Kokosfett & Kokosöl – gesund oder nicht?

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Kokosfett & Kokosöl –  gesund oder nicht?

Ein altes indisches Sprichwort sagt, dass sich die Kokospalme auf 999 verschiedene Arten nutzen lässt, daher: „Wer eine Kokospalme besitzt, hat alles, was er zum Leben braucht“. Wie wahr! Bei der bis zu 25 Meter hohen Pflanze, die bis zu 120 Jahre alt werden kann und jährlich etwa 40 reife Früchte liefert, sind so gut wie alle Pflanzenteile nutzbar. Dem aus der Kokosnuss gewonnenen Öl werden aber ganz besonders positive Eigenschaften nachgesagt. Was ist dran am Hype um Kokosöl?


Kokosfett – Artikelübersicht:

Kokosfett findet in der Kosmetik und der Küche gleichermaßen Anwendung. Wahre kulinarische Köstlichkeiten können mit Kokosöl schonend und gesund zubereitet werden, aber das wertvolle Fett äußerlich aufgetragen wirkt auch gegen Falten und Pickel und sorgt für geschmeidige Haut, zarte Lippen, weiches Haar und hilft zudem bei Sonnenbrand.

Ist Kokosfett gesund?

Das Fruchtfleisch – bei der Kokosnuss handelt es sich ja eigentlich nicht um eine Nuss, sondern um eine Steinfrucht – enthält Wasser, Fett, Eiweiß, Kalium, Kalzium, Natrium und andere Ballaststoffe, Magnesium, Zink, Eisen, Selen, Kupfer, Phosphor, sowie die Vitamine A, B1, B2, B6, C und E.

Das nährstoffhaltige Fleisch wird Kopra genannt und besitzt einen Fettanteil von ca. 70%. Aus dem getrockneten Fruchtfleisch wird Kokosöl gewonnen – ein klares Öl mit zart aromatischem Geschmack.

Da Kokosfett reich an gesättigten Fettsäuren ist – es enthält ca. 8 % ein- oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren und ca. 92% gesättigte Fettsäuren – galt es lange Zeit als ungesund. Doch die bisherigen kardiologischen Leitlinien wonach weniger als zehn Prozent der aufgenommenen Energie über gesättigte Fette bezogen werden sollten und daher ungesättigte Fette aus Pflanzenölen zu bevorzugen wäre, wurden soeben durch eine Studie der US-Gesundheitsbehörde “National Institutes of Health” zumindest relativiert.¹

Es ist aber auch reich an Laurin-, Mystrin- und Caprylsäure und allgemein gut bekömmlich. Heute weiß man, dass sich vor allem die Laurinsäure positiv auf das körperliche Befinden des Menschen auswirkt, was den Nachteil der gesättigten Fettsäuren aufhebt, und sogar Herzinfarkten vorbeugt und die Abwehrkraft des Körpers stärkt. Kokosfett ist trotz seines hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren natürlich cholesterinfrei, wie alle anderen Pflanzenöle und -fette auch.

Natives oder raffiniertes Kokosfett

Kokosfett wird nach Art der Herstellung klassifiziert – es gibt natives oder raffiniertes Kokosfett.

Beim nativen Kokosfett kommen bei der Herstellung keine zusätzlichen Stoffe zum Einsatz – entweder wird es direkt kalt gepresst oder durch andere schonende Verfahren gewonnen. Zubereitet wird das native Kokosfett aus zerkleinertem Fruchtfleisch – ansonsten ist das Öl naturbelassen. Natives Kokosöl wird mittlerweile als sehr hochwertiges Pflanzenfett geschätzt, das sein negatives Image in den letzten Jahren gänzlich ablegen konnte.

Natives Öl ist aus ernährungsphysiologischer Sicht in jedem Fall hochwertiger als raffiniertes Kokosfett. Es schmeckt auch feiner und behält seinen zarten Kokosgeschmack.

