Viele Kinder können nicht schwimmen: Wie Sie Badeunfälle vermeiden
Bis zu 150 Kinder erleiden pro Jahr einen Ertrinkungsunfall, auch weil bereits jedes fünfte Kind nicht ausreichend schwimmen kann. Grund genug auf einige wichtige Verhaltensregeln am Wasser aufmerksam zu machen.
Wie die Todesursachenstatistik der Statistik Austria zeigt, sind in den zehn Jahren von 2013 bis 2022 insgesamt 334 Wohnsitzinländer in Österreich ertrunken, darunter 31 Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 19 Jahren.
Badeunfälle: Kinder können nicht schwimmen – Artikelübersicht:
- Schwimmstudie deckt schwere Defizite auf
- Was Sie beim Baden mit Kindern beachten sollten
- Sicherheitstipps: Badeunfälle von Kindern vermeiden
- Erste Hilfe: Im Notfall kommt es auf jede Minute an
- Linktipps gesundes Schwimmen
Das bedeutet, in diesen zehn Jahren sind in Österreich laut Todesursachenstatistik der Statistik Austria 22 bis 47 Menschen pro Jahr ertrunken. Dazu kommen 53 Personen mit Wohnsitz im Ausland, die in Österreich bei Badeunfällen ums Leben gekommen sind.
Schwimmstudie deckt schwere Defizite auf
Eine Anfang 2024 vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) in Auftrag gegebenen Schwimmstudie zeigt eine besorgniserregende Entwicklung auf, denn demnach ist die Schwimmfähigkeit der Kinder besorgniserregend.
Knapp 134.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren (10%) konnten somit im ersten Quartal 2024 nicht schwimmen, weitere 93.000 Kinder nur sehr schlecht.
Die soziale Herkunft spielt dabei eine wichtige Rolle. Kinder, die nicht schwimmen können, stammen häufiger aus sozial schwächer gestellten Familien. Die Zahl der Nichtschwimmer über alle Altersgruppen bleibt konstant hoch. 670.000 Menschen können in Österreich nicht schwimmen.
Beobachtungen zeigen, dass viele Kinder Angst vor Wasser haben. Die sollten Eltern ihnen unbedingt nehmen, ehe es ans Schwimmenlernen geht. Denn, wer sich im Wasser wohlfühlt, ist nachweislich sicherer unterwegs.
Expertin Dorothea Schmidtkunz (Psychologin und Schwimmlehrerin in einer privaten Schwimmschule) ist alledings der Meinung, dass Kinder grundsätzlich in einen Schwimmkurs gehören, da viele Eltern selbst nicht gut schwimmen können und die Gefahren mitunter falsch einschätzen. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass es bis zu 80 Stunden (Unterricht bzw. Praxis) benötigt, bis ein Kind sicher im Wasser ist.
Kinder ertrinken allerdings nicht nur beim Schwimmen, sondern auch beim Planschen, in der Badewanne, im Swimmingpool oder in einer Regentonne. Badeunfälle von Kindern passieren schneller als man denkt und in Situationen, die es nicht erahnen lassen, darum wird auch das Risko völlig falsch eingeschätzt.
Immer wieder zeigt sich eines: Es passiert binnen Sekunden. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und plötzlich ist das Kind verschwunden. Doch es lassen sich eine Reihe von Maßnahmen treffen, um Badeunfälle von Kindern am oder im Wasser zu vermeiden.
Was Sie beim Baden mit Kindern beachten sollten:
- Lassen Sie Ihr Kind in der Nähe von Wasser nie unbeaufsichtigt, die Aufmerksamkeit der Eltern ist besonders gefragt!
- Schaffen Sie sich einen Überblick über eventuelle Gefahrenstellen!
- Erkundigen Sie sich, wo Sie im Notfall Hilfe bekommen können (Bademeister, Notrufmöglichkeit/Telefon)!
