Starkes Schwitzen: neue Lasertechnik hilft gegen Hyperhidrose
Durch die Produktion von Schweiß schützt sich der Körper davor, zu überhitzen. Schwitzen ist also lebenswichtig um die Körperoberfläche zu kühlen, es gibt jedoch Menschen, die unabhängig von der Umgebungstemperatur oder der Tätigkeit stark schwitzen.
Die Betroffenen leiden unter der sogenannten Hyperhidrosis, dem krankhaften Schwitzen. Neben Antitranspirant-Deodorants, Strombehandlungen und operativen Eingriffen, bietet nun eine neue Behandlungsmethode mittels Lasertechnik Betroffenen eine Lösung für ihr als peinlich empfundenes Problem.
Lasertechnik gegen Hyperhidrose – Artikelübersicht:
Rund drei Millionen Schweißdrüsen hat der Mensch über den Körper verteilt. Achselhöhlen, Handflächen und Fußsohlen sowie die Stirn weisen besonders viele Schweißdrüsen auf. Auch Patienten, die unter übermäßigem Schwitzen leiden haben nicht mehr Schweißdrüsen, ihre Drüsen werden allerdings vermehrt angesteuert und aktiviert.
Geschieht dies ohne erkennbare Ursache, so spricht die Medizin von primärer Hyperhidrosis. Wird das übermäßige Schwitzen allerdings durch Krankheiten, hormonelle Schwankungen, psychische Probleme oder Medikamente ausgelöst so lautet die Bezeichnung sekundäre Hyperhidrose.
Egal zu welcher Jahreszeit – krankhaftes Schwitzen kann für Betroffene zur Qual werden. Ständige Schweißflecken unter der Achsel machen sich weder im Arbeitsleben noch bei der Partnersuche gut. So mancher wechselt zwei-bis dreimal täglich Hemd oder T-Shirt oder hüllt sich nur mehr in schwarz, um peinliche Schweißränder zu vermeiden.
Trotzdem bleiben Angst und Scham, vor allem in Berufen, wo man viel mit Menschen zu tun hat und einem hohen Erfolgsdruck ausgesetzt ist.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Wenn Ernährungsumstellung, Stressabbau, Spezialdeodorants oder Medikamente nicht den gewünschten Erfolg bringen und Botox-Injektionen wegen der laufenden hohen Kosten nicht in Frage kommen, war ein chirurgischer Eingriff (etwa die Schweißdrüsenabsaugung) lange Zeit die einzige Möglichkeit eine nachhaltige Besserung der Symptome zu erreichen.
Nun eröffnet sich für Betroffene, deren stets übereifrige Schweißdrüsen von einer Überaktivität des Sympathikus-Nervs herrühren (dies ist die häufigste Ursache) eine neue und aller Voraussicht nach anhaltende Behandlungs-Alternative: Schweißdrüsen werden mittels Laser funktionsunfähig gemacht.
Thomas Filipitsch, Facharzt für Allgemeinchirurgie und langjähriger Laser-Spezialist, erklärt: „Das Prinzip dieser minimal-invasiven Technik ist ähnlich, wie wir es seit 10 Jahren vom Krampfadern-Lasern her kennen. Die Energie wird in wasserhältigen Strukturen wie den Schweißdrüsen aufgenommen. Eine nur wenige Millimeter feine Spezialsonde verödet die Schweißdrüsen bzw. die Gefäße, die sie versorgen.
Schweißdrüsen schrumpfen, Nerven bleiben verschont
Das führt zum gezielten Schrumpfen der Schweißdrüsen, während andere Strukturen wie zum Beispiel Nerven verschont bleiben. Um das Gewebe nicht zu überwärmen, wird von außen mittels Infrarot-Wärmepistole ständig die Hauttemperatur gemessen.
Nach dem ambulanten Eingriff, der beidseitig etwa eine halbe Stunde dauert, wird die Einstichstelle mit Pflaster und Salbenverband versorgt. Der Patient hat keine Schmerzen, ein Spannungsgefühl kann aber für wenige Tage auftreten. Sofort nach der Behandlung kann man seine Arbeit wieder aufnehmen und am nächsten Tag wieder duschen.
Weitere Patientenvorteile
Der Lasereingriff bedarf nur einer einzigen Sitzung und legt, das zeigen die bisherigen Studien¹, dabei rund 90% der Achselschweißdrüsen lahm. Diese Technik wird in vielen Ländern seit 2010 erfolgreich durchgeführt und zeigt anhaltenden Erfolg. Langzeitergebnisse liegen zwar noch nicht vor, jedoch zweifeln Experten aufgrund der positiven Erfahrungen im Bereich der Krampfadernbehandlung nicht am Langzeiterfolg. Patienten sprechen, so Dr. Filipitsch, von einer völlig neuen Lebensqualität.
Ausschlussgründe
Die in Österreich noch neue Methode sollte nur von einem erfahrenen Laserspezialisten durchgeführt werden. Sie eignet sich für alle jene, deren übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose) definitiv nervlich bedingt und nicht auf eine organische Erkrankung zurückzuführen ist.
“Vor jeder Behandlung der Schweißdrüsen sollten daher primär andere Ursachen wie eine Schilddrüsenüberfunktion bzw. weitere hormonelle Gründe ausgeschlossen werden”, betont Internist Prim. Dr. Thomas Maca vom Evangelischen Krankenhaus-Wien: “Auch bestimmte Medikamente, etwa durchblutungsfördernde Mittel oder Antidepressiva, können als Nebenwirkung eine starke Überaktivität der Schweißdrüsen auslösen.”
Das Anwendungsgebiet der neuen Lasertechnik beschränkt sich auf Hyperhidrose in den Achselhöhlen.
Chirurg Filipitsch: „Menschen, die an Händen und Füßen krankhaft schwitzen, können damit nicht behandelt werden, da dies die Struktur des Gewebes nicht zulässt.“ Bleibt zu hoffen dass Mediziner und Forscher eines Tages auch für diese Regionen wirkungsvolle und vor allem anhaltende Lösungen finden!
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¹ etwa: Kota Ichikawa, M.D. Muneo Miyasaka, M.D. Yoshiyuki Aikawa, M.D. Kanagawa, Japan: Subcutaneous Laser Treatment of Axillary Osmidrosis: A New Technique
Fotocredit: Grösel-Grafik
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