Leistenbruch-OP mit der schonenden TEP-Technik

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Leistenbruch-OP mit der schonenden TEP-Technik

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Das Krankheitsbild ist häufig, fast jeder zweite Mann erleidet im Laufe des Lebens einen Leistenbruch. Männer haben aufgrund der anatomischen Gegebenheiten ein erhöhtes Risiko. Oft ist zur Verhinderung weiterer Komplikationen ein chirurgischer Eingriff unerlässlich.


Leistenbruch-OP mittels TEP-Technik – Artikelübersicht:

Ein Ziehen in der Leistengegend steht meist am Beginn eines unter Männern weit verbreiteten Leidens – des Leistenbruchs. Häufig lässt sich dabei eine ungewöhnliche Wölbung ertasten, ein Zeichen, dass sich etwas an einem Platz befindet, wo es nicht hingehört.

Beim Leistenbruch entstehen sogenannte Brüche (Hernien), dabei handelt es sich um Lücken in der Bauchmuskulatur, die sich – bei unterlassener Behandlung – als lebensbedrohlich erweisen können, wenn sich in der Bruchpforte eine Darmschlinge verklemmt und die Blutversorgung des betreffenden Darmabschnitts unterbrochen wird.

Eine Hernie ist eine medizinische Erkrankung, bei der eines Ihrer inneren Organe durch einen schwachen Punkt im umgebenden Gewebe nach außen dringt. Es gibt verschiedene Arten von Hernien, die sich an verschiedenen Stellen des Körpers bilden können.

Die häufigsten Arten sind Leistenhernien und Bauchwandhernien. Eine Hernie (auch Eingeweidebruch oder Bruch) tritt auf, wenn ein Teil der inneren Organe – meist Bauchfell oder Eingeweide – durch eine Lücke in der Bauchwand oder Schwachstelle in der Muskel- oder Gewebebarriere, die sie normalerweise enthält, hervortritt.

Operationstechniken bei Hernie

In Österreich tritt ein Leistenbruch jährlich bei etwa 40.000 Betroffenen auf, 90 % der Patienten sind männlich. Für die Behandlung einer Hernie stehen ausschließlich chirurgische Methoden zur Verfügung.

Bei der operativen Versorgung von Hernien erfolgt grundsätzlich die Unterscheidung von offenen und minimalinvasiven „Schlüssellochtechniken“, sowie von nahtbasierten und netzbasierten Verfahren.

Minimalinvasive Operationstechniken haben oft den Vorteil einer schnelleren Genesung und weniger Schmerzen im Vergleich zur klassischen Hernieoperation. Sie sind jedoch nicht für alle Arten von Hernien geeignet, und es hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Größe, Lage und Schwere der Hernie, welche Technik am besten geeignet ist.

Die derzeit verfügbaren Operationstechniken bei Hernien im Überblick:

  • Offene Hernienoperation: Bei dieser Technik wird ein Schnitt in der Haut gemacht, um die Hernie zu sehen und zu reparieren. Der Chirurg kann den Bruchsack direkt schließen oder ein Netz verwenden, um den Bruchsack zu verstärken. Offene Operationen können bei verschiedenen Arten von Hernien angewendet werden, einschließlich Leisten-, Bauchwand- und Narbenhernien.
  • Laparoskopische Hernienoperation: Bei dieser minimalinvasiven Technik werden kleine Einschnitte in der Bauchdecke gemacht, um eine Laparoskop-Kamera und spezielle Instrumente einzuführen. Die Kamera ermöglicht es dem Chirurgen, die Hernie zu sehen und zu reparieren, ohne einen großen Schnitt in der Bauchdecke zu machen. Laparoskopische Techniken können bei verschiedenen Arten von Hernien angewendet werden, einschließlich Leisten-, Bauchwand- und Narbenhernien.
  • Roboterassistierte Hernienoperation: Diese Technik ähnelt der laparoskopischen Technik, aber der Chirurg steuert die Instrumente mithilfe eines Robotersystems. Der Roboter kann präziser und schneller arbeiten als der Chirurg allein.
  • Nahtlose Hernienoperation: Bei dieser minimalinvasiven Technik wird kein Schnitt in der Bauchdecke gemacht. Stattdessen wird ein kleiner Einschnitt in der Vagina oder im Afterbereich gemacht, um einen speziellen Faden durch den Bruchsack zu führen und ihn zu schließen.
  • Netzbasierte Hernienoperation: Bei dieser Technik wird ein Netz verwendet, um den Bruchsack zu verstärken und das Risiko eines erneuten Auftretens der Hernie zu reduzieren. Netze können bei verschiedenen Arten von Hernien angewendet werden, einschließlich Leisten-, Bauchwand- und Narbenhernien. Netzbasierte Operationen können offene oder minimalinvasive Techniken verwenden.

Minimal-invasive Techniken

Während bei offenen OP-Techniken von außen über einen längeren Schnitt operiert wird, setzen Chirurgen bei den zunehmend eingesetzten Schlüssellochtechniken Sonden ein, die über einen 1 cm breiten Einschnitt in den Körper eingeführt werden und ein Kunststoffnetz an der Bruchpforte anbringen. Diese Techniken verhelfen den Patienten zu einer ungleich rascheren Wiederaufnahme ihrer gewohnten Aktivität.

Ein großer Vorteil dieser modernen OP-Techniken liegt auch darin, dass sie meist unter lokaler Betäubung vorgenommen werden können. Dies erst ermöglicht zahlreichen Risikopatienten eine Operation des gefährlichen Leidens. Meist reicht dabei ein Spitalsaufenthalt von einem oder zwei Tagen aus.

Die TEP-Technik

Als schonende Operationsmethode gilt die sogenannte TEP-Technik, bei der dem Patienten ein Eindringen in die Bauchhöhle erspart wird.