- Wo gibt es eine Erste-Hilfe-Station oder zumindest Erste-Hilfe-Material?
- Swimmingpools, Planschbecken oder Gartenteiche können durch Zäune, Regentonnen mit einem verschließbaren Deckel gesichert sein.
- Schon wenige Zentimeter Wasser reichen, um ein Kind ertrinken zu lassen. Tipp: Halten Sie ein Handy bereit, um im Notfall rasch Hilfe holen zu können. Fehlt ein Kind, suchen Sie zuerst am Wasser, denn es kommt auf jede Minute an.
Sicherheitstipps: Badeunfälle von Kindern vermeiden
- An das Alter des Kindes angepasste Schwimmflügel mit Sicherheitsventilen sind die einzig wahre Schwimmhilfe.
- Luftmatratzen, Autoreifen oder aufblasbare Gummitiere sind keine Schwimmhilfen. Das Kind kann heraus- oder abrutschen.
- Rechnen Sie auch nie damit, dass Kinder in gefährlichen Situationen schwimmen.
- Lassen Sie Kinder so früh wie möglich schwimmen lernen und legen Sie ihnen auf Booten Schwimmwesten an.
- Zum Baden gehört auch die Kenntnis der Baderegeln. Die meisten Badeunfälle passieren nämlich dadurch, dass Menschen etwa in unbekannte Gewässer köpfeln und sich Wirbel brechen oder mit vollem Bauch in den See springen und an Herz- oder Kreislaufversagen sterben. Tipp: Machen Sie Ihre Kinder rechtzeitig mit den Baderegeln vertraut. Sie sollten wissen, dass das Schwimmen bei Gewittern oder in der Nähe von Schleusen lebensgefährlich ist.
Erste Hilfe: Im Notfall kommt es auf jede Minute an
- Bleiben Sie ruhig.
- Alarmieren Sie den Bademeister und andere Badegäste!
- Schwimmen Sie nie ohne Rettungsmittel zum Verunfallten (Eigenschutz)!
- Schonende Bergung aus dem Wasser bei Verdacht auf Verletzungen der (Hals-)Wirbelsäule (Kopfsprung ins seichte Wasser)!
- War der Verunfallte unter Wasser, muss er unbedingt zum Arzt, auch wenn es ihm nach der Bergung wieder gut geht (“Beinahe-Ertrinken” Ã sekundäres Ertrinken)!
- Achten Sie auf die Körpertemperatur (Unterkühlung)!
- Versuchen Sie nicht, Wasser aus dem Magen oder den Lungen des Kindes zu entfernen.
Das kostet nur Zeit und hat keinen Nutzen für das Kind. - Kontrollieren Sie die Lebensfunktionen und führen Sie die entsprechenden Erste-Hilfe-Maßnahmen durch.
Erste Hilfe bei Ertrinken
- Bei Atemstillstand sofort mit Mund-zu-Nase-Beatmung beginnen – am besten schon während der Bergung im Wasser.
- Bei Herzstillstand gleichzeitiger Beginn mit Herzmassage.
- Verlassen Sie das Kind nicht und lassen Sie durch eine zweite Person den Notarzt verständigen
Erste-Hilfe-Kenntnisse können Leben retten. Nicht nur Eltern können leicht in eine derartige Situation kommen. Ein Urlaubstag, der Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse in einem der zahlreichen Kurse des Roten Kreuzes gewidmet, kann so Beruhigung für das ganze Jahr bringen.
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Quelle:
¹ Badeunfälle: Erste-Hilfe beim Ertrinken – Kurzfilm (Samariterbund)
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
– Kinder-Corner: Vorsicht am Wasser
– Notrufnummern
– Schwimmen: gesunde Sportart für Kinder, Jugendliche & Erwachsene
– Quallenstich: Erste Hilfe bei Kontakt mit Quallen
– Unfallgefahren beim Spielen
– Kinder-Corner: Kindersicherheit