Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

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Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

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Bei vielen Frauen ist die Schwangerschaft die Zeit im Leben, in der die Qualität der Nahrung eine völlig neue Bedeutung erhält. Der Vorgang Essen wird bewusster, der Körper spürt den erhöhten Bedarf. Aber nicht bei allen Frauen läuft die Nahrungsaufnahme unproblematisch rund.


Gewichtszunahme in der Schwangerschaft – Artikelübersicht:

Eine angepasste Ernährung und Gewichtszunahme während der Schwangerschaft sind ein wichtiger Aspekt für die Gesundheit von Mutter und Kind.

Der empfohlene Gewichtszunahmebereich kann je nach Ausgangsgewicht und Gesundheitszustand vor der Schwangerschaft variieren.

Verzerrte Selbstwahrnehmung

Doch mitunter verlieren Frauen während der Schwangerschaft wegen kultureller Zwänge und Erwartungen hinsichtlich des Aussehens einen realistischen Blick auf ihren Körper, was zu einer Unzufriedenheit mit dem Körperbild führen kann (negative subjektive Bewertungen des eigenen physischen Körpers, wie Figur, Gewicht, Bauch und Hüften.

Während der Schwangerschaft kommt es bei Frauen zu erheblichen und sehr auffälligen physiologischen Veränderungen, wie z. B. einer Vergrößerung des Bauchbereichs, einer allgemeinen Gewichtszunahme, Veränderungen in Haltung und Gang sowie Veränderungen im Aussehen von Haar und Haut.

Genau diese Veränderungen stehen dann in direktem Widerspruch zu den gesellschaftlich konstruierten westlichen Idealen des weiblichen Körperaussehens, etwa einen flachen Bauch, eine schmale Taille, knabenhafte Hüften, lange Beine, straffe Brüste und makellose Haut.

Dies kann dazu führen, dass Frauen aufgrund der Verinnerlichung gesellschaftlicher Erwartungen an das Aussehen eine Unzufriedenheit mit dem Körperbild und eine verzerrte Selbstwahrnehmung entwickeln.

Qualitative Untersuchungen, die die Annahme stützen, dass sich die Zufriedenheit von Frauen mit ihrem Körperbild während der Schwangerschaft verschlechtert, zeigen, dass eine Gewichtszunahme während der Schwangerschaft dazu führen kann, dass schwangere Frauen sich „fett“ fühlen.

Genannt werden insbesondere Bereiche abseits des Bauches, etwa im Gesicht und an den Gliedmaßen und vor allem in der Frühschwangerschaft, wenn Frauen nicht offensichtlich schwanger aussehen, ihr Bauch aber größer wird.

Andere Frauen beschreiben das Gefühl, ihren Körper außer Kontrolle zu haben, weil sie sich bewusst sind, dass sich ihr Körper verändern wird, sie dies aber nicht verhindern oder kontrollieren können, wie sie sich verändert, was zu Stress und einer negativen Wahrnehmung ihres Körpers führen kann.

Bilder in den Medien, die unrealistische Darstellungen schwangerer Frauen zeigen und oft bearbeitet werden, um einen ungleichmäßigen Hautton und Dehnungsstreifen zu entfernen, können zu einer zunehmenden Unzufriedenheit mit dem Körperbild schwangerer Frauen führen und völlig unrealistische Erwartungen darüber auslösen, wie Frauen während der Schwangerschaft auszusehen haben.

Dabei gilt aber zu berücksichtigen, dass jede Schwangerschaft ist einzigartig, und es individuelle Unterschiede bei der Gewichtszunahme gibt.

Gewicht & Schwangerschaft: grundsätzliche Empfehlungen

Besonders in der Frühschwangerschaft ist eine ausgewogene Gewichtszunahme wichtig. Hier die wichtigsten Empfehlungen und Informationen für Schwangere:

  • Gewichtszunahmeempfehlungen:

  • Frauen mit normalem Ausgangsgewicht für eine Schwangerschaft (Body Mass Index = BMI von 20 bis 26) haben einen Tagesbedarf von etwa 2.700 Kilokalorien (kcal).