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Raffiniertes Kokosfett wird gebleicht, gefiltert und z.T. auch mit chemischen Substanzen behandelt. Dabei werden nicht nur unerwünschte Stoffe wie kleine Fasern oder ähnliches herausgefiltert, sondern auch Geschmacks- und Farbstoffe und ein großer Teil des enthaltenen Vitamin E gehen verloren. Zur Gänze erhalten bleiben hingegen die gesättigten Fettsäuren. Wird das Endprodukt dann auch noch, was üblich ist, gehärtet, können ungesunde Transfettsäuren entstehen.

Industriell verarbeitetes Kokosfett verliert im Laufe der Verarbeitung das typische Kokos-Aroma und wird geschmacksneutral. Es wird üblicherweise in großen Mengen als ‘Plattenfett’ angeboten.

Das aus der Kokosnuss gewonnene Fett – ob nativ oder raffiniert wird hier nicht differenziert – deckt mittlerweile rund acht Prozent des weltweiten Pflanzenölbedarfs und spielt in der Nahrungsmittelzubereitung eine entsprechend große Rolle.

Nicht zuletzt sind die relativ einfache Lagerung sowie die lange Haltbarkeit dafür mitverantwortlich: Kokosfett bedarf keiner Kühlung, es sollte lediglich vor Sonnenlicht geschützt werden – dann ist es bei normaler Raumtemperatur bis zu zwei Jahre haltbar.

Wird das Öl gekühlt, kann die Haltbarkeit noch deutlich verlängert werden: Kokosfett verdirbt somit bei weitem nicht so schnell wie andere Fette, was sicher auch zu seiner Beliebtheit beigetragen hat.

Kochen mit Kokosöl

Natives Kokosfett wird vor allem zur Verfeinerung von Fischgerichten verwendet, kommt aber auch bei Reisgerichten, Curries und der Herstellung von Pasta zum Einsatz. Da es extrem hitzebeständig ist eignet es sich gut zum Frittieren, Braten, Kochen und Schmoren.

Dadurch, dass Kokosöl seinen Rauchpunkt erst bei 177 °C hat, behält es seine gesunden Eigenschaften auch bei hohen Temperaturen.

Hauptsächlich kommt in der Küche aber raffiniertes Kokosfett zum Einsatz. Als Basis für Pralinen, Torten und vor allem Kuvertüren hat es sich Jahrzehnte ob seiner idealen Konsistenz bewährt.

Exkurs Eiskonfekt: Kokosfett erzeugt durch seine Schmelzenergie einen Kühleffekt auf der Zunge. Gewiefte Hersteller machten sich in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts diesen Effekt zunutze und produzierten das allseits beliebte “Eiskonfekt”. Die kleine Schokoladenpralinen, einzeln verpackt in metallicfarbenen winzigen Alubehältnissen, erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit – besonders gesund sind sie allerdings nicht.

Kokosfett wird außerdem in der Speiseeisherstellung und als Bestandteil von diversen Cremefüllungen verwendet – und in letzter Zeit auch stark in der veganen Küche eingesetzt.

Superfood oder “reines Gift”?

Die Medizinerin Prof. Dr. Dr. Karin Michels, Direktorin des Instituts für Prävention und Tumorepidemiologie am Uniklinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bezeichnete bei einem Vortrag Kokosöl als als „das reine Gift“ und “schlimmer als Schweineschmalz.” Die Aufregung unter der Kollegenschaft war groß und die Äußerungen führten zu teilweise heftigem Protest und sehr emotionale Kritik.

Ernährungswissenschafter betonen, dass das Fett der Kokospalme in Maßen genossen keinerlei Probleme mache, wie so oft, mache die Dosis das Gift. Tatsache ist nämlich, dass mehrere internationale Studien das Gesundheitsrisiko belegen, das von Kokosöl ausgehe, zumindest wenn es regelmäßig genossen wird. Grund dafür ist eben der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren (ca. 90 Prozent). Diese erhöhen die LDL-Cholesterin-Werte, welche wiederum Herz- und Kreislauferkrankungen begünstigen weil sie Arterien verstopfen können.

Freilich ist diese Erkenntnis nicht sonderlich neu, doch seit einiger Zeit hat sich ein regelrechter Hype um Kokosöl entwickelt, das Öl wurde ob seiner zahlreichen positiven Eigenschaften für die Gesundheit angepriesen. Die wenigsten davon hielten bisher einer objektiven Prüfung stand. Weshalb sich Dr. Michels offenbar bemüßigt fühlte die Tatsachen durch eine sehr pointierte Aussage zurecht zu rücken.

