Fischratgeber: Fischkauf richtig gemacht

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Fischratgeber: Fischkauf richtig gemacht

Gesunder Fisch sollte so oft wie möglich auf den Tisch, allerdings nicht um jeden Preis. Artenschutz und umweltgerechte Fangmethoden sollten unbedingt Priorität haben, denn mittlerweile sind bereits drei Viertel der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt. Egal ob Süßwasser- oder Meeresfische, egal ob aus Zucht- oder Wildfang, wir haben die Tipps, worauf Sie beim Fischkauf achten sollten.


Fischratgeber: Tipps & Tricks für Ihren Fischkauf

Ob Alpenlachs, Brasse oder Branzino, das Binnenland Österreich ist in den letzten Jahren zunehmend zum Paradis für Fischesser geworden. Laut Statistik Austria ist der Fischkonsum von fünf Kilogramm pro Kopf im Jahr 1995 auf heute beinahe acht Kilogramm angewachsen, Tendenz steigend. So begrüßenswert diese Entwicklung aus ernährungswissenschaftlicher Sicht wäre, so problematisch ist sie aus ökologischen Gründen. Denn die Mehrzahl jener Meeresfischarten, die wir beim Fischhändler so gerne kaufen, gehört bereits zu den bedrohten Arten.

Arten- & Klimaschutz

Neben dem großen Problem der Überfischung ist aber auch noch der CO2-Ausstoß durch den zumeist sehr weiten Transport gewaltig. Womit wiederum ein nicht unwesentlicher Beitrag zum Klimawandel geleistet wird.

Nach Angaben der Welternährungsorganisation gelten bereits 77 Prozent der wirtschaftlich wichtigen Fischbestände als überfischt, erschöpft oder bis an die Grenze genutzt. Unter Feinschmeckern beliebte Raubfische wie Tunfisch, Schwertfisch oder Dorsch (Kabeljau) sollen bereits bis zu 90 Prozent abgefischt worden sein. Trotz dieser dramatischen Zahlen, sind erst wenige VerbraucherInnen darüber informiert.

Zerstörerische Fangmethoden

Aufgrund der enormen Nachfrage werden viele Fischbestände in den Weltmeeren bis an ihre Grenzen abgefischt. Über Jahreszeiten und fangsaison hinweg landen nicht selten sogar mehr Fische in den Netzen als nachwachsen können.

Falsche Fangmethoden schädigen nicht nur die Fischbestände und den Meeresboden als Lebensraum zahlreicher Meerestiere. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bringen sie ganz nebenbei 90 Millionen Tonnen Beifang, der gar nicht zum Verkauf im Lebensmittelhandel geeignet ist, zu Tage.

Zuchtfisch als ökologische Alternative?

Wegen der gigantischen Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten, kommt die Großzahl der angebotenen Ware mittlerweile aus Zuchtbeständen. Doch wer meint, dass Zuchtfische generell eine umweltschonendere Alternative wären, irrt leider. Denn auch die Zuchtfischerei bleibt häufig nicht ohne negative Folgen für die Umwelt: Antibiotika und Kot verunreinigen die umgebenden Gewässer.

Für Einzelhandelskonzerne ist Aquakultur, wie die Zuchtware auch genannt wird, wegen des stetigen, billigen Warenflusses interessant. Doch leider verschärfen die meisten Formen von Aquakultur das Problem der Überfischung sogar noch. Denn mit Ausnahme weniger pflanzenfressender Fischarten ist nämlich die Bereitstellung von eiweißhaltigem Futter für die Aufzucht der Fische und Krustentiere erforderlich. Nicht selten werden gar Wildfische als Futter für Zuchtfische verwendet. Mittlerweile gibt es Süß- und Salzwasserfische, Schalentiere, Muscheln und auch Algen aus Aquakultur. Dass darüberhinaus Fische und Schalentiere aus Aquakultur ihren wilden Verwanten geschmacklich um einiges nachstehen, ist nicht nur Feinschmäckern bekannt.

Worauf Sie beim Fischkauf achten sollten

Beim Kauf von Frischfisch sollten Sie einige Tipps beherzigen, anhand folgender Merkmale lässt sich die Frische gut beurteilen:

  • Die Kiemen eines frischen Fisches sollten je nach Art leuchtend hell- oder dunkelrot sein – in keinem Fall aber braun oder grau.
  • Frischen Fisch erkennt man unter anderen an einem klaren Blick: Die Augen sollten einen metallischen Glanz haben und leicht nach außen gewölbt, die Hornhaut durchsichtig sein.
  • Die Haut sollte eine kräftige, glänzende Farbe haben und nicht zu trocken sein. Die Haut frischer Fische ist zudem mit einem durchsichtigen Schleim bedeckt.
  • Das Fleisch frischer Fische sollte fest und elastisch sein: Drückt man mit dem Finger auf das Fleisch eines frischen Fisches, sollte es innerhalb weniger Sekunden wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück kehren.
  • Frischer Fisch riecht relativ neutral. Penetranten Fischgeruch verströmen nur verdorbene Fische. Der Geruch lässt sich am besten hinter dem abgespreizten Kiemendeckel wahrnehmen. Ein Riechtest beim Kauf lohnt tatsächlich.