    Das entspricht einem Mehrbedarf von nur 250 bis 300 kcal. Anders ausgedrückt, einem etwa 5 x 5 cm großen Stück geräucherte Makrele. Oder einer großen Scheibe Vollkornbrot mit Butter und Frischkäse. Oder etwas weniger als einer 500-Gramm-Schale frischer Kirschen.

    Normalgewichtige sollten im Verlauf der neun Monate 11 bis 16 Kilogramm (kg) zunehmen.

    Frauen mit Untergewicht mehr, bis 18 kg, und Frauen mit Übergewicht weniger, 7 bis 11 kg. So zugelegt, wird ein halbes Jahr nach der Entbindung, insbesondere wenn die Frau stillt, die Waage nur noch etwa ein Kilogramm mehr anzeigen als vor der Schwangerschaft.

    Nehmen Frauen jedoch mehr zu als nötig, bleiben nach der Stillzeit durchschnittlich 2,5 kg „hängen“. Über 6 kg können es sogar sein, wenn die massive Zunahme vor der 20. Schwangerschaftswoche erfolgt ist.

  • Ernährung:

  • Schwangere sollten auf eine ausgewogene Ernährung achten. Essen Sie eine Vielzahl von Nahrungsmitteln, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Nährstoffen sind. Dies schließt Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, mageres Protein und Milchprodukte ein.

  • Kalorienzufuhr:

  • Während der Schwangerschaft ist eine zusätzliche Kalorienzufuhr erforderlich, aber der Bedarf variiert. Eine exakte Anzahl von zusätzlichen Kalorien kann schwer festzulegen sein, da dies von Faktoren wie dem Ausgangsgewicht der Frau, ihrem Aktivitätsniveau und ihrem individuellen Stoffwechsel abhängt.

  • Gewichtszunahme im Verlauf der Schwangerschaft:

  • Die Gewichtszunahme sollte sich nicht gleichmäßig über die gesamte Schwangerschaft verteilen. In den ersten drei Monaten ist eine geringe Gewichtszunahme normal, während in den letzten Monaten eine schnellere Zunahme häufiger ist.

  • Gesunde Lebensgewohnheiten:

  • Neben der Ernährung ist regelmäßige Bewegung wichtig. Schwangere sollten jedoch vor Beginn eines neuen Trainingsprogramms Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

  • Arztbesuche:

  • Regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu überwachen. Der Arzt kann den Fortschritt der Schwangerschaft bewerten und Empfehlungen zur Gewichtszunahme geben.

  • Gewichtsmanagement bei Risikofaktoren:

  • Frauen mit bestimmten Risikofaktoren, wie etwa Diabetes, sollten möglicherweise eine spezielle Betreuung erhalten, um eine angemessene Gewichtszunahme und eine gute Blutzuckerkontrolle sicherzustellen.

    Essstörungen gefährden das Baby

    Besondere Probleme treten auf, wenn Frauen mit einer Essstörung wie Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) oder Fresssucht (Binge eating disorder) sich ein Kind wünschen.

    Allerdings bleiben bei Frauen mit einer Essstörung, die zu Untergewicht führt, Eisprung und Regelblutung häufig aus. Erst bei einem BMI von etwa 19 tritt die Fruchtbarkeit wieder ein.

    Frauen mit Essstörung hungern oder erbrechen, weil sie einer bestimmten Vorstellung ihres Körpers entsprechen wollen. Einige missbrauchen zusätzlich Abführmittel. Eine Esstörung sollte mit psychologischer Unterstützung therapiert sein, bevor eine Frau schwanger wird.

    Andernfalls bestehen Risiken wie Fehlgeburt, massives Schwangerschaftserbrechen, verzögertes Wachstum des Kindes, niedriges Geburtsgewicht oder Komplikationen bei der Geburt. Außerdem wird die spätere Entwicklung einer psychischen Störung auch beim Kind wahrscheinlicher. Diese Risiken sind deutlich geringer, wenn Psyche und Körper vor Eintritt der Schwangerschaft von der Essstörung erholt sind.

    Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

    Wie viel eine Schwangere tatsächlich zunimmt bzw. zunehmen soll, hängt nicht nur von individuellen Faktoren, sondern auch von ihrem Gewicht vor der Schwangerschaft ab, deshalb sind Pauschalaussagen über die richtige oder angemessene Gewichtszunahme in der Schwangerschaft so schwierig.