Die jüngste der zur Anwendung kommenden Schlüssellochtechniken ist die TEP-Technik*, bei der der Leistenbruch in dem schmalen Raum zwischen Muskulatur und Bauchfell behoben wird. Dabei bringt der Chirurg das Kunststoffnetz von außerhalb der Bauchhöhle an der Bruchpforte an. Dadurch müssen keine Befestigungsnähte oder –klammern für das Kunststoffnetz angebracht werden.

Leistenbruch, minimalinvasive OP, TEP-Technik

linke Abb.: Leistenbruch vor OP         rechte Abb.: Leistenbruch saniert nach TEP-Technik

„Die TEP-Technik eignet sich auch ideal zur gleichzeitigen Sanierung eines beidseitig bestehenden Leistenbruchs. Die körperliche Schonfrist ist nur sehr kurz, was speziell für jene interessant ist, die aktiv im Sport- oder Berufsleben stehen,“ so der Chirurg Andreas Franczak, der die OP-Methode im Evangelischen Krankenhaus in Wien anwendet.

Neben der TEP-Technik kommt zur Sanierung eines Leistenbruchs die TAPP-Technik zum Einsatz, bei der das Kunststoffnetz von innen befestigt wird, was allerdings ein Eindringen der Sonde in die Bauhöhle voraussetzt. In dieser Hinsicht ist die TEP-Technik als die wesentlich schonendere Methode zu bezeichnen. Das Verfahren kommt allerdings bis dato nur in einer begrenzten Anzahl von Kliniken zum Einsatz.

Sowohl TEP (Total Extraperitoneal Repair) als auch TAPP (Transabdominal Preperitoneal Repair) sind beide minimalinvasive Techniken zur Sanierung eines Leistenbruchs.

TEP-Technik versus TAPP Technik

Hier sind die Unterschiede zwischen den beiden Methoden und ihre Vor- und Nachteile:

TEP-Technik:

Bei dieser Technik wird das Netz von außen, also extraperitoneal, eingelegt. Der Chirurg arbeitet zwischen dem Peritoneum (der inneren Schicht der Bauchwand) und der Muskulatur. Das bedeutet, dass kein Schnitt im Bauch gemacht werden muss und die Bauchhöhle nicht eröffnet wird. Der Eingriff erfolgt durch kleine Zugänge im Bereich des Bauchnabels sowie am unteren Ende des Bauchmuskels.

Vorteile:

  • Die TEP-Technik hat eine geringere Komplikationsrate als die TAPP-Technik.
  • Das Risiko, dass Darmgewebe beschädigt wird, ist geringer, da die Bauchhöhle nicht geöffnet wird.
  • Die postoperative Schmerzbelastung ist geringer als bei der TAPP-Technik.
  • Eine frühere Rückkehr zu normalen Aktivitäten ist oft möglich.
  • Nachteile:

  • Die TEP-Technik erfordert eine fortgeschrittenere laparoskopische Technik und ist schwieriger zu erlernen als die TAPP-Technik.
  • Es besteht ein höheres Risiko für Blutungen und Verletzungen der Gefäße in der Leistengegend.
  • In manchen Fällen ist die TEP-Technik aufgrund der Anatomie des Patienten nicht durchführbar.
  • TAPP-Technik:

    Bei dieser Technik wird das Netz präperitoneal, also vor dem Peritoneum eingelegt. Der Chirurg eröffnet die Bauchhöhle durch einen kleinen Schnitt und schiebt das Peritoneum beiseite, um den Bruch zu reparieren.

    Vorteile:

  • Die TAPP-Technik kann bei fast allen Patienten durchgeführt werden.
  • Der Eingriff ist für den Chirurgen einfacher und schneller durchzuführen als die TEP-Technik.
  • Die TAPP-Technik kann bei anderen Operationen im Bauchraum gleichzeitig durchgeführt werden.
  • Nachteile:

  • Die TAPP-Technik hat ein höheres Risiko für Komplikationen wie Darmverletzungen und Blutungen.
  • Die Schmerzen nach der Operation können länger anhalten als bei der TEP-Technik.
  • Das Risiko für ein erneutes Auftreten der Hernie nach der Operation ist höher als bei der TEP-Technik.
  • Für den ausführenden Arzt hängt die Wahl der Technik von der Erfahrung des Chirurgen und der Anatomie des Patienten ab. Ein erfahrener Chirurg kann beide Techniken erfolgreich durchführen, aber es kann schwieriger sein, die TEP-Technik zu erlernen.

    Der entscheidende Unterschied zwischen TAPP und TEP ist, dass bei der TAPP der Darm während der gesamten Operation visualisiert werden kann, während bei der TEP eine zusätzliche Laparoskopie erfolgen muss.

    Für den Patienten sind die Vor- und Nachteile der beiden Techniken in Bezug auf Schmerzen, Komplikationen und Erholungszeit zu berücksichtigen.

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    Quelle:

    ¹ TAPP versus TEP – welche Technik ist besser? (Bansal, V.K.et al. in: Bittner, R., Köckerling, F., Fitzgibbons, R.J., LeBlanc, K.A., Mittal, S., Chowbey, P. (eds) Laparo-endoskopische Hernienchirurgie. Springer, Berlin, Heidelberg. 2018) doi: https://doi.org/10.1007/978-3-662-56090-7_13

    *) TEP=Total extraperitoneale Hernioplastik

    [Verfasst 05/2011, Update: 11/2022]

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    Linktipps

    – Vorteile minimalinvasiver TEPP / TEP-Technik
    – Bruchkrankheit (Hernie)
    – Bauchschmerzen im Kindesalter
    – Häufige Krankheiten

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