Camelinaöl – das köstliche Öl des Leindotters
Camelinaöl ist das goldene Öl, das aus den Samen der Pflanze Camelina sativa (Leindotter) gewonnen wird. Es überzeugt mit einem herb-würzigen, leicht bitteren Aroma und feiert als Würzöl und Superfood gerade ein Revival.
Nein, Leindotteröl und Leinsamenöl bzw. Leinöl sind keine synonymen Begriffe, die Öle kommen von völlig unterschiedlichen Pflanzen.
Wegen der großen Verwechslungsgefahr mit dem Leinöl, verwendet man die Bezeichnung Camelinaöl für das Öl des Leindotters. Camelina sativa ist die lateinische Bezeichnung der Pflanze.
Camelinaöl – Artikelübersicht:
- Leindotter (Camelina sativa)
- Ist Leinöl und Leindotteröl dasselbe?
- Wertvolle Inhaltsstoffe machen Camelinaöl zum Superfood
- Camelinaöl in der Küche
- Leindotter als Naturheilmittel in der Alternativmedizin
- Speiseöle – Linktipps
Camelinaöl, auch bekannt als Leindottersamenöl, wird aus den Samen der Camelina sativa Pflanze hergestellt, die auch als wilder Leindotter oder falscher Flachs bezeichnet wird.
Leindotter (Camelina sativa)
Leindotter ist eine alte Kulturpflanze, die schon in der Eisenzeit angebaut wurde. Es ist eine anspruchslose Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütler und ist in Europa und Asien beheimatet.
Leindotter wird auch als sogenannte „Low-Input-Pflanze“ bezeichnet, also eine Pflanze, deren Anbau nur wenige Ressourcen benötigt und damit sehr „energiesparend“ ist.
Die Pflanze hat eine dünne spindelförmige Wurzel von hellgelber Färbung und einen Stängel, der 30-100 cm hoch wird. Er wächst zunächst eintriebig, verzweigt sich aber später.
Der Name “Leindotter” kommt daher, dass sich diese Pflanze aus dem Südosten Europas kommend gemeinsam mit dem Leinanbau als Unkraut verbreitet hat.
Es handelte sich also um eine Beipflanze, deren Blüten zumeist in gelber Farbe in traubigen Blütenständen wachsen.
Der Anbau erfolgt entweder reinsortig oder aber auch gemischt mit anderen Pflanzen, denen die langen und stabilen Stängel dann als Rankhilfe dienen.
Der Leindotter ist eine einjährige Pflanze und botanisch mit dem Raps verwandt. Trotz der Ähnlichkeit des Namens besteht keine botanische Verwandschaft zwischen Leindotter und Leinsamen.
Das Öl wird aus den nur ein bis zwei Millimeter großen, aber extrem ölreichen Samen gewonnen.
Bei der Speiseölgewinnung sind zwei Verarbeitungsmethoden gebräuchlich, entweder es kommen Stempelpressen oder Schneckenpressen zum Einsatz.
Stempelpressen sind eine mechanische Methode, bei der das Pressgut in einem Zylinder zwischen zwei Platten gepresst wird, um Öl zu extrahieren.
Schneckenpressen arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie ein Fleischwolf und transportieren das Pressgut mittels Schnecke (Spindel) durch Ausquetschen in den Zylinder.
Beide Verfahren haben ihre Eigenheiten und bestimmen den Geschmack des Endprodukts mit.
Anders als bei anderen Pflanzenölen, wird das Ausgangsprodukt, also die Leindottersamen nicht geröstet, da sich Röstaromen in diesem Fall nicht mit dem ursprünglichen Geschmacksnoten des Leindotters vertragen.
Leindotteröl wird also ausschließlich kaltgepresst und besitzt zumeist eine kräftige, goldgelbe Farbe.
Ist Leinöl und Leindotteröl dasselbe?
Nein, Leinöl und Leindotteröl bzw. Camelinaöl sind nicht dasselbe, obwohl sie sich in ihren wertvollen Eigenschaften ähneln.
Leider herrscht ob des ähnlichen Namens eine große Unsicherheit hinsichtlich des Ursprungs dieser beiden Ölarten.
Leinöl und Leinsamenöl (auch Leinsaatöl) sind identisch und bezeichnen in der Regel ein aus der Pflanze Leinsamen (Linum usitatissimum) kaltgepresstes Speiseöl.
Leindotteröl bzw. Camelinaöl hingegen wird aus den Samen des Leindotters (Camelina sativa) gewonnen.
