien und leistet zweifellos einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung.

Ob allerdings kostspielige Nahrungsergänzungsmittel oder Abnehmprodukte auf Basis der Açaí-Beere halten, was sie versprechen, ist im Einzelfall kritisch zu beurteilen. Die tatsächliche Menge vorhandener Antioxidantien und somit die Wirkungsaussichten des Endprodukts hängt nämlich massiv vom Anbau, der Verarbeitungsqualität und der Verabreichungsform der Beeren ab.¹

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Quelle: ¹Lichtenthäler R, Rodrigues RB, Maia JG, Papagiannopoulos M, Fabricius H, Marx F (Feb 2005). “Total oxidant scavenging capacities of Euterpe oleracea Mart. (Açaí) fruits”. Int J Food Sci Nutr 56 (1)

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