Was ist eine Rektusdiastase?

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Was ist eine Rektusdiastase?

Fotocredit: Peter Jobst & Anatoly Tiplyashin | Fotolia

Eine Rektusdiastase bezeichnet eine Erweiterung des Spalts zwischen den geraden Bauchmuskeln. Diese Bauchwandschwäche wird oft durch Schwangerschaft oder Übergewicht verursacht.


Eine Rektusdiastase tritt oft als Folge einer Schwangerschaft bei Frauen auf. Es können allerdings auch Männer davon betroffen sein, etwa bei starkem Übergewicht, übermäßige Belastung der Bauchmuskeln oder Bindegewebsschwäche.

Rektusdiastase – Artikelübersicht:

Anatomie: die geraden Bauchmuskeln und die Linea Alba

Die geraden Bauchmuskeln (Musculi recti abdominis) sind eine Paarung von Muskeln, die sich entlang der Mittellinie des Bauches befinden.

Sie verlaufen von den Rippenbögen und dem Brustbein bis zum Becken und sind an der Bewegung des Oberkörpers beteiligt, indem sie die Wirbelsäule stabilisieren, den Brustkorb nach unten ziehen und den Bauch nach vorne drücken.

Die geraden Bauchmuskeln werden durch die Linea Alba miteinander verbunden. Die Linea Alba ist eine bindegewebige Struktur, die sich von der Brust bis zum Becken entlang der Mittellinie des Bauches erstreckt.

Sie ist das Ergebnis der Verschmelzung von Faszien (Bindegewebe) aus verschiedenen Muskelgruppen des Bauches. Die Linea Alba gibt den geraden Bauchmuskeln ihre zentrale Verbindung und ermöglicht es ihnen, ihre Kräfte effektiver zu übertragen und zusammenzuarbeiten, um die Bauchorgane zu schützen und den Oberkörper zu bewegen.

Rektusdiastase (Mittellinienbruch) – Definition

Normalerweise verlaufen die beiden Bauchmuskelstränge parallel zueinander und werden von festem Bindegewebe – eben der Sehnenplatte Linea Alba – in der Mitte zusammengehalten.

Skizze gerade Bauchmuskeln und Rektusdiastase

Fotocredit: Fotolia | Montage: Herz As Media

Bei einer Rektusdiastase kommt es zu einer Erweiterung des Spalts zwischen den geraden Bauchmuskeln, die normalerweise durch die Linea Alba verbunden sind.

Diese Erweiterung ist eine Überdehnung der länglichen Sehnenplatte, die dazu führt, dass die beiden Muskelbäuche auseinandergedrückt werden und sich der Bauch deutlich vorwölbt.

Rektusdiastase ist also eine Bauchwandschwächung, die vorliegt, wenn der Abstand zwischen den beiden Strängen des Musculus rectus abdominis größer als normal ist und eine merkliche Lücke bildet.

Die Bauchmuskeln verlieren ihre Zugrichtung und die Erweiterung kann dazu führen, dass die geraden Bauchmuskeln nicht mehr optimal zusammenarbeiten können. Die kann in weiterer Folge zu einer Schwächung der Bauchmuskulatur und einer verringerten Stabilität des Oberkörpers führen.

Das Auseinanderweichen der Muskeln kann durch eine Vorwölbung in der Mittellinie des Bauches von außen sichtbar sein.

Ursachen der Rektusdiastase

Rektusdiastasen entstehen durch eine dauerhafte Dehnung der Bauchdecke. Es sind zumeist Frauen in Folge einer Schwangerschaft von einer Rektusdiastase betroffen, allerdings nicht ausschließlich.

Ein schwaches Bindegewebe, hoher intraabdomineller Druck durch Anstrengung, extremes Gewichtheben oder Überbeanspruchung im täglichen Leben können ebenfalls dazu führen. Auch Männer können daher von einer Rektusdiastase betroffen sein.

