Diabetikum Metformin | Medikamentencheck

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Metformin

Metformin eignet sich zur Behandlung von übergewichtigen Typ-2-Diabetikern, wenn sich der Blutzuckerspiegel mithilfe von Bewegung und einer Diät nicht zufriedenstellend kontrollieren lässt. Metformin kann als Monotherapie oder in Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten verabreicht werden.


Metformin, ein orales, verschreibungspflichtiges Diabetikum, kann von Kindern ab 10 Jahren und Erwachsenen eingenommen werden. Es eignet sich als Erstlinienmedikament, kann aber auch zur Kombinationstherapie mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten, wie z.B. Insulin, eingesetzt werden. Metformin ist derzeit unter über zwanzig Handelsnamen erhältlich, die bekanntesten sind Glucophage®, Diabetex® und Orabet®, zudem gibt es zahlreiche Generika in Österreich, Deutschland und der Schweiz mit exakt dem gleichen Wirkstoff.

Wirkung von Metformin

Der Wirkstoff von Metformin ist Metforminhydrochlorid, die Wirkungsweise basiert auf körpereigenen Effekten:

Nach dem Genuss einer kohlenhydratreichen Mahlzeit folgt bei gesunden Menschen die Ausschüttung von Insulin durch die Bauchspeicheldrüse. Damit wird der Blutzuckerspiegel zurück in den Normbereich gebracht.

Alle in der Ernährung enthaltenen Zucker werden im Darm direkt verdaut und als Glucose (Grundeinheit) aufgenommen, welche im Blutkreislauf zirkuliert und mithilfe des ausgeschütteten Insulins in die Zielzellen gelangt.

In diesen steht es dann zur Energiegewinnung bereit. Zudem erfolgt eine Speicherung von überschüssiger Glucose in Muskeln und Leber. Bei Bedarf geben diese Organe die zuckerhaltige Grundeinheit wieder ins Blut ab. Zusätzlich bildet die Leber aus weiteren Nährstoffen (beispielsweise Aminosäuren oder Fetten) ebenfalls Glucose.

Die grundlegende Wirkung von Metformin besteht nun in der gezielten Hemmung dieser zusätzlichen Glucose-Produktion seitens der Leber.

Entsprechend wird der sehr hohe, basale Blutzuckerspiegel (nüchterner Zustand) bei Diabetikern vermieden. Des Weiteren bewirkt Metformin die verzögerte Aufnahme von Glucose im Darm.

Die regelmässige Einnahme von Metformin verlängert durch die blutzuckersenkende Wirkung die statistische Lebenserwartung von Zuckerkranken (Typ-2). Zudem senkt Metformin die Wahrscheinlichkeit für zusätzliche, diabetesbedingte Komplikationen. Während der Langzeittherapie sind auch häufig eine geringe Gewichtsabnahme beziehungsweise ein konstantes Körpergewicht zu beobachten – ein weiterer potentiell lebensverlängernder Aspekt.

Studien zu Metformin

Eine umfassende, repräsentative, britische Beobachtungsstudie an fast 90.000 Patienten, zeigte, dass Metformin als Erstlinienmedikament die Lebenserwartung von Typ-2-Diabetikern signifikant erhöhen, und an die von nicht Diabetikern angleichen kann.

Eine weitere Studie lieferte repräsentative Daten dafür, dass eine Behandlung mit Metforin das Lungenkrebsrisiko von nichtrauchenden Diabetikern deutlich senken kann. Umso länger die Einnahme von Metformin erfolgte, desto seltener erkrankten die Typ-2-Diabetiker an Lungenkrebs.

Dosierung und Einnahme

Jede Filmtablette von Metformin-CT enthält 850 mg des aktiven Wirkstoffes, alternativ gibt es auch Varianten mit jeweils 500 oder 1.000 mg. Die individuelle Dosierung legt der behandelnde Arzt anhand aktueller Blutzuckerwerte fest, eine Kontrolle in regelmäßigen Abständen ist obligatorisch.

Grundsätzlich sind Metformin Filmtabletten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (mindestens ein Glas Wasser) während beziehungsweise nach der Mahlzeit einzunehmen. Die Einnahme von mehreren Tabletten ist über den gesamten Tag zu verteilen wobei maximal drei Filmtabletten (insgesamt 2.550 mg Metforminhydrochlorid) täglich eingenommen werden dürfen.

Erwachsene beginnen mit einer Anfangsdosis von täglich ein bis zwei Filmtabletten Metformin 850 mg. Die Einnahme erfolgt während beziehungsweise nach der Mahlzeit. Maximal eignen sich drei Filmtabletten (insgesamt 2.550 mg Metforminhydrochlorid) täglich.

Kinder ab 10 Jahren sowie Jugendliche nehmen Metformin im Rahmen einer Monotherapie oder Kombinationstherapie mit Insulin ein. Zu Beginn beträgt die übliche Dosis eine Filmtablette (850 mg) täglich. Zunächst entspricht die maximale Tagesdosis zwei Filmtabletten mit jeweils 1.000 mg des Wirkstoffes, eine schrittweise Steigerung erfolgt unter konstanter ärztlicher Kontrolle.

Eine versäumte Einnahme darf nicht durch eine Verdoppelung der Dosis nachgeholt werden! Gegebenenfalls erfolgt die nächste Einnahme einer normalen Einheit Metformins zum nächsten geplanten Zeitpunkt.

Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gegenanzeigen

Nebenwirkungen

Bei der Anwendung von Metformin können, wie bei der Anwendung jedes Medikaments auch Nebenwirkungen auftreten. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich und Gegenanzeigen zu beachten!

