Tattooenfernung – was beim Lasern zu beachten ist
Falsche asiatische Schriftzeichen am Unterarm, der Name der Ex am Handrücken, oder ein Teufelchen am Popo: In Jugendtagen heiß geliebt, wird das Tattoo ein paar Jahre später oft zum peinlichen Hautschmuck. Aber was tun, wenn man die Körperbemalung wieder loswerden möchte? Gab es bisher kaum eine Möglichkeit vor allem grüne und blaue Tattoos komplett zu entfernen, lässt eine neue Laser-Technologie nun hoffen.
Tattooenfernung mittels Laser – Artikelübersicht:
Mehr als ein Fünftel aller Amerikaner ist tätowiert, die Tattoo-Branche dort erwirtschaftet einen Jahresumsatz von unglaublichen 2,3 Milliarden Dollar. Auch in Österreich sind Schätzungen zu Folge, gut eine halbe Million Menschen tätowiert, Tendenz nach wie vor steigend. Der Großteil davon ist zwischen 20 und 50 Jahre alt, die meisten ließen ihre erste Tätowierung im Alter zwischen 16 und 20 stechen.
Nicht wenige davon – Schätzungen gehen von mindestens 5% aus – wollen die Körperbemalung aber aus den unterschiedlichsten Gründen wieder loswerden. Oft genug wird im jugendlichen Überschwang einfach nicht bedacht, dass es nach wie vor eine Reihe von Berufen gibt, wo ein Tattoo schlichtweg ein No-Go ist: Für Flugbegleiter ist z.B. bei den meisten Fluglinien Einstellungsvoraussetzung, eben kein sichtbares Kunstwerk am Körpers zu tragen. Gleiches gilt übrigens für den Polizeiberuf, wo eine Tätowierung am Hals oder im Gesicht unter Garantie eine Einstellung verhindert. Aber auch handwerklich schlecht gemachte Tattoos veranlassen immer mehr Träger den alten Hautschmuck entfernen zu lassen – und sei es nur, um Platz für neue, schöne Tätowierungen zu machen.
Tattooenfernung einst und jetzt
Das Ziel bei Tattooentfernungen – gleich ob mittels mechanischer, chemischer oder chirurgischer Behandlungen – ist bei sämtlichen Methoden das gleiche: die Entfernung der Farbpartikeln des Tattoos. Diese liegen als gebündelte Farbpigmente in der Haut eingelagert und werden in den Papillarkörpern der Haut, von einer festen Kollagenschicht umgeben, dauerhaft eingekapselt. Am längsten halt- und sichtbar sind übrigens diejenigen Farbpigmente, die in der mittleren Hautschicht (Lederhaut, oder Dermis) eingelagert sind.
Früher wurden Tätowierungen mittels mechanischer oder thermischer Reize abgetragen oder durch ein chemisches Peeling abgeschliffen. Kleine Stellen konnten auch chirurgisch entfernt werden, dabei entstanden allerdings immer mehr oder weniger sichtbare Narben.
Heute ist bei Tattooentfernungen Lasern die gängigste Methode. Bei der Tattooentfernung mittels Laser werden durch den Lichtimpuls des Lasers die einzelnen Farbpigmente in der Haut zum Explodieren gebracht. Der Laserstrahl dringt in die Haut ein und wird von den Farbpigmenten absorbiert, dies führt zu einem regelrechten Spreng- oder Platzeffekt. Das Gefühl bei der Behandlung ähnelt jenem einer Tätowierung.
Tattooentfernung mittels Lasertherapie
Bisher wurden in der Tattooentfernung CO2-Laser, Rubin-Laser oder sogenannte Q-Swiched Laser eingesetzt. Um das Tattoo nahezu vollständig zu entfernen, waren mit den bisherigen Laserbehandlungen 10 – 12 Sitzungen notwendig, wobei da natürlich die Größe des Tattoos die entscheidende Rolle spielt. Aber auch die Auswahl der verwendeten Farben und die Einbringungstiefe der Tattoo-Tinte in die Haut beeinflussen das Ergebnis der Behandlung maßgeblich.
