Sprossen und Keime
Keimlinge und Sprossen liegen im Trend, wie die breite Berichterstattung in den Medien und das volle Angebot im Supermarkt beweisen. Sie werden zu Recht als gesundheitliche Alleskönner angepriesen, beinhalten sie doch viele wertvolle Stoffe für unseren Körper. Sprossen sind heute außerdem die einzigen Lebensmittel, die als quasi gänzlich ‘giftfrei’ bezeichnet werden kann. Wir haben die wichtigsten Infos über Sprossengemüse bzw. Keimsprossen für Sie kompakt zusammengefasst.
Sprossen und Keime – Artikelübersicht:
- Keim, Keimling, Sprosse
- Wissenswertes rund ums Sprossengemüse
- Sprossen sind vielfältig einsetzbar
- Linktipps
Kein Gemüse ist in der Züchtung energiesparender als Sprossen: sie vergrößern ihr Volumen rasch um ein Vielfaches im Vergleich zum Samen und sind durch den eigenen Keimprozess bereits vorverdaut. Das heißt, die Inhaltsstoffe sind aufgespalten und werden so einfacher vom menschlichen Körper aufgenommen. Zusätzlich stabilisieren sie das Immunsystem.
Keim, Keimling, Sprosse
Aber was genau sind eigentlich Sprossen? Und wo liegt der Unterschied zu Keimen oder Keimlingen?
Sprossengemüse, auch Keimsprossen genannt, ist ein Gemüse, das sich in seinem Entwicklungsstadium zwischen Sämling und Jungpflanze befindet. Meist werden die Begriffe Keim, Keimling und Sprossen synonym verwendet, doch wer es genau wissen will – wir haben die Unterschiede herausgearbeitet
Keim = die Anlage im Samenkorn
Der Keim ist die Anlage für die spätere Pflanze, die im Samenkorn enthalten ist, quasi der Embryo der Pflanze.
Keimling = die ganze Babypflanze
Als Keimling bezeichnet man das junge Pflänzchen, das frisch aus dem Samen schlüpft. Der Keimling bezeichnet sowohl die jungen Wurzeln als auch die angelegten oberirdischen Teile. Samen wachsen in ca. vier Tagen zu Sprossen.
Sprosse = Stängel (und Blättchen)
Sprossen sind nur die oberirdischen Teile des Keimlings, also Stängel und die späteren Blätter.
Meist wird umgangssprachlich der gesamte Keimling als Sprosse bezeichnet – unter anderem auch deshalb, weil die Sprossen bei der Ernte noch so jung sind, dass sie noch gar keine richtigen Wurzeln gebildet haben.
Die meisten Sprossengemüse sollten vor der Entwicklung ihrer kleinen Blättchen gegessen werden – nach der Blattbildung haben sie nämlich schon einen Teil ihres Nahrungspotentials für die eigene Entwicklung aufgebraucht. Zudem wird ihr Geschmack bei manchen Pflanzen mit der Blattbildung unangenehm.
Samen, die ab dem siebten und bis zum zwölften Tag geerntet werden, nennt man auch ’12-Tage-Kräuter’, oder nur ‘Grün’ ‘Gras’, oder ‘Grünkräuter’.
Sprossen und 12 Tageskräuter sind, roh gegessen, in ihrer ‘Lebendigkeit’ nicht zu übertreffen. Sie wirken wie kein anderes Lebensmittel aufbauend und entgiftend.
Die Geschichte der Sprossen
Bereits vor 5000 Jahren erkannte der chinesische Kaiser Sheng Nung Pen Tsao, auch ‘göttlicher Ackersmann’ genannt, den Nährwert und die Heilkraft von Sprossen, im Speziellen von Sojabohnensprossen. Rund 2500 Jahre später wurde das alte Pflanzenbuch komplett überarbeitet und vervollständigt; vor rund 500 Jahren wurde die chinesische Medizin dann durch Li Shin Chen erneut geordnet. Und wieder fand ein Sprossengemüse, die schwarze Sojabohnensprosse, einen prominenten Platz in dem umfassenden medizinischen Werk.
Ab dem späten 18. Jahrhundert erkannte man langsam auch in der westlichen Welt, wie wertvoll Gemüsesprossen sind und dass sie unter anderem dabei helfen können, Skorbut, die gefürchtete Seefahrerkrankheit, zu besiegen. So wurde auf den Entdeckerschiffen neben Sauerkraut bald auch Kresse mitgeführt: der Samen wurde an Bord auf Leinentüchern zum Keimen gebracht und mit gesammeltem Regenwasser feucht gehalten.
