Wildpflanzen & Blüten – gesund durch Bitterstoffe

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Wildpflanzen & Blüten - gesund durch Bitterstoffe

Was bitter im Mund macht den Magen gesund: auch wenn es vielleicht ungewohnt anmutet oder sogar schwer fällt, die lieblichen Blüten und Blätter von Gänseblümchen, Veilchen, Löwenzahn oder die haarigen Blätter der Brennnessel zu verspeisen – sie haben gesundheitlich einiges zu bieten und sind noch dazu eine Gaumenfreude der etwas anderen Art. Ob zum Verfeinern von Salaten, als Ingredienzien von Honig oder als Gemüseersatz in Reisgerichten. Der Kreativität in der Küche sind keine Grenzen gesetzt.


Wildpflanzen voller gesunder Bitterstoffe – Artikelübersicht:

Viele heimische Heilpflanzen wie Brennnessel, Mariendistel, Pfefferminze, Hirtentäschel, Vogelmiere, Schafgarbe, Rosmarin, Salbei und Bärlauch kurbeln durch die enthaltenen Bitterstoffe den Stoffwechsel an und unterstützen dadurch Entgiftungs- und Ausscheidungsvorgänge. „Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“ sagt schon der Volksmund. Heute weiß man, dass Bitterstoffe Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse unterstützen und positiv auf das Herz-Kreis-Lauf-System wirken.

Während früher Gemüse und Salate wie Chicorée, Radicchio oder Endivien noch kraftvoll und bitter schmeckten, werden heutzutage nur noch mild schmeckende Sorten gezüchtet und der bittere Geschmack ist selten geworden. Dabei gehen den Menschen die wertvollen Vorteile der Bitterstoffe abhanden. Die Folgen von fehlenden Bitterstoffen sind vielseitig und reichen von Übergewicht bis hin zu Verdauungsschwächen, Völlegefühl und Stoffwechselkrankheiten. Zudem verkümmern die Geschmacksnerven, während das Verlangen nach milden und süßen Lebensmitteln wächst.

Warum sind Bitterstoffe gesund

An sich sind Bitterstoffe Gifte, mit denen sich Pflanzen vor Fressfeinden schützen. Für den Menschen sind viele dieser Stoffe allerdings sehr gesund. Sie werden traditionell vor allem zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Sie steigern die Magen- und Gallensaftsekretion und wirken damit verdauungsfördernd.

“Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund.” Das Sprichwort kommt also nicht von ungefähr, denn die wohltuende Wirkung der Bitterstoffe betrifft noch weitere Bereiche:

  • sie fördern die Verdauung
  • stärken das Immunsystem
  • sind gute Basenspender
  • helfen beim Abnehmen
  • sind gut für das Nervensystem
  • und sie unterstützen die Leber

Bitterstoffe im Essen sind vor allem bei Übergewicht und starken Süßgelüsten zu empfehlen, da sie wie eine Essbremse wirken und früher zu einem Sättigungsgefühl führen. Der aromatische Geschmack aktiviert die Verdauung. Außerdem wirken Bitterstoffe wie ein “Schleimhaut-Training” oder eine gratis Jogging-Stunde für den Darm.

Die Schleimhäute ziehen sich durch den bitteren Geschmack zuerst zusammen und dehnen sich dann wieder aus. Dabei können Gifte, Stoffwechselschlacken, Viren und Bakterien sowie Pilze leichter abtransportiert und ausgeschieden werden.

Gänseblümchen, Veilchen, Löwenzahn & Co.

Das Gänseblümchen (lat. Bellis perennis: bellis = schön, hübsch; perennis = ausdauernd, mehrjährig) wächst fast auf jeden Rasenfläche und gehört zu den bekanntesten Pflanzen in Mitteleuropa. Die „Schöne“ trägt im Volksmund viele unterschiedliche Namen wie zB. Augenblümchen, Himmelsblume, Maiblume, Marienblümchen, Maßliebchen, Mondscheinblume, Morgenblume, Osterblume, Regenblume, Sonnenblümchen und Tausendschön.

Das Gänseblümchen ist in der Volksmedizin eine Heilpflanze. Die Blüten enthalten den Wirkstoff Saponin, ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe. Sie wirken dadurch blutreinigend und werden bei Hautkrankheiten und Leberleiden eingesetzt. Die Inhaltsstoffe wirken auch entwässernd und Gänseblümchen sind eine gute Ergänzung für eine Getreidekur im Frühling.

Die Blüten und jungen Blätter können im Salat, als Zusatz zu Brotaufstrichen oder als Dekoration zu den Speisen verwendet werden. Suppen und Saucen bekommen durch Blätter und Blüten eine zusätzliche besondere Note. Die Knospen sowie die nur halb geöffneten Blüten schmecken angenehm nussartig, die geöffneten Blüten dagegen leicht bitter, wodurch sie sich vorrangig als Salatbeigabe eignen. Sauer eingelegt werden Knospen als Kapernersatz verwendet.

Schon seit langem ist auch der Löwenzahn (Röhrlsalat, Pusteblume, Kuhblume, Augenwurz, Franzosensalat, Wiesenlattich, Pfaffenröhrl, Hundeblume, Bammbusch, Schmalzblümlein, Saublume) als Heilpflanze bekannt. Schon in der Antike schätzte man ihn als Magenmittel und im Mittelalter wurde der Milchsaft zur Behandlung von Augenleiden (griech. Taraxis = Augenentzündung und akeomai = ich heile) verwendet.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind die Bitterstoffe (Taraxacin in Wurzel und Kraut), Inulin, Vitamin C, A und B und ein hoher Kaliumgehalt. Löwenzahn wirkt so aktivierend auf den (Zell)Stoffwechsel, regt die Gallen- und Magensaftproduktion an und fördert die Entleerung der Gallenblase. Insgesamt wird die Ausscheidungsfunktion von Leber und Niere unterstützt. Löwenzahn gilt in der Volksmedizin als blutreinigend und wirksam bei Rheuma, Gicht, Verdauungsstörungen, Ekzemen und Lebererkrankungen. Der weiße Milchsaft wird auch zur Behandlung von Warzen eingesetzt.

