Diabetes als Hauptgrund für Amputationen
Eine Amputation von einem oder gar mehreren Gliedmaßen bedeutet große Einschnitte ins körperliche, psychische und soziale Leben. In Österreich werden jährlich rund 4000 Amputationen der Ober- und Unterschenkel und im Fußbereich durchgeführt.
Es gibt dafür drei große Ursachen – Unfälle, Krebserkrankungen und Gefäßerkrankungen, aber auch zunehmend Diabetes. Dabei liegt bei den über 60jährigen, welchen Fuß oder Bein amputiert werden muss, in 90 Prozent der Fälle eine periphere Verschlusskrankheit (auch Schaufensterkrankheit oder diabetisches Fußsyndrom genannt) zugrunde.
Diabetes als Hauptgrund für Amputationen – Artikelübersicht:
- Aktuelle Situation
- Leitlinie der Österreichischen Diabetes Gesellschaft
- Angestrebtes Amputationsregister
- Linktipps
Begünstigt bzw. ausgelöst wird diese Erkrankung wird durch Diabetes, Rauchen und durch Fettstoffwechselstörungen. Hierbei wird die Blutversorgung im betroffenen Bein immer schlechter, bis sie gar nicht mehr vorhanden ist. Rund 2400 der jährlichen 4.000 Amputationen gehen in Österreich auf das Konto von diesem diabetischen Fußsyndrom.
Es handelt sich hier genauergesagt um eine Komplikation von Diabetes mellitus. In Österreich leiden allein rund 22.000 Menschen am diabetischen Fußsyndrom, wobei es noch nicht bei allen zu einer Amputation von Fuß oder Bein gekommen ist.
Aktuelle Situation
Durch Diabetes mellitus kommt es an den Füßen oftmals im Laufe der Zeit zu einer Neuropathie, also einer Nervenschädigung, kommt. Diese Neuropathie äußert sich insbesondere durch Gefühllosigkeit des Gliedmaßes. Und dies führt dazu, dass kleine Verletzungen am Fuß nicht bemerkt werden. Die Wunden breiten sich daraufhin aus, infizieren sich und sind bei Diabetikern schwer zu behandeln. Diabetes wird immer häufiger zum Hauptgrund für Amputationen.
Denn die bei den Betroffenen typischen schlechten Durchblutung beeinträchtigt die Wundheilung erheblich. In bis zu 1000 der 2400 Fälle muss daher bei diabetischen Patienten sogar eine Beinamputation vorgenommen werden. Die dadurch entstehende große Wunde verheilt natürlich auch nur sehr schwer und langsam. Und dies bedeutet für die Patienten einen langen Leidensweg.
Vor allem im höheren Lebensalter führt eine Amputation zur signifikanten Einschränkung der Mobilität und dem fast vollständigen Verlust der Selbständigkeit. Junge Menschen erlangen – auch beim Vorliegen von Diabetes – oftmals recht schnell ihre Mobilität durch Prothesen wieder, ältere Betroffen bleiben indes entweder an den Rollstuhl oder ans Bett gefesselt.
Leitlinie der Österreichischen Diabetes Gesellschaft
Allerdings herrscht in Österreich auch harsche Kritik darüber vor, dass doch allzu häufig vorschnell amputiert wird. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft hatte schon im Jahr 2007 eine Leitlinie für die Therapie des diabetischen Fußsyndroms vorgestellt. Denn viele Amputationen ließen sich einfach vermeiden!
Die Leitlinie besagt dabei dass die Füße täglich auf auch kleinste Verletzungen kontrolliert werden. So kann schnell der Arzt aufgesucht und die Wunde behandelt werden – so klein sie letztlich auch ist. Wichtig ist auch im Sommer, dass Diabetiker auf keinen Fall barfuß gehen, Socken tragen, damit Druckstellen vermieden werden.
Wer sich schon als Präventionsmaßnahme regelmäßig zur Fußpflege begibt, der sollte darauf achten, dass Schere und Nagelhautentferner schnell kleine Schnitte hinterlassen, die nicht bemerkt werden anfangs. Um überhaupt Einrisse in die Haut zu vermeiden bei trockenem Wetter, sollte die Haut mit rückfettenden Mitteln behandelt werden.
Die Leitlinie der Österreichischen Diabetes Gesellschaft forderte schon damals auch Ärzte auf, dass sie dem diabetischen Fußsyndrom mehr Aufmerksamkeit widmen. Veröffentlicht wurde diese neue Leitlinie unter dem Titel „Diabetischer Fuß in der Wiener Klinischen Wochenschrift.
Angestrebtes Amputationsregister
Schon vor Jahren regte man ein Amputationsregister zu entwickeln, das als Grundlage zur Erstellung von Behandlungspfaden bzw. von Algorithmen zur Indikationsstellung von Majoramputationen dienen sollte.
Denn viele Amputationen, insbesondere die in Zusammenhang mit den Folgeerkrankungen des Typ-2-Diabetes, können nämlich durch eine Wundbehandlung „lege artis” und durch entsprechende gefäßchirurgische oder orthopädische Interventionen durchaus vermieden werden. Angestrebt wird dieses Amputationsregister schon seit 1989 durch die Österreichische Gesellschaft für Wundbehandlung (AWA) und den Fachgesellschaften für Gefäßchirurgie und Orthopädie der Spitäler.
Wenn ein derartiges Register eingerichtet werden könnte, könnten alle Amputationsfälle erfasst und analysiert werden. Fehler in der Versorgung könnten so vermieden werden. Dabei sind in Österreich, im Vergleich zu andren EU-Ländern spezielle „Wund- bzw. Fußambulanzen“ nur an einigen wenigen Standorten angesiedelt.
Auch ist die gefäßmedizinische Versorgung sowie die gefäßchirurgische Behandlung nur auf einige Zentren beschränkt. Es mangelt zudem auch an gefäßchirurgisch therapeutischen Valenzen und an etablierten Verfahren, und zwar sowohl endovaskulär wie offen chirurgisch, welche Patienten häufig gar nicht angeboten werden. Und das geschieht überwiegend mangels Kenntnis von vorhandenen Möglichkeiten.
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Quelle:
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Linktipps
– Diabetiker Information
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