Anleitung für ökologisch sinnvollen Fischkauf

All den genannten Entwicklungen zum Trotz, besteht kein Grund zur Hoffnungslosigkeit. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Macht der Konsumenten: VerbraucherInnen können den Schutz der Meere unterstützen, indem sie beim Einkauf Fisch aus nachhaltiger Fischerei fordern und nicht-nachhaltige Fischprodukte konsequent meiden. Um im Supermarkt und beim Fischhändler die richtige Wahl zu treffen, hat GREENPEACE einen informativen und sehr praktischen Fisch-Einkaufsratgeber herausgebracht. Den Link zum übersichtlichen Online-Angebot finden Sie am Ende des Artikels. Anbei die wichtigsten Infos kurz zusammengefasst:


Fotos: World Wide Fund for Nature (WWF)

Beim Süßwassserfisch gibt es in Österreich mittlerweile auch bei Zuchtfischen eine vernünftige und nachhaltige Alternative: In Österreich ist die “ARGE Biofisch”, eine Initiative österreichischer Teichwirte, die Fische nach den Richtlinien von Bio-Austria züchtet. Erhältlich sind Karpfen, Forelle, Saibling, Rotauge, Wels, Hecht und Schleie. Daneben gibt es in Österreich auch Bio-Fisch, der nach den Richtlinien anderer europäischer Verbände (Naturland, Soil-Association, etc.) gezüchtet wurde z.B. Lachs und Dorade (Wolfsbarsch).

Die Besatzdichten sind in der Ökoaquakultur wesentlich geringer als in der konventionellen Aquakultur. Es werden möglichst heimische Arten gehalten und als Umgebung während der Aufzucht werden in Österreich nur naturnahe Erdteiche akzeptiert, wogegen im Ausland auch Plastikteiche oder Plastikbecken eingesetzt werden.¹

Diese Fischarten sollten Sie beim Einkauf meiden²

  • Alaska-Seelachs/Pazifischer Polar-Dorsch
  • Atlantischer Dorsch
  • Atlantischer Lachs aus Wildfang und Zucht
  • Hoki/Blauer Seehecht (Macruronus novaezelandia)
  • Neuseeländischer Sankt Petersfisch
  • Plattfische: z.B. Scholle, Alaska-Heilbutt
  • Seehecht
  • Seelachs/Köhler (Pollachius virens)
  • Shrimps und Garnelen: Black Tiger Garnele, White Tiger Garnele, Königsbzw. Riesengarnelen (“King Prawns”), Gambas
  • Tintenfisch, Oktopus, Pfeilkalmar (Nototodarus spp., Octopus spp., Sepia spp.)
  • Tunfisch: z.B. Gelbflossentun/Heller Tun (“Yellowfin”), Weißer Tun, Blauflossentun Fragen Sie nach Skipjack-Tunfisch (Katsuwonus pelamis), der mit Angeln (“Pole & Line”) gefangen wurde!

“Rote Fische”: GREENPEACE-Einkaufsratgeber für Fisch & Meeresfrüchte (PDF-Datei zum doppelseitigen ausdrucken, falten und in die Geldbörse stecken. Zum Betrachten wird Adobe Reader benötigt). Die als Rot bewerteten Fischarten wurden von Greenpeace als diejenigen identifiziert, die aus ökologischen Gründen längst aus den Regalen unserer Supermärkte verschwunden sein sollten und bei denen derzeit der dringendste Handlungsbedarf besteht. Greenpeace empfiehlt, diese Fischarten beim Fischkauf zu meiden.

Quellen:

¹ & ² GREENPEACE – Fisch aus nachhaltiger Fischerei

Foto: U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration & Kave Atefie

[red]

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– WWF Fischratgeber
– gesunder Fisch: Ernährungstipps
– Greenpeace Empfehlungen zum Fischkauf
– Cadmium in Lebensmitteln
– Rezepte mit Fisch bzw. Meeresfrüchten
– Listerien in Fisch und Käse – Nahrungsmittelvergiftung
– Bio-Lebensmittel
– hier geht’s zum Archiv