Nierensteine und Harnsteine (Nephrolithiasis)
Nieren- oder Harnsteine sind kristalline Ablagerungen unterschiedlicher Zusammensetzung und Größe, die sich durch im Urin gelöste Stoffe bilden.
Nierensteine sind kleine, feste Ablagerungen, die sich den Nieren (im Nierenbecken) oder den Harnwegen bilden. Wenn sie in die Harnleiter wandern, spricht man von Harnleitersteinen. Beide Arten können zu schmerzhaften Beschwerden führen und müssen behandelt werden.
Die Begriffe Nierensteine und Harnsteine werden mitunter synonym verwendet.
Harnsteine (lat.: Urolithe) bzw. Nierensteine (Nephrolithiasis) werden im Nierenbecken gebildet und können sehr klein sein (Nierengries), oder aber auch das ganze Nierenbecken ausfüllen.
Sie sind ein Problem, mit dem sowohl Allgemeinmediziner als auch Fachärzte konfrontiert werden. Je nach Größe, Lage und Beweglichkeit der Harnsteine ist das Beschwerdebild. Von leichten Schmerzen bis hin zu den gefürchteten, äußerst schmerzhaften Nierenkoliken kann sich die Harnsteinerkrankung bemerkbar machen.
Typische Allgemeinsymptome sind Übelkeit, Bauch- und Flankenschmerzen mit Ausstrahlung in den Blasenbereich, einige Betroffene können jedoch symptomfrei sein.
Die Diagnose erfolgt häufig per Ultraschalluntersuchung (Sonographie), aber auch Urinteststreifen können helfen, Klarheit über die Diagnose zu verschaffen. Manchmal lässt sich dabei auch eine Mikro- oder Makrohämaturie oder ein begleitender Harnwegsinfekt nachweisen.
Asymptomatische Harnsteine können sich als Zufallsbefund bei Routineuntersuchungen finden; sie sollten dann zwar regelmäßigen Kontrollen unterzogen werden, eine Intervention ist bei Beschwerdefreiheit und stationärem Befund aber nicht notwendig. Obstruierende Nierensteine können akute Koliken (starke, krampfartige Schmerzen im Bauchraum) auslösen, die außerordentlich heftig ausfallen können.
Wie machen sich Nierensteine bzw. Harnsteine bemerkbar? Welche Folgen können eintreten?
Ursachen der Steinentststehung
Harnsteine treten typischerweise in den ableitenden Harnwegen auf, aber auch eine intrarenale Steinbildung ist möglich. Sie bestehen zu etwa 95% aus Kristallen, die Steinmatrix kann zu einem geringen Prozentsatz auch aus hochmolekularen organischen Verbindungen bestehen.
Harnsteine entstehen bei Überschreiten des Löslichkeitsproduktes der steinbildenden Substanzen. Im Urin gelöste Stoffe kristallisieren dabeim aus und bilden Ablagerungen. Hierbei kann es sich um Kalziumoxalat, Kalziumphosphat, Magnesiumammoniumphosphat (Struvit), um Harnsäure oder Zystin handeln.
Das Erreichen des Aktivitätsproduktes hängt von der Konzentration lithogener Substanzen, aber auch vom Urin-pH und von der Ionenstärke ab. Die Kristallbildung tritt auch in Gegenwart von Kristall-Inhibitoren wie Zitrat, sauren Mucopolysacchariden und Diphosphonaten auf.
Risikofaktoren für Harnsteine sind familiäre Disposition und Lebens- bzw. Ernährungsgewohnheiten (unzureichende Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel oder übermäßiger Konsum bestimmter Nahrungsmittel).
Auch therapeutische Maßnahmen wie Vitamin C- und Vitamin D-Therapie oder Kalziumzufuhr können eine Nephrolithiasis begünstigen. Erkrankungen, die zu Harnsteinen führen können, sind Gicht, Diabetes mellitus, Hyperparathyreoidismus und Malignome im Rahmen einer Hyperkalzämie und Hyperkalziurie.
Kalziumsteine am häufigsten
Dabei zeigt sich, dass Kalziumsteine in reiner oder gemischter Form den weitaus größten Anteil des analysierten Materials ausmachen. Zystin-Steine kommen hingegen ziemlich selten vor. Bei der Genese von Struvit-Steinen spielen Harnstoff-spaltende Bakterien eine entscheidende Rolle.
Struvit-hältige Steine können primär oder sekundär infiziert entstehen. Das Enzym Urease verursacht die Bildung von Ammonium und Bikarbonat, was zur Erhöhung des Harn-pH Wertes führt. Der wichtigste verantwortliche Keim ist Proteus mirabilis. Andere Erreger sind Providencia spp., Klebsiella, Pseudomonas, Serratia und Staphylokokken.
Diagnose und Therapie
Die Diagnose lässt sich bei akuter Obstruktion schon anhand der klinischen Symptomatik stellen. Typisch ist auch das gute Ansprechen auf Spasmolytika. Sichern lässt sich die Diagnose mittels Sonographie und Röntgen (Abdomen Übersichtsaufnahme, intravenöse Pyelographie). Oft findet sich dabei auch ein Harnaufstau proximal des Steins (Hydronephrose).
Die Behandlung von Nierensteinen hängt von der Größe des Steins ab. Kleine Steine gehen oft spontan ab und können mit dem Harn ausgeschieden werden.
Größere Steine müssen mithilfe einer Lithotripsie oder einer Operation entfernt werden. Bei einer Lithotripsie handelt es sich um ein nicht-invasives Verfahren, bei dem verhärtete Substanzen bzw. Festkörper – sogenannte Konkremente – durch Stoßwellen zertümmert werden.
An konservativen Akutmaßnahmen empfiehlt sich, abgesehen von Spasmolytika, eine reichliche Flüssigkeitszufuhr. Insgesamt können diese Maßnahmen zum spontanen Steinabgang führen.
Eine eventuelle entzündliche Begleitreaktion muss mittels Antibiotika behandelt werden. Symptomatische Nierensteine, die nicht mit konservativen Maßnahmen zum Steinabgang gebracht werden können, verlangen weiterführende Maßnahmen wie z.B. Bergung des Steins mittels Schlinge oder mittels Stoßwellenlithotripsie (ESWL).
Bezüglich der ESWL ist ergänzend festzuhalten, dass die Möglichkeit von Spät- oder Folgeschäden an der Niere nicht ausgeschlossen werden können.
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Linktipps
– Medizinlexikon: Niere
– Blut im Harn
– Stoßwellentherapie: Heilung mittels Schall
– Purine können Gicht verursachen
– Dialyseverfahren: Bauchfelldialyse
– Gallensteine
– Wichtige Vitamine
Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!