Es gibt mehrere Faktoren, die zur Entwicklung einer Rektusdiastase beitragen können, hier die wichtigsten im Überblick:

  • Schwangerschaft: Eine Rektusdiastase tritt oft als Folge einer Schwangerschaft auf, da in dieser Zeit der Bauch stark wächst, um Platz für das wachsende Baby im Bauch zu schaffen. Dabei dehnen sich die geraden Bauchmuskeln und können durch die Belastung auseinanderweichen. Studien zeigen, dass etwa 30-60% der Frauen nach einer Schwangerschaft eine Rektusdiastase entwickeln können.
  • Mehrfache Schwangerschaften: Frauen, die mehrere Schwangerschaften hatten, haben ein höheres Risiko, eine Rektusdiastase zu entwickeln.
  • Großes Kind: Frauen, die ein großes Kind geboren haben, haben ein höheres Risiko, eine Rektusdiastase zu entwickeln.
  • Übergewicht oder Fettleibigkeit: Personen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit haben ein höheres Risiko, eine Rektusdiastase zu entwickeln.
  • Schnelle Gewichtszunahme: Eine plötzliche Gewichtszunahme oder das Tragen von übergroßen Gegenständen kann die geraden Bauchmuskeln überdehnen und eine Rektusdiastase verursachen.
  • Übermäßige Bauchmuskelbelastung: Personen, die häufig schwere Gegenstände heben oder andere Tätigkeiten ausüben, die die Bauchmuskulatur belasten, können ein höheres Risiko haben, eine Rektusdiastase zu entwickeln.
  • Schwache Bauchmuskulatur: Eine unzureichende Stärkung der Bauchmuskulatur, insbesondere nach einer Schwangerschaft oder Operation, kann zu einer Rektusdiastase beitragen.
  • Chronischer Husten: Lang anhaltender Husten, zum Beispiel aufgrund von Asthma oder chronischer Bronchitis, kann die geraden Bauchmuskeln belasten und zu einer Rektusdiastase führen.
  • Bauchverletzungen: Eine Verletzung der geraden Bauchmuskeln, beispielsweise durch einen Schlag oder eine Operation, kann zu einer Rektusdiastase führen.
  • Bindegewebsschwäche: Personen mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche haben ein höheres Risiko, eine Rektusdiastase zu entwickeln.
  • Vererbung: In einigen Fällen kann eine Rektusdiastase auf genetische Faktoren zurückzuführen sein.
  • Übermäßige Bauchmuskelbelastung: auch sie kann zur Entwicklung einer Rektusdiastase, es ist aber eher unwahrscheinlich, dass sie allein eine Rektusdiastase verursacht. Die Ausführung von schweren Hebe- oder Stoßbewegungen kann eine Rektusdiastase aber verschlimmern oder dazu beitragen, dass sie nicht heilt.
  • Symptome

    Eine Rektusdiastase kann unterschiedliche Symptome verursachen. Ganz typisch ist allerdings eine schmale, senkrechte Vorwölbung in der Bauchmitte.

    Einige der häufigsten Symptome sind:

  • Eine sichtbare Vorwölbung des Bauches: Wenn sich die geraden Bauchmuskeln auseinander bewegen, kann dies zu einer sichtbaren Vorwölbung oder einem “Buckel” in der Bauchmitte führen.
  • Eine Lücke in der Linea Alba: Bei einer Rektusdiastase ist die Bindegewebsnaht, die die geraden Bauchmuskeln in der Mitte des Bauches verbindet (Linea Alba), verbreitert und es kann eine Lücke entstehen.
  • Rückenschmerzen: Eine Rektusdiastase kann auch Rückenschmerzen verursachen, insbesondere im unteren Rückenbereich, da die geschwächte Bauchmuskulatur nicht in der Lage ist, den Rücken ausreichend zu stützen, Haltungsschäden sind die Folge.
  • Probleme beim Stuhlgang: Einige Menschen mit Rektusdiastase berichten auch von Verdauungsproblemen, wie Verstopfung oder Blähungen.
  • Probleme beim Heben von Gegenständen: Eine geschwächte Bauchmuskulatur kann das Heben von Gegenständen erschweren und zu Schmerzen oder Beschwerden führen.
  • Beckenbodenprobleme: sie können ebenfalls daraus resultieren, da der Beckenboden unmittelbar mit der Bauchwandstabilität und der Organ-Position zusammenhängt.
  • Ästhetische Probleme: Bei der Rektusdiastase können (müssen aber nicht) ein dicker, weicher Unterbauch mit weichem, hängenden Gewebe um den Bauchnabel herum auftreten. Für einige Menschen kann die Vorwölbung des Bauches zu einem kosmetischen Problem werden, das ihr Selbstbild beeinträchtigt und zu einem gestörten Körperbild führt.
  • Wichtig: nicht alle Menschen mit einer Rektusdiastase haben auch Symptome. Die Schwere der Symptome hängt von der Größe und Ausdehnung der Lücke zwischen den geraden Bauchmuskeln ab.