Die Heilaspekte des Löwenzahns variieren in der Traditionellen Chinesischen Medizin je nach Pflanzenteil: Das Knabbern frischer Löwenzahnblätter und –stängel bringt die Körpersäfte in Schwung und reinigt das Blut. Sie haben harntreibende Wirkung, regen die Nieren an und senken den Blutdruck. Aus diesem Grund sind sie im Gegensatz zur Brennnessel für Menschen mit niedrigem Blutdruck nicht zu empfehlen.

So bitter die Wurzel vom Löwenzahn ist, so leicht löst sie Bitterkeit auf. Am besten wirken die Bitterstoffe der Wurzel als Tee. Es empfiehlt sich Löwenzahnwurzel-Tee kurz vor der Mahlzeit zu trinken. Die Wurzeln von Löwenzahn gelten in China übrigens als Delikatesse. Frisch ausgraben, mit der Gemüsebürste gut reinigen, schräg in Scheiben schneiden und im Wok oder in der Pfanne mit Gemüse knackig anbraten. Ein Genuss!

Gesunde und wohlschmeckende Blüten

Neben Kräutern können wir auch zahlreiche Blumen und Blüten für unser Wohlbefinden nutzen. Im Mittelalter wurde zwischen Blumen und Gewürzen etwa kein großer Unterschied gemacht. So waren Rosensuppe als Nachspeise oder ausgebackene Holunderblüten und Salbeiblätter übliche Gerichte, auch Löwenzahn und Rotklee wurden in der Küche verwendet.

Heute werden essbare Blumenblüten in der Küche wiederentdeckt und dienen nicht mehr bloß als dekorierende Tellerrandblümchen, sondern werden als gesunder Farbakzent im Salat eingesetzt. Das heißt, sie werden nicht mehr behutsam zur Seite geschoben, sondern mitgegessen.

Veilchen und Stiefmütterchen – sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch geschmacklich etwas besonderes. Für Tee, Salate, kandiert als Süßigkeit oder Dekoration für Desserts.

Rosenblütenblätter bzw. -knospen – mit Rosen lässt sich in Form von Keksen, Pasteten, Likören oder Sirupen Romantik ins Essen zaubern. Zum Würzen, sowie kandiert, sind sie einfach unwiderstehlich – ob in Salaten oder als Tortendekoration. Getrocknete Rosenknospen ergeben einen wunderbar duftenden Tee.

Schon zu Großmutters Zeiten wurde die Ringelblume aufgrund ihrer kräftigen Färbung als Safranersatz zum Einfärben von Speisen verwendet. Passt gut zu Butter, Salaten und Käse. Auch die jungen Blätter der Ringelblume sind essbar.

Obwohl wir Lavendel in erster Linie mit Duftsäckchen in Verbindung bringen, sind seine Blüten eine essbare Dekoration mit herb-würzigem Geschmack. Lavendel ist beispielsweise fixer Bestandteil der Kräuterwürzmischung “Herbes de Provence”. In England ist Zucker mit Lavendelgeschmack beliebt (Blüten mit dreifacher Menge ihres Gewichts in Zucker einstampfen). Oder würzen Sie ein Lammgericht statt mit Rosmarin einmal mit Lavendel.

So anmutig und vielleicht auch verführerisch manche Wiesenblumen wirken, so gefährlich können sie auch sein. Die Liste der giftigen Blüten ist lang. Blumen wie Fingerhut, Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Butterblume – so schön und verlockend der Name auch klingt – sind beispielsweise sehr giftig. Auch Allergiker sollten besonders vorsichtig sein, denn viele Blüten enthalten allergene Stoffe.

Die richtige Zubereitung von Blüten

Die meisten Blumen eignen sich für Salate oder als essbare Dekoration, nur wenige können auch gekocht werden. Kleine Blüten wie Gänseblümchen, Borretsch oder Veilchen werden ganz über den Salat gestreut, größere zerteilt man behutsam.

Bei Blüten von Korbblütlern (Ringelblume, Chrysantheme) nimmt man nur die zarten äußeren Blütenblätter. Die Aromastoffe der Pflanze sind am intensivsten, wenn der Tau getrocknet ist, aber die Sonne noch nicht in voller Kraft scheint. Deshalb Blumen am besten vormittags pflücken, kurz mit Wasser abspülen und mit Küchenrolle trocken tupfen.

Stempel, Staubblätter und grüne Teile muss man bei großen Blüten vorsichtig entfernen. Bitte nur Blüten aus dem eigenen Garten bzw. von ungespritzten Pflanzen verwenden! Blumen zum Essen sollte man nicht beim Blumenhändler kaufen, denn dort sind die Blumen meistens mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.

© essen:z ernährung + beratung
Dr. Claudia Nichterl

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Fotohinweis: Bild von congerdesign auf Pixabay.com

Linktipps

– Gesunder Löwenzahn
– Gundelrebe | Wildpflanzen in der Küche
– Brennessel: Heilpflanze und nicht Unkraut
– Wermut | Heilpflanzenlexikon
– Waldmeister | Wildpflanzen in der Küche
– Gartenkalender – was ist wann zu tun?
– Rezept: Gebackene Hollunderblüten
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