Sehr häufig kommt es bei Behandlungsbeginn zu Verdauungsproblemen wie Appetitverlust, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit.

In diesem Zusammenhang ist es empfehlenswert, die ärztlich verordnete Tagesdosis auf mehrere Einnahmen über den Tag verteilt aufzuteilen. Zudem sollte hierbei die Einnahme direkt nach der Mahlzeit erfolgen.

Bei anhaltenden Beschwerden ist die Einnahme zu unterbrechen und umgehend ein Arzt aufzusuchen.

Zu häufigen Nebenwirkungen zählen Geschmacksveränderungen (bei weniger als einem von zehn Behandelten)

In seltenen Fällen tritt Laktatazidose auf. Hierbei handelt es sich um eine Übersäuerung des Blutes durch Milchsäure. Diese Komplikation wurde selten bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion beobachtet.

Erste Anzeichen einer Übersäuerung können sein: Probleme beim Atmen, Bauchschmerzen inklusive Muskelkrämpfe oder Erbrechen.

In diesen Fällen ist eine sofortige stationäre Aufnahme sinnvoll, da Laktatazidose zu einem Koma führen kann. Entsprechend ist die Einnahme von Metformin sofort zu unterbrechen und umgehend ein Arzt beziehungsweise das nächste Krankenhaus zu konsultieren.

Sehr selten kann es auch zu Hautreaktionen kommen: Quaddeln (juckender Ausschlag) beziehungsweise Juckreiz sowie Erytheme (gerötete Haut) sind möglich.

Hepatitis oder Beeinträchtigung der Leberfunktion sind ebenfalls mögliche Nebenwirkungen. Letztere sind durch Appetitverlust, Müdigkeit, Leberentzündung und eventuell auch durch Gelbfärbung des Augenweißes oder der Haut erkennbar. Eine umgehende Arztkonsultation ist anzuraten!

Nebeneffekte

Bei Studien hat sich gezeigt, dass Metformin über die Wirkung als Antidiabetikum hinaus offenbar weitere Schutzeffekte hat: So erkrankten Diabetiker seltener an Lungenkrebs, wenn sie Metformin verordnet bekamen. Die Substanz hilft auch, Herz-Kreislauf-Krankheiten vorzubeugen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat jetzt ein große Studie mit Metformin genehmigt, die 2016 starten soll und derene Ziel es ist, die Wirksamkeit von Metformin als “Anti-Aging-Tablette” zu untersuchen.

Wechselwirkungen

Eine gleichzeitige Einnahme Metformins mit folgenden Arzneimitteln ist zu vermeiden beziehungsweise vor Behandlungsbeginn mit dem Arzt zu besprechen:

  • ACE-Hemmer
  • Cimetidin
  • Diuretika
  • jodhaltige Kontrastmittel
  • Kortikosteroide
  • einige Arzneimittel zur Therapie von Asthma bronchiale (Betasympathomimetika)
  • alkoholhaltige Medikamente

Gegenanzeigen

Metformin darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen Metforminhydrochlorid oder einen anderen enthaltenen Inhaltsstoff bekannt ist. Zudem gilt diese Beschränkung bei diabetischer Ketoazidose (Übersäuerung des Blutes bei Diabetikern) oder dem Vorstadium eines Komas.

Patienten mit Nierenversagen oder eingeschränkter Nierenfunktion sollten dieses Medikament nicht einnehmen. Dies gilt auch, wenn akute Zustände bekannt sind, welche die Nierenfunktion wesentlich beeinträchtigen können.

Hierzu zählen:

  • Kreislaufversagen (Schock)
  • schwere Infektionen
  • starker Flüssigkeitsverlust aufgrund von Durchfall oder anhaltendem Erbrechen

Bis mindestens 48 Stunden nach einer Untersuchung, bei der jodhaltigen Konstrastmittel in die Blutgefäßen gelangen, darf ebenfalls kein Metformin eingenommen werden.

Des Weiteren eignet sich Metformin nicht für Patienten mit chronischen, bzw. akuten Erkrankungen, die mit Sauerstoffmangel im Körpergewebe einhergehen können, wie z.B. frischer Herzinfarkt, Lungenfunktionsstörungen, Herzschwäche oder akutes Kreislaufversagen.

Für stillende Mütter eignet sich das Medikament nicht. Dies gilt auch für Personen mit eingeschränkter Leberfunktion oder Alkoholismus beziehungsweise einer akuten Alkoholvergiftung. Auch regelmäsiger Alkoholkonsum sollte in Hinblick auf mögliche Komplikationen mit dem Arzt abgeklärt werden.

Bei geplanter Operation mit Rückenmarksnarkose oder Vollnarkose darf Metformin jeweils zwei Tage vor und nach dem Eingriff nicht eingenommen werden.

Zudem ist eine Überprüfung der Nierenfunktion vor Abreichung des Medikaments unbedingt erforderlich.

Im Verlauf von viralen oder bakteriellen Infektionen, wie beispielsweise Harnwegs- oder Atemwegsinfekt oder Grippe, kann es zu einer zeitweiligen Erhöhung des Blutzuckerspiegels kommen. In jedem Fall ist der Arzt zwecks einer vorübergehenden Dosisanpassung Metformins zu konsultieren.

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Quellen:

¹ Anti-Diabetesmittel könnte bald offizielle Anti-Aging-Pille sein (kurier.at)
² H. Schatz: Metformin – wo ist die Evidenz? Rury Holman aus Oxford: „Die Evidenz ist unklar“. DGE-Blogbeitrag vom 19. September 2014. www.blog.endokrinologie.net

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

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Fotocredit: hexpress.net

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