Mythen, Irrtümer: Sonnenschutz im Faktencheck

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Mythen, Irrtümer: Sonnenschutz im Faktencheck

Fotocredit: Herz As Media | AI

Sonnenschutz ist ein essenzielles Thema, das uns besonders in den Sommermonaten beschäftigt.


Trotz intensiver Aufklärung halten sich viele Mythen rund um den Sonnenschutz hartnäckig – vom „schnellen Vorbräunen im Solarium“ bis hin zur Annahme, dass an bewölkten Tagen kein Schutz nötig sei. Doch was stimmt wirklich, und welche Annahmen sollten wir endlich über Bord werfen?

Sonnenschutz im Faktencheck – Artikelübersicht:

Viele Mythen rund um den Sonnenschutz halten sich so hartnäckig, weil sie teils intuitiv logisch erscheinen und sich über Generationen hinweg verbreitet haben.

Ob der Glaube, dass man an bewölkten Tagen keinen Schutz benötigt, oder die Annahme, dass man mit Sonnencreme nicht braun wird – solche Fehlinformationen kursieren oft seit Generationen und werden durch Alltagsbeobachtungen, persönliche Erfahrungen und teilweise ungenaue Werbeaussagen verstärkt.

Diese Irrtümer können jedoch schwerwiegende Folgen für die Hautgesundheit haben. In diesem Artikel beleuchten wir die 20 häufigsten Sonnenschutzmythen, klären ihre Ursprünge auf und zeigen, wie man sich tatsächlich effektiv vor schädlicher UV-Strahlung schützt.

Sonnencreme-Mythen im Faktencheck: Was stimmt wirklich?

Wie bei vielen wissenschaftlichen Mythen werden auch beim Sonnenschutz häufig vereinfachte oder veraltete Informationen weiterverbreitet, ohne dass sie kritisch hinterfragt werden. Zudem können gut gemeinte, aber falsche Ratschläge von Freunden und Familie das Problem verstärken.

Selbst wenn Experten versuchen, diese Mythen zu widerlegen, kann dies paradoxerweise dazu führen, dass Menschen noch stärker an ihren falschen Überzeugungen festhalten.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es wichtig, Sonnenschutzfakten klar und verständlich zu kommunizieren und dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu setzen, anstatt sich auf anekdotische Erfahrungen oder überholte Vorstellungen zu verlassen.

1. Der Lichtschutzfaktor (LSF) zeigt an, wie lange man in der Sonne bleiben kann.

Teilweise wahr. Der LSF gibt an, wie viel länger man theoretisch in der Sonne bleiben kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, im Vergleich zu ungeschützter Haut. Diese Berechnung hängt jedoch von vielen Faktoren ab, z. B. Hauttyp, Intensität der UV-Strahlung und Menge der aufgetragenen Creme. Es handelt sich um eine theoretische Angabe, die in der Praxis oft nicht erreicht wird.

2. Sonnencreme enthält (grundsätzlich) giftige Wirkstoffe.

Falsch. Die meisten Sonnencremes enthalten Wirkstoffe, die UV-Strahlung absorbieren oder reflektieren. Diese Inhaltsstoffe sind in der Regel sicher und gut erforscht. Es gibt jedoch Debatten über bestimmte chemische Filter (wie Oxybenzon), die in großen Mengen oder bei bestimmten Personengruppen problematisch sein könnten. Für die Mehrheit der Bevölkerung sind diese jedoch unbedenklich.

3. An bewölkten Sommertagen braucht man keinen Sonnenschutz.

Falsch. Auch an bewölkten Tagen dringen bis zu 80% der UV-Strahlen durch die Wolken. Daher ist Sonnenschutz auch an bewölkten Tagen wichtig.

Sonnenschutz ist nicht nur an sonnigen Tagen wichtig – bis zu 80% der UV-Strahlen dringen selbst durch Wolken und schädigen die Haut.

4. Mehrmaliges Eincremen verlängert die Schutzdauer.

Falsch. Das erneute Auftragen der Sonnencreme stellt den ursprünglichen Schutz wieder her, verlängert aber nicht die Gesamtdauer des Schutzes. Die Schutzzeit, die der LSF angibt, bleibt gleich.

5. Wer Sonnencreme trägt, wird nicht braun.

Falsch. Sonnencreme reduziert das Risiko eines Sonnenbrands, verhindert aber nicht vollständig das Bräunen. Sie verlangsamt den Prozess, sodass die Haut auf sicherere Weise bräunen kann.

6. Sonnencreme ist ein hervorragendes Anti-Aging-Mittel.

Wahr. Regelmäßige Anwendung von Sonnencreme schützt vor UV-bedingter Hautalterung, wie Faltenbildung und Pigmentflecken, und beugt somit effektiv Hautalterung vor.

