Kinderlebensmittel: das Beste für Ihr Kind oder nur ein Werbegag?
Der kleine Snack für zwischendurch mit der Süße aus Früchten, viel Kalzium und wertvollen Vitaminen. Milchschnitte, Fruchtzwerge und Co. werben mit wertvollen Inhaltstoffen, kindgerechter Verpackung und spannenden Extras. Diese irreführende Werbung soll vom (viel zu hohen) Zucker-, Salz- und Fettgehalt ablenken und von dem, was Kinderlebensmittel wirklich sind – Süßigkeiten.
Kinder lieben sie. Sie freuen sich auf Fruchtzwerge, Maxi King, Nimm 2, Pingui und Co. Natürlich kennen sie auch die kindgerechten Werbefiguren auf den Verpackungen und im Fernsehen und Eltern wollen natürlich nur das Beste für ihr Kind – ob Erziehung, Bildung oder auch Ernährung.
Ein modernes Märchen
Das nutzen Lebensmittelhersteller schamlos aus indem sie durch gezielte Werbung Kindern ein Produkt schmackhaft machen. Gleichzeitig werden durch positive Werbeaussagen die negativen Aspekte unter den Tisch gekehrt und somit auch Eltern für sich gewonnen. Dabei werden schon frühzeitig neue Kunden gewonnen und gebunden. Ein Markenbewusstsein wird unbewusst geschaffen, das maßgeblich für das weitere Ernährungsverhalten verantwortlich ist. Kinder dürfen naschen, doch gesundes Naschen, wie es vermittelt wird ist nichts weiter als ein Märchen anzureihen hinter Hänsel & Gretel oder Dornröschen.
Gut ernährte Kinder
Österreichische Kinder sind gut ernährt, 20 % der drei bis zehn jährigen sind sogar übergewichtig bzw. adipös. Die Tendenz ist leider steigend. Der Grund dafür ist, dass Kinder zu süß und zu fett essen und dabei zu wenig Eiweiß, Ballaststoffe und komplexe Kohlehydrate wie Vollkornprodukte, Nudeln oder Reis zu sich nehmen. Trotz des Überangebotes an Lebensmitteln zählen Vitamin D, Folsäure, Ballaststoffe, Kalzium, Jod und Eisen zu kritischen Nährstoffen bei Kindern.
Es ist nicht sinnvoll, diesen Mangel dadurch zu beheben indem man angereicherte Produkte serviert, sondern durch gezielte Lebensmittelauswahl. Der Kalziumgehalt in Kinderprodukten ist zum Beispiel erheblich niedriger als der in echten Milchprodukten. Produkte die “mit Milch, mit extra Milch” etc. beworben werden haben oft nur Milchpulver, aber keine Milch gesehen.
Sinn und UNsinn von Nährstoff-Anreicherung
Die Anreicherung mit Vitaminen schießt am Ziel vorbei. Am häufigsten wird Vitamin C zugesetzt darauf folgen B Vitamine, was aber eigentlich nicht notwendig ist, da hier keinerlei Unterversorgung besteht. Jedoch ist diese Art der Anreicherung einfach, billig und natürlich auch werbewirksam. Vitamin D wird sehr selten zugesetzt und wenn, dann nur in vernachlässigbaren Mengen da es sehr teuer ist. Sinnvoll sind höchstens Beigaben von Vitamin E und Folsäure, diese sind aber im Verhältnis zu anderen Vitaminen sehr niedrig dosiert.
Kein Zucker?
Die meisten der Kinderprodukte werben damit, dass kein zusätzlicher Zucker zugesetzt, oder nur mit der “Süße aus Früchten” gesüßt wurde. Dies bedeutet nicht, dass kein Zucker vorhanden ist. Diese Werbeaussage gilt übrigens auch für Produkte die mit Zuckeralkoholen beziehungsweise Zuckerersatzstoffen gesüßt wurden. Diese liefern zwar weniger Kalorien, können aber hoch dosiert zu Durchfall führen. Da die “Toleranzgrenze” bei Kindern nicht, oder nur unzureichend bekannt ist, sind sie für Kinderlebensmittel wenig geeignet und müssen mit Vorsicht genossen werden.
Einige Beispiele (laut Untersuchung der Arbeiterkammer):
Milka Milkinis werben mit Milchcremefüllung, mit Kalzium und Traubenzucker. Bei dem Bild auf der Verpackung muss man zuerst an Milch denken. In der Zutatenliste steht Zucker an erster Stelle und ein Milkini (12 g) enthält zwei Gramm Vollmilchpulver, 6 Gramm Zucker (0,9 Gramm davon sind Traubenzucker) und 50 Milligramm Kalzium pro Stück. Ein Kind müsste 18 Stück essen um seinen Bedarf zu decken und würde dabei ca. 45 Würfelzucker und 15 Esslöffel Fett aufnehmen.
Bewusstsein schärfen, bewusster Einkaufen
Um seinen Kalziumbedarf bei Milchschnitten zu decken müsste ein Schulkind 16 Stück essen und würde gleichzeitig ungefähr 35 Würfelzucker und eine halbe Packung Butter essen – eben eine “gesunde Mahlzeit” für zwischendurch.
Tipps für Konsumenten
– Sehen Sie Kinderlebensmittel als Süßigkeiten und integrieren Sie diese auch als solche in den Speiseplan
– Beurteilen Sie Werbeaussagen kritisch
– Honig-, Trauben- und Fruchtzucker ist Zucker
– Magermilch oder Joghurt ist immer einem Snack, der mit Milch wirbt vorzuziehen
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Quellen:
Kinderlebensmittel – Sein und Schein (Studie der Arbeiterkammer)
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