Nahrungsmittelallergien bei Kindern

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Nahrungsmittelallergien bei Kindern

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Nahrungsmittelallergien bei Kindern mit Neurodermitis sind ein häufig auftretendes Problem, das bisweilen schwierig zu diagnostizieren ist. Im Vordergrund der Maßnahmen steht die konsequente Vermeidung der als Auslöser identifizierten Nahrungsmittel.


Besteht Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie, sollte man dies niemals auf die leichte Schulter nehmen, warnen Experten. Vor allem bei jungen Neurodermitis-Patienten können Nahrungsmittelallergene nämlich schwere Schübe auslösen.

Nahrungsmittelallergien bei Kindern – Artikelübersicht:


Nahrungsmittelallergien sind bei Kindern kein seltenes Problem. Junge Neurodermitis-Patienten trifft es besonders häufig. “Etwa jedes dritte Kind mit einer schweren Neurodermitis ist im frühen Kindesalter auch von einer Nahrungsmittelallergie betroffen”, sagt OA Dr. Isidor Huttegger von der Abteilung für Pädiatrische Pneumologie und Allergologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg.

Meistens spielen bei Betroffenen nur ein oder zwei, in Ausnahmefällen drei oder mehr Nahrungsmittel eine gesicherte Rolle für die Ausprägung der Erkrankung. Vor allem auf Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Hühnerei, Weizen oder Soja reagieren die kleinen Patienten allergisch.

Dem Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie muss immer gründlich nachgegangen werden raten die Experten. “Nahrungsmittelallergien werden bei Kindern mit Neurodermitis sehr häufig vermutet, es bedarf einer präzisen Abklärung”, betont OA Dr. Huttegger.

Gründliche Diagnose entscheidend

“Die Diagnosestellung ist einfach, wenn eindeutige Symptome zeitlich einem Nahrungsmittel zugeordnet werden können und ein Allergietest diese Annahme unterstützt”, sagt Dr. Huttegger und betont zugleich, dass das in der Praxis eben nicht immer der Fall ist. Häufig ist die Diagnose nämlich schwierig, zeitaufwändig und erfordert ein abgestuftes Vorgehen über Anamnese und Allergietest bis zur diagnostischen Elimination und Provokation.

Bei einem Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie bei Kindern ist nach jüngsten Erkenntnissen weder auf einfache Haut- noch auf Bluttests Verlass. Nur ein Doppelblindtest verschafft Gewissheit. Zu dieser Einschätzung kommt jedenfalls der Allergologe Paul Brand aus Zwolle (Niederlande) auf dem Jahreskongress der European Respiratory Society.¹

Dr. Huttegger: “Ein positiver Allergietest ohne entsprechende klinische Symptome bedeutet nur Sensibilisierung und nicht Allergie und rechtfertigt keine Diätempfehlungen. Umgekehrt schließt ein negativer Test das Vorliegen einer Allergie nicht sicher aus. Eine genaue Diagnostik ist unumgänglich, um einerseits Schaden durch die Gabe von Nahrungsmittel aber andererseits auch durch deren unbegründete Elimination von den uns anvertrauten Patient/-innen fernzuhalten.”

Kreuzallergien und Abgrenzung zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Ein erhebliches Problem stellen versteckte Allergene dar. So ist zum Beispiel Soja in vielen Produkten enthalten, wo es Konsumenten zunächst nicht vermuten würden. Sojaallergien werden als Kreuzreaktionen bei Birkenpollenallergien gefunden, die bereits ab dem 4. Lebensjahr steil ansteigen.

Als Beispiel nennt Univ.-Prof. Dr. Reinhart Jarisch, Leiter des Floridsdorfer Allergie Zentrums in Wien, die häufigen Beifuß-Allergien, die meist auch eine Sellerieallergie bedeuten. Für die Betroffenen ist Vorsicht beim Essen von “klaren Suppen” geboten, da Sellerie im Suppengrün enthalten ist. Gründliche Schulung der Eltern und so früh wie möglich auch der Kinder ist daher von größter Wichtigkeit.

Nahrungsmittelallergie oder Intoleranz?

Hinter den Symptomen einer vermeintlichen Nahrungsmittelallergie können sich auch Nahrungsmittelintoleranzen verbergen, betont Prof. Jarisch. So kann eine Milchunverträglichkeit auf eine Allergie, aber auch auf eine Laktoseintoleranz hinweisen, die es ebenfalls bei Kindern und Jugendlichen gibt. Gleiches gilt für die häufigere Fruktoseintoleranz, bei der typischerweise auch Sorbit nicht vertragen wird. Sorbit ist als Zuckerersatz Bestandteil vieler “light” Getränke.

Auch bestimmte Nahrungsmittelintoleranzen treten oft gemeinsam mit einer Neurodermitis auf. Prof. Jarisch: “Eine Hautrötung rund um den Mund, nach Essen von Ketchup, lässt an eine Histamin Intoleranz denken, die bei 25 Prozent der Kinder mit Neurodermitis gefunden wird.”

Bei Nichterkennen drohen mitunter schwerwiegende Folgen

Die Folgen einer nicht erkannten Allergie können schwerwiegend sein. Manchmal führt sie “nur” zu einer Verschlechterung der Hautsymptome, häufig treten aber auch andere Beschwerden wie Urticaria (Nesselausschlag), Erbrechen oder Durchfall auf. Im schlimmsten und zum Glück seltenen Fall kann eine Nahrungsmittelallergie auch bei einem Kind zum lebensbedrohlichen allergischen Schock führen.

Dr. Huttegger: “Neben der diätologischen Beratung müssen die Eltern und nach Möglichkeit der Patient oder die Patientin auch in der Behandlung eines potentiellen Notfalls geschult werden.” Erfreulicherweise ist das Problem jedoch in vielen Fällen zeitlich begrenzt, denn kindliche Nahrungsmittelallergien vergehen häufig bis zum Eintritt in die Schule. Allergien auf Erdnüsse, Baumnüsse und Fisch bleiben in den meisten Fällen jedoch ein Leben lang bestehen.

Diät als einzige Therapie

Eine ursächliche Behandlung der Nahrungsmittelallergie ist derzeit leider noch nicht möglich. Betroffene müssen daher jene Nahrungsmittel sorgfältigst meiden, auf die sie allergisch reagieren. Wie einfach oder kompliziert das ist, hängt wesentlich davon ab, um welches Allergen es sich im individuellen Fall handelt.

So ist es in Mitteleuropa natürlich deutlich einfacher, den Konsum von Krabben oder Muscheln zu vermeiden als von Weizen oder Milchprodukten. “Es ist ganz wichtig, dass Kinder auch unter einer Eliminationsdiät ausgewogen ernährt werden, damit keine Mangelernährung entsteht”, so Dr. Huttegger.

[red]

Quellen:

¹ www.medical-tribune.de – Medical Tribune / European Respiratory Society

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