7. Sonnencreme verliert nach einem Jahr die Wirkung.

Teilweise wahr. Die Wirksamkeit von Sonnencremes kann mit der Zeit nachlassen, insbesondere wenn sie hohen Temperaturen ausgesetzt war. Es ist ratsam, das Ablaufdatum zu beachten und Sonnencreme, die länger als ein Jahr geöffnet ist, zu ersetzen.

8. Wer Makeup mit LSF verwendet, braucht keine zusätzliche Sonnencreme.

Falsch. Makeup mit LSF kann einen gewissen Schutz bieten, jedoch ist die Menge, die üblicherweise aufgetragen wird, oft nicht ausreichend, um den angegebenen Schutzfaktor zu erreichen. Es ist empfehlenswert, zusätzlich eine Sonnencreme aufzutragen.

9. Wer im Schatten ist, braucht keine Sonnencreme.

Falsch. Auch im Schatten wird die Haut durch indirekte UV-Strahlung, die von Oberflächen reflektiert wird, belastet. Sonnenschutz ist daher auch im Schatten ratsam.

10. Kinderhaut hat noch keinen Eigenschutz.

Wahr. Kinderhaut ist dünner und empfindlicher als die Haut von Erwachsenen und bietet daher einen geringeren natürlichen Schutz vor UV-Strahlen. Deshalb ist ein konsequenter Sonnenschutz bei Kindern besonders wichtig.

11. Im Wasser ist man sicher vor UV-Strahlung.

Falsch. Wasser reflektiert UV-Strahlung, und bis zu 40% der UV-B-Strahlen dringen bis zu einem halben Meter tief ins Wasser ein. Ein wasserfester Sonnenschutz ist daher im Wasser unverzichtbar.

12. Pflanzliche Öle (z.B. Olivenöl, Kokosöl) können pur als Sonnenschutzalternative verwendet werden.

Falsch. Pflanzliche Öle bieten keinen ausreichenden Schutz vor UV-Strahlung. Sie können die Haut sogar empfindlicher machen, indem sie das Sonnenlicht intensiver auf die Haut lenken.

13. Gute Sonnencreme ist teuer.

Falsch. Der Preis einer Sonnencreme ist nicht zwingend ein Indikator für deren Qualität. Es gibt viele preiswerte Produkte, die effektiven Sonnenschutz bieten. Wichtig ist, dass die Sonnencreme gut vertragen wird und die UV-Filter enthält, die für den individuellen Hauttyp geeignet sind.

14. Solarium zum Vorbräunen bereitet die Haut auf die Sonne vor.

Falsch.

Das Vorbräunen im Solarium bietet keinen effektiven Schutz vor Sonnenbrand und erhöht das Risiko für Hautkrebs. Die Haut wird durch die künstliche Bräunung lediglich geschädigt.

15. Sonnencreme kann bzw. soll man im Kühlschrank aufbewahren.

Teilweise wahr. Sonnencreme sollte kühl und vor allem nicht in direkter Sonneneinstrahlung gelagert werden. Im Kühlschrank kann sie aufbewahrt werden, wenn die Temperaturen sehr hoch sind, um die Stabilität der Wirkstoffe zu erhalten. Es ist jedoch nicht zwingend erforderlich.

16. Nur ein Sonnenbrand ist schädlich für die Haut.

Falsch. Jede UV-Belastung trägt zur Hautalterung und erhöht das Risiko für Hautkrebs, nicht nur Sonnenbrände. Eine regelmäßige UV-Belastung, selbst ohne sichtbaren Sonnenbrand, kann schädlich sein.

17. Eine leichte Bräune ist gesund.

Falsch. Bräune ist ein Zeichen für Hautschädigung. Die Haut versucht, sich durch die vermehrte Produktion von Melanin gegen UV-Schäden zu schützen. Langfristig erhöht dies das Risiko für Hautkrebs und beschleunigt die Hautalterung.

Bräune mag attraktiv wirken, doch sie ist ein klares Zeichen für Hautschädigung – der beste Schutz gegen vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs ist konsequenter Sonnenschutz.

18. Topfen und Joghurt helfen beim Sonnenbrand.

Teilweise wahr. Topfen kann die Haut kühlen und kurzfristig die Schmerzen lindern, aber er hat keine heilende Wirkung und sollte nur als vorübergehende Linderung betrachtet werden. Eine medizinische After-Sun-Pflege ist vorzuziehen.

Wie bei Topfen kann Joghurt kurzfristig kühlen und Linderung verschaffen, allerdings fehlt auch hier eine heilende Wirkung. Zudem kann die Säure im Joghurt die gereizte Haut weiter reizen.