    Die Rektusdiastase verursacht vor allem in den frühen Stadien keine Beschwerden und stellt lediglich ein kosmetisches Problem dar.

    Wenn die Ausdehnung die Folge einer Schwangerschaft ist, dauert der Aufbau von Kollagen sehr lange bis wieder die vollständige Stabilität erreicht wird. Deswegen sollte man nach einer Schwangerschaft auch die natürliche Rückbildung der Rektusdiastase, die erst nach etwa einem Jahr abgeschlossen ist, abwarten.

    In einigen Fällen kann eine Rektusdiastase auch asymptomatisch sein und zufällig während einer körperlichen Untersuchung oder einer Bildgebung entdeckt werden.

    Diagnose und Selbsttest

    Eine Rektusdiastase kann durch Abtasten der Bauchdecke diagnostiziert werden. Der Arzt oder die Ärztin sucht nach einer Lücke in der Linea Alba, der Bindegewebsnaht, die die geraden Bauchmuskeln in der Mitte des Bauches verbindet.

    Dafür legt man sich auf den Rücken und der Arzt tastet den betroffenen Bereich ab. Ist die Spalte mehr als 2 Finger breit ist und kann die Sehnenplatte keine Spannung aufbauen, dann spricht man von einer Rektusdiastase.

    Eine Sonographie (Ultraschall) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) können ebenfalls durchgeführt werden, um die Diagnose zu bestätigen und die Größe und Ausdehnung der Lücke zwischen den geraden Bauchmuskeln zu bestimmen.

    Selbsttest

    Ein einfacher Test, den eine Person selbst durchführen kann, um festzustellen, ob sie eine Rektusdiastase hat, ist der Fingerdruck-Test.

    Hierbei legt man sich flach auf den Rücken, beugt die Knie und legt die Fingerspitzen auf den Bauch in der Nähe des Bauchnabels.

    Dann hebt man den Kopf und den Oberkörper an, indem man die geraden Bauchmuskeln anspannt. Wenn sich zwischen den geraden Bauchmuskeln eine Lücke oder Vorwölbung bildet, kann dies ein Anzeichen für eine Rektusdiastase sein.

    Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass eine Selbstuntersuchung nicht immer zuverlässig ist und die Diagnose einer Rektusdiastase durch einen Arzt oder eine Ärztin bestätigt werden sollte.

    Ist Rektusdiastase eine Bruchkrankheit (Hernie)?

    Eine Rektusdiastase ist keine Bruchkrankheit (Hernie). Bei einer Hernie kommt es zu einem Austritt von Organen oder Gewebe aus der normalen Position durch eine Schwachstelle in der Muskelschicht, die sie normalerweise umgibt.

    Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer Rektusdiastase um eine Ausbreitung der geraden Bauchmuskeln entlang der Mittellinie des Bauches.

    Eine Rektusdiastase kann jedoch das Risiko einer Hernie erhöhen, insbesondere im Bereich der Leiste oder des Nabels. Wenn eine Person eine Rektusdiastase hat und Symptome einer Hernie auftritt, wie z.B. eine Schwellung oder einen Schmerz in der Leiste oder im Nabelbereich, sollte sie umgehend einen Arzt aufsuchen.

    Therapie

    Da die Erscheinungsformen der Rektusdiastase und die durch sie bestehenden Beschwerden sehr unterschiedlich sind, sind auch die Therapieoptionen, je nach Schweregrad und Symptomen, breit gefächert.

    Sie reichen von der Physiotherapie bis hin zur plastisch-chirurgisch-ästhetischen Chirurgie.