Garantiert nebenwirkungsfrei sind aber auch diese Laserbehandlungen nicht: Nach der Behandlung können an der gelaserten Stelle punktartige Blutungen und Bläschen, im Fachjargon „Purpura“ genannt, auftreten. Die behandelten Hautareale sollten jedenfalls in den folgenden Tagen mit einer antibakteriellen Wundsalbe behandelt werden, bis sich die Kruste löst. Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Tattooentfernung sind allerdings das Auftreten von Verbrennungen, sowie die Bildung von Narben. Manchmal kommt es auch dazu, dass die gelaserte Haut heller ist, als die Umgebungsfläche (Hypopigmentierung), weil die Pigmentierung der Haut durch die Lasereinwirkung unregelmäßig geworden ist. Das passiert insbesondere dann, wenn mit falschen Wellenlängen gelasert wird.
Nicht häufig, aber dennoch möglich ist auch das Auftreten von Akne oder Herpes nach der Bestrahlung – besonders bei empfindlichen Hauttypen. Ein weiterer Nachteil der bisher gängigen Lasermethoden: bunte Tattoos lassen sich in der Regel deutlich schwerer entfernen, als schwarze. Insbesondere grüne und blaue Tattoos sind besonders hartnäckig und im schlimmsten Fall werden nur einzelne Farben entfernt und das Ergebnis ist am Ende noch unansehnlicher als das ursprüngliche Bild. Das liegt daran, dass bisherige Lasersysteme mit den zugehörigen Licht-Wellenlängen nicht für eine erfolgreiche Entfernung jeder Tattoo-Farben gleichermaßen geeignet sind.
Neue Technologie verspricht schonende Tattooentfernung
Nun scheint sich aber auch für diese Fälle eine neue Technologie zu etablieren: Die Bochumer Uni Hautklinik hat als erstes Krankenhaus Europas einen neuartigen Laser erhalten, der auch mit schwierigen Farben fertig wird und mit dem die Körperbemalung gänzlich ohne Rückstände entfernt werden kann. Das neuartige rund 300.000 € teure Lasergerät PicoSure soll Tattoos fünf Mal schneller, schmerzfreier und fast rückstandslos verschwinden lassen, verspricht jedenfalls der Hersteller Cynosure.
Möglich wird das, weil der Laser die Energie des Lichts auf ganz kurze Zeit zusammen drückt, wobei ganz kurz eine Pikosekunde, also 0,000000000001 Sekunden meint. Mittels einer Billion Lichtimpulse sprengt der Laser die Farbpigmente regelrecht weg, sodass sie zerfallen in kleinste Teile zerfallen und von Fresszellen im Körper leichter abtransportiert werden können als bei herkömmlichen Laserbehandlungen.
Dadurch dass die Tinte die starken Energieimpulse des Lasers absorbiert, wird das umliegende Gewebe nur minimal gereizt. Und weil der neue Laser kaum noch mit Hitze arbeitet, entstehen auch weniger Narben und auch die Nebenwirkungen sind weniger häufig als bei herkömmlicher Lasertechnologie.
“Stellen Sie sich vor, dass sie ihren Finger nur ganz kurz an die heiße Herdplatte haltern – sie werden keine Verbrennung und auch keine Narbe haben. Wenn Sie allerdings länger draufbleiben werden sie sich ohne Zweifel verbrennen,” bringt Dr. Klaus Hoffmann, leitender Arzt der Abteilung für ästhetische und operative Medizin der Unihautklink Bochum im St. Josefs – Hospital einen plakativen Vergleich. Ein weitere Vorteil der neuen Technologie: für die Entfernung der Körperbemalung werden weniger Sitzungen benötigt, wobei pro Sitzung allerdings mit 200€ bis 500€ gerechnet werden muss. Insgesamt entstehen also Kosten von ca. 1.500.- € bis 2.000.- € – und einen Zuschuss der Krankenkasse gibt es auch nicht.
Fazit: Auch wenn es sich nach einem langwierigen und schmerzhaften Verfahren anhört, haben PicoSure und andere Zukunftstechnologien dafür gesorgt, dass sich Tätowierungen sehr viel einfacher loswerden lassen. Außerdem haben sie eine völlig neue Wachstumsindustrie geschaffen: das Entfernen von Tätowierungen.
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Quellen:
¹ Universitätshautklinik der Ruhr Uni Bochum im St. Josef Hospital
² Welcher Laser für welche Tattoo-Tintenfarben?
³ Vice Alps Vienna (2014, volume 8, number 5)
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
– Tattoo & Piercing: Infos, Tipps und Adressen
– Entfernung von Tattoos
– Moderne Tattooentfernung- Methoden und Risken
– Fälschliche Verwendung chinesischer Schriftzeichen bei Tattoos (eng.)
Gerätehersteller:
– PicoSure
– Skin Light Tattoo Laser (derzeit offline)