Leinöl und Leindotteröl unterscheiden sich außerdem in Geschmack und Haltbarkeit.
Leinöl hat einen vollnussigen Geschmack, während Leindotteröl einen leicht “gemüsigen” Geschmack hat, der ein wenig an Erbsen erinnert.
Geschmackstypisch für Camelinaöl sind auch die zarten Bitternoten und ein leicht scharfer Geschmack, der zuweilen an Senföl erinnert.
Wertvolle Inhaltsstoffe machen Camelinaöl zum Superfood
Seitdem das seltene Öl von zahlreichen Küchenchefs (wieder)entdeckt wurde, erlebt es gerade ein regelrechtes Revival in der Küche.
Das liegt allerdings nicht nur am Geschmack und der cremigen Textur des Speiseöls, sondern auch an den wertvollen Inhaltsstoffen.
Leindotteröl weist eine sehr gute Fettsäurestruktur auf, es hat einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und besteht zu 50 bis 60 Prozent aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Diese wirken sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus und können dadurch im Rahmen einer gesunden Lebensweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Zudem und ist es reich an Vitamin E.
Wegen seiner Fettsäurezusammensetzung, die ein sehr gutes Verhältnis von Omega-6- zu Omega 3- Fettsäuren im Ausmaß von 2:1 aufweist, gilt Leindotteröl als Superfood.
Leindotter ist im Vergleich zu einigen anderen Ölsaaten wie Raps oder Sojabohnen nicht so weit verbreitet, wird also in viel kleineren Mengen angebaut. Das ist sicherlich mit ein Grund, weshalb das Öl und auch andere Produkte aus Leindotter in der Regel etwas teurer sind.
Auch in der Kosmetikindustrie kommt Leindotter aufgrund seiner hautpflegenden Eigenschaften und seines hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E und Antioxidantien zum Einsatz. Es ist eine beliebte Zutat in Hautcremes, Körperölen, Haarpflegeprodukten und Lippenpflegeprodukten.
Leindotteröl wird oft als “trockenes Öl” bezeichnet, da es schnell von der Haut aufgenommen wird und keine ölige Rückstände hinterlässt. Es kann die Haut mit Feuchtigkeit versorgen, straffen und beruhigen, was es zu einer idealen Zutat für Anti-Aging- und Hautpflegeprodukte macht.
Aufgrund seiner nährstoffreichen Zusammensetzung werden die Samen des Leindotters auch in der Tierfütterung sehr geschätzt, zumal das ganze Potenzial der Pflanze noch gar nicht ausgeschöpft wird.
Denn die Produktion von Camelinaöl im Vergleich zu anderen Ölsaaten weniger aufwendig, da der Leindotter schnell wächst und robust gegenüber Krankheiten ist. Auch die Ernte ist relativ einfach.
Das könnte dazu führen, dass sich die Produktionskosten für Leindotteröl in Zukunft signifikant reduzieren lassen, wenn mehr Landwirte auf den Anbau von Leindotter setzen und die Nachfrage nach diesem Öl weiter steigt.
Camelinaöl in der Küche
Camelinaöl ist außerhalb von Österreich kulinarisch nur wenig bekannt, es handelt sich eher um eine regionale Spezialität. Leindotter wird in Europa auch noch in Deutschland, Frankreich und in Skandinavien kultiviert und hauptsächlich für die Herstellung von Speiseöl verwendet.
Aufgrund der wertvollen Fettsäurestruktur ist Camelinaöl zu schade zum Braten. Es macht sich aber hervorragend in der kalten Küche als Würzöl für Salate und Dressings, Dipps und Saucen.
Camelinaöl passt gut zu gekochtem oder gedünstetem Gemüse (z.B. Karotten), Kartoffeln und Tofu oder Fisch. Auch eine Mayonnaise lässt sich damit ideal zubereiten.
Leindotteröl kann zum leichten Dünsten oder Marinieren verwendet werden, sollte aber wie erwähnt, allenfalls leicht erwärmt werden um die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zu beschädigen.
Insgesamt ist der Geschmack von Camelinaöl wesentlich komplexer als etwa jener von Rapsöl oder Sonnenblumenöl, er unterscheidet sich auch je nachdem ob er vom Winter- oder Sommerleindotter kommt und natürlich nach Herkunft und Art der Pressung.
Die Geschmacksvarianten reichen von leicht erbsigen Geschmack über nussig-cremig und können auch eine delikate Schärfe aufweisen, die an hochwertige Olivenöle erinnert.