    Hier sind einige der häufigsten Therapien:

  • Physiotherapie: In vielen Fällen kann eine Rektusdiastase durch gezielte Übungen zur Stärkung der Bauchmuskeln und des Beckenbodens verbessert werden. Eine spezialisierte Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken und eine bessere Kontrolle und Stabilität des Bauches zu erreichen.
  • Spezielles Bauchmuskeltraining: es ist wichtig, bei der Wiederherstellung von einer Rektusdiastase die Bauchmuskeln sorgfältig zu trainieren und zu stärken, um eine erneute Überbelastung zu vermeiden. Das Ziel des Trainings sollte sein, die Bauchmuskeln ausgewogen zu trainieren, um eine Überlastung und eine weitere Verschlechterung der Rektusdiastase zu verhindern. Es ist jedoch wichtig, dass das Training in Absprache mit einem medizinischen Fachmann oder einem qualifizierten Fitness-Trainer erfolgt, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Diät und Bewegung: Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, überschüssiges Gewicht zu reduzieren und den Druck auf die geraden Bauchmuskeln zu verringern. Dies kann dazu beitragen, das Risiko einer Rektusdiastase zu verringern oder zu reduzieren.
  • Kompressionskleidung: In einigen Fällen kann das Tragen von Kompressionskleidung wie einem Bauchgurt dazu beitragen, die geraden Bauchmuskeln zusammenzuhalten und den Bauch zu stabilisieren.
  • Chirurgie: Mitunter ist die Rektusdiastase eine Operationsindikation. Insbesonders in schweren Fällen, bei Symptomen wie Rückenschmerzen oder Problemen mit der Blase oder dem Darm, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Hierbei wird die Lücke zwischen den geraden Bauchmuskeln geschlossen und die Bauchmuskulatur wiederhergestellt.
  • Es gibt verschiedene chirurgische Verfahren, die von einem erfahrenen plastischen Chirurgen durchgeführt werden können. Beispiele sind die endoskopisch unterstützte Linea Alba Rekonstruktion (ELAR; Endoscopic assisted Linea Alba Reconstruction), die beiden minimal invasiven Verfahren MILOS (Minimal-Invasive-Less-Open-Surgery) und TEPP / TEP-Technik (Totalen Extraperitonealen Plastik), sowie Sublay-Mesch, ein offenes Operationsverfahren für große Narbenbrüche.

    Insgesamt werden künftig in der Ventralhernietchirurgie wohl aber vermehrt endoskopische Verfahren (mit oder ohne Roboterunterstützung) auch für die Rektusdiastase eingesetzt werden.

    Wie lässt sich eine Rektusdiastase vorbeugen?

    Es gibt einige Maßnahmen, die dabei helfen können, das Risiko einer Rektusdiastase zu reduzieren oder zu verhindern:

    • Vermeiden von übermäßiger Belastung der geraden Bauchmuskeln: Um eine Rektusdiastase zu vermeiden, ist es wichtig, die geraden Bauchmuskeln nicht übermäßig zu belasten, insbesondere während der Schwangerschaft oder nach einer Operation.
    • Stärkung des Beckenbodens: Eine Stärkung des Beckenbodens kann dazu beitragen, den Druck auf die geraden Bauchmuskeln zu reduzieren und das Risiko einer Rektusdiastase zu verringern.
    • Vermeiden von Übergewicht: Übergewicht und Fettleibigkeit können das Risiko einer Rektusdiastase erhöhen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität können dazu beitragen, ein gesundes Gewicht zu erreichen und aufrechtzuerhalten.
    • Gutes Heben und Tragen: Beim Heben oder Tragen schwerer Gegenstände sollten die geraden Bauchmuskeln nicht übermäßig belastet werden. Stattdessen sollten die Beine und der Rücken verwendet werden, um das Gewicht zu tragen.
    • Schwangerschaftsgymnastik: Schwangere Frauen können durch spezielle Gymnastik und Übungen zur Stärkung der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur das Risiko einer Rektusdiastase verringern.

    Es ist wichtig zu betonen, dass keine Methode eine Rektusdiastase vollständig verhindern kann.

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    Quellen:

    ¹ Classification of Rectus Diastasis—A Proposal by the German Hernia Society (DHG) and the International Endohernia Society (IEHS) (Reinpold W. et al. in Front Surg. 2019 Jan 28;6:1.) DOI: 10.3389/fsurg.2019.00001
    ² Management of diastasis of the rectus abdominis muscles: recommendations for swedish national guidelines (Carlsted A. et al. in Scand J Surg. 2021 Sep; 110(3): 452–459; Published online 2020 Sep 28.) doi: 10.1177/1457496920961000

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