Blinddarmentzündung | Krankheitslexikon
Eine Blinddarmentzündung, auch Appendizitis genannt, tritt auf, wenn der Wurmfortsatz des Blinddarms (Appendix) entzündet ist.
Obwohl man umgangssprachlich von Blinddarmentzündung spricht, ist eigentlich nur der Wurmfortsatz entzündet. Um Komplikationen zu vermeiden, wird dieser bei gesicherter Diagnose operativ entfernt.
Blinddarmentzündung – Artikelübersicht:
- Wurmfortsatzentzündung
- Symptome
- Diagnose
- Akuter Blinddarm und Blinddarmdurchbruch
- Therapie
- Linktipps
Der Wurmfortsatz ist ein kleines, fingerartiges Anhängsel am Beginn des Dickdarms.
Wurmfortsatzentzündung
Umgangssprachlich spricht man fälschlicherweise von Blinddarmentzündung, obwohl sich lediglich das wurmförmige Anhangsgebilde am unteren Ende des Blinddarms entzündet, das Wurmfortsatz heißt (Appendix vermiformis).
Um Komplikationen zu vermeiden, wird dieser bei gesicherter Diagnose entfernt. In der Regel erfolgt dieser Eingriff laparoskopisch.
Wurmfortentzündungen (Appendicitis od. Appendizitis) treten vor allem zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr auf; besonders häufig betroffen sind Kinder und Jugendliche, wobei die Entzündung aber in jedem Lebensalter vorkommen kann.
Der Wurmfortsatz des Blinddarms ist durchschnittlich etwa 10 cm lang und rund 1 cm dick. Form, Größe und Lage, sind aber äußerst variabel.
Er enthält sehr viele Lymphfollikel, die vor allem im Kindesalter bei der Abwehr von Infektionen helfen. Der Wurmfortsatz bildet eine Sackgasse für den Speisebrei, der aus dem Dünndarm in den Blinddarm, den “blind” endenden Abschnitt des Dickdarms, übertritt.
Die genaue Ursache der Blinddarmentzündung ist oft nicht eindeutig geklärt, aber es wird angenommen, dass Verstopfung des Wurmfortsatzes mit Kot oder eine Infektion dazu führen kann.
Symptome
Gewöhnlich haben Patienten mit einer Wurmfortsatzentzündung, in der Fachsprache Appendizitis genannt, anfangs Schmerzen um den Bauchnabel herum und in der Magengegend.
Innerhalb weniger Stunden verlagern sich diese jedoch in den rechten Unterbauch. Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Stuhlverhalt sind weitere Symptome. Außerdem können die Patienten bis zu 39 Grad Celsius Fieber bekommen.
Typische Symptome einer Blinddarmentzündung:
Bauchschmerzen: Der Schmerz beginnt oft im Bereich um den Bauchnabel und wandert dann allmählich in den rechten unteren Bauchbereich.
Appetitlosigkeit: Betroffene haben oft wenig oder gar keinen Appetit.
Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome können auftreten, insbesondere wenn die Entzündung fortschreitet.
Fieber: Eine erhöhte Körpertemperatur ist ebenfalls möglich.
Rebound-Tenderness: Dieser für eine Appendizitis typische Effekt tritt auf, wenn man bei der körperlichen Untersuchung Druck auf den Bauch ausübt und dieser beim Loslassen Schmerzen verursacht.
Diagnose
Die Diagnose ergibt sich aus der Befragung des Patienten bezüglich seiner Beschwerden, also der Anamnese, sowie aus der Untersuchung des Patienten durch den Arzt. Hier existieren mehrere charakteristische Zeichen, die kurz erläutert werden sollen.
Die Lage des Blinddarms sowie des Wurmfortsatzes lässt sich anhand von Verbindungslinien zwischen Bauchnabel und den Darmbeinvorsprüngen, der Spina iliaca anterior superior, abschätzen.
Die Lage des Blinddarms wird durch den McBurney-Punkt bezeichnet. Dieser befindet sich zwischen dem äußeren und mittleren Drittel der Verbindungslinie zwischen Bauchnabel und rechtem Darmbeinvorsprung.
Der Lanz-Punkt zeigt die Lage des Wurmfortsatzes an und liegt zwischen äußerem und mittlerem Drittel der Verbindungslinie zwischen dem rechten und linken Darmbeinvorsprung.
Vom Blumberg-Zeichen oder Loslass-Schmerz spricht man, wenn nach dem Loslassen der auf der Gegenseite, also links, eingedrückten Bauchdecke, Schmerzen im Bereich des Wurmfortsatzes auftreten.
Streicht man den Dickdarm entgegen dem Uhrzeigersinn in Richtung Blinddarm aus und treten dann Schmerzen im Bereich des Dickdarms auf, liegt das Rovsing-Zeichen vor. Werden bei der rektalen Untersuchung Schmerzen angegeben, bezeichnet man dies als Douglas-Schmerz.