Eine generelle Verteufelung ist nach Meinung vieler Ernährungswissenschafter allerdings nicht zielführend. Bedenklich seien Produkte der Kokospalme allerdings wegen der meist langen Lieferwege und oft fragwürdiger Anbaumethoden in riesigen Monokulturplantagen, was sich in einer schlechten Öko-Bilanz auswirke.

Kokosöl in der Kosmetik

Kokosfett wird zur Herstellung von Körperpflegeprodukten, Kosmetika und Massageölen verwendet. Es versorgt die Haut mit Feuchtigkeit, Nährstoffen und einem Komplex aus Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien.

Damit verzögert Kokosöl die Entstehung von Falten. Sind bereits Falten vorhanden, sorgt die Laurinsäure für einen nachträglichen ‘Anti- Falten-Effekt’: die Haut spannt sich nach Anwendung des Öls und die Falten werden weniger sichtbar. Anwendung: Mehrmals pro Woche eine haselnussgroße Portion des Kokosöl einmassieren über Nacht einwirken lassen.

Kokosöl hilft auch bei Pigmentstörungen, Altersflecken und Augenringen. Es trägt dazu bei, dass farbliche Hautveränderungen blasser werden oder in leichten Fällen gar verschwinden und beeinflusst so neben seiner pflegenden Eigenschaften auch das optische Erscheinungsbild der Haut.

Manche schwören auch auf die heilende Wirkung des gesunden Öls bei Pickel und Akne: die antimikrobiellen Inhaltsstoffe des Kokosöls können helfen, Entzündungsherde zu lindern.

Pickel und Akne-Herde werden durch direktes Einreiben mit Kokosöl behandelt. Achten Sie darauf, vor jeder Anwendung Ihre Hände gründlich zu waschen und wenn möglich zu desinfizieren, um zu verhindern, dass Schmutz und Bakterien in die Haut eindringen können.

Haarpackungen mit dem duftenden Öl erfreuen sich ebenfalls steigender Beliebtheit und machen Ihr Haar zart und geschmeidig.

Auch Massagen mit Koskosöl sind sehr beliebt. Natives Kokosöl mit seinen hochwertigen Inhaltsstoffen kann bei jedem Hauttyp verwendet werden. Bei trockener und empfindlicher Haut wirkt eine Massage mit Kokosöl besonders pflegend, da es die natürlichen Hautfunktionen stärkt. Auch sonnengeschädigte Haut reagiert auf Kokosöl entspannt – Rötungen, Juckreiz und Spannungen lassen nach.

Ebenfalls positive Effekte werden dem Kokosöl bei der Behandlung und Vorbeugung von Cellulite nachgesagt. Die durch eine Bindegewebsschwäche verursachte Orangenhaut kann durch gezielte Massagen bekämpft werden. Kokosöl wirkt, indem es tief in die Hautzellen eindringt und so den natürlichen Lymphfluss und die Regeneration der Bindehaut fördert.

Die pflegende und gleichzeitig kühlende Wirkung sowie der exotische Duft, der einen unmittelbar in Urlaubsstimmung versetzt, machen eine Ganzkörpermassage mit Kokosöl zudem zu einem sinnlichen und erholsamen Erlebnis.

Das Fett der Kokosnuss ist also tatsächlich ein Alleskönner und vielfältig einsetzbar, Wunder sind dennoch nicht zu erwarten.

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Quellen:

¹ Re-evaluation of the traditional diet-heart hypothesis (Christopher E. Ramsden, NIH; BMJ 2016;353:i1246)
² Antistress and antioxidant effects of virgin coconut oil (Institute of Bioscience, Universiti Putra Malaysia e.a.; Exp Ther Med. 2015 Jan;9(1):39-42. Epub 2014 Nov 3.) PMID: 25452773
³ Kokosöl und andere Ernährungsirrtümer – Prof. Michels | Uniklinik Freiburg (YouTube Originalvideo offline)

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

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