    Wenn eine Frau vor der Schwangerschaft eher untergewichtig war, so ist eine etwas stärkere Gewichtszunahme notwendig als bei einer normalgewichtigen Mutter. Dazu spielt es für die Kalorienzufuhr eine entscheidende Rolle, ob die werdende Mutter einer vorwiegend sitzenden oder einer körperlich anstrengenden Tätigkeit nachgeht.

    Das Ideal des schlanken und perfekt geformten Körpers vor Augen führt immer häufiger zu geradezu krankhafter Angst vor der Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Die Folge: Essstörungen. Denn für viele Frauen beginnt mit der Schwangerschaft eine regelrechte “Diät-Karriere” in der sich die Spirale aus Diät, Jojo-Effekt und abermals Diät zu drehen beginnt.

    Zu etwas mehr Besonnenheit und Entkrampfung können vielleicht folgende Zahlen und Fakten helfen:

    Das Forschungsinstitut für Kidnerernährung (Dortmund) gibt je nach Ernährungszustand vor der Schwangerschaft folgende empfohlene Gewichtszunahme während der Schwangerschaft an:

    • Untergewicht (BMI: unter 18,5): 12,5 – 18,0 kg Gewichtszunahme
    • Normalgewicht (BMI: 18,5–24,9): 11,5 – 16,0 kg Gewichtszunahme
    • Übergewicht (BMI: über 25): 7 – 11,5 kg Gewichtszunahme

    Grundsätzlich steigt der Kalorienbedarf in der Schwangerschaft um etwa 15 bis 25 Prozent. Dies entspricht – bei normaler Tätigkeit – etwa einem zusätzlichen Bedarf in Höhe von 200 bis 300 Kilokalorien (kcal).

    Üppige Mama, gesundes Kind?

    Das Ausgangsgewicht einer Schwangeren hat Einfluss auf die Entwicklung ihres Babys. Untergewicht vor und eine geringe Gewichtszunahme während der Schwangerschaft können beispielsweise mit einer Wachstumsverzögerung sowie einem verringerten Geburtsgewicht einhergehen.

    Auch starkes Übergewicht führt häufig zu Problemen während der Schwangerschaft. Dennoch sollte auf Diäten während der neun Monate unbedingt verzichtet werden.

    Eine Diät führt durch die geringe Nahrungsaufnahme zwangsläufig zu einer Unterversorgung des Babys. Dieses Defizit können auch Nahrungsergänzungsmittel, so nützlich und wichtig sie in der Schwangerschaft oft sind, nicht ausgleichen.

    Überdies begünstigen Diäten in dieser Zeit der Umbrüche und der Neuorientierung Befindlichkeitsstörungen und psychische Probleme. Um eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft zu verhindern, kann es hilfreich sein, wenn die Hebamme oder der Gynäkologe in den neun Monaten die Gewichtsentwicklung engmaschig kontrollieren. Sie können die richtigen Ernährungsempfehlungen zum Wohl von Mutter und Kind geben.

    Das mütterliche Gewicht allein erlaubt aber keine genaue Vorhersage für die Entwicklung des Babys im Bauch.

    Daran sind viele weitere Faktoren beteiligt: Alter und Körpergröße der Mutter, ihr Blutdruck, die Anzahl der bisherigen Schwangerschaften und ob es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt. Eine große Rolle für den Gesundheitsstatus des Kindes spielt auch die Ernährung der Mutter mit Spurenelementen. Eisen- und Zinkmangel beispielsweise führen zu einem niedrigeren Geburtsgewicht.

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    Quellen:

    ¹ Comparing body image dissatisfaction between pregnant women and non-pregnant women: a systematic review and meta-analysis (E. Crossland et al. in BMC Pregnancy Childbirth. 2023 Oct 4;23(1):709.) DOI: 10.1186/s12884-023-05930-w
    ² Grünes Kreuz e. V. – www.dgk.de

    Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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    Linktipps

    – Ernährung in der Schwangerschaft: Vitamine und Mineralstoffe
    – Schwangerschaft – ab Woche 17
    – Fit nach der Geburt – Tipps & Tricks
    – Schwangerschaft & Sport

    [Verfasst 04/2016, Update: 10/2023]

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