Er ist ein Hinweis auf eine Verlagerung des Wurmfortsatzes ins kleine Becken bzw. auf eine peritoneale Reizung, also eine Reizung des Bauchfelles. Klagt ein Patient über Schmerzen bei einer Beugung des rechten Beines in der Hüfte gegen Widerstand, spricht man vom Psoas-Schmerz.
Weitere Zeichen sind das Sitkowski-Symptom mit Schmerzen in Linksseitenlage sowie das Ten-Horn-Zeichen mit Schmerzen bei Zug am Samenstrang.
Patienten mit einer Appendizitis weisen eine Temperaturdifferenz von mehr als 1 °C zwischen der Temperatur gemessen in der Achselhöhle und im Enddarm auf.
Weitere diagnostische Verfahren:
Eine Blutuntersuchung kann auf Anzeichen von Entzündung, wie erhöhte weiße Blutkörperchen (Leukozytose; 10.000 – 40.000), hinweisen.
Bildgebende Verfahren: Ultraschall oder Computertomographie (CT) können dazu verwendet werden, den Zustand des Blinddarms zu visualisieren und Anzeichen einer Entzündung festzustellen.
Vor allem erstere hat in den letzten Jahren an Bedeutung bei der Diagnostik der Appendicitis gewonnen.
Akuter Blinddarm und Blinddarmdurchbruch
Eine akute Blinddarmentzündung kommt meist mit Schmerzen von kolikartigem Charakter im Mittelbauch und Übelkeit aus scheinbar bester Gesundheit heraus.
Die Lokalisation der (typischen) Schmerzen im rechten Unterbauch setzt oft erst nach einigen Stunden ein. Die Symptome sind mittels Differenzialdiagnose vor allem hinsichtlich Gallen-, Nieren- und Harnleitersteinen abzugrenzen.
Die akute Appendizitis ist eine plötzliche Entzündung des Wurmfortsatzes, die in der Regel sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordert. Wenn die Appendizitis nicht behandelt wird, kann es zu einem Blinddarmdurchbruch kommen, was eine ernsthafte Komplikation darstellt.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Begriff “akuter Blinddarm” nicht den eigentlichen Zustand beschreibt, sondern eher eine umgangssprachliche Bezeichnung ist, die auf die Dringlichkeit der Situation hinweist. Wenn jemand Anzeichen und Symptome einer akuten Blinddarmentzündung zeigt, ist es entscheidend, sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die notwendige Diagnose und Behandlung zu erhalten.
Ein Blinddarmdurchbruch, medizinisch als Perforation des Wurmfortsatzes oder der Appendix bezeichnet, tritt hingegen auf, wenn die Entzündung des Wurmfortsatzes (Blinddarmentzündung oder Appendizitis) fortschreitet und zu einem Riss oder einer Perforation des Wurmfortsatzes führt. Es handelt sich dabei um eine schwerwiegende Komplikation der Appendizitis, die sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordert.
Die Blinddarmentzündung entsteht in der Regel durch eine Blockade des Wurmfortsatzes, die zu einer bakteriellen Infektion und Entzündung führt.
Typische Anzeichen zur Erkennung eines Blinddarmdurchbruchs:
Verschlechterung der Schmerzen: Die Schmerzen im rechten unteren Bauchbereich können sich intensivieren.
Ausbreitung von Schmerzen: Die Schmerzen können sich auf den gesamten Bauch ausbreiten.
Fieber und Schüttelfrost: Eine erhöhte Körpertemperatur und Schüttelfrost können auf eine Infektion hinweisen.
Übelkeit und Erbrechen:
Diese Symptome können sich verschlimmern.
Wenn die Entzündung nicht rechtzeitig behandelt wird, kann der Druck innerhalb des Wurmfortsatzes zunehmen und zu einer Schwächung der Wand führen. Dies kann schließlich zu einer Perforation führen, wodurch Bakterien, Kot und andere Inhalte des Wurmfortsatzes in die Bauchhöhle gelangen können.
Ein Blinddarmdurchbruch ist ein medizinischer Notfall und kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen.
Bei einer Peritonitis ist das Bauchfell, das die inneren Organe auskleidet, entzündet. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich und erfordert sofortige ärztliche Versorgung.
Therapie
Die Hauptbehandlung bei einer Blinddarmentzündung ist die Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes, eine Operation namens Appendektomie. Dies geschieht in der Regel dringend, um Komplikationen wie das Platzen des Wurmfortsatzes zu vermeiden, was zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung führen kann.
Dass sich der Wurmfortsatz entzündet, kann verschiedene Ursachen haben. Meistens klärt es sich im Einzelfall erst bei der Operation. So kann zum Beispiel der Innenraum des Angangsgebildes durch Fremdkörper wie einen Kirschstein oder Traubenkerne verstopft sein.