Einige Verwendungen von Camelinaöl in der Küche im Überblick:
- Salatdressings: Camelinaöl eignet sich hervorragend als Basis für Salatdressings, da es einen nussigen Geschmack hat und eine cremige Textur bietet.
- Marinaden: Camelinaöl kann auch als Basis für Marinaden verwendet werden, um Fleisch, Fisch oder Gemüse vor dem Kochen zu würzen.
- Pesto: Camelinaöl kann anstelle von Olivenöl in Pestos verwendet werden, um einen nussigen Geschmack zu erzielen.
- Smoothies: Ein kleiner Schuss Camelinaöl kann zu einem Smoothie hinzugefügt werden, um den Omega-3-Gehalt zu erhöhen.
Darüber hinaus werden Leindottersamen in einigen Regionen als Gewürz oder Beigabe zu Brot oder Müsli verwendet.
Leindotter als Naturheilmittel in der Alternativmedizin
Bestimmte Inhaltsstoffe machen Leindotter für die alternative Medizin als Naturheilmittel interessant. Dabei steht besonders die entzündungshemmende Wirkung im Zentrum des Interesses.
Leindotteröl wird aufgrund seines hohen Gehalts an Alpha-Linolensäure (ALA) und anderen Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E, Phytosterolen und Antioxidantien in der Alternativmedizin als Naturheilmittel eingesetzt.
Alpha-Linolensäure (ALA) ist eine Omega-3-Fettsäure, die entzündungshemmende Wirkungen haben soll und – wie bereits erwähnt – eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit von Herz und Gehirn spielt.
Vitamin E ist ein Antioxidans, das den Organismus vor freien Radikalen schützt und die Zellen vor oxidativem Stress bewahrt. Die antioxidative Wirkung wird vor allem für Haut und Haare genutzt.
Einige Studien haben gezeigt, dass Leindotteröl bei der Behandlung von Entzündungen und Schmerzen helfen kann, indem es den Entzündungsprozess im Körper hemmt. Darüber hinaus kann Leindotteröl auch zur Verbesserung der Herzgesundheit beitragen, indem es den Cholesterinspiegel senkt und die Durchblutung verbessert.
Eine Übersichtsstudie aus dem Jahr 2021 beschreibt, dass Leindotteröl auch bei anderen gesundheitlichen Beschwerden wie Diabetes, neurologischen Erkrankungen und Hauterkrankungen potenziell nützlich sein kann. Allerdings ist die wissenschaftliche Datenlage noch nicht ausreichend, um diese möglichen gesundheitlichen Vorteile zu bestätigen.
In der Alternativmedizin wird Leindotteröl bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt, die dieses Wirkspektrum nutzen, darunter Hautprobleme wie Akne oder Neurodermitis, aber auch in der Prävention von verschiedenern chronischen Erkrankungen, bei denen Entzündungen eine Rolle spielen können. Dazu gehören:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Leindotteröl kann helfen, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose und Herzinfarkt reduzieren kann.
- Diabetes: Leindotteröl kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und die Insulinsensitivität zu verbessern, was für Menschen mit Diabetes Typ 2 von Vorteil sein kann.
- Rheumatoide Arthritis: Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von rheumatoider Arthritis. Leindotteröl kann aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften bei der Linderung von Gelenkschmerzen und Schwellungen helfen.
- Neurologische Erkrankungen: Es gibt Hinweise darauf, dass Leindotteröl bei neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson von Nutzen sein kann, da es entzündungshemmend wirkt und möglicherweise die Gehirnfunktion verbessern kann.
Noch ist weitere Forschung erforderlich, um die potenziellen Vorteile von Leindotteröl bei den genannten Erkrankungen zu bestätigen.
Leindotteröl sollte daher nicht als Ersatz für eine angemessene medizinische Behandlung verwendet werden und Patienten sollten immer Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie Leindotteröl oder andere alternative Heilmittel für medizinische Zwecke verwenden.
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Quellen:
¹ Metabolic Engineering a Model Oilseed Camelina sativa for the Sustainable Production of High-Value Designed Oils (Yuan L. et al. review in Front Plant Sci. 2020 Feb 12;11:11.) doi: 10.3389/fpls.2020.00011
² Realizing the Potential of Camelina sativa as a Bioenergy Crop for a Changing Global Climate (Neupane D. et al. review in Plants; 2022 Mar 14;11(6):772.) doi: 10.3390/plants11060772
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
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