Leider verbreitete sich die gesundheitlich wertvolle Wirkung von Sprossen und Keimen in der westlichen Welt aber nur sehr langsam und bis heute nicht in dem Umfang, in dem sie es verdient hätte. Denn Sprossen und Keime sind leicht, rasch und ressourcenschonend zu züchten, sie sind nähstoffreich und gesund und werden nicht umsonst als ‘Nahrung für Seele, Leib und Geist’ genannt.
Wissenswertes rund ums Sprossengemüse
Keimlinge und Sprossen sind kleine Wunder der Natur: Sie gedeihen problemlos nahezu überall und spenden mit ihrem Reichtum an Mineralstoffen, Vitaminen, Enzymen und Spurenelementen jede Menge Energie. Zudem wirken Sie immunsystemstärkend und regen den Stoffwechsel an.
Wir alle wissen, dass ‘ausgewachsenes’ Gemüse reichlich Nährstoffe – neben oben genannten auch Eisen und essenzielle Aminosäuren – enthält. Wenn man aber bedenkt, dass diese Inhaltsstoffe in den jungen Keimlingen noch viel ‘intensiver’ vorhanden sind, und zudem vom Körper besser aufgenommen werden können, kann man sich vorstellen, was der Verzehr von Sprossen für den menschlichen Organismus bedeutet – einen wahren Nährstoffbooster!
Wer Sprossen und Keimlinge roh verzehrt, schöpft im Übrigen das volle Potential an Nährstoffen aus.
Sprossen können ganz einfach zu Hause, auch in der Wohnung, angebaut werden. Es gibt unterschiedliche Hilfsmittel und Methoden, wie man seine eigenen Keimlinge heranziehen kann; eine Möglichkeit ist ein Sprossenturm, eine andere ein Keimglas und eine dritte Variante wäre ein Kressesieb.
In alle Fällen ist ein ‚grüner Daumen‘ keine Voraussetzungen: die Pflanzen wachsen von selbst, und bevor man etwas falsch machen könnte, erntet man sie ja auch schon wieder.
In feuchter und warmer Umgebung keimen die gesunden Samen besonders gut. Allerdings bevorzugen auch Bakterien und Schimmelpilze ein feuchtwarmes Klima – auf Hygiene ist also penibel zu achten!
Sprossen, besonders wenn sie nicht selbst gezüchtet, sondern im Supermarkt erworben werden, sollte man vor dem Verzehr gut waschen, bzw. sie erhitzen um schädliche Keime abzutöten. Einige Keimlinge, wie z.B. jene von Hülsenfrüchten, müssen – mit wenigen Ausnahmen – unbedingt erhitzt werden, um schädliche Hämagglutinine und Enzym-Inhibitoren abzubauen. Die Sprossen können blanchiert (mindestens 30 Sekunden in der doppelten Menge Wasser), angebraten oder gedünstet werden.
Wichtig: Immer mit sauberen Händen arbeiten; Keimlinge und Sprossen dunkel, kurz und kühl lagern.
Sprossen sind vielfältig einsetzbar
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Sprossenarten – von Hülsenfrüchten wie Linsen oder Mungobohnen über Getreide wie Roggen oder Hirse bis hin zu Gemüse wie Rucola – oder Erbsensprossen. Bambus- und Sojasprossen kennen wir aus der asiatischen Küche, aber auch weniger bekannte Sprossensorten, wie Senf oder Kürbis gilt es zu entdecken.
Die gängigste Methode Sprossen zu genießen ist ihre Beifügung in den Salat. Gern verwendet werden sie auch auf warmen Gerichten, wo sie nicht nur eine geschmackliche und nährstoffreiche Ergänzung darstellen, sondern auch dekorativ wirken.
Süßlich schmeckende Sprossen, wie etwa Weizenkeimlinge, werden auch gern in Desserts verarbeitet oder Müslis beigefügt.
Sprossen sind ein nähstoffreicher Zusatz zur alltäglichen Küche, können vielfältig eingesetzt werden und sind unglaublich wertvoll! Wir raten Ihnen, die kleinen Pflanzen in ihren Speiseplan zu integrieren – Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken!
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Quelle:
¹ Sprossen und Keimlinge
² KONSUMENT.AT – Test: Keimbelastung von Sprossen und Keimlingen (03/2015)
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
– Regrowing: Gemüse einfach wieder nachwachsen lassen
– Rettichsprossen | Keime und Sprossen
– Senfsprossen | Keime und Sprossen
– Rezept: Gemischter Blattsalat mit Putenbrust und Sprossen
– Rezept – Sommersalat mit Sprossen
– Alfalfa – Luzerne
– Ernährung nach TCM