Dadurch wird Sekret angestaut und es kommt zu einer Entzündung. Im schlimmsten Fall bricht das Organ durch und der Patient kann dann an einer schweren Bauchfellentzündung erkranken, oder sich bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder auch bei bakteriellen Infektionen der Wurmfortsatz mit entzünden der Wurmfortsatz abknicken.
Seine Entleerung ist dadurch gestört, und er beginnt sich zu entzünden. Hat der behandelnde Arzt eine Appendizitis diagnostiziert, so muss das Organ entfernt werden (Appendektomie).
Die Appendektomie, also die operative Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendix), kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden, abhängig von der individuellen Situation des Patienten, den medizinischen Gegebenheiten und den Vorlieben des Chirurgen.
Die beiden häufigsten Methoden sind die offene bzw. konventionelle Appendektomie und die laparoskopische Appendektomie.
Bei ersterer erfolgt der Zugang konventionell mittels kurzem Schrägschnitt am rechten Unterbauch als Laparotomie.
Bei letzterer erfolgt der Zugang mittels Laparoskopie (Bauchspiegelung).
Offene Appendektomie:
- Bei der offenen Appendektomie wird ein chirurgischer Schnitt (Inzision) im rechten unteren Bauchbereich gemacht, um Zugang zum Wurmfortsatz zu erhalten.
- Der Chirurg entfernt den entzündeten Wurmfortsatz und verschließt dann die Wunde.
- Diese Methode wird manchmal bevorzugt, wenn die Blinddarmentzündung fortgeschritten ist oder Komplikationen wie ein Blinddarmdurchbruch vorliegen.
Laparoskopische Appendektomie (Schlüsselloch-Chirurgie):
- Bei der laparoskopischen Appendektomie werden mehrere kleine Schnitte gemacht, durch die dünnwandige Röhren (Trokare) in den Bauchraum eingeführt werden. Der Zugang für die Optik üblicherweise knapp unterhalb des Nabels mit einem ca 10mm langen Hautschnitt angelegt. Zwei Arbeitszugänge (5mm und 10mm) werden am Unterbauch an der oberen Grenze der Schambehaarung angelegt.
- Bei der laparoskopischen Appendektomie wird in der Regel Kohlendioxid (CO2) in den Bauchraum eingeblasen um Bauchdecken und Organen voneinander zu trennen und so dem Chirurgen die Sicht auf die Operationsstelle und die Durchführung der notwendigen Schritte erleichtert. Das verwendete CO2 bei dieser Gasinsufflation (Pneumoperitoneum) wird normalerweise gut vom Körper resorbiert und später über die Atmung ausgeschieden. Nach der Operation wird das Gas aus dem Bauchraum abgelassen, aber es kann zu einer vorübergehenden Ansammlung von Gasen im Bauchraum kommen. Blähungen können daher eine normale Reaktion auf das während der Operation verwendete Gas sein.
- Ein laparoskopisches Instrument, das eine Kamera und chirurgische Werkzeuge enthält, wird durch einen der Schnitte eingeführt. Der Chirurg sieht das Innere des Bauchraums auf einem Monitor und kann den Wurmfortsatz entfernen.
- Diese Methode ist minimalinvasiv und hat oft den Vorteil kürzerer Erholungszeiten und kleinerer Narben.
Beide Methoden sind wirksam, und die Wahl zwischen offener und laparoskopischer Appendektomie hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Schwere der Blinddarmentzündung, der klinischen Situation des Patienten und der chirurgischen Erfahrung.
In vielen Fällen wird heutzutage versucht, die laparoskopische Methode anzuwenden, wenn die Bedingungen dies zulassen. In einigen Fällen kann jedoch eine offene Appendektomie notwendig sein. Der behandelnde Chirurg wird die geeignete Methode auf Basis der individuellen Umstände entscheiden.
OP bei akutem Blinddarm
Bei einer akuten Blinddarmentzündung durchtrennt der Chirurg zunächst die Arterie des Wurmfortsatzes mittels Elektrokoagulation.
Das heißt, er nimmt das Blutgefäß zwischen die Spitzen einer kleinen Zange, die mit elektrischem Strom aufgeheizt wird, und verschließt so das zwischen den Zangenbranchen liegende Blutgefäß. Danach wird der Wurmfortsatz mithilfe eines Klammernaht-Apparats abgesetzt.
War die Entzündung fortgeschritten, können noch Drainagen in den Bauchraum eingelegt werden. Der Vorteil gegenüber der konventionellen Methode – hier wird ein großer Bauchschnitt angelegt – liegt vor allem darin, dass sich die häufige Gefahr einer postoperativen Wundinfektion vermeiden lässt.
Dazu zählt etwa ein Bauchdeckenabszess. Besonders fettleibige Patienten profitieren von dem schonenden Operationsverfahren.
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Linktipps
– Krankheitslexikon
– Narben & Narbenbehandlung
– Medizinisches Wörterbuch: Akutes Abdomen
– Krankenanstalten-Suche Österreich
[Verfasst 12/2003, Update: 12/2023]