Es gibt mehrere natürliche Alternativen, die eine ähnliche kühlende Wirkung haben und gleichzeitig sicherer für die Haut sind, etwa Aloe Vera: Das Gel der Aloe Vera-Pflanze kühlt die Haut sofort und hilft, den Heilungsprozess zu fördern.Dafür einfach frisches Aloe Vera-Gel aus der Pflanze kann direkt auf die betroffene Haut aufgetragen werden. Es zieht schnell ein und hinterlässt keinen fettigen Film.

Auch Gurkenscheiben oder Gurkensaft haben eine kühlende Wirkung und können helfen, die Haut zu beruhigen. Gurken bestehen größtenteils aus Wasser, was die Haut mit Feuchtigkeit versorgt und vorübergehende Linderung verschafft. Gurkenscheiben einfach auf die verbrannte Haut legen oder Gurkensaft mit einem Tuch auftragen.

Auch Kamillentee-Umschläge können effektiv helfen. Kamille wirkt entzündungshemmend und beruhigend auf die Haut. Kühle Kamillenteebeutel oder in Kamillentee getränkte Tücher können die Haut beruhigen und Schmerzen lindern. Die Anwendung ist ebenfalls einfach: Kamillenteebeutel in kaltem Wasser tränken und auf die betroffene Stelle legen oder ein Tuch in abgekühltem Kamillentee tränken und als Umschlag verwenden.

19. Anorganische UV-Filter sind besser als organische.

Falsch. Beide Typen von UV-Filtern, anorganische (auch physikalische) und organische (auch chemische) Filter, haben ihre Vor- und Nachteile. Es ist nicht korrekt zu sagen, dass die eine Art generell besser ist als die andere.

Anorganische UV-Filter (wie Zinkoxid und Titandioxid) reflektieren und streuen UV-Strahlen auf der Hautoberfläche. Sie bieten sofortigen Schutz nach dem Auftragen und sind oft besser verträglich für empfindliche Haut, da sie weniger potenziell irritierende Inhaltsstoffe enthalten. Ein Nachteil ist, dass sie manchmal einen weißen Film auf der Haut hinterlassen können, besonders bei höherem LSF.

Organische UV-Filter
(wie Oxybenzon, Avobenzon oder Octocrylen) absorbieren UV-Strahlen und wandeln sie in harmlose Wärme um. Diese Filter sind in der Regel kosmetisch angenehmer, da sie leichter in die Haut einziehen und keinen weißen Film hinterlassen. Sie müssen jedoch 15-30 Minuten vor der Sonnenexposition aufgetragen werden, um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten, und können bei empfindlichen Personen zu Hautirritationen führen.

In der Praxis kommt es auf die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen an. Manche Menschen bevorzugen anorganische Filter aufgrund ihrer Verträglichkeit, während andere die kosmetischen Vorteile organischer Filter schätzen.

20. Sonnencreme wirkt erst eine halbe Stunde nach dem Auftragen.

Teilweise wahr. Diese Aussage trifft vor allem auf organische (chemische) UV-Filter zu, die in vielen Sonnencremes enthalten sind. Diese Filter müssen nach dem Auftragen in die Haut einziehen und ihre Wirkung entfalten, was etwa 20 bis 30 Minuten dauert. In dieser Zeitspanne sollten Sie direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten.

Bei anorganischen (physikalischen) UV-Filtern wie Zinkoxid oder Titandioxid verhält es sich anders: Diese wirken sofort nach dem Auftragen, da sie die UV-Strahlen auf der Hautoberfläche reflektieren und streuen. Eine Wartezeit ist bei diesen Filtern nicht notwendig.

Daher ist die Aussage korrekt, wenn es um Sonnencremes mit organischen UV-Filtern geht. Bei Produkten mit anorganischen Filtern entfällt diese Wartezeit, und der Schutz ist sofort nach dem Auftragen gegeben.

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Quellen:

¹ #Faktenfuchs: Sonnencreme-Mythen im Faktencheck (Bayrischer Rundfunk)
² Gefährliche Mythen über Sonnenschutz: Influencer verbreiten Unsicherheit (mimikama.org)

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Hautkrebs vorbeugen
– Was tun bei Sonnenbrand?
– Sonnenallergie | Medizinlexikon
– Sonnen im Solarium: Tipps zum Bräunen mit Maß und Ziel
– Ozonloch vergrößert – Warnung vor erhöhter UV-Strahlung
– Sonnenschutzbekleidung: clevere Strandmode schützt vor Sonnenbrand
– Die besten Pflegetipps für anspruchsvolle Haut
– Vitamin D – das Sonnenvitamin

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